Vorurteile gegen das Fremde
In der heutigen Gesellschaft spielen Vorurteile gegen das Fremde eine sehr große Rolle, vor allem gegenüber Menschen, die aus einem anderen Land kommen. Viele Personen reisen nach Österreich und anderen europäischen Länder wie auch Deutschland, um ein normales bzw. ein besseres Leben führen zu können. Aber die einheimischen Personen tendieren dazu negative Kommentare und Gedanken zu äußern. Warum ist es für uns alle so schwierig, neue Menschen mit positiven Augen anzuschauen?
Durch die Erzählung von Melisa erfahren wir eine persönliche und biographische Erfahrung als Migrantin, die nach Österreich gereist ist. Durch diese selbstbiographische Erzählung versucht man sich in die Rolle einer Migrantin hineinzuversetzen, um zu verstehen, wie eine Person sich fühlt und welche Emotionen und Gedanken durch deren Kopf gehen.
Die Erzählung beginnt mit der Erzählung einer sensiblen Phase, die der Kindheit. Die ersten Schritte und Worte machte sie noch in ihrer Heimat, Sarajevo. Das Bild einer glücklichen Familie an ihrem ersten Geburtsjahr verschwindet von einem Tag auf dem anderen. Es war Krieg. Das Bild zerriss in kleine Stücke. Das Leben verändert sich und man befindet sich plötzlich in einer schwierig zu ertragenden Situation. Melisa stellte sich die Frage, wie das Leben weiter gegangen wäre, wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre und sie stellte sich diese Frage ihre gesamte Jugend lang. Wenn man nicht mehr in der eigenen Heimat lebt und wohnen darf, weil es dir das Leben selbst kosten kann, ist man mitten in einer Identitätskrise. Man fühlt sich verloren und orientierungslos. Das neue Land, in dem man ankommt, erleichtert die Situation wiederum nicht. Ausländer werden immer als „anders“ bezeichnet. Aber was ist in der Wirklichkeit anders? Und warum werden andere Menschen, so wie wir alle sind, anders bezeichnet? Durch diese Kennzeichnung tauchen die Nachteile einiger Personen auf. Die Mutter hatte eine goldene Kette an und sie war das einzige Geschenk, das die Mutter noch vom Vater hatte, wobei sie zu der Zeit nicht wusste, ob er noch am Leben war. Aber die erste Frage, die sich die Leute gestellt haben, ist es, ob sie richtige Flüchtlinge sind oder nicht. Das passiert, wenn Menschen schlecht über andere Menschen reden, ohne mit ihnen ein Wort ausgetauscht zu haben.
Warum haben wir immer einen schlechten Eindruck statt einen positiven? Warum ist das erste Gefühl des Menschen schlecht?
Sie hatte gar keine Erinnerung von zu Hause mit und man denkt gleich an das Betrachten der Zukunft. Was hätte sie ihren Kindern von der eigenen Kindheit erzählt? Was hätte sie ihnen geben können? Die Antwort war leider Nichts. Sie hatte keine normale Kindheit. Sie sollte zu Hause mit der Familie sein und in dem großen Garten spielen. Aber es war alles weg. In Österreich konnten sie in Unterkünften leben und das sollte für sie als Ausländer genug sein. Sie waren keine Menschen mit normalen Ansprüchen mehr. Ihre Mutter machte alles Mögliche, wie heute noch, damit sie das Gefühl des Wenig haben, nicht kriegen sollte. Sie dachte, dass sie eine normale Kindheit hatte, aber es war nicht der Fall. Die Frage, warum sie keinen Vater hatte und warum kein Kind mit ihr reden wollte, stand immer in ihrem Kopf. Ihr war nicht vom Bedeutung, dass ihre Kleidungen nicht neu waren oder dass ihre Spielzeuge gespendet waren. Im Vordergrund stand immer das Etikett des Anders sein. „Aber trotzt allem war ich anders als die anderen Kinder, meine Vergangenheit war anders, mein Zuhause war anders, ich hatte einen Vater, der im Krieg war, während ich normal in den Kindergarten gehen und spielen sollte, so als wäre nichts“, sagte sie.
Kinder werden nicht nur von den Elternteilen geprägt, sondern auch viel von der Schule. Die Atmosphäre, die es in der Klasse gibt und wie die Mitschüler*innen sich gegenseitig beobachten und zuhören.
Es ist schwierig, neue Freundschaften zu knüpfen, wenn die anderen Menschen nur Vorurteile haben. In der Schule wurde sie wieder als besonderes Kind bezeichnet und aus diesem Grund hat man damit nicht die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bildungsweg. Wenn man an Flüchtlinge denkt, dann denkt man, dass sie nicht bestimmten Kompetenzen oder Vorstellungen der heutigen Gesellschaft erfüllen, damit sie in alle unterschiedlichen Arbeitsbereiche in der Gesellschaft tätig sein können. Die Schwierigkeiten mit der Sprache erleichtert die Situation auch nicht. Aber, obwohl man die Sprache nicht in der Praxis anwenden kann, war die Zeit im Kindergarten sehr kostbar für den Spracherwerb und für das Kennenlernen dieses Landes und seiner Leute. Wenn man nicht spricht, dann hat man viel Zeit, um zuzuhören und das Verhalten der Menschen zu beobachten. So konnte sie schon in diesem Alter daraus schließen, dass das Leben für Buben leichter als das von den Mädchen ist. In der dritten Klasse lernte sie ihre ersten Freundinnen kennen und sie waren aus Bosnien. Aber je weiter das Leben geht, desto weniger trifft man solche Leute. Viele Ausländer wie die Cousine werden in die Hauptschule für Sonderkinder geschickt, obwohl sie keine speziellen sonderpädagogischen Bedürfnisse hatte. „Doch in Österreich wird Mehrsprachigkeit, sofern sie nicht gerade Prestigesprachen wie Englisch oder Französisch umfasst, als Handicap gesehen“, sagt Melisa. Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, tun sich mit dem Lernen von weiteren Fremdsprachen leichter. Das ist in der Wirklichkeit ein sehr großer Vorteil, der aber als Nachteil betrachtet wird. Man sollte sich also für die eigene Muttersprache schämen, statt stolz zu sein. Die bosnische Sprache entwickelte sich nicht weiter, die deutsche Sprache schon. Manches Gewisse Ausdrücke blieben fremd und in manchen Fällen fühlt man sich sprachlos. Sie bezeichnet sich selbst als Schuldige, wenn sie merkt, dass ihr Bosnisch nicht so gut wie ihr Deutsch ist. Zur Folge kam es auch zu einer Distanzierung der Familie, weil die Eltern zum Beispiel nicht richtig verstehen können.
Das Leben spielte sich dann für das ganze Leben in Deutsch ab und es blieb kein Raum für ihre eigene Muttersprache. Dann wird sie als Journalistin tätig. Viele Kollegen*innen von ihr verstehen nicht, warum eine Frau noch nicht gut Deutsch konnte, obwohl sie so lange in diesem Land lebte. Viele Österreicher betrachten eine Person mit Migrationshintergrund mit einem einzigen Blickwinkel. Aber man kann sich in diese Situation hineinversetzen, wenn man selbst diesen Weg gegangen ist und Erlebnisse damit erlebt hat.
Personen, die von einem anderen Land fliehen müssen, wachsen und gehen mit einer sehr schwierige Situation um. Es ist schwierig, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen, wenn man selbst diese Erfahrung nicht erlebt hat. Es ist eine fast unvorstellbare Situation. Man sollte versuchen, Personen mit Migrationshintergrund besser in die Gesellschaft zu integrieren, damit sie selbst Teil einer Gemeinschaft werden können. Wenn das ermöglich wird, dann erleichtern wir ihnen das Leben. Dabei können sie auch besser die Kultur kennenlernen und die Sprache lernen. Manchmal denkt man auch nicht daran, dass die Unterschiede nicht nur in der Sprache, sondern auch im kulturellen Bereichen präsent sind. Deutsch ist einer sehr komplexe und schwierige Sprache und es ist wichtig sich mit der Kultur auskennen, damit keine Verständnisprobleme auftauchen.