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Wir lassen niemanden zurück

„No child left behind“ heißt das US-amerikanische Bildungsgesetz, welches im Jahr 2002 verabschiedet wurde. Dieser Titel soll verinnerlichen, was die Rolle einer Lehrperson beinhaltet. Ziel einer Lehrperson sollte, unter anderem, die optimale Förderung der Schüler_innen sein. Dies bedeutet, dass jede_r einzelne Schüler_in die Chance auf eine bestmögliche Förderung und Bildung erhält. Hierbei ist zu beachten, dass dabei die Individualität der Schüler_innen berücksichtigt werden sollte. (Trautmann & Wischer, 2011)

Ein Kind kann nur dann eine optimale Förderung erfahren, wenn es als individuelle Person gesehen wird; ein Individuum mit eigenen Interessen, Fähigkeiten und Persönlichkeit. Kein Erwachsener möchte generalisiert werden sondern als eigenständige Person anerkannt werden. Doch täglich werden Kinder und Jugendliche von Erwachsenen in eine Schublade gesteckt und gleich behandelt.

Eine „normale“ Unterrichtseinheit beinhaltet meist eine Lehrperson, welche einem Plenum den theoretischen Input als Vortrag wiedergibt. Die Klasse hört zu und schreibt das Vorgetragene in ihren Unterlagen mit. Meist folgt auf den gegebenen Input ein oder mehrere Arbeitsaufträge, die dann, nach einem vorgegebenen Zeitfenster, im Plenum verglichen werden.

Bei dieser Art Unterricht wird keine Rücksicht auf die individuelle Förderung genommen. Individualisierung bedeutet, die verschiedenen Lernprozesse der Schüler_innen zu berücksichtigen und die Weitergabe des fachlichen Inhaltes an diese Unterschiede anzupassen. (Trautmann & Wischer, 2011)

Trautmann und Wischer beschreiben Kinder und Jugendliche als „einzigartig und unbestimmbar“ (S. 22) und wollen so auf die Vielfältigkeit Einzelner hinweisen. Dies muss im pädagogischen Denken verankert werden, denn es führt zu einer „Pädagogik vom Kinde aus“ (Trautmann & Wischer, S. 23). Dabei sollen die verschiedenen Bedürfnisse der Lernenden im Mittelpunkt des Handelns des Lehrenden stehen. Eine Lehrperson sollte sich als Unterstützer der Schüler_innen sehen und seinen Unterricht bestmöglich an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Schüler_innen können sich in den verschiedensten Bereichen unterscheiden: in ihrem Vorwissen, Migration, sozioökonomischer Hintergrund, Interessen sowie Lerntempo. All dies gibt es zu beachten, wenn man als Lehrperson vor der Klasse steht und den bestmöglichen Unterricht halten möchte. Weiters ist es wichtig zu bedenken, dass sich Schüler_innen auch als Individuen selbst unterscheiden. So kann eine Person sprachlich sehr begabt sein und in naturwissenschaftlichen Fächern überfordert sein. Zusätzlich kann es individuelle Lernanforderungen in einem Fach geben. So kann eine Person im Biologie Unterricht bei der Arbeit am Mikroskop glänzen aber Überprüfungen schlecht abschließen, wenn sie beispielsweise Probleme mit dem Verstehen von theoretischem Input hat. (Trautmann & Wischer, 2011)

Damit Schüler_innen eine bestmögliche Ausbildung erhalten, ist es also nötig den Unterricht individuell zu gestalten. Als Lehrperson muss auf die Einzigartigkeit der Schüler_innen eingegangen werden. Somit muss in der Stundenplanung den unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten der Schüler_innen angedacht werden. Nur so ist es möglich, dass alle Kinder und Jugendliche zu individuellen, starken Persönlichkeiten heranwachsen können.

Autorin: Laura Garnitschnig

Quelle:
Trautmann, M., Wischer, B. (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften