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Der klassische Frontalunterricht, der von der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, sucht mit der zunehmenden heterogenen Schülerschaft alternative Handlungsdimensionen.

Im Frontalunterricht steht die Lehrperson im Mittelpunkt. Der Lehrstoff wird den Schülern und Schülerinnen in der Form eines Vortrags vermittelt, wodurch gewährleistet werden soll, dass alle S/S in der gleichen Zeit das Gleiche hören und aufnehmen können. Das Lernen und Verstehen ist dabei aber dennoch von SchülerIn zu SchülerIn unterschiedlich. SchülerInnen werden hierbei maximal in kurzen SchülerInnenvorträgen aktiv in den Unterricht eingebunden. Das Unterrichtsgespräch und der Einsatz neuer Medien soll das Unterrichtsgeschehen auflockern und neue Interessen wecken.

Handlungsalternativen wären:

Gruppen- und Partnerarbeiten

Bei dieser Form müssen von der Lehrperson Arbeitsaufträge erstellt werden, die während des Unterrichts von den SchülerInnen bearbeitet werden. Während der Bearbeitung dieser Aufträge übernimmt die Lehrkraft die Rolle des Beobachters und Beraters ein, kann aber auch in das Gruppengeschehen helfend eingreifen und eine Sicherung der Arbeitsergebnisse veranlassen. Diese Art der Unterrichtsgestaltung dient auch zur Förderung des so genannten Sozialen Lernens. Es kommt auf Integration, Kooperation und gegenseitiges Verständnis füreinander an.

Projektarbeiten

Sind die gemeinsam gesteckten Projektziele allen klar, kann die Projektarbeit beginnen. Die SchülerInnen bestimmen dabei selbst, wie ein Problem/eine Aufgabe angegangen, dieses/diese gelöst und die Ergebnisse dargestellt werden. In diesem Kontext kann auch fachübergreifend und -verbindend agiert werden. Die Lehrperson übernimmt abermals die Rolle eines Begleiters und Beraters. Sind die Rahmenbedingungen für die Projektarbeit vereinbart, ist die Selbstständigkeit der Gruppe gefragt, die aber zu jeder Zeit auf die fachliche Kompetenz der Lehrperson bei Fragen zurückgreifen kann.

Ganz im Zeichen der zwei genannten alternativen Möglichkeiten steht der Daltonplan von Helen Parkhurst. Der Daltonplan ist eine Methode differenzierter Pädagogik, bei der SchülerInnen in ihrem eignen Tempo autonom arbeiten und ihre Aufgaben eigenständig einteilten. Die Lehrperson unterstützt die SchülerInnen dabei und kontrolliert die Arbeiten. Helen Parkhurst baute den Plan auf den Grundsätzen – Verzicht auf Frontalunterricht und eigenständige Aneignung von Lehrstoff bei S/S – bereits zu Beginn des 20. Jhdt. auf und leitete davon 3 Prinzipien ab:

freedom   –   cooperation   –   budgeting time

Eine aktive Umsetzung findet dieser reformpädagogische Ansatz in den sogenannten COOL-Schulen, einem Projekt des BMBWF. COOL – Cooperatives Offenes Lernen – ist ein pädagogisches Schul- und Unterrichtsentwicklungskonzept für Sekundarstufe 1 und 2. Dies ist kein fertiges Modell, sondern wird von jeder Schule eigens adaptiert und weiterentwickelt.

Weiterführende Literatur / Verweise:

Aschersleben, K. (1985). Moderner Frontalunterricht : Neubegründung einer umstrittenen Unterrichtsmethode (Allgemeine und spezielle Didaktik). Lang.

Baumann, M., & Gordalla, C. (2014). Gruppenarbeit : Methoden – Techniken – Anwendungen (UTB 4223 : Schlüsselkompetenzen). UVK-Verl.-Ges. UVK / Lucius.

Eichelberger, H. (2002). Eine Einführung in die Daltonplan-Pädagogik. Studienverl.

Neuhauser, G., & Wittwer, H. (2002). In: Eine Einführung in die Daltonplan-Pädagogik ; Harald Eichelberger (Hrsg.), Innsbruck ; Wien [u.a.], 2002 . – S. 161.

https://www.cooltrainers.at/index.php?id=314&L=12Fcontact.php%22

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article150030033/Warum-Ihr-Kind-bald-wieder-Frontalunterricht-hat.html

2 thoughts on “Reaktion auf Anders lernen: Die „Pädagogik der Vielfalt“

  1. Neben der Förderung von sozialen Kompetenzen kommt es natürlich auch zu einem Wissenszuwachs. Dies erläutert auch Margret Rasfeld in dem in der LV gesehenen Beitrag/Video. Durch das eigenständige Aneignen von Lehrstoff und Wesentlichem kann die kognitive Entwicklung sogar gefördert werden.

    Soziales Lernen in jedes Unterrichtsfach einzubauen, stelle ich mir, persönlich sehr schwer vor. Es gibt Fächer, in den dies leichter möglich ist, und andere, die sich vermehrt auf andere Lehrformen fokussieren/konzentrieren. Lernen- lernen ist, meiner Ansicht nach, ein zum Teil selbst gesteuerter Prozess, der durch Aufzeigen und Einführung neuer Lernmethoden von der Lehrpersonen aber sehr stark beeinflusst werden kann. Beim Wissens- und Kompetenzerwerb ist dies ähnlich. Es kommt auf das Interesse, die Motivation und die Bereitschaft der S/S an, das aufbereitete (Lern-)Material aufzunehmen. Man wird nie eine für die ganze Klasse optimale Lehr- und Lernumgebung schaffen können, daher ist es wichtig, die Settings auch während eines Schuljahres zu erörtern, zu überdenken und neues zu wagen.

  2. Hallo Herr Franta! Sie sprechen Gruppen- und Partnerarbeiten sowie Projektarbeiten als mögliche Zugägnge der didaktischen Strukturierung an um soziales Lernen zu fördern. Denken Sie, dass diese Sozialformen nur wegen der Entwicklung von sozialen Kompetenzen im Unterricht von Bedeutung sind. Gehen Sie davon aus, dass diese mehr auf Kooperation gerichteten Designs hinsichtlich kognitiver Entwicklung und des Wissenszuwachs der Schüler*innen weniger Bedeutung beizumessen ist? Wie bewerten Sie das Verhältnis folgender unterrichtsrelevanten Elemente: Soziales Lernen Lernen-lernen Lernprozess (-steuerung) Wissens- und Kompetenzerwerb, im Kontext didaktischer Designs?

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