1

Vorurteile: wie sie in einer Gesellschaft entstehen und wie diese zu kämpfen sind

Von klein auf lernt man, dass es in der Welt Unterschiede auf verschiedenen Ebenen gibt. Wir wissen, dass es Unterscheide zwischen Mann und Frau, Alt und Jung und wir lernen, dass es andere Menschen gibt, die eine andere Religion oder Hautfarbe haben, als unsere. Wir sind „gewöhnt“ Menschen in Schubladen zu stecken, damit wir einen besseren Überblick schaffen, um die Situationen besser einzuschätzen.

Vorurteile können aber gefährlich werden, wenn sie stark verbreitet werden auch über Medien wie Zeitungen oder Internet oder Fernsehen. Das führt, das bestimmte Gruppe sich angegriffen fühlen und es können sich Spannungen zwischen den Gruppen innerhalb einer Gesellschaft bilden. Bestimmten Gruppe werden dann aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion benachteiligt behandelt werden. Dieses Phänomen kann auch als Diskriminierung bezeichnet werden.

 Durch den Zeitungsartikel von Heike vom Orde versuchen wir bestimmten Fragen näher eingehen zu können, um uns einige Einflussfaktoren zu verstehen, aus denen sich Vorurteile gegen das Fremde entwickeln können und wie diese Problematik zu kämpfen und zu verbessern ist.

Was versteckt man als hinter das Wort Vorurteile?

Der Pionier der sozialpsychologischen Vorurteilsforschung bezeichnet Vorurteile als eine Antipathie, die sich auf einer falschen Verallgemeinerung gründet. Diese Generalisation kann entweder geäußert oder nur gefühlt werden. Sie kann sich dann entweder an eine Gruppe oder nur ein eine einzelne Person richten, die wieder Mitglied dieser Gruppe ist.

Vorurteile können sich emotional manifestieren, z. B. durch negative Emotionen, und auch kognitiv, z. B. durch stereotype Einstellungen, und auf eine bestimmte Art und Weise, z. B. durch benachteiligendes Verhalten gegenüber einer Gruppe.

Vorurteile werden also nicht nur als individuelle, persönliche Meinungen oder Gedanken, sondern es handelt sich um starre Verallgemeinerungen, die negativen Folgen für die Personen einer bestimmten Gruppe und auch für die Gesellschaft haben können.

Wie bilden sich Vorurteile bei den Kindern und welche Rolle spielen sie im Laufe ihrer Kindheit?

Vorurteilen treten erst nicht bei den Erwachsenen auf, sondern bei den Kindern in Vorschulalter. Die unterschiedliche Theorie, die die Wissenschaft erschaffen hat, helfen uns, die Einflussfaktoren festzustellen.

Kognitiven Faktoren stellen im Mittelpunkt die Aussage, dass Kinder Kategorien bilden, um ihre Umwelt besser zu verstehen. Da Kinder noch nicht die eigenen ihre kognitiven Fähigkeiten komplett entwickelt haben, konzentrieren sich vor allem an einzelnen erkennbaren Merkmalen, wie zum Beispiel das Geschlecht oder die Hautfarbe. Aus diesem Grund entwickeln sich eine vertraute Beziehung zu den Mitgliedern ähnlicher oder derselben Gruppe, statt mit denjenigen, die dem Kind fremd vorkommen.

In Bereich der soziale- kognitive Einflussfaktoren spielen vorurteilsrelevanten Kompetenzen wie Mitgefühl oder moralisches Denken eine wichtige Rolle.

Killen und Stangor konnten Altersunterschiede im Bereich des Zusammenspiels von Vorurteilen und moralischer Entfaltung bei Kindern im Alter zwischen 7 und 13 Jahren feststellen. Bei der Entscheidung von älteren Kinder, ob ein afroamerikanisches Kind in die angloamerikanische Peergroup aufgenommen werden soll, kommen eher sozial konventionellere Gesichtspunkte. Es scheint Ihnen das „Funktionieren“ der Gruppe wichtiger als die gerechte und vorurteilslose Verhaltensweise eines einzelnen Kindes. Bei jüngeren Kindern spielen hingegen moralische Erwägungen wie Fairness oder Gerechtigkeit eine größere Rolle, was die Entstehung von Vorurteilen und Ausgrenzung hindert.

Motivationale Einflussfaktoren berücksichtigen soziale Identitätsprozesse in Bezug auf Kinder der jeweils dominanten ethnischen Gruppe. Es wurde ein Experiment mit australischen Kindern im Alter von 6 bis 9 Jahren gemacht und das Ergebnis zeigte, dass eine hohe Kennzeichnung mit der eigenen Gruppe einen stärkeren Effekt auf die Vorurteilsbildung hat

Im Bereich des Familieneinflusses argumentieren Bigler und Liben, dass Kinder sich an ihren Eltern orientieren, wenn und wie sie eine bestimmte Kategorie bewerten. Wenn Erwachsene also viel über „Fremde“ sprechen, wissen Kinder, dass diese Gruppe in irgendeiner Weise bedeutsam ist.  Eine weitere experimentelle Studie zeigte, dass Kinder im Alter von 4 bis 5 Jahren bereits nonverbale Signale von Erwachsenen bezüglich Vorurteile in sozialen Bereichen schon verstehen können.

Raabe und Beelmann kommen zum Ergebnis, dass Kinder Vorurteile gegenüber anderen ethnischen Gruppen zwischen dem 2. bis 4. Lebensjahr mit einem Höhepunkt bis zum 7. Lebensjahr entwickeln. Dabei folgt es eine Abnahme bis zum 8. bis 10. Lebensjahr. Die mittlere Kindheit ist also die entscheidende Zeitphase, was die Bildung an Vorurteile gegen das Fremde betrifft. Diese Phase nimmt dann ab, wenn sozio-kognitiven Fähigkeiten sich langsam entwickeln. Diese Annahme bezieht sich aber nur auf Kinder der Mehrheitsgesellschaft und nicht auf Kinder, die einer sozialen Minderheit gehören. Diese werden nämlich eher eine positive Stellung haben.

Somit ist die mittlere Kindheit die entscheidende Phase, was die Ausbildung von Vorurteilen angeht: Um das 7. Lebensjahr wird ein Höhepunkt in der Ausbildung von Vorurteilen erreicht, anschließend nehmen diese aufgrund der bis dahin entwickelten sozio-kognitiven Fähigkeiten, wie die Fähigkeit, sich in andere Menschen einfühlen zu können, wieder ab. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass dieser Befund nur auf Kinder der Mehrheitsgesellschaft zutrifft. Kinder, die einer sozialen Minderheit angehören, haben gegenüber der sozialen Majorität zunächst keine Vorurteile, sondern oft sogar eine positive Einstellung.

Je mehr Vorurteile Kinder im Laufe ihrer Kindheit erlebt haben, desto schwieriger wird es, dass die Kontakt mit anderen fremden Gruppen zu haben und der Abbau von Vorurteile gegen das Fremde immer schwieriger ist.

 

Wie die Entstehung von Vorurteile zu kämpfen ist

Um das Entstehen von Vorurteilen gegenüber unbekannten Menschen zu verhindern, ist es wichtig, Kontaktprogramme zu schaffen. Das bedeutet, dass Maßnahmen ergriffen werden, damit Menschen aus verschiedenen sozialen Gruppen in Kontakt kommen, um eine Beziehung der gegenseitigen Akzeptanz und Empathie zu schaffen.

Es ist wichtig, sich mit anderen Menschen zu konfrontieren. In den unterschiedlichsten Kontaktsituationen  sollten sich zwischen den Gruppe eine positive Auswirkung auslösen. Das passiert, wenn vier Bedingungen vorhanden sind und zwar ein gleicher Status, Kooperation zwischen den Gruppen, gemeinsame Ziele und die Hilfe durch gesellschaftliche Gerichtsstellen.

 

 

 




Vorurteile gegen das Fremde

In der heutigen Gesellschaft spielen Vorurteile gegen das Fremde eine sehr große Rolle, vor allem gegenüber Menschen, die aus einem anderen Land kommen. Viele Personen reisen nach Österreich und anderen europäischen Länder wie auch Deutschland, um ein normales bzw. ein besseres Leben führen zu können. Aber die einheimischen Personen tendieren dazu negative Kommentare und Gedanken zu äußern. Warum ist es für uns alle so schwierig, neue Menschen mit positiven Augen anzuschauen?

Durch die Erzählung von Melisa erfahren wir eine persönliche und biographische Erfahrung als Migrantin, die nach Österreich gereist ist. Durch diese selbstbiographische Erzählung versucht man sich in die Rolle einer Migrantin hineinzuversetzen, um zu verstehen, wie eine Person sich fühlt und welche Emotionen und Gedanken durch deren Kopf gehen. 

Die Erzählung beginnt mit der Erzählung einer sensiblen Phase, die der Kindheit. Die ersten Schritte und Worte machte sie noch in ihrer Heimat, Sarajevo. Das Bild einer glücklichen Familie an ihrem ersten Geburtsjahr verschwindet von einem Tag auf dem anderen. Es war Krieg. Das Bild zerriss in kleine Stücke. Das Leben verändert sich und man befindet sich plötzlich in einer schwierig zu ertragenden Situation. Melisa stellte sich die Frage, wie das Leben weiter gegangen wäre, wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre und sie stellte sich diese Frage ihre gesamte Jugend lang. Wenn man nicht mehr in der eigenen Heimat lebt und wohnen darf, weil es dir das Leben selbst kosten kann, ist man mitten in einer Identitätskrise. Man fühlt sich verloren und orientierungslos. Das neue Land, in dem man ankommt, erleichtert die Situation wiederum nicht. Ausländer werden immer als „anders“ bezeichnet. Aber was ist in der Wirklichkeit anders? Und warum werden andere Menschen, so wie wir alle sind, anders bezeichnet? Durch diese Kennzeichnung tauchen die Nachteile einiger Personen auf. Die Mutter hatte eine goldene Kette an und sie war das einzige Geschenk, das die Mutter noch vom Vater hatte, wobei sie zu der Zeit nicht wusste, ob er noch am Leben war. Aber die erste Frage, die sich die Leute gestellt haben, ist es, ob sie richtige Flüchtlinge sind oder nicht. Das passiert, wenn Menschen schlecht über andere Menschen reden, ohne mit ihnen ein Wort ausgetauscht zu haben.

Warum haben wir immer einen schlechten Eindruck statt einen positiven? Warum ist das erste Gefühl des Menschen schlecht?

Sie hatte gar keine Erinnerung von zu Hause mit und man denkt gleich an das Betrachten der Zukunft. Was hätte sie ihren Kindern von der eigenen Kindheit erzählt? Was hätte sie ihnen geben können? Die Antwort war leider Nichts. Sie hatte keine normale Kindheit. Sie sollte zu Hause mit der Familie sein und in dem großen Garten spielen. Aber es war alles weg. In Österreich konnten sie in Unterkünften leben und das sollte für sie als Ausländer genug sein. Sie waren keine Menschen mit normalen Ansprüchen mehr. Ihre Mutter machte alles Mögliche, wie heute noch, damit sie das Gefühl des Wenig haben, nicht kriegen sollte. Sie dachte, dass sie eine normale Kindheit hatte, aber es war nicht der Fall. Die Frage, warum sie keinen Vater hatte und warum kein Kind mit ihr reden wollte, stand immer in ihrem Kopf. Ihr war nicht vom Bedeutung, dass ihre Kleidungen nicht neu waren oder dass ihre Spielzeuge gespendet waren. Im Vordergrund stand immer das Etikett des Anders sein. „Aber trotzt allem war ich anders als die anderen Kinder, meine Vergangenheit war anders, mein Zuhause war anders, ich hatte einen Vater, der im Krieg war, während ich normal in den Kindergarten gehen und spielen sollte, so als wäre nichts“, sagte sie. 

Kinder werden nicht nur von den Elternteilen geprägt, sondern auch viel von der Schule. Die Atmosphäre, die es in der Klasse gibt und wie die Mitschüler*innen sich gegenseitig beobachten und zuhören.

 

Es ist schwierig, neue Freundschaften zu knüpfen, wenn die anderen Menschen nur Vorurteile haben. In der Schule wurde sie wieder als besonderes Kind bezeichnet und aus diesem Grund hat man damit nicht die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bildungsweg. Wenn man an Flüchtlinge denkt, dann denkt man, dass sie nicht bestimmten Kompetenzen oder Vorstellungen der heutigen Gesellschaft erfüllen, damit sie in alle unterschiedlichen Arbeitsbereiche in der Gesellschaft tätig sein können. Die Schwierigkeiten mit der Sprache erleichtert die Situation auch nicht. Aber, obwohl man die Sprache nicht in der Praxis anwenden kann, war die Zeit im Kindergarten sehr kostbar für den Spracherwerb und für das Kennenlernen dieses Landes und seiner Leute. Wenn man nicht spricht, dann hat man viel Zeit, um zuzuhören und das Verhalten der Menschen zu beobachten. So konnte sie schon in diesem Alter daraus schließen, dass das Leben für Buben leichter als das von den Mädchen ist. In der dritten Klasse lernte sie ihre ersten Freundinnen kennen und sie waren aus Bosnien. Aber je weiter das Leben geht, desto weniger trifft man solche Leute. Viele Ausländer wie die Cousine werden in die Hauptschule für Sonderkinder geschickt, obwohl sie keine speziellen sonderpädagogischen Bedürfnisse hatte. „Doch in Österreich wird Mehrsprachigkeit, sofern sie nicht gerade Prestigesprachen wie Englisch oder Französisch umfasst, als Handicap gesehen“, sagt Melisa. Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, tun sich mit dem Lernen von weiteren Fremdsprachen leichter. Das ist in der Wirklichkeit ein sehr großer Vorteil, der aber als Nachteil betrachtet wird. Man sollte sich also für die eigene Muttersprache schämen, statt stolz zu sein. Die bosnische Sprache entwickelte sich nicht weiter, die deutsche Sprache schon. Manches Gewisse Ausdrücke blieben fremd und in manchen Fällen fühlt man sich sprachlos. Sie bezeichnet sich selbst als Schuldige, wenn sie merkt, dass ihr Bosnisch nicht so gut wie ihr Deutsch ist. Zur Folge kam es auch zu einer Distanzierung der Familie, weil die Eltern zum Beispiel nicht richtig verstehen können. 

Das Leben spielte sich dann für das ganze Leben in Deutsch ab und es blieb kein Raum für ihre eigene Muttersprache. Dann wird sie als Journalistin tätig. Viele Kollegen*innen von ihr verstehen nicht, warum eine Frau noch nicht gut Deutsch konnte, obwohl sie so lange in diesem Land lebte. Viele Österreicher betrachten eine Person mit Migrationshintergrund mit einem einzigen Blickwinkel. Aber man kann sich in diese Situation hineinversetzen, wenn man  selbst diesen Weg gegangen ist und Erlebnisse damit erlebt hat. 

Personen, die von einem anderen Land fliehen müssen, wachsen und gehen mit einer sehr schwierige Situation um. Es ist schwierig, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen, wenn man selbst diese Erfahrung nicht erlebt hat. Es ist eine fast unvorstellbare Situation. Man sollte versuchen, Personen mit Migrationshintergrund besser in die Gesellschaft zu integrieren, damit sie selbst Teil einer Gemeinschaft werden können. Wenn das ermöglich wird, dann erleichtern wir ihnen das Leben. Dabei können sie auch besser die Kultur kennenlernen und die Sprache lernen. Manchmal denkt man auch nicht daran, dass die Unterschiede nicht nur in der Sprache, sondern auch im kulturellen Bereichen präsent sind. Deutsch ist einer sehr komplexe und schwierige Sprache und es ist wichtig sich mit der Kultur auskennen, damit keine Verständnisprobleme auftauchen.