Wertpluralität I – Offenheit als Grundlage für den Wertediskurs
Plurale Wertvorstellungen im Unterricht TEIL 1
Wertpluralität allgemein – Offenheit und Reflexion als Grundlage für den Wertdiskurs
Innerhalb des Klassenzimmers existieren viele Formen von Diversität. Eine davon ist z.B. die Diversität in Bezug auf Wertvorstellungen.
„Werte“ sind konstruiert und individuell ausgeprägt. Als „Werte“ gelten z.B. Ideale für ein erfülltes Leben, Ziele für die Zukunft oder auch Maßstäbe zur Beurteilung von Verhalten oder Situationen (Sturm et. al. 2013). Beeinflusst durch kulturelle und soziale Herkunft sowie durch verschiedene Erfahrungen eignet sich im Laufe des Lebens ein/e jede/r sein eigenes Moral- bzw. Werteverständnis an. Kinder und Jugendliche orientieren sich besonders an Vorbildern aus ihrem sozialen Umfeld z.B. an ihren Eltern, Familienmitgliedern oder auch an Personen in ihrer peer group.
Das heißt, Werte sind etwas sehr Persönliches und (für das jeweilige Individuum) Selbstverständliches.
Gerade weil unsere eigenen Wertvorstellungen für uns selbst derart normal und selbstverständlich scheinen, ist es von Bedeutung, uns der Pluralität von Werten bewusst zu sein. Werte sind zudem sehr emotional besetzt. Trifft man mit seinen Wertvorstellungen auf Unverständnis, kann dies einschüchternd und sogar verletzend wirken.
So unterschiedlich die Vorgeschichten sind, die SuS in den Unterricht mitbringen, so verschieden sind auch ihre Wertvorstellungen. Wichtig ist, dass die Lehrperson diese Heterogenität berücksichtigt. Es zeigt den SuS, dass sie von der Lehrperson nicht nur wahr- sondern auch ernst genommen werden. Darüber hinaus hilft es der Lehrperson dabei, die SuS dort abzuholen, wo sie gerade stehen, wenn sie über die Prioritäten der SuS Bescheid weiß.
Grundlage für einen erfolgreichen Umgang mit Werte-Heterogenität ist die Auseinandersetzung der Lehrperson mit ihren eigenen Wertvorstellungen und dahingehenden Bedürfnissen. Außerdem sollten Lehrende auch Normen und Werte der eigenen Gesellschaft bzw. Kultur und Unterschiede zu anderen Kulturkreisen kennen.
Geht die Lehrperson offen mit verschiedenen Wertvorstellungen um, entsteht ein Klima, das Diskursmöglichkeiten eröffnet. Durch diese Vorbildhaltung und die Option zur Diskussion in der Klasse ist es für SuS besser möglich, den Wertpluralismus innerhalb der Klasse wahrzunehmen und einander mit Verständnis zu begegnen (Mokrosch & Regenbogen 2009). Generell ist ein entspanntes, diskursfreundliches Klima die beste Voraussetzung, mit heterogenen Strukturen umzugehen und aus ihnen zu schöpfen.
Literatur:
Mokrosch, R., & Regenbogen, A. (2009). Werte-Erziehung und Schule. Ein Handbuch für Unterrichende.(R. Mokrosch, Hrsg.) Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht.
Sturm, C., Gläser, E., Naurath, E., u.a. (2013). Fächerübergreifende und fachspezifische Werte-Bildung.(E. Naurath, M. Blasberg-Kuhnke, R. Mokrosch, u.a., Hrsg.) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.