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Das österreichische Schulsystem ist uns wohl allen bekannt. Mit durchschnittlich sechs Jahren kommt man nach mindestens einem Pflichtjahr im Kindergarten in die Volksschule. Dort bleibt man vier Jahre und danach wird das erste Mal aufgeteilt – „bessere“ („leistungsstärkere“) Schüler*innen kommen ins Gymnasium, „schlechtere“ in die Mittelschule. Nach weiteren vier Jahren folgt die nächste Unterteilung – das Kind muss hier eigentlich schon eine Idee für sein weiteres Leben besitzen. Je nach Berufswunsch wird in verschiedene Schulformen oder Bildungswege aufgeteilt.

Wie dieses Bildungssystem bei uns entstanden ist, haben wir ja schon im Rahmen des Seminars gehört, seit der Einführung der Schulpflicht unter Maria Theresia und später Johann Ignaz von Felbiger gab es eine Dreiteilung der Schule in Normal-, Haupt- und Trivialschulen. Diese Segmentierung wurde weiter vorangetrieben und 1918 wurde eine mehr oder weniger bis heute gültige Schulreform unter Otto Glöckel umgesetzt. 1962 gab es eine erste Schulnovelle, in der die Schulpflicht auf neun Jahre verlängert wurde und 1974 wurde mit der zweiten Schulnovelle das noch heute gültige Schulunterrichtsgesetz (SchUG) veröffentlicht. Trotz einer relativ frühen Einführung einer Unterrichtspflicht und einer angeblich sehr guten (Schul-)Bildung, sind aber etwaige Ergebnisse der österreichischen Schüler*innen bei PISA Studien, die zu internationalen Vergleichszwecken herangezogen werden, nicht so positiv, wie es sich von Politik, Bildungsdirektion, etc. erwünscht wird. Stattdessen befindet sich Österreich im globalen Vergleich eher im Mittelfeld. Es stellt sich also die Frage: Läuft hier etwas falsch?

Finnland hingegen schneidet bei PISA Studien immer sehr gut ab. Was also machen die Finnen in ihrem Bildungssystem anders? In Finnland enthält die Grundschulbildung neun Jahre, anstatt der in Österreich üblichen vier. Die Schüler*innen sind also länger in einer einzigen Schule, an der auch Muttersprachenunterricht für schwedische und dänische Minderheiten angeboten wird. Dieses Modell einer Gesamtschule wurde in Finnland mit einer Schulreform 1972-1977 eingeführt, zuvor war das Schulsystem zweigliedrig, also ähnlich segregiert wie in Österreich. Finnische Schüler*innen werden heutzutage also erst im Alter von 16 Jahren voneinander getrennt und können dann in verschiedene Schulen weitergehen. Der Fokus dieser Schulen liegt auf einem praxisbezogenen Unterricht und es gibt spezielle Schulungen für Lehrpersonen, um mit der Herausforderung umgehen zu können, dass unterschiedlich leistungsstarke Schüler*innen an derselben Schule sind.

Hier ein grafischer Vergleich des österreichischen (links) und finnischen (rechts) Bildungssystems:

        

Dieses gemeinschaftliche, praxisorientierte System in Finnland scheint besser zu funktionieren als das differenzierte, segregierte System österreichischer Schulen. Das kann man nicht zuletzt an den Ergebnissen der PISA-Studien erkennen, aber auch an der Häufigkeit von Kompetenzarmut der Schüler*innen. Bruneforth et al. (2012) stellen das eindrucksvoll (und erschreckend) in einer Grafik dar: Finnische Schüler*innen weisen wesentlich geringere Kompetenzarmut (insgesamt 12 %) auf als österreichische (insgesamt 38 %). Im Folgenden nochmals die Grafik, die in der Lehrveranstaltung bereits gezeigt wurde:

Spannend ist hier jedoch anzusehen, wie in der österreichischen Bildungspolitik mit diesem Thema des Bildungssystems umgegangen wird. Es wird immer wieder davon gesprochen, man müsse international vergleichbar sein, man müsse Chancen- und Bildungsgerechtigkeit und -gleichheit für jeden schaffen. Dennoch sind alle genannten (Reform-)Ideen, die dahingehend argumentiert werden, bei genauerem Hinschauen eigentlich ein Schritt in die genau entgegengesetzte Richtung und die Bevölkerung wird als zu engstirnig betrachtet, um diese (offensichtliche) Tatsache zu erkennen. Die Mittelschulen beispielsweise, so wie sie heute in Österreich existieren, ohne Leistungsklassen, aber mit Lehrerteams, die leistungsstärkere und -schwächere Schüler*innen teilen und getrennt unterrichten, bestärken doch erneut eine weitere Segregation der Kinder. Es wird jahrelang über eine Gesamtschule gesprochen, es ist wissenschaftlich bewiesen, dass diese Form der Schule einen Nutzen hat, auch am finnischen Schulsystem ist das nur allzu deutlich erkennbar, dennoch wird sie in Österreich nicht eingeführt. Stattdessen beharrt man weiterhin auf einem hierarchischen, autoritären und segmentierten System, welches durch Differenzierung geprägt ist und aus historischen Zeiten stammt. Und dann wird fleißig philosophiert, warum denn die Schüler*innen in Österreich weiterhin Lücken in ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten aufweisen (Stichwort Kompetenzarmut), und warum sie im internationalen Vergleich trotz „Maßnahmen“ nicht besser abschneiden. Was soll man da noch dazu sagen..

 

(verfasst von Elena Schüssling)

 

Bildquellen:

Bruneforth, M., et al. (2012). Chancengleichheit und garantiertes Bildungsminimum in Österreich. In: B. Herzog-Punzenberger (Hrsg.). Nationaler Bildungsbericht 2012. Band 2. Fokussierte Analysen bildungspolitischer Schwerpunktthemen. S. 187-226. Leykam: Graz.

Graf, T. (2004). Schultypen in Österreich (Schulsystem). Zugriff unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schulsystem_oesterreich.svg (07.12.2021).

Pekkarinen, T., Uusitalo, R., Pekkala, S. (2006). Education policy and intergenerational income mobility: Evidence from the Finnish comprehensive school reform. In: Journal of Public Economics. Vol. 93, S. 965-973. Abgeändert nach: Athene-Aachen. Zugriff unter: https://www.athene-aachen.de/Wissen/Schulsystem-Finnland/ (07.12.2021).

 

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Die Autorin Maja Göpel hat mich durch ihr Buch „Unsere Welt neu denken“ zum Nachdenken angeregt. In kritischen Worten beschreibt sie den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Klimawandel. Und tatsächlich ist es so, dass sich ein direkter Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Wachstum und dem CO2-Anstieg feststellen lässt.

Absurd wirkt dabei vor allem, dass wir das Ziel verfolgen die Klimakrise zu stoppen und dennoch ein stetiges Wirtschaftswachstum anstreben.
Bereits seit über 60 Jahren misst das Mauna-Loa-Observatorium auf Hawaii den Anteil von Kohlendioxid in der Atmosphäre. Seither konnten Wirtschaftseinbrüche eindeutig anhand der Messwerte mitverfolgt werden. Zu Zeitpunkten, an denen kein wirtschaftliches Wachstum verzeichnet wurde, stieg die Kurve des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre wenig bis gar nicht an.

Wir leben in einer Welt, in welcher Geld und Macht für viele Menschen besonders erstrebenswert sind. Der Kapitalismus zeichnet sich damit aus, dass immer mehr Menschen mehr und mehr haben und besitzen möchten. Wir rühmen uns damit viel Geld zu verdienen. Teure und neue Autos sind ein wichtiges Statussymbol. Mit überdimensional großen SUVs fährt man 500 Meter zum nächsten Supermarkt, um dort plastikfreie Produkte aus biologischem Anbau zu kaufen. Natürlich macht man das so, schließlich legen wir viel Welt auf Nachhaltigkeit und unsere Umwelt.

Wir reden davon, dass wir auf „unseren“ Planten Acht geben müssen und unseren CO2 Ausstoß vermindern müssen, um unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Gleichzeitig ist es erstrebenswert Geld sinnvoll zu investieren. Einerseits für uns selbst, andererseits für unsere Nachkömmlinge. Schließlich möchten wir unseren Sprösslingen jeden Wunsch von den Lippen ablesen und diese Wünsche auch erfüllen. Sie sollen eine gute Schule besuchen, wenn möglich soll es sich dabei um eine private Institution handeln und später sollen sie natürlich studieren. All das kostet Geld, sehr viel Geld. Grotesk ist der eindeutige Wiederspruch.

Der Mensch ist ein sonderbar egoistisches Wesen. Es liegt an uns allen was mit dem Planeten, auf dem wir leben, in den nächsten Jahrzenten passiert. Es wirkt, als sei das Wachstum der Wirtschaft genauso erstrebenswert wie ein nachhaltiger Lebensstil. Solange der Kapitalismus so viele Menschen in der Hand hat, werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen. Unter anderem hat der Kapitalismus Schuld daran, dass der westliche Mensch einen verschwenderischen Lebensstil hat. Die Bevölkerung in Entwicklungsländern wird ausgebeutet, damit wir jederzeit die aktuelle Mode in diversen Kaufhäusern erwerben können. Es gibt nahezu alles in allen Farben und Größen. Das Angebot ist riesig. Groß genug damit jeder fündig wird.

Aber ist es tatsächlich notwendig? Ist es das wirklich Wert, dass Menschen unter schlimmsten Verhältnissen arbeiten und leben, damit uns ein Überangebot an Waren zur Verfügung steht? Manche Menschen haben Glück und werden in einem Land geboren in welchem sie in Sicherheit sind, genügend Essen verfügbar ist und sie freien Zugang zu Bildung haben. Dann gibt es wiederum Menschen die weniger Glück haben und im Kindesalter bereits einer Arbeit nachgehen, Essen teilweise nicht verfügbar ist, keine freie Bildung möglich ist und Eltern ihre Töchter an die Familie des zukünftigen Ehemannes verkaufen. Diese Menschen zahlen den Preis dafür, dass wir in einem Überfluss leben können. Und wir rühmen uns damit, plastikfreie Produkte zu erwerben.

Wir besitzen mehr Schuhe als wir tragen können, Hosen und Pullover in allen erdenklichen Farben und Formen, wir möchten so schnell wie möglich von A nach B kommen und so weiter. Was macht Nachhaltigkeit wirklich aus? Ist es notwendig, dass man jedes Jahr zu Weihnachten Unmengen an nutzlosen Sachen verschenkt, nur um anderen Menschen zu zeigen, dass man an sie denkt? Das für den Westen typische Kaufverhalten ist mit einem nachhaltigen Lebensstil einfach nicht kompatibel. Solange wir die Möglichkeiten haben, uns nahezu alles kaufen zu können was uns gefällt, wird sich wenig ändern. Menschen in Entwicklungsländern werden weiterhin leiden müssen, die Wirtschaft wird wachsen und wachsen und die Klimakrise wird weiterhin fortschreiten.

Es liegt an uns welche Wertevorstellung wir vertreten und unseren Kindern weitergeben. Es liegt an uns wie wir unser Leben tatsächlich gestalten und es liegt an uns welchen Preis wir unterm Strich zahlen. Es liegt an jedem Einzelnen von uns!

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Für ein Land, das sich mit so viel Stolz und Überzeugung mit Werten wie Chancengleichheit und Inklusion schmückt, zeigen sich im österreichischen Bildungssystem leider eine ganz andere Realität. Obwohl die Aussagekraft der Pisa-Studie häufig umstritten ist, spricht diese in den Kategorien des Social background und Immigrant students Bände. Klarerweise stellt sich hier vielen die größtenteils ignorierte Frage: Warum ist das so? 

Die schlechten Ergebnisse in Studien wie diesen sind hauptsächlich auf soziale und politische Ungleichheiten und Segregation zurückzuführen. Sogenannte „Brennpunkt Schulen“ existieren nicht nur im deutschen Fernsehen, sondern sind leider auch in Österreich Realität. Es wird nach Noten und Leistungen gereiht und aussortiert. Reichen die Noten am Ende der Volksschule nicht fürs Gymnasium, kommt das Kind in eine Mittelschule und schlägt in weiterer Folge auch mit kleinerer Wahrscheinlichkeit einen weiteren Bildungsweg ein. Das zeigt sich in weiterer Folge auch stark an den österreichischen Universitäten. So hielt Günter Sandner passend fest: „Der Hochschulzugang ist sehr sozial selektiv. Studierende bilden keinen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft, sondern rekrutieren sich überproportional aus urbanen und wohlhabenden Familien mit überdurchschnittlichem elterlichem Bildungsnivau.“ (2021, S.73)

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Im folgenden Beitrag möchte ich den Text „Natur und Leben“, den ich in der letzten Lehrveranstaltungseinheit gelesen habe, Revue passieren, die wichtigsten Aussagen und Fakten noch einmal aufgreifen und diese kritisch betrachten. Außerdem möchte ich einige Punkte aufgreifen, die wir in der nachfolgenden Gruppendiskussion zum Text behandelten. Mich hat jede einzelne Seite des Textes mitgenommen, da er brisante Beispiele der Technisierung behandelt und den Eingriff in die Natur durch den Menschen klar veranschaulicht. 

Besonders erschreckend fanden wir in der Gruppe das Beispiel der künstlichen Biene, das gleich am Anfang des Textes behandelt wird. Dabei ist die Rede einer Drohne, die von der amerikanischen Handelskette Walmart in Auftrag gegeben wurde. Diese soll die Funktion der Biene als Bestäuber von Pflanzen in der Zukunft ersetzen. Meiner Meinung nach ist das ein deutliches Beispiel für den menschlichen Größenwahn – besonders wenn es um Technisierung und Fortschritt geht. Hierbei ist zu erwähnen, dass Technisierung als solches nicht generell schlecht ist, was das Zeitalter der Industrialisierung im 19. Jahrhundert mit seinen zahlreichen bahnbrechenden Erfindungen gezeigt hat. Jedoch wird mit der technischen Biene eine klare Grenze überschritten. Der Mensch sollte nicht anstreben, die Natur in ihrer Gänze durch Roboter und Maschinen zu ersetzen, sondern sich vielmehr um die Erhaltung unserer wundervollen Umwelt kümmern. Und wie dieses Thema heutzutage diskutiert wird, ist uns vermutlich allen bekannt. 

Ein weiteres im Text aufgegriffenes Thema ist die Optimierung und Perfektionierung jeglicher Produktion durch den Menschen. Wie Hühner beispielsweise hochgezüchtet werden und somit entgegen ihrer anatomischen Voraussetzungen wörtlich „designed“ werden ist schlichtweg entsetzlich. Dass der Mensch den Wissensfortschritt in der Genetik auch auf Pflanzen ausweitet, um diese makellos und perfektionistisch an seine Zwecke anzupassen, scheint in weiterer Folge offensichtlich.

Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der in den letzten Jahren und Jahrzehnt mehr und mehr an Bedeutung gewonnen hat. Sogar manche Großfirmen springen auf die Dampflok namens Umweltschutz auf, jedoch gibt es ebenso viele – wenn nicht mehr – die auf dieses Verkehrsmittel verzichten und lieber mit ihren Privatautos fahren. Auch auf der Ebene der Individuen gibt es heute unzählige Gegner des Naturschutzes sowie Leugner des Klimawandels. Obwohl alle Anzeichen, die offensichtlich auf diese Katastrophe hinweisen, schon lange publik gemacht werden. 

Schließlich könnte das Thema der Gewinnmaximierung von Großkonzernen behandelt werden. Hierbei erwähnt der Text ein sehr gutes Beispiel: Walmart. Dessen Gründerfamilie, die Waltons, seien laut Text „die reichste Familie der USA“. Wenn man sich nun das Motto des Großkonzernes „Always low prices“ anschaut, wird klar, wie die Familie diesen Reichtum akkumuliert hat. Stichworte sind dabei Quantität, Gewinnmaximierung und Verhältnis von Preis und Nachfrage. Dass heutzutage Kleinbetriebe in den meisten Industriebranchen gegenüber den Großkonzernen kaum überlebensfähig sind ist wohl keine Überraschung. 

Zusammenfassend fand ich die Fakten im Text höchst erschreckend. Besonders der Aspekt mit der Roboterbiene war mir bisher noch nicht bekannt. In diesem Sinne schließe ich meinen Gedankenfluss mit folgendem Zitat, das stark zur Reflexion anregt und zu den angesprochenen Themen gut passt:

Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“ – Albert Schweitzer (französischer Arzt und Philosoph)

 

 

 

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Schule und Bildung befindet sich in Österreich seit Einführung der Schulpflicht durch Maria Theresia im Jahr 1774 im konstanten Wandel und Reformzwang. Als Spielball politischer Ideologien und Machtkämpfe werden Systeme, oft auch unabhängig ihrer wissenschaftlich-pädagogischen Relevanz, aufrechterhalten oder neu ausprobiert; das Ideal der bestmöglichen Bildung für Kinder und Jugendliche kommt da leider oft zu kurz. Dabei sind Reformationen des Schulsystems im Gedanken nichts Schlechtes.

 

Historisch betrachtet war auch Maria Theresia vom Gedanken der Aufklärung, vernunftorientiertes, rationales Denken, inspiriert. Sie erkannte, dass die Träger eines Staates die Bevölkerung ist und Machtstellung auch nur mithilfe einer gebildeten Bevölkerung ausginge. Um auch Preußen nachzukommen, welche eine allgemeine Schulpflicht seit 1763 hatten, unterzeichnete die Kaiserin die Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt und Trivialschulen in sämtlichen Kayserlichen Königlichen Erbländern. Ihr Thronfolger Josef II. baute vor allem Schulen und reformierte das System weiter. Nach einer Zusammenkunft mit der russischen Zarin Katharina II. ließ diese das österreichische Schulmodell im gesamten russischen Reich einführen.

 

Ebenfalls wichtige Eckdaten in der österreichischen Schulhistorie sind das Jahr 1868 und 1869. In ersterem wurde die erste Mittelschule für Mädchen eröffnet, ein Jahr später folgte eine Öffnung der Bürgerschulen ebendiese. Ebenfalls wurde 1869 das Reichsvolksschulgesetz eingeführt, welches das bisherige Schulsystem stark reformierte. Beispielsweise wurde die Schulpflicht von sechs auf acht Jahre ausgeweitet und die Klassengröße auf maximal 80 Schülerinnen und Schüler reduziert. Aus heutiger Sicht unvorstellbar, solch große Klassen. Diese Reduzierung war eine Konsequenz aus einer militärischen Niederlage des österreichischen Heers, welches eine zu hohe Analphabetenquote aufwies. Auch wurde der Kirche jegliche Bildungspflicht entzogen, was für die Betreuung der Schülerinnen und Schüler alleinig den Staat verantwortlich machte. 1892 wurde das erste Mädchengymnasium gegründet, 1901 durften diese philosophische und medizinische Universitäten besuchen.

 

In der Ersten Republik sorgte vor allem sozialdemokratischer Unterrichtsminister Otto Glöckl für Reformen. Er sorgte dafür, dass schulorganisatorische Entscheidungsgewalt nicht mehr bei Bürokraten, sondern bei pädagogischen Fachleuten liegt und führte eine dafür verantwortliche Schulreformkommission ein. 1919 wurden gemischtgeschlechtliche Schulen zugelassen. Glöckl selbst war sein Leben lang ein Verfechter der Gesamtschule. Weitere progressive Schulreformationsideen wurden aber durch den aufkommenden austrofaschistischen Ständestaat und den nachfolgenden Nationalsozialismus nicht umsetzbar. Im Nationalsozialismus war Geschlechtertrennung wieder Pflicht, Mädchenbildung wurde begrenzt, da die Mutterschaft das höchste anzustrebende Ziel war.

 

In der Zweiten Republik wurde die Schulpflicht auf neun Jahre ausgeweitet. Zur LehrerInnenbildung wurden pädagogische Akademien gegründet. Geschlechtertrennungen in Werk- und Turnunterricht wurden gesetzlich abgeschafft. Auch integrative Schulangebote, für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung, werden seit 1989 ausgebaut und (je nach Regierung mal mehr, mal weniger) gefördert. Ebenfalls wurde das Angebot an weiterführenden Schulen mit ihren verschiedenen Ausprägungen stark ausgebaut, was zu einer Verdoppelung an Lehrpersonen in Österreich zwischen 1970 und 2000 führte.