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Die Autorin Maja Göpel hat mich durch ihr Buch „Unsere Welt neu denken“ zum Nachdenken angeregt. In kritischen Worten beschreibt sie den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Klimawandel. Und tatsächlich ist es so, dass sich ein direkter Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Wachstum und dem CO2-Anstieg feststellen lässt.

Absurd wirkt dabei vor allem, dass wir das Ziel verfolgen die Klimakrise zu stoppen und dennoch ein stetiges Wirtschaftswachstum anstreben.
Bereits seit über 60 Jahren misst das Mauna-Loa-Observatorium auf Hawaii den Anteil von Kohlendioxid in der Atmosphäre. Seither konnten Wirtschaftseinbrüche eindeutig anhand der Messwerte mitverfolgt werden. Zu Zeitpunkten, an denen kein wirtschaftliches Wachstum verzeichnet wurde, stieg die Kurve des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre wenig bis gar nicht an.

Wir leben in einer Welt, in welcher Geld und Macht für viele Menschen besonders erstrebenswert sind. Der Kapitalismus zeichnet sich damit aus, dass immer mehr Menschen mehr und mehr haben und besitzen möchten. Wir rühmen uns damit viel Geld zu verdienen. Teure und neue Autos sind ein wichtiges Statussymbol. Mit überdimensional großen SUVs fährt man 500 Meter zum nächsten Supermarkt, um dort plastikfreie Produkte aus biologischem Anbau zu kaufen. Natürlich macht man das so, schließlich legen wir viel Welt auf Nachhaltigkeit und unsere Umwelt.

Wir reden davon, dass wir auf „unseren“ Planten Acht geben müssen und unseren CO2 Ausstoß vermindern müssen, um unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Gleichzeitig ist es erstrebenswert Geld sinnvoll zu investieren. Einerseits für uns selbst, andererseits für unsere Nachkömmlinge. Schließlich möchten wir unseren Sprösslingen jeden Wunsch von den Lippen ablesen und diese Wünsche auch erfüllen. Sie sollen eine gute Schule besuchen, wenn möglich soll es sich dabei um eine private Institution handeln und später sollen sie natürlich studieren. All das kostet Geld, sehr viel Geld. Grotesk ist der eindeutige Wiederspruch.

Der Mensch ist ein sonderbar egoistisches Wesen. Es liegt an uns allen was mit dem Planeten, auf dem wir leben, in den nächsten Jahrzenten passiert. Es wirkt, als sei das Wachstum der Wirtschaft genauso erstrebenswert wie ein nachhaltiger Lebensstil. Solange der Kapitalismus so viele Menschen in der Hand hat, werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen. Unter anderem hat der Kapitalismus Schuld daran, dass der westliche Mensch einen verschwenderischen Lebensstil hat. Die Bevölkerung in Entwicklungsländern wird ausgebeutet, damit wir jederzeit die aktuelle Mode in diversen Kaufhäusern erwerben können. Es gibt nahezu alles in allen Farben und Größen. Das Angebot ist riesig. Groß genug damit jeder fündig wird.

Aber ist es tatsächlich notwendig? Ist es das wirklich Wert, dass Menschen unter schlimmsten Verhältnissen arbeiten und leben, damit uns ein Überangebot an Waren zur Verfügung steht? Manche Menschen haben Glück und werden in einem Land geboren in welchem sie in Sicherheit sind, genügend Essen verfügbar ist und sie freien Zugang zu Bildung haben. Dann gibt es wiederum Menschen die weniger Glück haben und im Kindesalter bereits einer Arbeit nachgehen, Essen teilweise nicht verfügbar ist, keine freie Bildung möglich ist und Eltern ihre Töchter an die Familie des zukünftigen Ehemannes verkaufen. Diese Menschen zahlen den Preis dafür, dass wir in einem Überfluss leben können. Und wir rühmen uns damit, plastikfreie Produkte zu erwerben.

Wir besitzen mehr Schuhe als wir tragen können, Hosen und Pullover in allen erdenklichen Farben und Formen, wir möchten so schnell wie möglich von A nach B kommen und so weiter. Was macht Nachhaltigkeit wirklich aus? Ist es notwendig, dass man jedes Jahr zu Weihnachten Unmengen an nutzlosen Sachen verschenkt, nur um anderen Menschen zu zeigen, dass man an sie denkt? Das für den Westen typische Kaufverhalten ist mit einem nachhaltigen Lebensstil einfach nicht kompatibel. Solange wir die Möglichkeiten haben, uns nahezu alles kaufen zu können was uns gefällt, wird sich wenig ändern. Menschen in Entwicklungsländern werden weiterhin leiden müssen, die Wirtschaft wird wachsen und wachsen und die Klimakrise wird weiterhin fortschreiten.

Es liegt an uns welche Wertevorstellung wir vertreten und unseren Kindern weitergeben. Es liegt an uns wie wir unser Leben tatsächlich gestalten und es liegt an uns welchen Preis wir unterm Strich zahlen. Es liegt an jedem Einzelnen von uns!

Regional und saisonal kaufen, mit dem Öffis fahren, wenn ein Auto, dann ein Elektroauto, weniger Fleisch essen, Wasser sparen, nicht mit dem Flieger fliegen, …. Diese Liste könnte unendlich lange sein. Ich bin mir sicher alle von uns haben diese Dinge schon einmal im Zusammenhang mit Klima- und Umweltschutz gehört. Doch sind Dinge wie diese wirklich die Retter unserer Klimakrise? Und welche Rolle kann die Schule in diesem Zusammenhang übernehmen?

Was hat ein Einzelhändler mit einer Bestäubungsdrohne zu tun?

Schon auf den ersten paar Seiten des Kapitels „Natur und Leben“ gibt Göpel ein Beispiel wie Riesenunternehmen wie Walmart (der größte Einzelhändler weltweit) die Finger im Spiel von der Produktion von Mini-Drohnen haben, die unsere Blüten bestäuben sollen. Wenn Sie sich jetzt fragen „Wozu denn Mini-Drohnen, wenn es doch Bienen gibt?“, kann ich das nur zu gut verstehen. Seit Jahren hören wir immer wieder von dem Phänomen „Bienensterben“. Doch was passiert, wenn die Anzahl der Bienen radikal sinkt? Bienen sind mit Schmetterlingen und Hummeln jene Insekten, die 80% der blühenden Pflanzen bestäuben. Ohne diese kleinen Tierchen gäbe es ein Drittel unserer Nahrung nicht und viele Ökosysteme würden ins Schwanken geraten. [1] Ich stelle mir daher die Frage „Warum tun wir dann nicht alles, um diese besonderen Insekten zu schützen, wenn wir wissen, dass ein Leben ohne sie kritisch werden kann?“

Der Ökonom Robert Solow gewann 1987 den Nobelpreis für sein Konzept des Wachstums. Wahrscheinlich werden Sie sich gleich fragen wie man für ein solches Konzept den Nobelpreis gewinnen kann, denn es ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem was man Kindern und Jugendlichen heutzutage versucht zu lernen.
Im Prinzip ging es in Solow’s Konzept darum, dass alles Naturkapital substituierbar ist. Das heißt es ist möglich jedes Element aus einem natürlichen System herauszunehmen und durch ein künstliches zu ersetzen. Angesichts dieser Tatsache ist es laut dem Ökonomen weder eine Katastrophe noch ein Problem die Natur zu verkünstlichen, es muss nur funktionieren.
Es kam sogar noch besser… die Weltbank und andere wichtige Institutionen teilten diese Sichtweise und fingen an Geld an Länder zu verteilen, die mit Naturkapital Bildung, Immobilien oder andere Dinge bezahlten. Dieser Ansatz hat sogar einen eigenen Namen – der „Genuine-Ansatz“. Ich werde Ihnen jetzt das Beispiel von Maja Göpel wiedergeben. Laut dem Genuine-Ansatz wäre es kein Problem, wenn der gesamte Regenwald abgeholzt wird, solange die Leute mit den daraus produzierten Produkten und Dienstleistungen viel Geld verdienen.  

Um zurück zum Unternehmen Walmart zu kommen, möchte ich Ihnen nun kurz erzählen was das Unternehmen versucht um umweltfreundlicher zu werden.
Walmart hat seine LKWs modernisiert, schränkte den Stromverbrauch der Kühlaggregate massiv ein und verringerte die Verpackungsgrößen – der Einzelhändler hat dadurch zwar enorm viel CO2 gespart, doch die Welt wurde damit offensichtlich nicht gerettet. Da die Supermarktdächer enorm riesig sind, wurden unzählige Solaranlage installiert und wurde somit sogar zum größten Solarstromproduzenten der USA. Außerdem wurden Bioprodukte im Sortiment aufgenommen.

Wie wir alle wahrscheinlich von unseren eigenen elektronischen Geräten wissen, sind diese Technikwunder ziemlich anfällig auf so ziemlich alles, brauchen ständig eine Reparatur und auch enorm viel Strom. Das sind doch ziemlich viele negative Punkte für so eine kleine Mini-Drohne, oder? Wir sollten uns vielleicht doch überlegen, ob wir nicht unsere Bienen schützen wollen.

Das Konzept der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ 2

Was kann man in der Schule machen, um den Schüler*innen eine nachhaltige und umweltfreundliche Lebensweise mit auf den Weg zu geben? Ich möchte hierbei das Konzept der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) vorstellen.

BNE soll es den heutigen und zukünftigen Generationen ermöglichen ein friedliches und solidarisches Zusammenleben in Freiheit und Wohlstand zu führen, trotz der globalen Ressourcenverknappung und den damit verbundenen Verteilungsproblemen. Alle Menschen sollen dabei unterstützt werden andere Möglichkeiten einer nachhaltigeren Zukunft zu entwickeln.
Ziele sind die Entwicklung der kritischen Reflexion, systematisches und zukunftsorientiertes Denken und die nachhaltige Entwicklung fördernde Handlungsweisen.

2002 wurde von der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Dekade für BNE von 2005 – 2014 beschlossen. Ziel dieser UN-Dekade ist es, durch Bildungsmaßnahmen zur Umsetzung der Agenda 21 beizutragen und die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung weltweit in den nationalen Bildungssystemen zu verankern.

Laut UNESCO müssen die folgenden Themenbereiche zusammenwirken, um eine BNE zu ermöglichen:

    • Gleichstellung von Frauen und Männern
    • Gesundheitsförderung
    • Umweltschutz
    • ländliche Entwicklung
    • Friede und humanitäre Situation
    • nachhaltiger Konsum
    • kulturelle Vielfalt
    • nachhaltige Stadtentwicklung

Weiters veröffentlichte die UNESCO auch pädagogische Prinzipien:

    • interdisziplinär-fächerübergreifendes Zusammenwirken
    • werteorientiert
    • sensibilisierend für kulturelle Unterschiede
    • problemlösungsorientiert
    • methodisch vielfältig
    • partizipatorisch
    • lokal relevant unter der Berücksichtigung der Lebenswirklichkeit der Lernenden

Österreichische Strategie zur BNE 2

2008 wurde die „Österreichische Strategie zur BNE“ von diversen Ministerien in den Ministerrat eingebracht und beschlossen.
Durch diese Strategie soll das nachhaltige Bewusstsein bei den Schüler*innen als auch bei den Lehrkräften unterstützt und durch diverse Akteur*innen vernetzt werden.
Dafür gibt es folgende relevante Elemente:

    • Verankerung im Bildungssystem
    • Partnerschaften und Netzwerke
    • Kompetenzentwicklung der Lehrenden
    • Forschung und Innovation
    • Entwicklung von Szenarien
    • Monitoring und Evaluation

Fazit

Es ist unabdinglich Nachhaltigkeit im Unterricht fix zu verankern. Nur so kann man den/die kleine/n Einzelne/n für Veränderung gewinnen, denn wie man aus dem Beispiel von Maja Göpels sehen kann, sind es meist die Großunternehmer, die versuchen die Welt zu retten und im Hintergrund Geschäfte führen, die genau zum Gegenteil führen.

 

Autorin: Brenner Katharina

Quellen:

Maja Göpels, Unsere Welt neu denken: Eine Einladung, Kapitel: Natur und Leben

2 https://www.faz.net/aktuell/wissen/was-sind-die-gruende-fuer-das-bienensterben-
  17640428.html

3 https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/ba/bine.html

 

Die COP 26 ist erst vor wenigen Wochen zu Ende gegangen: die Umwelt wurde in den Medien zum Hauptthema. Dies ist eine Gelegenheit, die Rolle der Schule bezüglich des Umweltschutzes zu hinterfragen.

Das Thema ist bereits Bestandteil von internationalen Texten: Der Pariser Abkommen sieht vor, dass die Länder Maßnahmen ergreifen müssen, um die Bildung über den Klimawandel weiterzuentwickeln. Auch in den Schulfächern Biologie, Physik, Geografie oder Fremdsprachen nimmt das Thema des Klimawandels einen wichtigen Platz ein. Aber es ist nicht nur eine Frage disziplinärer oder interdisziplinärer Inhalte, denn es ist auch die Art, wie die Schule über das Klimawandel und die Zukunft spricht. Ziel der Umweltbildung ist es, Kindern und Jugendlichen die Idee des Klima-Empowerments zu vermitteln. Die Schule muss dem zukünftigen Bürger die Mittel an die Hand geben, Entscheidungen zu treffen, komplexe Themen zu verstehen und sich mit sozialen Fragen zu beschäftigen, die mit einer nachhaltigen Entwicklung zusammenhängen.

In einer Zeit, in der viele PolitikerInnen die Dringlichkeit des Klimawandels in Frage stellen, ganz zu schweigen von denen, die die globale Erwärmung strikt leugnen, ist es wichtig, dass die Schule den SchülerInnen wissenschaftliche Grundlagen bietet. Zum Beispiel durch die Präsentation wissenschaftlicher Daten, durch die Untersuchung der Ursachen, der verschiedenen Akteure, der Auswirkungen, der Einsätze aber auch der Lösungen und Initiativen. Dies erfordert vor allem, kritisches Denken, Argumentationsfähigkeit zu fördern, aber auch zu wissen, wie man dem anderen zuhört, um sich dann entscheiden und sich engagieren zu können.

Wenn man sich die fremdsprachigen Lehrbücher (8. Klasse) anschaut, stellen wir schnell fest, dass sich das Kapitel über die Umwelt auf eine Liste umweltfreundlicher Praktiken beschränkt (Recycling, reparieren, kein Müll in die Natur werfen…). Es sind wesentliche Praktiken, jedoch kognitiv nicht sehr anregend für SchülerInnen der Oberstufe und nicht wirklich eine inhaltliche Debatte zulassend. Und doch gibt es viele Themen, die nah an der Welt von SchülerInnen, und leicht anpassbar sind: Greenwashing, geplante Obsoleszenz, ziviler Ungehorsam (in die Schule gehen oder an Fridays For Future teilnehmen zum Beispiel), Konsum, Flächenfraß, der Bau eines Tunnels unter einem Naturpark, der Abschnitt eines Gipfels zur Vergrößerung eines Skigebiets… Natürlich müssen die Fragen Gegenstand einer Reflexion, einer Debatte sein, die so viele Perspektiven wie möglich umfasst: wirtschaftliche, soziale, ökologische, ethische… Vergessen wir nicht, dass wir hier über Jugendliche sprechen, die bald volljährig werden oder schon sind und die bald wählen dürfen und ihr Recht damit zur Teilnahme am sozialen und politischen Leben ausüben können.

„Politik“: Das Wort ist aufgetaucht und dies könnte das Problem sein, warum viele LehrerInnen zögern, sich im Klassenzimmer eingehend mit dem Thema Umwelt zu befassen, aus Angst, militanter oder sogar ökologischer Aktivist beschuldigt zu werden. Es herrscht wahrscheinlich der Grundsatz „keine Politik in der Schule“. Es ist wahr, dass die Infragestellung der Umwelt ein eher subversives Potenzial haben kann, weil sie oft dazu führt, die Grundlagen des neoliberalen und kapitalistischen Systems unserer Gesellschaften in Frage zu stellen, in dem das Wirtschaftswachstum positiv sein muss: Wir müssen Reichtum anhäufen, immer mehr konsumieren und vor allem soll es nie aufhören. Wir kommen sogar dazu, die Ideale unserer Gesellschaften kritisch zu betrachten: das große Einfamilienhaus, mehrmals im Jahr Urlaub im Ausland, immer originellere Freizeitaktivitäten in exotischen Ländern… So viele Ideale, die mit einer umweltfreundlicheren Lebensweise nicht wirklich zusammenpassen.

Natürlich besteht die Rolle von Erwachsenen und Schule auch darin, Kinder vor Öko-Angst zu schützen, insbesondere die Jüngsten. Jedoch ist es bei den Älteren wichtig, dass ihnen die Schule die Mittel gibt, die gesellschaftlichen Herausforderungen besser zu verstehen. Diese Herausforderungen muss die Schule problematisieren und Lösungsorientiert damit umgehen.

(von Michaela Rudinger)

Ich habe mich entschlossen auf diesem Blog einen Beitrag zum Thema Klimaschutz zu verfassen, weil ich der Meinung bin, dass dieser Stoff nicht nur so brisant wie noch nie ist, sondern auch mit der Bewegung Fridays for future bereits in unseren Schulen Einzug gehalten hat.  

Die Zukunftsfrage der Gesellschaft wurde auch bereits 2015 von Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘ angesprochen. In diesem Schreiben bezieht Papst Franziskus klare und deutliche Position zur rücksichtlosen Ausbeutung der Natur. Unsere Form von Wohlstand auf Kosten von Mensch und Natur ist nicht zukunftsfähig und geht zu Lasten zukünftiger Generationen. Der Papst sieht die dringende Notwendigkeit Umzusteuern und ruft zu einem internationalen Dialog auf.

Die Enzyklika Laudato si‘ ist ein umweltpolitisches Diskussionspapier, dass an Hand von konkreten Punkten den Leser einlädt, nachzudenken wie Nachhaltigkeit in einer Zeit von “ Mehr, mehr, immer mehr“ aussehen kann. 

Es bedarf ein zurücknehmen, ein mit weniger zufrieden zu sein. Laut Papst Franziskus könnte der Glaube die Basis sein, auf der dieses Umdenken gelingen kann. 

Ich lade meine Leser herzlich ein die Enzyklika von Papst Franziskus zu lesen und sich mit der Zukunftsfrage unserer Gesellschaft auseinander zu setzten.

 

Literaturverzeichnis

Papst Franziskus (2015). Enzyklika Laudato si‘ Über die Sorge für das gemeinsame Haus. Ante-Matiere. 

2/3 Ergebnisse weiterführender Recherche und Gesprächen zu dem Thema Menstruation mit einem Blick auf eine die erste Befragung zum Thema Menstruation bei Jugendlichen.

 

Wie bereits im letzten Essay beschrieben, war vor allem mein Verständnis von der Menstruation im Allgemeinen, die Probleme, die bei der Monatsblutung auftreten können und auch das Verständnis des gesamten Themas und dessen Behandlung eher gering.

Das Erste, das ich lernen musste, ist, dass oftmals von menstruierenden Personen/Menschen gesprochen wird. Es geht hierbei um ein Einbeziehen von Personen, die sich dem binären Geschlechtermodell nicht unterwerfen wollen. Auch Trans* oder inter*geschlechtliche Personen sollen inkludiert werden.

Um den Blick wieder zurück auf die Schule zu bringen, würden wir gerne eine Umfrage genauer beleuchten (In diesem Teil des Blogeintrages verwenden wir wieder den Begriff „Mädchen“, da dieser auch in der Befragung verwendet wurde.). Im April und Mai 2017 hat das Internetportal www.ready-for-red.at eine Umfrage zur Menstruation an Schulen durchgeführt. Es wurden insgesamt 1109 Schüler zwischen 11 und 18 Jahren befragt, wobei 684 Mädchen und 425 Jungen an dem Online-Fragebogen (SoSci – garantiert anonyme Datenverwertung) teilnahmen. Es wurden Schulen, sowie Leiter*Innen von Jugendzentren dazu aufgerufen, die Umfrage mit den Jugendlichen durchzuführen.

Das Ergebnis war zwar zu erwarten, dennoch ist es erschreckend: 60% der Mädchen stehen ihrer Menstruation negativ gegenüber und 70% der Jungen finden das Thema sogar peinlich und nehmen dieses nicht als relevant wahr.

Weitere eklatante Probleme offenbaren sich beim Wissenstand: Natürlich sind fast 90% aller Befragten der Meinung, genug über das Thema zu wissen, aber die Hälfte aller an der Umfrage teilnehmenden Mädchen und vier von fünf Buben können nichts mit den Begriffen „Zykluslänge“ oder „Menstruationszyklus“ anfangen. Weitere Probleme entstehen bei vielen Mädchen, da sie nicht wissen, ab wann

 ein Tampon gewechselt werden muss, was natürlich zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Ein weiterer problematischer Punkt bildet die Tatsache, dass 80% aller Mädchen ihre Monatshygieneprodukte im Klo hinunterspülen, da sich direkt neben dem Klo kein Mülleimer befindet und die Scham zu groß ist, die Menstruationsprodukte in einem weiter entfernten Mülleimer zu entsorgen. Dadurch entstehen ökologische und ökonomische Probleme, da in den Kläranlagen spezielle Zerkleinerer eingebaut werden müssen. Natürlich leidet auch die Umwelt unter den platinhaltigen Toilettenartikeln.

Informationen erlangen die Schüler*Innen hauptsächlich von Zuhause (62%), teilweise aus dem Internet (32%) und zum kleinsten Teil aus der Schule (10%).

Es gibt aber auch positive Rückmeldungen: Die Menstruation gibt den Mädchen ein Gefühl des „Normalseins“. Sie fühlen sich erwachsen und wissen, dass es ein Zeichen ihrer gynäkologischen Gesundheit ist. Auch haben Jungen ein gutes Bewusstsein dafür, wie sich Regelbeschwerden äußern können und über 50% wären dazu bereit, den Betroffenen die Belastung zu erleichtern.

Im Rahmen dieses Projekts haben wir vermehrt mit Bekannten aus unterschiedlichen Altersgruppen über das Thema Menstruation gesprochen. Wir haben Kommiliton*Innen und Familienmitglieder zu deren genereller Meinung im Laufe von Gesprächen befragt. Der erkennbare Grundtenor ist, dass Menstruation eigentlich als kleines, primär unwichtiges Thema empfunden wird, aber innerhalb kürzester Zeit komplexe Gespräche entstanden sind. Für den männlichen Teil der Bevölkerung ist die Menstruation weiterhin ein mit wenig Interesse belegtes Thema. Aber keiner unserer Gesprächspartner äußerte eine Ablehnung, dieses vermeintliche Tabuthema zu besprechen. Es wird tendenziell mit wenig Beachtung gestraft, weil man selbst nicht direkt betroffen ist. Auch die meisten menstruierenden Menschen, die wir befragt hatten, waren der Meinung, dass es zwar nicht unbedingt mehr besprochen werden sollte, aber auf alle Fälle eine bessere Arbeit in der Schule geleistet werden sollte, um junge blutende Menschen auf die Situation vorzubereiten.

Ein tatsächliches Tabu wird nicht mehr empfunden, aber es wird auch nicht gerne in der Öffentlichkeit darüber gesprochen.

 

Von Christina Schöppl und Markus Lohberger