Es ist wichtig, dass man sich als Lehrer oder Lehrerin über Gender Stereotypen und ihre Konsequenzen im Klaren wird, um Lebensentscheidungen basierend auf dem eigenen Willen treffen zu können. Für Lehrpersonen bedeutet dies, dass sie bei der Führung ihres Unterrichts darauf achten müssen, unvoreingenommen auf ihre Schüler und Schülerinnen zuzugehen. Jeder Mensch hat durch seine eigene Sozialisation bereits unbewusst Erwartungshaltungen und Verhaltensarten erworben, die ihm zwar nicht unbedingt bewusst sind, ihn aber dennoch im Umgang mit den Geschlechtern steuern und leiten.
Aufgabe der Lehrpersonen ist es auch, das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler selbst dahingehend zu erweitern, dass sie erkennen, dass kein Geschlecht besser, beziehungsweise schlechter ist als das andere.
Die Position von Lehrinnen und Lehrern spielt dafür eine zentrale Rolle, da sie geeignet ist, Schülerinnen und Schüler in ihrer Weltanschauung zu beeinflussen. Alleine deshalb müssen sich Lehrpersonen zunehmend ihrer Aufgabe bewusstwerden. Unterrichtsstunden bieten sich an, den professionellen Blick speziell auf die „Geschlechter“ zu richten und die Schüler und Schülerinnen altersgerecht an das Thema heranzuführen.
Es ist aber ebenso wichtig, den Blick für Unterschiede, die vorhanden sind, zu schärfen und den Unterricht entsprechend an den Bedarf der Schüler und Schülerinnen anzupassen. Ziel soll nicht die sture „Gleichmachung“ der Geschlechter sein, sondern das Erkennen von Geschlechterdifferenzen und dahingehende Minimieren dieser Differenzen durch gezielte Förderung.
Für die Praxis wird immer wieder ein monoedukativer, also geschlechtergetrennter, Unterricht diskutiert, um eine individuelle Förderung der Geschlechter möglich zu machen. Im Großen und Ganzen sieht die Schulforschung aber doch davon ab, da Klassen auch in anderen Aspekten wie etwa Religion, Herkunft und Ethnie, immer heterogener, diverser und gemischter werden und Schüler wie Schülerinnen gerade aus dieser Diversität profitieren können.
Als Möglichkeit zur Reflexion bietet sich für Schüler und Schülerinnen im Unterricht vor allem das Ausprobieren verschiedener Experimente dar, die auf dem Gebiet der Geschlechterforschung bereits stattgefunden haben. Zu wissen, wie man selbst der ein oder anderen Situation gehandelt hätte öffnet einem am ehesten die Augen dahingehend, wie viel eigenes Handeln tatsächlich von Sozialisation abhängt.
Außerdem bietet das Thema viel Gesprächsstoff ohne viel Hintergrundwissen haben zu müssen. Jeder Mensch ist in irgendeiner Form sozialisiert worden, auch im Hinblick auf Geschlecht. Deswegen können Gesprächsrunden, darüber was nach Ansicht der Schüler und Schülerinnen typisch weiblich oder typisch männlich ist, einen guten Einstieg ins Thema darstellen.Durch neue Medien im Unterricht ist es auch möglich, den Schülerinnen und Schülern durch Videos und Filme an das Thema heranzuführen und diese daraufhin mit ihnen zu besprechen und zu reflektieren.
Das Thema der Geschlechtsspezifischen Sozialisation sollte einen hohen Stellenwert haben, da es für jede Schülerin und jeden Schüler von persönlicher Relevanz ist, da es sowohl das eigenen Geschlecht, als auch das, aller Personen, mit denen die Schülerinnen und Schüler zu tun haben und haben werden, anspricht. So können die angehenden Erwachsenen dazu angeregt werden, darüber nachzudenken ob ihre persönlichen geschlechtsspezifischen Präferenzen angeboren sind, oder doch nur sozialisiert sind; zudem werden sie darauf sensibilisiert nicht vorschnell über etwas nicht Genderkonformes zu urteilen.