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Hello, Buongiorno oder Zdravo?

Hello, Buongiorno oder Zdravo?

Mama kommt aus Italien, Papa stammt aus Moskau. Wir wohnen in Österreich. Welche Sprache spreche ich nun?

Als wir uns in unserer letzten Plenumsdiskussion über das Thema Mehrsprachigkeit unterhalten haben und ich im Artikel gelesen habe, dass Mehrsprachigkeit nicht sehr fördernd für Kinder sei, habe ich mir einige Gedanken gemacht und auch einige interessante Anmerkungen gefunden:
Unser Gehirn ist für Mehrsprachigkeit ausgelegt. Zwei- und Dreisprachigkeit von Geburt an ist gut erforscht und kann gut funktionieren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass alle Sprachen, die ein Mensch beherrscht, in einem gemeinsamen Speicher hinterlegt und alle miteinander verknüpft sind. Das menschliche Gehirn ist dafür ausgerichtet, dass man ein Sprachvermögen anlegt, aber nicht, dass man nur eine bestimmte Sprache lernt. Wer zweisprachig aufwächst, trainiert ständig seine kognitiven Fähigkeiten und profitiert davon sein Leben lang. Im Gehirn einer mehrsprachigen Person stehen die Sprachen miteinander im Verbindung: Wenn es zu einem Sprachimpuls kommt, werden die neuronalen Netze aktiviert – von allen hinterlegten Sprachen.

Hier ein Beispiel: Wenn eine Person gerade ein Gespräch auf Deutsch führt, werden die Sätze trotzdem auf allen anderen gespeicherten Sprachen im Hintergrund abgerufen. Diese werden allerdings unbewusst wieder unterdrückt und die Person spricht nur die deutsche Variante aus. Schon im Alter von drei Jahren entwickeln mehrsprachige Kinder das metasprachliche Bewusstsein und wissen genau, wann sie es mit welcher Sprache zu tun haben. Der Vorwurf, dass bilinguale Kinder also Sprachen mischen und keine Sprache richtig lernen, ist falsch.

Autor M. Siebenhofer