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Derzeit wird die Umsetzung des FPÖ-Wahlversprechens, die Durchsetzung der Deutsch-Förderklassen heiß diskutiert. Was bedeutet es für Schulen, für Schüler/innen und für den Unterricht, wenn man die Klassen aufgrund derer Deutschkenntnisse separiert? Welche Auswirkungen haben diese Maßnahmen, welche anderen Wege würde es geben um die Deutschkenntnisse der betroffenen Schüler/innen zu fördern? Was bedeutet sprachliche Heterogenität in Klassen und kann diese auch als Chance betrachtet werden?

Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund (Kinder zwischen 6 und 10 Jahre) liegt in Deutschland bei 30 % (SCHRÜNDER-LENZEN 2009:121). In Österreich liegt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, laut Statistik Austria (2017) bei 22,8 %. Eine frühe Förderung der Sprachkenntnisse ist, vor allem für die Kinder, welche nicht in Österreich geboren sind von großer Bedeutung. Das Wahlversprechen der FPÖ, die Extraklassen für Schüler/innen mit schlechteren Deutschkenntnisse durchzusetzen, zieht jedoch einige Nachteile mit sich, denn das Trennen der Schüler/innen trägt zu einer Diskriminierung und Ausgrenzung der Schüler/innen bei.

Die Deutschförderklassen richten sich an all jene Schüler/innen welche über zu geringe Deutschkenntnisse verfügen, diese Schüler/innen werden als „außerordentliche“ oder „nicht schulreife“ Schüler/innen bezeichnet. Die Schüler/innen bekommen einen speziellen Deutsch-Förderunterricht im ausmaß von 15 Stunden pro Woche (Volksschule) und 20 Stunden pro Woche (Sekundarstufe 1) in extra dafür vorgesehenen Klassen. Die Fächer Werken, Musik und Sport, welche wenig Sprachkenntnisse benötigen dürfen die Schüler/innen in der Stammklasse absolvieren. Um den gesamten Unterricht in der Stammklasse beiwohnen zu dürfen müssen die Schüler/innen der Deutsch-Förderklasse einen standardisierten Test bewältigen. Dieser Test besagt, ob die Sprachkenntnisse ausreichen sind und der/die Schüler/in wieder zurück in die Stammklasse darf, die Sprachkenntnisse mangelhaft sind und der/die Schüler/in als ao-Schüler in der Stammklasse unterrichtet wird, jedoch mit zusätzlichen Deutschförderkurs, oder ob der/die Schüler/in weiterhin in der Deutschförderklasse bleiben muss um die Sprachkenntnisse weiter aufzubauen. (BMBWF k.A.) Einerseits kann ein solcher intensiver Deutsch-Förderkurs als notwendig und wichtig betrachtet werden, jedoch denke ich, dass diese Separierung der Schüler/innen mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringt. Meiner Meinung nach wird durch diese Klassenteilung eine Spaltung der Klassengemeinschaft forciert, da eine Unterscheidung nach sozialem Hintergrund und Wertigkeit erfolgt. Vermutliche bilden sich überwiegend Herkunftshomogene Kleingruppen, dies macht es wiederum schwierig, die kulturelle Heterogenität der Schüler/innen als Chance für die gesamte Klasse nutzen zu können. Durch diese Herkunftshomogenen Kleingruppen kann dazu führen, dass in den Pausen vermehrt in der Muttersprache gesprochen wird du somit der soziale Kontakt zu anderen Mitschüler/innen vernachlässigt wird. Allein diese wenigen Punkte führen mich zu dem Entschluss, dass durch die Trennung der Schüler/innen aufgrund deren sprachlichen Fähigkeiten, es nicht möglich ist, Heterogenität (hier auf die sprachliche und kulturelle Heterogenität bezogen) als Chance für guten Unterricht zu betrachten. Ich denke daher, dass es sinnvoller wäre die Schüler/innen gemeinsam zu unterrichten. Des Weiteren könnte man über andere Angebote nachdenken, wodurch man die Sprachkenntnisse fördern kann, eventuell auch außerhalb der Schulzeit. Angebote wie Turnverein, Schwimmkurse, gemeinsame Spielnachmittage mit Sprachförderung (für Eltern und Kinder), usw.

Um im regulären Unterricht eine Sprachförderung zu gewährleisten ist es wichtig, dass man die rezeptiven und produktiven Sprachkompetenzen und die Sprachbewusstheit fördert, denn sie sind unumgänglich miteinander verbunden. So benötigt zum Beispiel Lesen eine rezeptive Kompetenz, jedoch setzt Lesen eine gewisse sprachkonstruktive Kompetenz voraus. Rechtschreibung ist eine produktive Fähigkeit und setzt sowohl Aufmerksamkeit und Sprachbewusstsein voraus. (SCHRÜNDER-LENZEN 2009:130) Beispielsweise kann man das Hör- und Leseverständnis der Schüler/innen durch gut artikuliertes Vorlesen (durch die Lehrperson) gefördert werden. Auch der Einsatz von Medien, Höraufgaben kann das Hörverstehen z.B.: selektives Hören und Detailverstehen stärken. Bewusste Steuerung der Aufmerksamkeit, erstellen von MindMaps oder das „markieren-lernen“ mit Textmarker ist für Sprachlernen wichtig. (SCHRÜNDER-LENZEN 2009:132f) Um Sprache optimal fördern zu können ist es wichtig, das Kind nicht nur im Hinblick derer Sprache zu betrachten, Sprachdiagnostik über die gesamte Schulzeit hinweg und die Vielfalt der Klasse als Chance zu betrachten und nutzen (SCHRÜNDER-LENZEN 2009:134).

Literatur:

SCHRÜNDER-LENZEN, A. (2009): Sprachlich-kulturelle Heterogenität als Unterrichtsbedingung. In: FÜRSTENAU, S., GOMOLLA, M. (Hrsg.) Migration und schulischer Wandel: Unterricht. VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden (S. 121-139)

 

Statistik Austria (2017): Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Bundesländern (Jahresdurchschnitt 2017) <http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung_nach_migrationshintergrund/index.html> (Zugriff: 2018-07-10)

 

BMBWF (k.A.) Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Deutschförderklassen und Deutschförderkurse <https://bmbwf.gv.at/fileadmin/user_upload/Aussendung/BM_Faßmann/Presseunterlage_Deutschförderklassen.pdf> (Zugriff: 2018-07-10)

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