Schule als Spiegel der Gesellschaft
Schule als Spiegel der Gesellschaft
„Die vernünftigen Menschen passen sich der Welt an, die unvernünftigen versuchen, sie zu verändern. Deshalb hängt der Fortschritt von den Unvernünftigen ab.“
George Bernhard Shaw
Verfasserin: Anna Untersberger
Der Autor dieses wunderbar treffenden Zitates hat zwar in keinster Weise etwas mit dem System Schule zu tun, trotzdem verbinde ich dieses Zitat mit einem tief verankerten Problem unserer Gesellschaft, das sich folgenschwer in der Institution Schule äußert.
Worum handelt es sich aber bei diesem tief verankerten Problem das ich anspreche? Unsere Gesellschaft ist weitgehend charakterisiert durch normatives denken. „Das ist normal“, „so soll es gemacht werden“, oder „um dazuzugehören musst du dich so verhalten“. Das alles sind Ausdrücke schulischer Realität, mit denen SchülerInnen in der Schule entweder explizit oder implizit konfrontiert werden. Es widerspiegelt eine Mentalität des „sich fügen müssen“, welcher die SchülerInnen unterworfen werden. Wo bleibt da noch Raum um seine Individualität auszuleben, um Diversität zuzulassen?
In der Coronazeit, im vergangenen Jahr habe ich mir jede Menge Vorträge, Interviews und Debatten von Menschen angehört, deren Lebenslauf und Tun mich besonders interessieren, die in ihrem Leben selbstbestimmt vorangeschritten sind und damit andere Menschen erreicht oder inspiriert haben. Dabei bin ich immer hellhöriger geworden wenn sie von ihrer Kindheit und Jugendzeit berichteten. Mit vereinzelten Ausnahmen erzählten die meisten, dass sie nie wirklich ins System Schule gepasst haben, dass sie sich eingeengt gefühlt haben und als „hoffnungslose Fälle“ abgetan worden sind. Doch ganz offensichtlich waren sie es nicht.
Müssten wir uns an diesem Punkt nicht eingestehen, dass es da einen groben Fehler im derzeitigen Schulsystem gibt? Dass wir den von gesellschaftlichen Normen bestimmten schulischen Raum erweitern müssen, um allen SchülerInnen eine Möglichkeit zu geben sich individuell bestmöglich entfalten zu können?
Leichter gesagt als getan. Denn wie ich zu Beginn schon erwähnt habe, haben wir es hier in erster Linie mit einem gesamtgesellschaftlichen Problem zu tun, das sich auf die Schule abfärbt, denn starre Normvorstellungen gibt es nicht nur in der Schule sondern auf der ganzen Welt. Ganz nach dem Motto „Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft“. Um überhaupt den Schritt der strukturellen Umgestaltung hin zu einer diversitätsfähigen schulischen Umgebung machen zu können benötigt es also in erster Instanz gesellschaftliches Bewusstsein über diese Problematik und den Willen zur Veränderung.
Um noch einmal zurück zu kommen auf das obig angeführte Zitat: „Unvernunft“ wird in der breiten Masse überwiegend negativ konnotiert. Vor allem im Leben von Jugendlichen ist Unvernunft aber etwas ganz normales. Jugendliche wollen sich ausprobieren, ihre Grenzen austesten, Regeln brechen, Erfahrungen machen, das ist natürlich. Unnatürlich ist das Verhalten, das in den Schulen von den SchülerInnen verlangt wird. Sie sollen still sitzen, leise sein, brav sein, sich anpassen. Anstatt diejenigen als ProblemschülerInnen abzutun ist es meiner Meinung nach an der Zeit, das Potential von SchülerInnen zu erkennen, die sich nicht einem vorgegebenen Muster fügen können oder wollen.