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Eine Schule ohne Grenzen und Regeln – Ideal oder Illusion?

Eine Schule ohne Regeln, Vorschriften, Verboten,… klingt im ersten Moment nach einem paradiesischen Ort.

Doch würden wir unseren Kindern auch tatsächlich etwas Gutes damit tun?

Wichtig ist hier eine Klarstellung: Regeln sind nicht (ausschließlich) mit Vorschriften oder Verboten gleichzusetzen.

Regeln sind Richtlinien, Regeln sind geübte Gewohnheiten und sie sind vor allem Teil der Gesellschaft.

Für mich steht fest, dass Regeln Halt geben. Sie sind eine Art Wegweiser in meinem Leben, die mir einen sicheren Weg zeigen.

Auch in der Entwicklung spielen Grenzen und Regeln eine essentielle Rolle. Das „testen“ der Grenzen ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Kinder lernen hier wie weit kann ich gehen, wo ist meine persönliche Grenze und die des Gegenübers. Persönliche Grenzen sagen etwas darüber aus wer wir sind und welche Werte wir vertreten.

Wir lernen unsere eigenen Grenzen zu bestimmen, uns an Regeln zu halten und was es bedeutet sie zu brechen.

In Bezug auf die Schule, wurde ich, vor nicht allzu langer Zeit, in einem Gespräch mit folgender Aussage konfrontiert: „Aber bei Montessori, da dürfen die Kinder tun und lassen was sie wollen. Da gibt’s dann eine Kiste mit Spielzeug und jeder macht was er will.“

Auch in der Montessori-Pädagogik gibt es Regeln – klare, eindeutige Richtlinien. Es gibt aber weniger bzw. keine Regeln, wie die Kinder zB: die Spielzeuge in der Kiste zu verwenden haben. Die Montessori-Pädagogik bezieht sich viel mehr darauf, die Kinder ihrem Entdecker- und Forschergeist zu unterstützen und die eigene Motivation lernen zu wollen zu fördern.

Egal ob im schulischen Kontext, oder bei der Erziehung durch die Eltern, Regeln sind ein großer Bestandteil. Sie ermöglichen und sind sogar unumgänglich für ein harmonisches Zusammensein.

Sie erfordern einen überlegten Umgang. Wenn Regeln aufgestellt werden ist es wichtig zu beachten, dass sich vor allem Kinder überhaupt nur eine geringe Anzahl an Regeln merken können. Wenn wir sie mit einer Flut an Regeln überschütten gestaltet sich dies meist wenig zielführend. Somit ist es notwendig zu überdenken, welche Regeln unbedingt notwendig sind und auf welche ggf. verzichtet werden kann. Alles in allem muss immer das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen.

Während ich hier alles überdenke, stellt sich für mich die Frage: Wären wir in der Lage, ein geregeltes Leben zu führen, wenn wir selbst nie erfahren hätten, wie es ist Regeln einzuhalten?

 

Quellen:

duden.de

Rogge, J. (1999). Kinder brauchen Grenzen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag.

Baldini, L. (2020): Lehrerin einer neuen Zeit. Maria Montessori – Die schwerste Entscheidung ihres Lebens traf sie für das Wohl der Kinder, 4. Auflage, München: Piper Verlag. (leichte, aber interessante Kost J)




jeda Leerär Muss rächtschrajpen gönen

Im Zuge einer Diskussion über die Bedeutung von Bildung und Ausbildung sind wir zu der Frage gekommen, ob jede Lehrperson fehlerfrei rechtschreiben können muss.

Bei Lehrpersonen, die Deutsch unterrichten, wird es ohnehin als selbstverständlich angesehen, dass diese die Orthographie (Rechtschreibung) beherrschen. Doch gilt dies auch für Lehrpersonen, deren Unterrichtsfach nicht Deutsch ist?

Der Klassenvorstand der 3A mit den Fächern Geographie und Sport verschickt einen Elternbrief über die geplante Wintersportwoche. In den Text haben sich einzelne Rechtschreibfehler eingeschlichen.

Für mich ist ein Text mit, wohlgemerkt, vielen Rechtschreibfehlern ein Zeugnis von schlechter Qualität. Legt man mir ein Angebot mit zahlreichen Rechtschreibfehlern vor, so beginne ich an der Qualität der zu erbringenden Leistung zu zweifeln. Dies ist mein persönliches Empfinden und mir ist bewusst, dass das Eine nicht mit dem Anderen in Zusammenhang stehen muss.

Ich bin aber grundsätzlich der Meinung, dass jede/r und jede/r der/die eine Schule besucht hat über ein Grundwissen über die Rechtschreibung verfügen sollte. Außerdem gibt es heutzutage einige Hilfsmittel (oder andere Personen), die dabei unterstützen können. Dies wäre auch mein Vorschlag für den Klassenvorstand.

Diese Anforderungen an eine Lehrperson zeigen, dass sie einem hohen gesellschaftlichen Druck Stand halten und gerecht werden müssen. Es werden Fähigkeiten und Kenntnisse vorausgesetzt, die weit über das Fachwissen hinausgehen. Es darf dabei aber nicht unbemerkt bleiben, dass Lehrpersonen als Vorbilder für SchülerInnen fungieren.

Artikel:

Auf Kriegsfuß mit der Rechtschreibung: https://www.focus.de/familie/schule/paedagogik/auf-kriegsfuss-mit-der-rechtschreibung-lehrer_id_2109955.html

So wenig achten Deutschlands Lehrer auf Rechtschreibung: https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/grundschulen-so-wenig-achten-lehrer-auf-rechtschreibung-a-1167080.html

Wie Lehrer ihren Schülern besser Rechtschreibung vermitteln: https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrerin-wir-duerfen-rechtschreibung-nicht-mehr-als-notwendiges-uebel-sehen-a-1268706.html




AHS oder BHS

Früher war es aus eigener Erfahrung eindeutig so, dass die AHS Ausbildung, zumindest in meinem Bekanntenkreis, um einiges höher angesehen war als heute. Mittlerweile konnte ich fast schon einen „Paradigmenwechsel“ im Bezug dessen Feststellen. In den Letzten Jahren rückte der Stellenwert der AHS Ausbildung deutlich dem der BHS näher. Doch woran könnte das liegen?

 

Bei meiner zeit beim Bundesheer hatte ich die Möglichkeit mit meinen Ausbildern, welche jährlich hunderte Jugendliche aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen betreuen, dazu zu befragen, und auch diese konnten eine solche Entwicklung bestätigen. Sie meinten, dass die rate an Jugendlichen, welche die Matura absolviert haben, deutlich gestiegen ist. Jedoch hat diese der größte protzenteil in einer BHS absolviert. Früher seien zwar weniger Rekruten mit Matura eingerückt und mehr mit handwerklich erlernten Lehrberufen, die „wenigen“ die jedoch eine Matura hatten absolvierten diese meist in einer AHS.

 

Meiner Meinung nach ist die AHS an sich ein gutes Konzept und natürlich das „Grund Gerüst“ des Österreichischen höherbildenden Schulsystems. Jedoch ist der nächste logische Schritt nach Absolvierung der AHS Matura ein Studium, da man sonst eigentlich keine wirkliche berufliche Ausbildung vorweisen kann. In der BHS hingegen sehe ich den großen Vorteil, dass einem ebenso wie in der AHS der Weg zu studieren offensteht, und man zusätzlich theoretisch sofort in die Wirtschaft einsteigen könnte. Wenn man schon vor Beginn der AHS weiß, welchen weg man nach der Matura einschlagen will, und schon ein Studium in Aussicht hat, ist die AHS natürlich eine perfekte Lösung. Da man sich ersten 1 Schuljahr bis zu Matura spart und 2. meiner Ansicht nach auch besser auf das Studium vorbereitet wird. Ist man sich jedoch noch unsicher, was im Alter von ungefähr 14-15 Jahren doch sehr wahrscheinlich ist, ist es bestimmt keine schlechte Idee auf die Oberstufe in der BHS zu setzen. Ich zumindest bereue es nicht neben den nun begonnen Studium noch drei ausgelernte Berufe als „Plan B“ ausüben zu können.




Chancengleichheit, ja oder nein?

Auch im österreichischen Bildungswesen ist die Rede von Chancengleichheit, eine gerechte Grundlage für die Zukunft aller Schüler und Schülerinnen zu legen. Eine wichtige Zielsetzung für die österreichische Schule sollte die Mischung von Schulleistungen mit der familiären Herkunft oder mit dem Geschlecht vermeiden. Die Herkunft der Schüler und Schülerinnen, die Herkunft ihrer Eltern, ihre finanzielle Ausstattung oder das Geschlecht der Kinder sollten demnach die Beurteilung ihrer Leistungen und ihren Bildungsweg nicht beeinflussen. Wichtig ist, dass man der Ungleichheit, die noch immer spürbar ist, entgegenwirkt. Im Weiteren erläutere ich ein paar Beispiele, wo Ungerechtigkeit im Bildungswesen aufkommen kann und was man dagegen tun könnte.

Bereits in der 4. Schulstufe ist erkennbar, dass es zu starken Abweichungen nach sozialen Merkmalen kommt. Ein soziales Merkmal wäre das Geschlecht. Bezüglich der Lesekompetenz kann man feststellen, dass Mädchen besser als Jungs abschneiden. Damit auch die Buben bessere Leistungen erbringen, wäre eine Möglichkeit mehr Diversität in Richtung Lesestoff anzubieten, die Spannweite der Genres auszudehnen. Beliebte Genres, die Buben gerne lesen, wären Abenteuer-, Fantasy- oder Krimibücher. Eine weitere Möglichkeit sie für das Lesen zu gewinnen, wäre nicht allzu lange Bücher auszuwählen, damit sie gefesselt werden und sich nicht langweilen. 

Als nächstes komme ich zu der Bildungsherkunft der Schüler/innen, der höchsten abgeschlossenen Ausbildung der Eltern. Je mehr Ausbildung der Elternteil besitzt, desto größer ist die Chance, dass das Kind die Bildungsstandards erreicht. Dies gilt aber auch im umgekehrten Sinne. Hierbei ist es wichtig den/die Schüler/in individuell zu fördern und die Schwächen oder mögliche Lücken zu finden. Dabei soll das Kind unterstützt werden und seine Begabungen und Potentiale berücksichtigt werden.

Als dritte Chancenungleichheit kann der Migrationshintergrund sein. Es können die Kinder selbst im Ausland geboren werden oder sie haben Eltern, die beide eingewandert sind. Die damit einhergehenden mangelhaften Sprachkenntnisse sind oft Stolpersteine der Kinder auf ihrem Bildungsweg. Obwohl Mehrsprachigkeit als positiv angesehen wird, kann sie auch ein Nachteil für ein sicheres Leseverständnis sein. Eine mögliche Förderungsmöglichkeit in der Lesekompetenz wäre Zugang zu verständlichem Lesestoff verschaffen und damit auch die Leseschwachen unterstützen.

Es ist wichtig als Lehrperson aufmerksam zu sein, wo Bildungsungleichheiten entstehen können und dort wo sich die sozialen Ungleichheiten vergrößern, einen Schritt zur Verbesserung zu wagen.




Ist Selektion gleichberechtigt?

Wäre es fair Kinder und Jugendliche zu selektieren? Oder alle gleichzusetzen? Diese Fragen könnte man unumstritten mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Aber welche Begründung oder Gedanke liegen hier zugrunde?

Heutzutage hat die schulische Bildung eine gewisse Selektionsfunktion, die aber oft mit anderen Begriffen ersetzt wird, wie zum Beispiel „Auslese“ oder „Allokation“, damit sie neutraler wirkt. Kinder werden bereits im Laufe ihrer Elementarbildung geprägt und es wird ihnen ein Grundstein für ihre zukünftige Weiterbildung gelegt. Die Schule soll ein Hilfsmittel für Heranwachsende sein, damit sie das mögliche Maximum an Kompetenzentwicklung erreichen. Dies geschieht durch die Vielfalt an Fächern, Lehrpersonen und die damit verbundenen Lehrer-Schüler-Beziehungen und anderen Erfahrungen während der Schulzeit. Während dieser Laufbahn im Leben werden die Schüler und Schülerinnen für ihre erbrachte Leistungen auch benotet. Die Rückmeldungen, die sie schon mit dem Beginn der Grundschule erhalten, sollten sie stimulieren und sie dazu bewegen ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln und sich selbst herauszufordern. Nun stellen wir uns der Frage, ob die Auslese nach Leistung überzeugend ist.

Die Selektion bedeutet, dass gewisse Schüler und Schülerinnen von zukünftigen Bildungslaufbahnen ausgeschlossen werden. Die Allokation hingegen verteilt die Schüler und Schülerinnen auf zukünftige Berufslaufbahnen. Man selektiert oder verteilt eben Kinder nach ihren schulischen Leistungen auf bestimmte Laufbahnen. Ihre persönlichen Wünsche werden dabei nicht berücksichtigt. In manchen Ländern gehört die Auslese nicht zum Aufgabenbereich der Schule. Es gibt andere Methoden wie zum Beispiel Aufnahmeprüfungen oder andere Aufnahmeverfahren, die man absolvieren muss, damit man sich innerhalb einer höheren Institution weiterbilden kann. Es zeigt also, dass die Noten nicht ausschlaggebend sein müssen.

Angenommen wir möchten die Auslese „fair“ haben, dann sollte sie leistungsgerecht durchgeführt werden. Andere Merkmale wie Herkunft, Geschlecht, Aussehen, Religionen oder vieles mehr sollten nicht berücksichtigt werden. Mit anderen Wörtern sollte man die Schüler und Schülerinnen nur als Leistungsroboter ansehen. Als zukünftige Lehrpersonen haben wir zentrale pädagogische Aufgaben, darunter unseren Schülern und Schülerinnen mit Empathie, Respekt und Mitgefühl entgegenzukommen. Hinzu kommt noch, dass wir ihre persönlichen Bedürfnisse und Ängste wahrnehmen müssen und sie anerkennen sollen. Eine leistungsbasierende Auslese aber ermöglicht mir kein Wechselspiel zwischen Leistungen und Mitgefühl. Die Rolle der Lehrperson würde von einer vertrauensvollen Bezugsperson zu einer kalten Leistungsgeber/in verwandelt werden. Man würde von uns verlangen, dass wir jedes einzelne Kind auf dessen Leistungen reduzieren, damit wir ihn „fair“ auf eine Berufslaufbahn verteilen können. Und das widerspricht dem Beruf einer engagierten Lehrperson meiner Meinung nach.

Ein weiterer Punkt, welcher aus meiner Sicht gegen Selektion in der Schule spricht, wäre der individuelle Lernfortschritt, der eine „leistungsgerechte“ Allokation hindert. Kinder kommen mit sechs Jahren in die Schule. Manche fangen die 1. Klasse an, andere erst die Vorschule. In den kommenden Jahren formt sich jede/r Einzelne, bringt verschiedene Erfahrungen mit sich und einen eigenen Lernfortschritt. Die Schüler und Schülerinnen entwickeln erst deren Autonomiefähigkeit und eine autonome Persönlichkeit. Jedes Kind besitzt andere Hintergründe und bildet sich stets weiter, sie entfalten neue Selbst-Eigenschaften und versuchen auch immer wieder ihre Grenzen zu überschreiten. Manche Kinder werden in der Klasse als Außenseiter betrachtet, manche werden besser anerkannt. All diese Erfahrungen prägen sie und verhelfen ihnen sich zu einzelnen Individuen zu entwickeln.

Aus den erwähnten Gründen finde ich auch, dass die Schule nicht selektieren sollte und schon gar nicht nach erbrachten Leistungen. Die Bewertung und die Benotungen der Leistungen sollen Instrumente für eine individuelle Rückmeldung sein. Schüler und Schülerinnen sollten dann dementsprechend wissen, wo sie noch zu arbeiten haben und wo sie gefördert werden sollen. Als zukünftige Lehrperson finde ich es auch wichtig, dass man den Schülern und Schülerinnen konstant ihr aktuell erreichtes Leistungsniveau präsentiert und mit ihnen kommuniziert, damit sie an ihrem Lernprozess exakt und effizient arbeiten können.