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Inklusion von Schwulen und Lesben in der Schule

Bei Schülern gibt es viele unterschiedliche Persönlichkeits- und Leistungsmerkmale. Eines davon ist die sexuelle Orientierung. In meinem Beitrag ging es um eben jene und wie man damit in der Schule umgeht.

„Homosexualität ist eine Lebensweise, die in unserer Gesellschaft noch nicht als selbstverständlich wahrgenommen wird. Ein wesentlicher Kernpunkt für eine Verbesserung der Integration von Homosexuellen in der Gesellschaft ist die frühe Auseinandersetzung der Jugendlichen mit dem Thema Homosexualität. Die Schule, mitverantwortlich für die Erziehung der Jugendlichen, hat die Aufgabe, sich nicht nur auf die Vermittlung von fachlichem Wissen zu beschränken, sondern die Jugendlichen auch zu unterstützen und zu begleiten, damit sie einerseits eine eigene Persönlichkeit, Identität und eigenes Selbstvertrauen entwickeln, und andererseits Offenheit, Toleranz und Respekt gegenüber Menschen mit anderen Meinungen und Lebensweisen zeigen können.“ (Gfeller 2006)

 

Wie sieht es eigentlich in der jüngeren Geschichte mit dem Thema aus? Bis 1991 (!!) wurde Homosexualität von der WHO als Krankheit, als psychische Störung angesehen. Es wurden Chemo- und Hormontherapien verordnet, Psychotherapien versucht und sogar Menschen sterilisiert. Auch wurde die „Krankheit“ mit Elektroschocks und in Extremfällen sogar mit einer Lobotomie (Gehirnteile, welche für Krankheiten verantwortlich gemacht werden, werden operativ entfernt) behandelt. (Sagl 2004, S.8-9)

Nach mehreren Jahren erfolglosen Behandelns kam man zu dem Schluss, dass alle diese Methoden nichts an der sexuellen Orientierung der Menschen änderten. Psychiater wiesen darauf hin, dass es keine Krankheit sei und es eine Reihe von Gründen gibt, Homosexualität von der Liste der Krankheiten zu streichen. Abgesehen von ihrer sexuellen Orientierung unterscheiden sich Homosexuelle psychologisch als auch körperlich nicht von anderen Menschen. (Rauchfleisch 1996, S.14)

Zurück zur Schule. Der schwierigste Part für junge Homosexuelle (auch für homosexuelle Lehrer (Pacholleck 2010)) ist das sogenannte „Coming-Out“. Der Begriff an sich lässt so manchen schon die Stirn runzeln. Rauskommen woher? Warum muss ich von irgendwo rauskommen? Im deutschen verwendet man auch die Phrasen „sich outen“ oder „comingout“ (Website „www.dict.cc“). Alleine eine solche Bezeichnung wirkt finde ich schon diskriminierend und hat auf jeden Fall Diskussionsbedarf.

Psychologisch wird das Coming-Out in zwei Schritte geteilt: Das innere Coming-Out und das Äußere Coming-Out. (Sagl 2004, S. 41)

Das innere Coming-Out bezieht sich in erster Linie auf Selbstakzeptanz, welche Informationen zur Verfügung stehen (Ob Fragen wie: Ist das Normal? Bin ich anders? Was ist dieses Gefühl? beantwortet werden) und die Einstellung der Eltern an. Haben die Eltern einen eher unkonventionellen Lebensstil, fällt es den Jugendlichen oft leichter sich selbst zu akzeptieren. Auch die Schule muss dazu beitragen, verschiedene Minderheitsgruppen, wie in diesem Fall Homosexuelle, nicht als Außenseiter sonder auf eine positive Art und Weise darzustellen. (Rauchfleisch 1996, S.77-81) Je mehr Abneigung und Angst gegenüber gleichgeschlechtlicher Lebensart im Umfeld besteht, desto langsamer und schmerzhaft ist der Prozess der Selbstakzeptanz. (Sagl 2004, S. 41)

Das Äußere Coming-Out stellt die soziale Dimension dar. Also wie man mit seinem Umfeld interagiert, nachdem es für einen selbst klar ist, dass man homosexuell ist. Dazu müssen sich Jugendliche ihre sexuelle Orientierung in der Öffentlichkeit präsentieren. Zu dieser Phase gehört auch die Partnersuche. Der Mut, seine sexuelle Orientierung bekannt zu geben, hängt von der inneren Coming-Out Phase und dem sozialen Umfeld ab. Meistens beginnt das äußere Coming-Out in der Familie, vorausgesetzt es gibt eine tolerante Eltern-Kind-Beziehung. Ist dies nicht möglich, muss unbedingt im näheren sozialen Umfeld Akzeptanz und Toleranz gefunden werden. Man brauch dann die Unterstützung von Kollegen und Kolleginnen, Lehrern und Lehrerinnen. Lokale homosexuelle Beratungsstellen und Organisationen (z.B. HOSI in Salzburg „http://www.hosi.or.at/“) bieten oft auch die nötige Unterstützung in dieser wichtigen Phase des Lebens. Auch homosexuelle Treffen und Nachtclubs bieten die nötigen Peer-Groups. (Rauchfleisch 1996, S. 81-85)

Die Welt von Homosexuellen ist oft von Vorurteilen und Diskriminierung geprägt. Diese verzerrten und meist ohne Hintergrund bestehenden stereotypischen Ansichten gegenüber Homosexuellen verhindern zu einem sehr großen Anteil ihre Integration und Stellung in der Gesellschaft. Diese Bild wird bereits in der Schule von Schülern und Schülerinnen aufgefasst und verbreitet. Schwule Männer seien weiblich, lesbische Frauen fühlen sich als Mann hört man immer wieder. Jemanden als „Schwuchtel“ zu bezeichnen wird als schlimme Beleidigung aufgefasst.  (Rauchfleisch 1996, S. 27)

Auch rechtlich werden Homosexuelle diskriminiert. Bis in die 70er Jahre wurde gleichgeschlechtliche Liebe verfolgt und durch diskriminierende Gesetzgebung aus der Gesellschaft ausgeschlossen und strafrechtlich verurteilt. 1971 wurde Homosexualität entkriminalisiert. Erst etwa 40 Jahre später, nämlich im Jahre 2010, ist es möglich eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft einzutragen (in Österreich). (https://derstandard.at/1313024358356/Oesterreich-40-Jahre-Straffreiheit-fuer-Homosexuelle)

Zurück zur Schule:

Aufklärungsarbeit und Akzeptanz in der Schule muss bei den Lehrpersonen beginnen. Und genau da liegt das Problem. In der Ausbildung wird das Thema nur in den wenigsten Fällen angesprochen und zwar mit folgender Begründung: „Die meisten Leute wissen sowieso etwas darüber“. (Podiumsdiskussion 2005) Folglich wird das Thema in der Schule nur behandelt, wenn es einen konkreten Fall dazu in der Klasse gibt und auch dann nicht sehr genau, da man als Lehrperson zumeist keine Ahnung hat, wie man damit umgeht (womöglich steht man dem Thema selbst nicht offen gegenüber). Die Nicht-Inklusion dieses Themas an den Schulen macht es homosexuellen Jugendlichen nicht gerade leichter. Die meisten wollen kein öffentliches Coming-Out aus Angst diskriminiert und ausgeschlossen zu werden. Auch viele schwule oder lesbische Lehrer wagen es aus demselbem Grund nicht. Wenn in der Klasse kein Interesse besteht, wird das Thema nur sehr peripher im Biologieunterricht angeschnitten (wenn man Glück hat). (Pacholleck 2010)

 

Literatur:

  • Gfeller, Nicole. Homosexualität: Weiterhin ein tabuisiertes Thema in der Schule? [Diplomarbeit PDF]. Abgerufen am, 25 06, 2018, von https://www.abq.ch/downloads/wissenschaft/gfeller,%202006.pdf
  • Sagl, Matthias (2004): Homosexualität und Schule. Wien: Diplomarbeit.
  • Rauchfleisch, Udo (1996): Schwule, Lesben, Bisexuelle: Lebensweisen, Vorurteile,
    Einsichten. 2. überarbeitete Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Podiumsdiskussion (2005): Gleichgeschlechtliche Liebe – kEin Thema für die
    Schule?. Bern: Mediensaal Kornhausforum.
  • Pacholleck, Felix. (2010, 21 06). Homosexualität in der Schule: Coming out, ja oder nein? [Beitragsartikel]. Abgerufen am, 25 06, 2018, von http://fudder.de/homosexualitaet-in-der-schule-coming-out-ja-oder-nein–120810990.html