Devianz und Unterricht
Unter abweichendem Verhalten, auch Devianz genannt, versteht man das Verstoßen gegen soziale Normen. Dabei müssen diese Normen konsistent sein und darüber hinaus muss ein gewisser Konsens über die tatsächlichen Erwartungen in einem sozialen Bezugssystem vorhanden sein. Howard Becker beschreibt abweichendes Verhalten, als jenes Verhalten, welches gesellschaftlich als solches definiert wird. Besonders Werte sowie Normen von Jugendlichen werden manchmal als abweichend angesehen. Es gibt auch positives abweichendes Verhalten, zum Beispiel wenn sich eine Person überkonform verhält und das Verhalten bezüglich der erwarteten Normen nicht gefordert ist.
Abweichendes Verhalten entsteht dann, wenn die zwei Ebenen der sozialen Kontrolle nur mehr beschränkt funktionieren. Die erste Ebene stellt die interne Kontrolle dar, hier ist eine gewisse Selbstkontrolle einer Person möglich mithilfe von internalisierten Wertvorstellungen. Die zweite Ebene bezeichnet man als externe Kontrolle und darunter versteht man Reaktionen von anderen Menschen oder auch Gesetze.
Was negativ am abweichenden Verhalten ist, ist das ein soziales Handlungssystem nur dann unbeeinträchtigt funktionieren kann, wenn die Normen beachtet werden. Positive Aspekte sind, dass dadurch die Sichtbarkeit von Verhalten was sich stark an den Normen orientiert erhöht und dadurch auch erstrebenswerter wird, dies bezeichnet man dann als Kontrasteffekt. Des Weiteren können Mitglieder eines Systems, welche normenkonform sind Verstöße dieser Normen besser eindämmen, hierbei spricht man vom Solidaritätseffekt. Folglich kann eine Festigung der Norm stattfinden. Ein weiterer positiver Effekt ist der Ventileffekt, von welchem man spricht, wenn das abweichende Verhalten Ventil für angesammelte Frustration fungiert. Zuletzt kann abweichendes Verhalten präventiv auf ein starres System von Normen wirken.
Bezüglich abweichendem Verhalten in der Schule kann man sagen, dass hier ein gewisses Maß an Abweichung als normal gilt. Verhalten wird im schulischen Kontext dann als abweichend angesehen, wenn ein Schüler gegen die Regeln verstößt.
Man kann es bei der persönlichen Auseinandersetzung mit abweichendem Verhalten im Unterricht versuchen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie eine Lehrperson in bestimmten Lagen individueller Konfrontation mit dem Fehlverhalten eines Jugendlichen sich zu verhalten hat, um eine Verschlimmerung der Situation und der Lage des Betroffenen zu vermeiden. Darüber hinaus sollen vorbeugend weitere Konfrontationen mit Normen, vor allem Rechtsnormen, vermieden werden. Die Lehrperson sollte diese Probleme aufgreifen und nicht auf die familiäre Situation abschieben, sondern selber darauf reagieren. Abweichendes Verhalten im Unterricht beinhaltet verbale/nonverbale Störungen, Verweigerung der Erledigung von Aufgaben, das nicht- erscheinen im Unterricht etc. Was den Unterricht schlussendlich stört und somit als abweichendes Verhalten gilt wird natürlich von den Lehrpersonen definiert. Besonders bei SchülerInnen, die weniger gute Leistungen zeigen, wird dies durch deviantes Verhalten verstärkt und kann in weiterer Folge zu einer Aussonderung führen.