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Die COP 26 ist erst vor wenigen Wochen zu Ende gegangen: die Umwelt wurde in den Medien zum Hauptthema. Dies ist eine Gelegenheit, die Rolle der Schule bezüglich des Umweltschutzes zu hinterfragen.

Das Thema ist bereits Bestandteil von internationalen Texten: Der Pariser Abkommen sieht vor, dass die Länder Maßnahmen ergreifen müssen, um die Bildung über den Klimawandel weiterzuentwickeln. Auch in den Schulfächern Biologie, Physik, Geografie oder Fremdsprachen nimmt das Thema des Klimawandels einen wichtigen Platz ein. Aber es ist nicht nur eine Frage disziplinärer oder interdisziplinärer Inhalte, denn es ist auch die Art, wie die Schule über das Klimawandel und die Zukunft spricht. Ziel der Umweltbildung ist es, Kindern und Jugendlichen die Idee des Klima-Empowerments zu vermitteln. Die Schule muss dem zukünftigen Bürger die Mittel an die Hand geben, Entscheidungen zu treffen, komplexe Themen zu verstehen und sich mit sozialen Fragen zu beschäftigen, die mit einer nachhaltigen Entwicklung zusammenhängen.

In einer Zeit, in der viele PolitikerInnen die Dringlichkeit des Klimawandels in Frage stellen, ganz zu schweigen von denen, die die globale Erwärmung strikt leugnen, ist es wichtig, dass die Schule den SchülerInnen wissenschaftliche Grundlagen bietet. Zum Beispiel durch die Präsentation wissenschaftlicher Daten, durch die Untersuchung der Ursachen, der verschiedenen Akteure, der Auswirkungen, der Einsätze aber auch der Lösungen und Initiativen. Dies erfordert vor allem, kritisches Denken, Argumentationsfähigkeit zu fördern, aber auch zu wissen, wie man dem anderen zuhört, um sich dann entscheiden und sich engagieren zu können.

Wenn man sich die fremdsprachigen Lehrbücher (8. Klasse) anschaut, stellen wir schnell fest, dass sich das Kapitel über die Umwelt auf eine Liste umweltfreundlicher Praktiken beschränkt (Recycling, reparieren, kein Müll in die Natur werfen…). Es sind wesentliche Praktiken, jedoch kognitiv nicht sehr anregend für SchülerInnen der Oberstufe und nicht wirklich eine inhaltliche Debatte zulassend. Und doch gibt es viele Themen, die nah an der Welt von SchülerInnen, und leicht anpassbar sind: Greenwashing, geplante Obsoleszenz, ziviler Ungehorsam (in die Schule gehen oder an Fridays For Future teilnehmen zum Beispiel), Konsum, Flächenfraß, der Bau eines Tunnels unter einem Naturpark, der Abschnitt eines Gipfels zur Vergrößerung eines Skigebiets… Natürlich müssen die Fragen Gegenstand einer Reflexion, einer Debatte sein, die so viele Perspektiven wie möglich umfasst: wirtschaftliche, soziale, ökologische, ethische… Vergessen wir nicht, dass wir hier über Jugendliche sprechen, die bald volljährig werden oder schon sind und die bald wählen dürfen und ihr Recht damit zur Teilnahme am sozialen und politischen Leben ausüben können.

„Politik“: Das Wort ist aufgetaucht und dies könnte das Problem sein, warum viele LehrerInnen zögern, sich im Klassenzimmer eingehend mit dem Thema Umwelt zu befassen, aus Angst, militanter oder sogar ökologischer Aktivist beschuldigt zu werden. Es herrscht wahrscheinlich der Grundsatz „keine Politik in der Schule“. Es ist wahr, dass die Infragestellung der Umwelt ein eher subversives Potenzial haben kann, weil sie oft dazu führt, die Grundlagen des neoliberalen und kapitalistischen Systems unserer Gesellschaften in Frage zu stellen, in dem das Wirtschaftswachstum positiv sein muss: Wir müssen Reichtum anhäufen, immer mehr konsumieren und vor allem soll es nie aufhören. Wir kommen sogar dazu, die Ideale unserer Gesellschaften kritisch zu betrachten: das große Einfamilienhaus, mehrmals im Jahr Urlaub im Ausland, immer originellere Freizeitaktivitäten in exotischen Ländern… So viele Ideale, die mit einer umweltfreundlicheren Lebensweise nicht wirklich zusammenpassen.

Natürlich besteht die Rolle von Erwachsenen und Schule auch darin, Kinder vor Öko-Angst zu schützen, insbesondere die Jüngsten. Jedoch ist es bei den Älteren wichtig, dass ihnen die Schule die Mittel gibt, die gesellschaftlichen Herausforderungen besser zu verstehen. Diese Herausforderungen muss die Schule problematisieren und Lösungsorientiert damit umgehen.

1 thought on “Schule und Umweltschutz

  1. Gute und wichtige Gedanken! Wissen Sie, dass wir die derzeitige Dominanz der neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung einer sehr subversiven Strategie der Protagonisten dieser Theorie zu verdanken haben?

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