Wertpluralität TEIL 4 – Ideen zur Wertevermittlung
Wie bereits angesprochen erfolgt die Wertebildung in der Klasse am besten, wenn die Lehrperson ein demensprechendes Vorbild abgibt. Subtile, konsequente Vermittlung ist vorwiegend gefragt. Es gibt aber auch andere Wege, Wertebildung in den Unterricht einfließen zu lassen. Im Folgenden Beitrag soll die Wertevermittlung im Kontext des Literaturunterrichts, besonders im Fach Deutsch behandelt werden. Es ist aber auch vorstellbar, dass diese Methoden in angepasster Art und Weise auch im fremdsprachlichen Literaturunterricht Platz finden könnten.
Was sind die Möglichkeiten für Deutschleher/innen? Gerade in der Oberstufe bietet es sich an, ethisch-moralische Diskurse in den Deutschunterricht zu holen. Nicht zuletzt deshalb, um literarische Werke und deren Hintergründe besser zu verstehen. Es geht darum, ethische Erfahrungen und Werthaltungen aus dem Fachwissen herauszuholen, Dinge, mit denen die SuS bereits durch persönliche Erfahrungen in peer group oder Familie konfrontiert wurden (Mokrosch & Regenbogen 2009). Literarische Texte sollen in Beziehung mit der Lebenswelt der SuS gesetzt werden.
Im Lehrplan für Deutsch in der Oberstufe heißt es:
„Literatur ist ein wesentliches Medium des kollektiven Gedächtnisses, in dem elementare gesellschaftskonstituierende Ideen wie die der Humanität verankert sind.“ (Lehrplan Deutsch Oberstufe URL: https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_neu_ahs_01_11853.pdf?61ebzj. Stand 03.07.2018)
Literatur bietet also die Möglichkeit, Wert- bzw. Moralevaluation zu betreiben, z.B. indem man die eigene aktuelle Lebenswelt mit den fiktiven Situationen und Handlungen von Charakteren vergleicht. Durch die Fiktion kann man sich auch „Was wäre wenn?“-Fragen stellen und so einerseits moralisch schwierige Situationen künstlich erschaffen und andererseits darüber diskutieren. Im theoretischem Universum der Literatur finden die SuS Platz, Sachverhalte von allen Richtungen zu betrachen und bewerten, ohne dass ihre Einschätzungen Konsequenzen im wirklichen Alltag haben. Sie bietet somit eine Art „Übungsplatz“ für reale Situationen.
Eine Möglichkeit, Werte im Deutschunterricht zu vermitteln wäre beispielsweise anhand von Kurzgeschichten, in welchen Dilemmasituationen vorkommen (Mokrosch & Regenbogen 2009). Im Anschluss an die Lektüre kann auf vielfältige Art und Weise diskutiert werden, entweder im Plenum oder als Einzelarbeit in individuell angefertigten Texten. Dabei kann die Fragestellung sein, was die betreffende Person anders hätte machen können, warum man eine gewisse Handlung als moralisch bedenklich bewerten könnte usw. Bei Kurzgeschichten handelt es sich meist um alltägliche Dilemmata. Allgemeinere, weitergefasste Wertbegriffe wie z.B. Menschenwürde kann man z.B. über realistische epische Ganztexte vermitteln (Mokrosch & Regenbogen). Bei längeren, komplexeren Werken kann man mehr in Tiefe gehen und mit kleinen kreativen Projekten arbeiten (Gemeinsam Texte gestalten, dramatische Werke ggf. in Auszügen spiele, Plakate gestalten, Referate halten…).
Wichtig im Deutschunterricht hinsichtlich Wertebildung ist meiner Meinung nach auch die Steigerung der Sprachsensibilität bei SuS, z.B. hinsichtlich gender-gerechter Sprache. Grundsätzlich sollte viel bezüglich Kommunikation und Sprachbewusstheit vermittelt werden, da dies das gegenseitige Verständnis fördert und so ein positives Zusammenleben ermöglicht.
Literatur:
Mokrosch, R., & Regenbogen, A. (2009). Werte-Erziehung und Schule. Ein Handbuch für Unterrichende.(R. Mokrosch, Hrsg.) Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht.
Deutsch Lehrplan Oberstufe. URL: https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_neu_ahs_01_11853.pdf?61ebzj. [Stand: 03.07.2018]