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Der Migrationshintergrund ist, ähnlich wie die soziale Herkunft, ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht welchen Bildungsstand ein junger Mensch erreichen kann. Die Meisten glauben, dass „Ausländer“ schlechter in der Schule sind, keinen oder „nur“ einen Hauptschulabschluss erreichen können und im Grunde weniger intelligent sind. Zwar sind solche Vorurteile in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen und die kulturelle Vielfalt in Deutschland, Österreich bzw. generell in Europa ist fast schon zur Normalität geworden aber Studien zeigen, dass es durchaus noch Unterschiede im Bildungsniveau gibt, die mitunter auch auf einen Migrationshintergrund zurückzuführen sind. Familien, die in ein neues Land kommen, müssen sich in diesem auch eine neue Existenz aufbauen, viel arbeiten und haben daher oft nicht das Geld, die sprachlichen Fähigkeiten oder die Zeit, um ihre Kinder ausgiebig in der Schule zu unterstützen. Aber vielleicht sollten Viele auch einen Blick in den Spiegel werfen. Denn Fremdheit ist eine Zuschreibung sozialer Prozesse. Sie wird erzeugt, indem man den Anderen als fremd definiert. Wir machen den Anderen erst fremd, wenn wir ihn in Kategorien einordnen. Das Fremde, Andere oder „Ausländische“ kommt nur in Relation zu etwas Anderem zustande. Mit dem Fremden wird quasi eine Grenze zum anderen gezogen, denn es konfrontiert einen jeden von uns mit der eigenen Beschränktheit und der nicht realisierten Möglichkeit, anders zu sein.

Wird Kindern mit Migrationshintergrund möglicherweise von vornherein suggeriert, dass sie es nicht schaffen?

Am Ende der Grundschulzeit erhalten sie wesentlich öfter eine Empfehlung für die Hauptschule oder maximal für die Realschule, als Kinder ohne Migrationshintergrund – übertrieben ausgedrückt: Die „eigenen“ Leute soll auf die „besseren“ Schulen gehen.
Auch ich kann mich noch gut daran erinnern, dass man mich, gemeinsam mit allen anderen „Ausländer-Kindern“ aus dem Ort, bereits in der Grundschule pauschal in einen Deutsch-Förderkurs schicken wollte. Ohne überhaupt zu beobachten, wie gut oder schlecht ich mich in der Schule machen würde, wurde ich in eine Schublade gesteckt. Sehr einprägsam war auf der anderen Seite aber die Erinnerung, dass meine Mutter sich vehement weigerte mich in den besagten Förderkurs zu schicken, weil ich, laut ihr, besser deutsch sprechen könne, als die deutschen Kinder an der Schule. Doch das Vorurteil blieb. Als die Grundschulzeit sich dem Ende zuneigte und die Wahl der weiterführenden Schule anstand, war die Entscheidung für mich klar – das Gymnasium muss es sein. Der Notendurchschnitt dafür war gut genug und auch der Wille und das Interesse viel zu lernen waren da. Trotzdem legte mir meine Klassenlehrerin recht dringlich ans Herz zur Hauptschule zu gehen. Das Gymnasium wäre für mich zu anspruchsvoll und auf der Hauptschule hätte ich (zumindest) eine Chance gute Noten zu erzielen. Obgleich man nicht leugnen kann, dass es auch Kinder mit Migrationshintergrund gibt, die durch fehlende Sprachkenntnisse wirklich Probleme in der Schule haben und von einem Förderkurs sicherlich profitieren würden, gibt es auch die andere Seite der Medaille. Nämlich jene, dass SchülerInnen auch schlechter in der Schule abschneiden können, weil genau das von ihnen erwartet wird. Dieses Phänomen beschreibt z.B. der Pygmalion-Effekt. Er geht zurück auf eine Studie, in der LehrerInnen suggeriert wurde, dass einige Kinder in ihrer Klasse intelligenter wären, als der Rest. Tatsächlich förderten die Lehrkräfte jene SchülerInnen unterbewusst deutlich mehr, weshalb sie am Ende bessere Ergebnisse in der Schule erzielten.

Es ist daher nicht genug, (wenn auch wichtig!) SchülerInnen mit Migrationshintergrund nur sprachlich zu fördern. Die soziale Einbindung und die Betrachtung der Kinder, nicht nach polnischem, türkischem oder syrischem Migrationshintergrund, sondern ganz allgemein nach ihren individuellen Bedürfnissen, hat eine ebenso große Bedeutung. Denn wenn eine Lehrkraft, die besonders für Kinder eine große Autoritätsperson ist, einer Schülerin/ einem Schüler sagt, sie/ er sei nicht klug genug, um eine höhere Schule zu besuchen, kann das große Auswirkungen haben. Vielmehr sollte man SchülerInnen mit Migrationshintergrund eine entsprechende Förderung anbieten, wenn diese benötigt wird, so wie auch ein Kind ohne Migrationshintergrund, eine solche benötigen kann und jenen mit Ambitionen helfen, ihre Ziele zu erreichen, anstatt sie klein zu machen.

Quellen:
– Solga, Heike, Rosine Dombrowski: Soziale Ungleichheiten in schulischer und außerschulischer Bildung. Stand der Forschung und Forschungsbedarf, Düsseldorf 2009.
– Baudson, Tanja Gabriele: Pygmalion in der Schule. Wie mächtig sind Lehrerwartungen?, in: MinD-Magazin 82, Juni 2011.
– Olechowski, Richard: Die höhere Schule – eine Stätte sozialer Selektion, in: Erziehung und Unterricht, September/Oktober 7-8, 2008.
– https://mediendienst-integration.de/integration/bildung.html

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Wir leben derzeit in einer Gesellschaft, in der die Vielfalt zwischen Jungen und Mädchen sehr präsent ist, weshalb sie auch in den Klassenzimmern der Schulen eine wichtige Rolle besitzt. Dies lässt uns über die Wichtigkeit der Förderung interkultureller Bildung in den Klassenzimmern nachdenken.

Zuerst müssen wir wissen, was das Konzept der kulturellen Vielfalt für uns bedeutet, sowie die Bedeutung des Wortes Interkulturalität, da dies notwendig ist, um das angesprochene Thema zu verstehen.

Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Existenz von Multikulturalität in den Klassenzimmern der Schulen unseres Landes auf das Phänomen der Einwanderung zurückzuführen ist. Die Gründe für die Einreise von Ausländern in unser Land können vielfältig sein: zur Arbeitssuche, alternativ zur Verbesserung, persönliche Bedürfnisse …

Die Rolle des Lehrers in einem Klassenzimmer mit Kindern aus verschiedenen Kulturen ist ein Faktor von großer Bedeutung. Von der frühkindlichen Erziehung an müssen wir tolerante Einstellungen, Werte und Wissen fördern, um ein günstiges Klima im Klassenzimmer zu schaffen. Das Hauptziel dieser Arbeit ist es, den Kindern diese Werte und Kenntnisse sowie den Respekt vor anderen Kulturen, die sich von ihrer eigenen unterscheiden, zu vermitteln. Auf diese Weise werden sie mit der Realität unserer Gesellschaft vertraut, wie ich bereits hervorgehoben habe, und die Kommunikation wird beim Aufbau von Beziehungen mit anderen gefördert.

Für den Lehrer ist es auch wichtig, die erzieherische Rolle der Familie zu kennen, denn für den Erwerb dieses Wissens reicht die Rolle des Lehrers nicht aus, sondern die Familie-Schule-Beziehung ist notwendig.

Die Gemeinschaft ist zum Ziel von Migrationsströmen geworden, was unsere zu einer multikulturellen Gesellschaft macht. Viele Menschen sind von der Notwendigkeit einer Erziehung zu Toleranz, Verständnis und Respekt zwischen Völkern, Gruppen und Individuen überzeugt, die unseren jungen Menschen hilft, in einer immer komplexeren Gesellschaft zu funktionieren, in der die Vielfalt immer offensichtlicher wird.

 

Kulturelle Vielfalt in den Klassenzimmern der frühkindlichen Bildung ist ein bereichernder Faktor für Jungen und Mädchen, wie in der Forschung bewiesen wurde, daher muss die Lehrkraft sie während des gesamten Lehr-Lern-Prozesses berücksichtigen. Als zukünftige Lehrerin glaube ich, dass wir den Kindern die Idee vermitteln müssen, dass der Unterschied keine Ungleichheit ist, sondern dass wir durch das Kennenlernen verschiedener Kulturen andere Sprachen, Bräuche, Traditionen etc. lernen.

Abschließend möchte ich sagen, dass die Lehrer weiterhin daran arbeiten müssen, eine tolerantere Gesellschaft zu schaffen, besonders in der Kindheitsphase, in der Kinder am meisten Wissen aufnehmen, Werte lernen und Erwachsene imitieren. Interkulturelle Bildung muss unsere Schüler darauf vorbereiten, als Bürger in einer einladenden, demokratischen Gesellschaft mit vielen Verschiedenheiten zusammenzuleben, indem sie den Erwerb von Fähigkeiten in verschiedenen, miteinander verbundenen Kulturen ermöglicht. Unsere Gesellschaft wird bereichert, wenn sie mehr und mehr Bürger hat, die in der Lage sind, normal mit Menschen aus anderen Kulturen zu interagieren.

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Die Norm, sich eindeutig einem der beiden sozial konstruierten Geschlechter (Mann oder Frau) zugehörig zu fühlen, löst bei Jugendlichen vermehrt Angstzustände und ein erhöhtes Stressrisiko aus.

Die US-amerikanische Philosophin Judith Butler hat genau zu diesem Thema, 2009 ein Buch verfasst mit dem Titel: „Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen“, in dem sie ihre Erfahrungen mit Geschlechternormen teilt. Doch was genau sind Geschlechternormen? Die Norm, sich entweder Mann oder Frau zugehörig fühlen zu müssen. Die Norm, einen zu diesem Geschlecht, passenden Körper haben zu sollen und bei Nicht-Vorliegen operativ zu verändern. Die Norm, zum vorliegenden Körper ein zeitgemäßes geschlechtliches Ich-Gefühl entwickeln zu sollen. Die Norm, ein zu Körper und Geschlecht, passendes heterosexuelles Begehren entfalten zu sollen oder wollen. Eben diese letzte Norm, macht es für Transsexuelle, Intersexuelle und Homosexuelle sehr schwer sich in die Gesellschaft einzubringen, ohne benachteiligt oder „schief angeschaut“ zu werden.

Laut Butler ist das Geschlecht eine kulturelle Konstruktion, die vorfindbaren Körpern übergestülpt wird. Das heißt, dass man nicht als Mann oder Frau geboren wird, sondern als Mensch. Durch die Art, wie auf die Körper geblickt wird und welche Teile an ihnen geschlechtlich aufgeladen werden, wird ein männlicher oder weiblicher Körper in den Köpfen der Menschen konstruiert. Dies macht es uns einerseits leichter einer Gruppe anzugehören (da es nur zwei gibt), grenzt aber all jene aus, die sich keiner der beiden Gruppen anschließen können oder möchten. Diese Ausgrenzung und das ständige Gefühl irgendwo zugehörig zu sein, kann zum Einfallstor ausgesetzten Leidens werden und bis zum Verlust von Lebenssinn und der Auslöschung des „Ichs“ führen.

Darüber hinaus lösen die Geschlechternormen nicht nur bei der Findung der eigenen Sexualität Probleme aus. Die Art, wie Mann und Frau in Online-Medien und Fernsehen gezeigt werden, hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Es werden immer jüngere Personen sexualisiert und geben dadurch falsche Signale an die Jugend weiter. Beispiel: Die Umstellung der Biene Maja. Früher war die Biene noch leicht dick und sah fast wie eine echte Biene aus. Heutzutage hat sie einen flachen Bauch und etwas, das beinahe aussieht wie Schminke im Gesicht. Dadurch werden vor allem junge Mädchen dazu verleitet, sich schon im Kindes -und Jugendalter, mit den Schminkartikeln der Mutter zu bemalen. Die Vorstellung, dass man ohne Gesichtsbemalung nicht schön ist, wird immer mehr verfestigt in den Köpfen der Kinder.

Durch eben solche falschen Vorbilder und Normen wird es für die kommenden Generationen immer schwieriger werden sich einer sozialen Gruppe zuordnen zu können, in der sie sich wohl und verstanden fühlen. Sollte man nun eine Gemeinschaft finden, die im Einverständnis der aktuell konstruierten sozialen Normen lebt, so kann sich ein Gefühl von Sicherheit, Wohlgefühl und Halt einstellen, denn die Vorstellung über das eigene Geschlecht und das akzeptierte Gefühls- und Artikulationsrepertoire mit der Gruppe übereinstimmen. Sollte man aber seine Bestimmung in der Rebellion gegen die Norm sehen, so kann aus einem mehr oder weniger starken Leidensdruck, Veränderung erwachsen. Grenzen und Regeln können verschoben und überschritten werden und dadurch ganz neue Lebensmöglichkeiten zu Tage treten. Die Begrenzung durch vorhandene Normen übernimmt hier eine produktive Funktion als Impulsgeber für die Veränderung, weil sie weg vom Leid und hin zum lebenswerten Leben einen lenkt.

In den letzten Jahren hat sich allerdings bereits einiges in Bewegung gesetzt. Die sozial-traditionell konstruierten Normen, welche das Gefühls- und Handelsspektrum der Geschlechter eingeschränkt haben, wurden zum Teil aufgehoben und gelockert. Frauen haben sich, und den nachfolgenden Generationen von Mädchen und Frauen, Erfahrungs- und Entfaltungsräume erarbeitet und erkämpft, die ihnen bislang verschlossen geblieben sind und spielen immer offener und selbstbewusster mit Verhaltensweisen und Attitüden die bisher Männern und Jungen vorbehalten waren. Ebenso beginnen Jungen und Männer bereits mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte und auch das traditionelle Männerbild hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Männer dürfen mittlerweile ihre Gefühle offener zeigen und auch die Verbindung gleichgeschlechtlicher Liebender wird sozial immer stärker toleriert, schrittweise rechtlich gleichgestellt und auf diese Weise dann normalisiert.

Demnach, befinden wir uns bereits inmitten einer Veränderung, um die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, und vor allem die Akzeptanz anders geschlechtlicher Personen, zum Guten hin zu wenden.

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Es ist wichtig, dass man sich als Lehrer oder Lehrerin über Gender Stereotypen und ihre Konsequenzen im Klaren wird, um Lebensentscheidungen basierend auf dem eigenen Willen treffen zu können. Für Lehrpersonen bedeutet dies, dass sie bei der Führung ihres Unterrichts darauf achten müssen, unvoreingenommen auf ihre Schüler und Schülerinnen zuzugehen. Jeder Mensch hat durch seine eigene Sozialisation bereits unbewusst Erwartungshaltungen und Verhaltensarten erworben, die ihm zwar nicht unbedingt bewusst sind, ihn aber dennoch im Umgang mit den Geschlechtern steuern und leiten.

Aufgabe der Lehrpersonen ist es auch, das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler selbst dahingehend zu erweitern, dass sie erkennen, dass kein Geschlecht besser, beziehungsweise schlechter ist als das andere.

Die Position von Lehrinnen und Lehrern spielt dafür eine zentrale Rolle, da sie geeignet ist, Schülerinnen und Schüler in ihrer Weltanschauung zu beeinflussen. Alleine deshalb müssen sich Lehrpersonen zunehmend ihrer Aufgabe bewusstwerden.  Unterrichtsstunden bieten sich an, den professionellen Blick speziell auf die „Geschlechter“ zu richten und die Schüler und Schülerinnen altersgerecht an das Thema heranzuführen.

Es ist aber ebenso wichtig, den Blick für Unterschiede, die vorhanden sind, zu schärfen und den Unterricht entsprechend an den Bedarf der Schüler und Schülerinnen anzupassen. Ziel soll nicht die sture „Gleichmachung“ der Geschlechter sein, sondern das Erkennen von Geschlechterdifferenzen und dahingehende Minimieren dieser Differenzen durch gezielte Förderung.

Für die Praxis wird immer wieder ein monoedukativer, also geschlechtergetrennter, Unterricht diskutiert, um eine individuelle Förderung der Geschlechter möglich zu machen. Im Großen und Ganzen sieht die Schulforschung aber doch davon ab, da Klassen auch in anderen Aspekten wie etwa Religion, Herkunft und Ethnie, immer heterogener, diverser und gemischter werden und Schüler wie Schülerinnen gerade aus dieser Diversität profitieren können.

Als Möglichkeit zur Reflexion bietet sich für Schüler und Schülerinnen im Unterricht vor allem das Ausprobieren verschiedener Experimente dar, die auf dem Gebiet der Geschlechterforschung bereits stattgefunden haben. Zu wissen, wie man selbst der ein oder anderen Situation gehandelt hätte öffnet einem am ehesten die Augen dahingehend, wie viel eigenes Handeln tatsächlich von Sozialisation abhängt.

Außerdem bietet das Thema viel Gesprächsstoff ohne viel Hintergrundwissen haben zu müssen. Jeder Mensch ist in irgendeiner Form sozialisiert worden, auch im Hinblick auf Geschlecht. Deswegen können Gesprächsrunden, darüber was nach Ansicht der Schüler und Schülerinnen typisch weiblich oder typisch männlich ist, einen guten Einstieg ins Thema darstellen.Durch neue Medien im Unterricht ist es auch möglich, den Schülerinnen und Schülern durch Videos und Filme an das Thema heranzuführen und diese daraufhin mit ihnen zu besprechen und zu reflektieren.

Das Thema der Geschlechtsspezifischen Sozialisation sollte einen hohen Stellenwert haben, da es für jede Schülerin und jeden Schüler von persönlicher Relevanz ist, da es sowohl das eigenen Geschlecht, als auch das, aller Personen, mit denen die Schülerinnen und Schüler zu tun haben und haben werden, anspricht. So können die angehenden Erwachsenen dazu angeregt werden, darüber nachzudenken ob ihre persönlichen geschlechtsspezifischen Präferenzen angeboren sind, oder doch nur sozialisiert sind; zudem werden sie darauf sensibilisiert nicht vorschnell über etwas nicht Genderkonformes zu urteilen.

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Mädchen und Buben lernen die für ihre Geschlechter „typischen“ Rollen. Sie suchen sich Hobbys, die zu den von ihnen erwarteten Eigenschaften passen und wählen Berufe, die ihrer Geschlechterrolle entsprechen. So wählt ein Mädchen eher Tanzen und Reiten und ein Bub eher Fußball oder Computerspiele als Hobby aus. Mädchen werden später eher zu Friseurinnen oder Hausfrauen als zu Handwerkerinnen oder Technikerinnen. Für Burschen gilt das Gegenteilige. Die genannten Berufsfelder sind Beispiele für klassisch „geschlechtergetrennte“ Berufe. Wie kommt es aber dazu?

Die Geschlechtsspezifische Sozialisation

Die geschlechtsspezifische Sozialisation soll Antworten darauf liefen, wie solche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zustande kommen, um daraus Konsequenzen für die Praxis ziehen zu können.

Unter geschlechtsspezifischer Sozialisation ist jene Art von Sozialisation gemeint, die basierend auf dem spezifischen biologischen Geschlecht die Anpassung des Individuums an von der Gesellschaft vorgegebene typisch weibliche oder typisch männliche Rollen- und Verhaltensanforderungen bewirkt.

Für den Unterricht ist Geschlechtsspezifische Sozialisation deshalb von großer Bedeutung, weil „Doing Gender“, beziehungsweiße im Gegensatz dazu „Undoing Gender“, eine große Rolle in der Schulforschung spielen, wenn es darum geht Geschlechterdifferenzen zu erkennen und abzubauen. So sollte man die Unterschiede zwar bewusst wahrnehmen aber diesen keine Beachtung schenken.

Man weiß, es gibt entscheidende Differenzen zwischen Buben und Mädchen, die auch neurobiologisch erklärbar sind. Man weiß aber auch, dass Vorstellungen von „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ lang überholt sind.

Indirekt werden Mädchen und Buben aufgrund von Genderstereotypen von klein auf in unterschiedliche Richtungen gelenkt. Traditionelle Ideen darüber, was ein Junge, beziehungsweise ein Mädchen tun kann oder tun soll, sind dafür verantwortlich. Diese durchdringen die Gesellschaft und existieren unbewusst in einem jeden Menschen. Sie beeinflussen Mädchen und Buben auch bei der Fächerwahl. Von Mädchen wird beispielsweise erwartet, dass sie gut in Kunst zu sein hätten und von Burschen, dass ihnen Mathematik und wissenschaftliche Fächer lägen.

Umfangreiche Studien zur schulischen Sozialisation im Volkschulbereich zeichnen ein komplexes Bild der Entwicklung von Mädchen und Jungen während der Kindheit. Der Schwerpunkt liegt dabei im Leistungs- und Interessensbereich. Zum Beispiel das sogenannte „Faulpelz-Syndrom“ betrifft vor allem Buben. Sie haben eine höhere Anstrengungsvermeidung und geringeren Pflichteifer. Das Gegenteil gilt für Schülerinnen. Dafür leiden diese unter stärkerer Leistungsängstlichkeit und geringerem Zutrauen.

Das Interesse hat große Bedeutung für das Lernen. Geschlecht ist für das Interesse insofern relevant, als Kinder lernen, was sozial und gesellschaftlich akzeptabel für sie als Mädchen, beziehungsweise als Jungen ist. Doch was kann man als Lehrperson diesbezüglich machen?

 

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„Wie in einem Mikrokosmos spiegeln sich in der Familie von früher Kindheit an kulturelle, ökonomische und normative Lebensbedingungen, die durch den Umgang von Eltern und Kindern miteinander aufgenommen und verarbeitet werden. Die soziale Lebenslage von Vätern und Müttern und insbesondere ihr Bildungsgrad entscheiden über die Vielfalt und Angemessenheit der Entwicklungsimpulse und der Erziehungsstile, die Eltern auf ihre Kinder ausüben.“  (Hurrelmann, 2002, S. 31)

 

Fragt man die Suchmaschine „Google“ nach einer Definition des Wortes Familie, so definiert er diese in zweierlei Hinsicht. Zum einen als eine „aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und mindestens einem Kind bestehende Lebensgemeinschaft“, zum anderen als „Gruppe aller miteinander blutsverwandten Personen; Sippe“.

Dies trifft sich mit den Vorstellungen der meisten Menschen. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat die Mehrheit der Leute beim Schlagwort „Familie“ ein wohl ein ziemlich klares Bild vor Augen: Vater, Mutter, Kind(er). Tatsächlich allerdings, stellt dieses Familienbild heutzutage nichtmehr unbedingt die Norm dar. Mit der Abkehr vom „Großfamiliendarsein“, Ehe und Tradition ergibt sich oft ein ganz anderes Bild von Familie, das nach einer neuen Definition verlangt.

Im „Wörterbuch der Pädagogik“ von 1977 wird die Familie noch „als dauerhafte Organisierung blutsverwandtschaftlicher beziehungsweise Eltern-Kind-Beziehungen zum Zwecke gemeinschaftlicher Lebens- und Arterhaltung“.

Im „Wörterbuch Erziehungswissenschaft“ von 2006 wird mit Familie jedoch bereits als „das nicht berufsförmige Zusammenleben von über Ehe beziehungsweise Partnerschaft und Verwandtschaft beziehungsweise Nachkommenschaft verbundenen Personen, also eine private Lebensform von Eltern und ihren Kindern“ bezeichnet.

Ein Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung Nordrhein-Westfahlen definiert Familien als „Personengemeinschaften innerhalb von Privathaushalten, die im Wesentlichen durch Ehe oder Abstammung beziehungsweise das Sorgerecht miteinander verbunden sind.“

Darunter fallen alle Ehepaare, egal ob mit oder ohne ledige Kinder in einem Haushalt lebend, alleinstehende, ergo alleinerziehende Mütter und Väter, die mit ihren ledigen Kindern im gleichen Haushalt leben, alle nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kind(ern) sowie geschiedene oder verwitwete Alleinlebende (sogenannte Restfamilien).

Letztere Definition wird dem Faktum Familie im Angesicht der Zeit wohl am ehesten gerecht.

Die Familie hat eine Schlüsselfunktion im Prozess der Sozialisation , vor allem in den ersten Lebensjahren. Einfluss auf die familiale Sozialisation haben dabei die verwendbaren Ressourcen der Erziehungsberechtigten, die Struktur der Familie, die Eltern-Kind-Beziehung, sowie die dadurch in Verknüpfung stehende, gemeinsame Zeit und auch die elterlichen Beispiele und Ansichten. All diese Faktoren beeinflussen den Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Persönlichkeit eines Kindes, aber auch der Erziehungsstil von den Eltern.

Eltern können als direkte Lehrer den Kindern Fähigkeiten, Regeln und Strategien direkt beibringen, indem sie diese direkt informieren und beraten.

Sie können als indirekte Sozialisationsinstanzen Informationen und Regeln an die Kinder vermitteln, Verhaltensweisen fördern oder unterbinden, durch ihr eigenes Verhalten als Vorbilder wirken. So zum Beispiel durch Hilfsbereitschaft, Verständnis, Intoleranz oder Aggression

Außerdem können sie als Führungskräfte für Soziales dafür sorgen, dass ihre Kinder mit anderen „nicht familiären“ Menschen in Kontakt kommen. So beispielsweise durch diverse Freizeitgestaltungen wie Feriencamps, etc. Aber sie können die Konfrontation mit Außenstehenden auch vermeiden.

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Inklusion im Klassenzimmer bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Behinderungen, ihrem sozialen Status oder ihren gesundheitlichen Bedürfnissen, das Recht haben, als wertvolle Mitglieder ihrer Gemeinschaft respektiert und geschätzt zu werden. Inklusion in einer Schule bedeutet, dass jeder Schüler die Möglichkeit hat, in der gleichen Umgebung zu lernen und zu wachsen, zusammen mit anderen Schülern, die vielleicht nicht die gleichen körperlichen oder entwicklungsbedingten Behinderungen haben wie sie.

Im Jahr 1975 wurde ein Gesetz vom Kongress verabschiedet, das „Individuals with Disabilities Education Act“ oder auch IDEA genannt. Dieses Gesetz gab Schülern mit Lernbehinderungen die Möglichkeit, die gleiche öffentliche Bildung zu erhalten wie die allgemeine Bevölkerung. Obwohl alle Schüler die gleiche Chance auf die gleiche Lernumgebung haben, war dies nicht für alle Schüler möglich, und die gleiche Umgebung würde immer noch je nach Schüler unterschiedlich aussehen. Während einige Schüler mit körperlichen/entwicklungsbedingten Behinderungen in traditionelle Klassenzimmer integriert werden können, würden andere einen individuellen Erziehungslehrer haben, der neben dem typischen Lehrer unterrichtet. Wenn ein Schüler mit einer körperlichen oder entwicklungsbedingten Behinderung einen Sonderpädagogen braucht, wenn er in eine normale Klasse integriert wird, werden die Lehrer gemeinsam unterrichten, was auf verschiedene Weise geschehen kann. Entweder assistiert der Regel- oder der Sonderpädagoge dem anderen, oder sie arbeiten zusammen und unterrichten Seite an Seite, was als Parallelunterricht bezeichnet wird. Die Lehrer können sich auch für den Stationsunterricht entscheiden. Bei dieser Art des Unterrichts teilen sich die Lehrer in verschiedene Stationen auf und unterrichten verschiedene Themen an verschiedenen Stationen, während die Schüler hin- und herwechseln. Unabhängig von der Art des Unterrichts, für die sich die Lehrer entscheiden, gibt es positive Effekte, wenn eine gute Zusammenarbeit im Klassenzimmer implementiert wird. Durch die Zusammenarbeit erhalten die Lehrer die Möglichkeit, den Unterricht und die Aktivitäten mit einem Kollegen kreativ zu planen, haben Zugang zu mehr Ressourcen und können mehr Verantwortung übernehmen, als wenn sie nicht gemeinsam unterrichten würden.

Nicht nur die Lehrer profitieren von der Inklusion im Klassenzimmer, sondern auch der Schüler mit der Behinderung. Es gibt Forschungen, die den akademischen Erfolg von Kindern durch Inklusion im Klassenzimmer untersuchen, und sie zeigen eine erfolgreiche Verbesserung. Eine Studie, die im „International Journal of Special Education“ veröffentlicht wurde, fand heraus, dass Kinder mit Autismus in Inklusionsklassen bessere Leistungen erbringen als in ihren typischen Sonderschulklassen. Kinder mit Autismus sind durch signifikante Kommunikations- und soziale Interaktionsprobleme charakterisiert; daher würde die Inklusion im Klassenzimmer ihre Möglichkeiten für soziales Spiel und Interaktion mit Gleichaltrigen erhöhen. Wenn ein autistisches Kind in die sozialen Netzwerke des Klassenzimmers eingebunden ist, ist es in der Lage, ein besseres Verständnis für die sozialen Erwartungen und die Kultur des Klassenzimmers aufzubauen. Dadurch sind sie in der Lage, das gleiche Wissen über die Erwartungen und die Kultur auf den Spielplatz zu übertragen; dies ermöglicht dem Kind, erfolgreicher an der gemeinsamen Beschäftigung teilzunehmen. Typische Gleichaltrige können Kindern mit Autismus auch helfen, sich auf dem Spielplatz zurechtzufinden und sie in mehr Erkundungsspiele einzubeziehen. Die Forschung besagt auch, dass Kinder, die mehr in ihr soziales Netzwerk im Klassenzimmer eingebunden sind, mehr Selbstvertrauen haben und sich wohler fühlen, zur Schule zu gehen, zu lernen und teilzunehmen.

Die Bedeutung der Inklusion im Klassenzimmer scheint allen in der Klasse zu nutzen, auch den anderen Schülern. Es gibt sogar akademische Verbesserungen für beide Gruppen von Schülern, wenn die Inklusion in den Klassenzimmern umgesetzt wird. Traditionelle Schüler sind auch in der Lage zu lernen, wie man mit anderen zusammenarbeitet, die anders sind als sie, sei es körperlich oder entwicklungsmäßig, so dass sie lernen können, andere besser zu akzeptieren und zu verstehen.

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Finanzielle Sicherheit = Sprungbrett in eine bessere Zukunft

Verfasserin: Gerzer Laura

Geld regiert die Welt. Sind Eltern für den schulischen Erfolg ihrer Kinder zuständig? Diskriminierung der Eltern, durch Einstufung in „bildungsferne Schichten“ oder „Eltern mit Migrationshintergrund“. Wie beeinflusst das Einkommen und die Ausbildung der Eltern die Schüler und Schülerinnen?

In die Bildung der Kinder zu investieren ist nicht billig. Die Kosten steigen mit dem Alter. Wir alle kennen feierlustige Studenten und Studentinnen? StudentInnen leben zum Großteil auf den Nacken ihrer Eltern, da nur der alleinige Verdienst durch einen Nebenjob nicht ausreicht für ein erfülltes Studentenleben.

 

Wie reflektiert sich der Werdegang der Bildung der Eltern auf die Zukunft der Schüler und Schülerinnen? Laut Studie absolvieren Schüler und Schülerinnen aus Akademikerhaushalten 10-mal öfters eine Universität als diejenigen mit Eltern ohne Matura. Laut EU-SILC-Sondermoduls 2019 absolvieren 30% der Jugendlichen in Österreich mit Eltern mit höchstens Pflichtschulabschluss dieselbe Schulform. Die Gefahr ist um das 1,4-fache erhöht für Jugendliche aus bildungsfernen Familien, Armut oder soziale Ausgrenzung zu erfahren. 17% der österreichischen Bevölkerung ist von der Armut betroffen. Es darf nicht passieren, dass SchülerInnen welche das potenzial für eine weiterführende Schule hätten, aufgrund der finanziellen Lage der Eltern, keine absolvieren.

 

Soziale Auslese bereits bei der Entscheidung AHS oder Hauptschule. Wo bleibt die Chancengleichheit? Jeder Mensch hat dieselben Möglichkeiten für ein erfolgreiches Leben. Kein Platz für Privilegien! Die Kluft der Chancengleichheit ist beim Vermögen geringer als beim Einkommen. Traurig, aber wahr, Erbschafften bringt mehr Vermögen als ein hohes Einkommen. Schockierend ist, dass es bis zu 5 Generationen benötigt, dass man von einer schlecht verdienenden Familie zur Mittelschicht gelangt.

 

Wie können Kinder aus sozial benachteiligten Familien bei der schulischen Leistung gezielt unterstütz werden? Viele Schüler und Schülerinnen benötigen Nachhilfe. Wer schonmal Nachhilfe gegeben hat bzw. in Anspruch genommen hat, weiß wie teuer eine Einheit sein kann! Wie sollen sich, dies Kinder aus sozial niedrigeren Familien Nachhilfe leisten.  Kostenlose Förderunterricht von Lehrpersonen für Schüler und Schülerinnen? Wichtig wäre außerdem eine gute pädagogische Betreuung, Bildung und Erziehung. Vor allem Kinder im jungem Alter (unter 6 Jahren) sind auf professionelle pädagogische Personen, wie uns werdenden Lehrer und Lehrerinnen angewiesen, um sprachliche oder andere Defizite früh zu erkennen und auszugleichen. Die Investitionen in die Kinderbetreuung aus der Sicht Österreichs muss ausgebaut werden! Die Betreuung ist wesentlich, um Kinder ohne Privilegien die Chance auf eine gute Schullaufbahn zu geben.

 

Weg von der alteingesessenen Sicht: „Wer arme Eltern hat, hat schlechtere Chancen in der Schule“. Jetzt sind die LehrerInnen gefragt, um die Schüler und Schülerinnen bildungsfernen Elternhäusern eine gute Unterstützung zu liefern.  Wo ein Wille, dort auch ein Weg!

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Eine Reaktion auf den Text von Stojanov K.

Das Thema Leistungsbeurteilung und die damit eingeschlossene Leistungsfeststellung sind immer wieder Grundlage für hitzige Diskussionen. Das aktuellste Beispiel dafür ist die durch wiederkehrende Aufschreie vor allem durch die vorherrschenden Corona-Bedingungen geänderte zentrale Reifeprüfung. Damit wurde die Matura von einer Leistungsfeststellung zu einer Leistungsbeurteilung umgewandelt, weil nun auch die Noten der letzten Schulstufe zur Bestimmung der Reife hinzugezogen werden. Es stellt sich aber sowohl bei der Leistungsbeurteilung jeder Schulstufe also auch bei der zentralen Reifeprüfung die Frage, ist das alles fair?

Die Leistungsfeststellung hält den aktuellen Leistungsstand fest, während in die Leistungsbeurteilung die Leistungen eines bestimmten Zeitraums einfließen. Laut Jürgens und Lissmann (2015) erfüllt die Leistungsbeurteilung fünf Funktion: die Selektionsfunktion, die Qualifikationsfunktion, die Informationsfunktion, die Anreiz- und Sanktionsfunktion und die Entwicklungsfunktion. Alleine diese recht verschiedenen Bereiche zeigen bereits, was die Leistungsbeurteilung im Grunde mit einer Note am Semesterende oder am Jahresende aussagen sollte. Dabei könnten gewisse Funktionen ohne Probleme gemeinsam in der Leistungsbeurteilung berücksichtig werden – die Selektionsfunktion und die Qualifikationsfunktion oder die Anreiz- und Sanktionsfunktion und die Entwicklungsfunktion – aber es gibt auch sich gegenseitig ausschließende Funktionen. Wenn eine Schülerin oder ein Schüler durch das Abschneiden in standardisierten Schularbeiten die Note „Befriedigend“ verdient hätte, aber für die persönliche Entwicklung die Note „Gut“ besser wäre, würden somit die Selektionsfunktion und die Entwicklungsfunktion im Gegensatz zueinanderstehen. Wenn man nun im Sinne einer fairen Leistungsbeurteilung handeln würde, würde man eine schlechtere Note hergeben, aber womöglich gleichzeitig die persönliche Entwicklung und Motivation der Schülerin oder des Schülers nicht fördern. Sollte die Selektion aufgrund von objektiven Kriterien erfolgen, kann laut Fendt von einer fairen Leistungsbeurteilung gesprochen werden.

Ein weiterer Aspekt der Leistungsbeurteilung ist die Leistungsbewertung, die auf einer von drei verschiedenen Bezugsnormen erfolgen kann. Die sachliche Bezugsnorm bezieht sich auf das Erreichen oder Nicht Erreichen von im Vorhinein festgelegten Zielen. Somit erhalten die Schülerinnen und Schüler bei der Beurteilung Aufschluss über den Leistungstand ihres Fachwissens. Die soziale Bezugsnorm bezieht sich auf einen Vergleich innerhalb einer bestimmten Gruppe – zum Beispiel eine Schule oder eine Klasse – und somit wird eine Reihenfolge innerhalb dieser Gruppe vollzogen. Da sich aber die Bewertung eines Individuums bei der Veränderung der Gruppe ebenfalls ändert, kann nur von einer relativen Sicht auf den Leistungsstand gesprochen werden. Die individuelle Bezugsnorm orientiert sich hingegen an vorhergegangenen Leistungen eines Individuums. Für die Bewertung und Beurteilung ist die Leistungssteigerung von zentraler Bedeutung, wobei kein Schluss auf die Leistungen anderer Schülerinnen und Schüler gezogen wird. Der individuellen Bezugsnorm wird auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Leistungsmotivation zugeschrieben, da sie die Lernfortschritte eines Individuums aufzeigen kann und nicht die Leistung an sich bewertet. Beim Betrachten der Bezugsnormen wird das Dilemma der Funktionen der Leistungsbeurteilung erneut sichtbar. Bei der sachlichen Bezugsnorm kann von Objektivität gesprochen werden und damit wäre diese laut Fendt für eine faire Leistungsbeurteilung vonnöten aber geht nicht auf die Entwicklung der Individuen ein.

Zusätzlich zu den Bezugsnormen muss bei der Leistungsbewertung noch entschieden werden, ob eine summative oder eine formative Leistungsbewertung stattfindet. Bei einer summativen Leistungsbewertung wird erst zum Schluss eines Lernprozesses über den Lernfortschritt Resümee gezogen, während bei einer formativen Leistungsbewertung bereits im Lernprozess der Lernfortschritt beobachtet wird und auch angepasst werden kann. Somit wäre eine summative Leistungsbeurteilung fair, aber der Lernprozess, der eine wichtige Rolle für die Entwicklung spielt, wird vernachlässigt.

Wenn man nun die Zusammenfassung wagt und nun versucht eine faire Leistungsbeurteilung zu beschreiben, kommt man auf die Begriffe Objektivität und Fachwissen, was in der Selektionsfunktion, der sachliche Bezugsnorm und der summative Leistungsbewertung zu finden ist. Damit hätte man es auch geschafft, wenn die Schule nicht für etwas anderes stehen würde. Diese Begriffe stehen dem entgegen, was die Leistungsbeurteilung eigentlich darstellen sollte, nämlich Rückmeldung über den Lernfortschritt zu geben und das auf einer individuellen Ebene. Dadurch würden die Schülerinnen und Schüler ihre Stärken und Schwächen erkennen und können daraufhin ausreichend individuell gefördert werden. Das würde auch dazu beitragen, dass man junge Menschen bildet und ausbildet, die wissen, was sie kennen und können, und somit leichter ihren Platz in der Gesellschaft finden. Natürlich hat auch die sogenannte faire Leistungsbeurteilung ihren Stellenwert – zum Beispiel in diversen Studien – aber für die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler wäre eine nicht faire Leistungsbeurteilung meiner Meinung nach besser. Aber es sollte sich jede Lehrperson selbst die Frage stellen, ob man die Schülerinnen und Schüler aufgrund von Objektivität und Wissen beurteilen möchte, womit man die Leistungen vergleichbar machen würde, oder eher den Lernprozess für die Leistungsbeurteilung heranzieht, damit man die persönliche Entwicklung fördern kann.

 

Jürgens, E., & Lissmann, U. (2015). Pädagogische Diagnostik. Grundlagen und Methoden zur Leistungsbeurteilung in der Schule. Weinheim: Beltz.

Nerdel, C. (2017). Grundlagen der Naturwissenschaftsdidaktik. Kompetenzorientiert und aufgabenbasiert für die Schule und Hochschule. Berlin: Springer.

Saalfrank, W., & Kollmannsberger, M. (2017). Praxisleitfaden Lehrerhandeln. Unterrichten, Erziehen, Beraten, Leistungen beurteilen. Weinheim: Beltz.

Schlag, B. (2013). Lern- und Leistungsmotivation (4. Auflage). Wiesbaden: Springer.

Stern, T. (Hrsg.). (2010). Förderliche Leistungsbewertung (2. Auflage). Wien: Amedia.

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Umgang mit Diversität im Unterricht
Umgang mit Schüler/innen mit Deutsch als Zweitsprache

Aus dem Nationalen Bildungsbericht (2018) ging hervor, dass 62 % der SchülerInnen die Bildungsstandards im Leseverständnis nicht erreichen, ebenso wiesen mehr als die Hälfte bei der Textproduktion mangelhafte Fähigkeiten auf. Im Vergleich kommen deutlich mehr SchülerInnen, die in Schulen mit sehr hoher sozialer Benachteiligung zur Schule gehen, nicht oder nur teilweise an die Bildungsstandards heran (zusammen 64 %) als jene in Schulen mit geringer (32 %) oder mittlerer sozialer Benachteiligung (41 %) (vgl. Nationaler Bildungsbericht, 2018, S. 224). Oftmals werden diese alarmierenden Zahlen mit dem Vorhandensein eines Migrationshintergrundes in Verbindung gebracht, zudem wird die sozioökonomische Herkunft immer öfter als ausschlaggebender Faktor für niedrige Bildungsstandards genannt.

So beschreiben Salchegger und Herzog-Punzenberger (2016) anhand ihrer Vergleichsstudie im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich), dass sich die Lesekompetenz besonders dort für SchülerInnen mit Migrationshintergrund gesteigert haben, bei denen sich auch der Sozialstatus verbessert hat. Konkrete Zahlen dazu ermittelten Angelone und Keller (2014) in der Schweiz durch eine Zusatzstichprobe von PISA, wobei 30% der Leistungsverbesserungen von SchülerInnen mit einem anderen Geburtsland als der Schweiz, auf die Aufwertung ihres Sozialstatus zurückzuführen waren (vgl. zitiert nach Salchegger & Herzog-Punzenberger, 2016, S.82). Trotzdem schneiden Kinder ohne Migrationshintergrund im Durchschnitt deutlich besser ab als Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. „Laut PISA 2018 lag der Nachteil im Leseverständnis von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Österreich im unteren Drittel der analysierten 26 Vergleichsländer (EU-/OECD-Staaten).“ (Rechnungshof, 2020, S. 25). Außerdem sind die Kontextfaktoren Geschlecht, sozialer Status und Migrationshintergrund genannt, anhand derer sichtbar wird, dass Jungen deutlich schlechter abschneiden als Mädchen und die Bildungsstandards der Eltern ebenso entscheidend sind für die Lesekompetenz (siehe Abbildung 3, RH, 2020, S. 26).

Obwohl es belegt ist, dass man eine Sprache besser lernt, wenn man sie ständig hört oder spricht, wurde in Österreich ein Messinstrument zur Kompetenzanalyse in Deutsch, kurz MIKA- D- Test, eingeführt. Wissen Sie was das ist? Wohl kaum, wenn sie nicht Deutsch als Zweitsprache haben. Laut der Österreichischen Lehrer/innen Initiative “[…] ist es der Regierung gelungen, dieses gelöste Problem in eine unlösbare Situation zu verwandeln” (oeliug.at)  Bei diesem Test geht es um jene SchülerInnen, die Deutsch nicht als Muttersprache haben. Anhand des Tests soll ermittelt werden, “ob Schüler/innen ausreichende Kenntnisse in der Unterrichtssprache Deutsch erworben haben, um dem Unterricht folgen zu können” (Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen). Vor allem wird dieser Test in der Primarstufe verwendet. Stellen Sie sich also diese Situation vor: Ein fünfjähriges Kind, welches sehr zurückhaltend, introvertiert und schüchtern ist,  muss sich ohne Elternteil unter fremden Personen diesem MIKA-D Test unterziehen. Wie könnte dieser Test ausfallen? Vermutlich negativ. So bleibt man außerordentliche(r) Schüler oder Schülerin und kann nicht in die nächste Schulstufe vorrücken, solange bis er positiv ausfällt. Die erste Klasse kann man dreimal als außerordentliche(r) besuchen. Außerdem kommen sie dann in sogenannte Deutschförderklasse. Diese Klassen bestehen also nur aus Schüler und Schülerinnen die kein oder kaum Deutsch können.  Wie sollen diese Kinder Deutsch richtig erlernen, wenn sie nicht mal untereinander dieselbe Sprache sprechen können? 

In Österreich haben ein Viertel der Schüler und Schülerinnen Deutsch nicht als Muttersprache und diese Zahl wächst stetig (Statistisches Taschenbuch – Schule und Erwachsenenbildung 2018). Viele Familien verlassen ihre Heimat aufgrund mangelnder Sicherheit in ihrem Heimatland, wirtschaftlichen Problemen oder sonstigem, um in Österreich ein friedliches Leben zu führen. Nun können viele Schüler und Schülerinnen ihre Schullaufbahn in Österreich aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht erfolgreich fortführen. Da die Lehrkräfte im Regelunterricht nicht gleichzeitig Deutsch und andere Inhalte lehren konnten, hat man eine Lösung dafür gefunden. Ab dem Schuljahr 2017/2018 hat die Regierung beschlossen Schüler und Schülerinnen mit mangelnden Deutschkenntnissen in eine Deutschförderklasse zu geben, um ihnen die Möglichkeit zu geben die Deutsche Sprache zu erlernen (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2021)

Die Lehrkräfte beschweren sich oftmals, dass es viel bessere Chance gäbe, den Spracherwerb zu unterstützen und zu beschleunigen. Oftmals ist das Problem, dass in Deutschförderklassen der Fokus nur auf den Spracherwerb gelegt ist und nicht auf die Vermittlung von Inhalten. Einerseits gibt man Lernenden die Möglichkeit das benötigte Sprachniveau zu erreichen und andererseits sind sie wieder im Nachteil, weil gewisse Inhalte nicht gelehrt werden. Die fehlende Ausbildung der Lehrpersonen, die unterschiedlichen Altersgruppen und die verschiedenen Sprachniveaus erschweren den Spracherwerb in Deutschförderklasse. Für das erfolgreiche und spielerische Lernen fehlen gleichaltrige Mitschüler mit Deutsch als Muttersprache. 80 Prozent der Lehrkräfte sind für einen gemeinsamen Unterricht, weil sie diesen für sinnvoller und effizienter halten. (Kontrast Redaktion, 2020)

Das Ziel eines jeden Unterrichtes soll es sein, es den SchülerInnen zu ermöglichen, sich aktiv am Unterricht beteiligen zu können. Hierfür ist es teils notwendig, dass Kinder mit Migrationshintergrund insbesondere dann, wenn ihre sprachlichen Kompetenzen in der Zielsprache Deutsch nicht ausreichend sind, gezielte Förderungen und oder auch von der Lehrperson Unterstützung bekommen. Das primäre Ziel dieser zuvor genannten Hilfestellung soll eine schnelle Integration der Kinder ohne bzw. der Kinder mit geringen deutschen Sprachkenntnissen in den Unterricht und das Schulleben darstellen. Bereits Ergebnisse aus der Zweitsprachenerwerbsforschung und aus der Unterrichtsforschung legen nahe, dass ein flexibles, an den Lernenden orientiertes Konzept des Fremd-/Zweitsprachenunterrichts am ehesten zu einem Lernerfolg führt” und somit unabdingbar ist (Kniffka&Siebert-Ott, 2012, S.98).

Insbesondere spricht man in diesem Kontext von der Flexibilität hinsichtlich der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, denn Lernende bringen unterschiedliche Voraussetzungen hinsichtlich des Alters, der Muttersprache, der Bildungshintergründe und der Lernstile, mit in den Unterricht und hier ist es ganz klar die Aufgabe der Lehrperson auf die Bedürfnisse jedes Individuums einzugehen. So gehören zu den Herausforderungen der Lehrperson beispielsweise, dass unterschiedliche Schwierigkeiten beim Erwerb der deutschen Sprache unter Umständen zu einem breiteren Spektrum an individuellen Lernständen führen können. Daher kann es auch der Fall sein, dass manche SchülerInnen möglicherweise mehr Ausspracheschulung, andere SchülerInnen hingegen eher eine Rechtschreibschulung benötigen (2012, S.100)

Um Schülerinnen und Schüler im mündlichen Unterrichtsgeschehen zu unterstützen, eignet sich beispielsweise die Methode des “Scaffoldings”. Diese Methode zeichnet sich dadurch aus, dass die Unterstützung in Form eines sprachlichen Gerüsts lediglich temporär angelegt ist und der Lernende entsprechende Unterstützung bekommt, die ihn dazu befähigt, ähnliche Aufgaben auch ohne Unterstützung lösen zu können (Guadatiello&Schuler, 2018, S.26)

Wie bereits eingangs erwähnt soll ein moderner Zweitsprachenunterricht laut Guadatiello und Schuler flexibel sein und nicht in einem starren Methodenkonzept verhaftet sein (2012, S. 99). Dies setzt allerdings zum einen voraus, dass Lehrende in der Lage sind, die Bedürfnisse der einzelnen Lerner und der Lerngruppe insgesamt zu erkennen und zum anderen bedarf es des Wissens um L2-Aneignungsprozesse in einem zweitsprachlichen Erwerbskontext. Des weiteren ist auch die Verfügbarkeit eines Methodenrepertoires, aus dem die jeweils angemessenen Vermittlungsmethoden ausgewählt werden können sehr wichtig. Hier gilt es den SchülerInnen viel Abwechslung beim Lernen zu bieten, da es sich ansonsten negativ auf die Motivation der SchülerInnen auswirkt. Selbst wenn man für sich selbst und die SchülerInnen ein gutes Konzept gefunden hat, ist es unabdingbar den Unterricht kontinuierlich kritisch zu überprüfen und ihn der sich ständig ändernden Bedürfnislage der SchülerInnen anzupassen. In ein paar Worten zusammengefasst verlangt ein Deutsch-als-Zweitsprache-Unterricht von den Lehrenden nicht nur ein hohes Maß an professionellem Wissen und sondern auch Können (2012, S. 102).

 Christina Anna-Maria Grill, Anica Keskic, Lea Sali, Begüm Sanli 

Literaturverzeichnis

  • Guadatiello, Angela, und Schuler, Rebecca. Anregungen zu Deutsch als Zweitsprache im Unterricht: Begrifflichkeiten, Zielsetzung, didaktische und methodische Grundüberlegungen (2018). München: Landeshauptstadt München.
  • Kniffka, Siebert-Ott, und Siebert-Ott, Gesa. Deutsch Als Zweitsprache : Lehren Und Lernen (2012). Web.
  • Oberwimmer, K., Vogtenhuber, S., Lassnigg, L. & Schreiner, C. (Hrsg.). (2018). Nationaler Bildungsbericht Österreich: Das Schulsystem im Spiegel von Daten und Indikatoren. BMBWF.
  • Rechnungshof Österreich (Hrsg.). (2020). Leseförderung an Schulen: Bericht des Rechnungshofes. online unter: https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/004.714_Lesefoerderung.pdf.
  • Salchegger, S. & Herzog-Punzenberger, B. (2017). Lesekompetenz und sozioökonomischer Status von Jugendlichen mit Migrationshintergrund: Entwicklungen seit dem Jahr 2000 in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Zeitschrift für Bildungsforschung, 7(1), 79–100. 
  • (https://www.iqs.gv.at/themen/nationales-monitoring/mika-d) (22.06.2021, 20:00)
  • https://kontrast.at/deutschfoerderklassen-kritik/ (22.06.2021, 18:00)
  • https://www.oesterreich.gv.at/themen/bildung_und_neue_medien/schule/Seite.110005.html (22.06.2021, 17:00)
  • https://www.oeliug.at/kontakt-antwort/ (22.06.2021, 20:00)