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Christina Grill

Das Fach Englisch spielt in diesem Kontext eine nicht unbedeutende Rolle, denn eine Fremdsprache erfordert es, sich mit ihrer Kultur und Geschichte zu befassen. So sollen SchülerInnen beispielsweise Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der eigenen und der fremdsprachigen Lebenswelt untersuchen und erkennen. Damit geht das Gewinnen von Einsichten über andere Einstellungen,  Werte und Normen einher. Des Weiteren soll das Bewusstsein für kulturelle Vielfalt entwickelt werden und eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen und dem anderen soziokulturellen Kontext stattfinden. Bei jüngeren SchülerInnen kann dies beispielsweise im Rahmen dessen passieren, dass sie alltägliche Situationen wie z.B auf der Straße, im Geschäft, im Restaurant, im Café oder im Hotel in einem Dialog thematisieren und so erlernte sprachliche und kulturelle Besonderheiten anwenden. Darüber hinaus sollen im Englischunterricht Klischees und Vorurteile der anderen Kultur thematisiert werden und womöglich auch abgebaut werden. Somit wird die Offenheit, das Verständnis und auch die Toleranz gegenüber der anderen Lebenswirklichkeit, den fremden Normen und Wertvorstellungen von Angehörigen der fremden Kultur gestärkt. Außerdem sollen SchülerInnen im Unterricht ein „Gespür“ für kulturelle Fettnäpfchen, d.h. kommunikative Bereiche, die in Kulturen in unterschiedlicher Weise affektiv besetzt sind, entwickeln. All dies könnte in Form des Rollenhandelns in Diskussionen mit vorgegebenen Rollenbeschreibungen, kleine Inszenierungen oder Projekte, in denen interkulturelle Themen bearbeitet werden, durchgeführt werden. Durch die Übernahme von Rollen mit ungewohnten Denk- und Verhaltensmustern werden SchülerInnen dazu aufgefordert, sich mit neuen Rollen oder Weltsichten zu identifizieren, wenn sie diese auch sprachlich erfolgreich vertreten wollen.

 

Anica Keskic

Das Fach katholische Religion bietet sehr viele Möglichkeiten für Schüler und Schülerinnen sich mit dem Kulturleben zu befassen. Da katholische Religion eine sehr breit gefächerte und reiche Geschichte und Kultur hat, kann man das Interesse von Schüler und Schülerinnen leicht wecken. Das Potenzial des Religionsunterrichts ist größer als man glaubt, denn hier werden allgemeine ethische Werte vermittelt und viele verschiedene Perspektiven und Kulturen behandelt. Der Religionsunterricht ist deshalb so wertvoll, weil die Möglichkeit gegeben ist andere Kulturen kennenzulernen und dadurch sein Weltbild zu erweitern. Um das Interesse gezielt zu wecken, können Unterrichtseinheiten mit diversen Exkursionen ausgeschmückt werden, um dem Vorurteil, dass Religion altmodisch und langweilig ist, entgegenzuwirken. Vorteilhaft wäre auch die Zusammenarbeit mit dem Fach Geschichte, um Schüler und Schülerinnen Anknüpfungspunkte zu bieten und einen weiteren Blick zu ermöglichen. 

Auf den ersten Blick scheint es nicht „möglich“ zu sein, Schüler und Schülerinnen im Religionsunterricht für wirtschaftliche Lebensfragen zu begeistern. Wie schon gesagt beschäftigt sich das Fach katholische Religion sehr viel mit ethischen und moralischen Urteilen und Begründungen. In der Wirtschaft stößt man regelmäßig auf moralische Fragen, wo man sich für das eine oder für das andere entscheiden muss. Beispielsweise die Frage, ob ein Unternehmen seinen Standort in ein Billiglohnland versetzen sollte. Ist es wichtiger Kosten einzusparen oder den Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Österreich weiterhin einen sicheren Job anzubieten? Genau solche moralische Urteile haben sicher auch Platz in dem Fach katholische Religion und geben Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit Wissen zu verknüpfen und ihre Urteile zu begründen.

 

Begüm Sanli

Für viele SchülerInnen ist der Deutschunterricht mit Langeweile verknüpft. Leider ist Ihnen nicht bewusst, dass der Deutschunterricht sehr fächerübergreifend ist, aber auch, dass das Wissen in den Alltag eingebaut werden kann. Doch wie kann der Deutschunterricht an das nationale und internationale Wirtschafts- und Kulturleben integriert werden? 

Man schreibt doch nicht nur Geschichten oder Gedichtsanalysen. Man schreibt auch Erörterungen und muss hin und wieder über ein Thema schriftlich sowie mündlich debattieren können. So eine Diskussion führt dazu, dass man sich kritisch mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzen muss. Bei Vertretung einer Meinung spielen unterschiedliche Normen und Werte eine Rolle. Vertritt man bei einem Rollenspiel zum Beispiel eine Meinung, die man eigentlich gar nicht vertreten möchte, führt dies eventuell dazu, dass man die andere Ansichtsweise besser versteht. 

In Hinsicht auf das wirtschaftsleben könnten die SchülerInnen darüber diskutieren, ob es sinnvoll war, dass England die Europäische Union verlassen hat. Ein anderes Beispiel kann über die Maßnahmen zur Dämpfung der Corona Pandemie sein. 

Es ist offensichtlich, dass der Deutschunterricht viel mehr bietet, sowie an das nationale und internationale Wirtschafts- und Kulturleben integriert ist. 

 

Lea Sali

Ich habe mich gefragt, ob Geschichtsunterricht so gestaltet werden kann, dass er zu einem empathisch ausgerichteten Verstehen verschiedener Erzählstandpunkte beiträgt und sich auf dieser Grundlage ein dialogisches Geschichtsverständnis ausbilden kann. Gleichzeitig muss sich Geschichte aus Multiperspektive und weltgeschichtlicher Dimensionierung generieren. Die Schüler und Schülerinnen lernen, dass  “sinnbildende Verknüpfung zeitdifferenter Ereignisse” (Pandel, 2013 bzw. Rüsen, 2008 zitiert nach Zech, 2015, S.137) stattfinden, die als Persönlichkeitsbildungsprozesse zu verstehen sind, welche nicht mehr auf Integration in kollektiv geschlossene Identitäten, sondern auf eine offene, ständig neu zwischen Selbst- und Fremderwartung reflektierte Position abzielt (vgl. Zech, 2015, S.136).

Man kann beispielsweise die gesellschaftlich bedingten Geschlechtskonstruktionen historisch erzählen und damit die Multiperspektivität anhand der amerikanischen Standards, bezüglich der Geschlechter und deren Unterteilung,  besprechen. Dabei soll man das Thema aber nicht nur vom transkulturellen Standpunkt betrachten, sondern die regionale und globale Ebene mit einbeziehen. Wichtig ist dabei eine wertende Hierarchisierung von Lebensweisen, Weltauffassungen und Kulturen zu meiden. 

Gemäß diesem Anliegen zielt Geschichte, wenn sie den umgebenden Lebensbereich in seinen vielfältigen globalen Einbindungen und die vielschichtigen kulturellen Gegenwartsbedingungen historisch erschließt, auf die Förderung der Individuation. Diese realisiere sich gegenwärtig vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, politischer und kultureller Herausforderungen (Interkulturalität und globale Vernetzung) und im Ringen um Menschenwürde und Humanität (Zech, 2015, S. 139).

Zech M. M. (2015). Geschichtsunterricht und Identitätsbildung im Spannungsfeld von Individualität, Kulturalität und Globalität. RoSE – Research on Steiner Education, 6(0). Abgerufen von https://www.rosejourn.com/index.php/rose/article/view/279.

Der Begriff “Bildung” wird in der Regel zweckfrei verstanden, wohingegen Ausbildung auf Nutzerwartungen bezogen ist. Mit dieser Unterscheidung ist eine gewisse Wertung verbunden, denn schon umgangssprachlich gilt Bildung mehr als Ausbildung. In Folge dessen werden Gymnasien oder Universitäten mit „Bildung“ assoziert, Berufe dagegen mit „Ausbildung“. Bis heute berufen sich deutsche Gymnasien und Universitäten auf „Bildung“ als ihr Proprium, das oft zweckfrei verstanden wird und sich aus sich selbst heraus begründen soll. „Bildung“ bezieht sich allerdings nicht nur auf anerkannte Bildungsinstitutionen, sondern ist zu einem sehr erfolgreichen, aber auch sehr inflationären Begriff geworden, der alltagssprachlich ein großes Spektrum von Spielarten zulässt. Folglich kann man unter dem Begriff “Bildung” auch Allgemeinbildung, Berufsbildung, Weiterbildung, Erwachsenenbildung, Freizeitbildung order auch musische Bildung verstehen. Des Weiteren, kommt man zum Entschluss, dass “Bildung” ein unendlicher Prozess ist und “Ausbildung” auf eine bestimmte Zeit beschränkt ist. Um den Bedeutungsunterschied zwischen beiden Begriffen zu verdeutlichen, kann folgendes Beispiel angeführt werden: Um als gebildet zu gelten, sollte man beispielsweise etwas über geschichtliche Geschehnisse wissen, Zeitung lesen und Nachrichten aufmerksam verfolgen. Um jedoch all diese genannten Punkte erfüllen zu können, geht der Bildung ein wichtiger Punkt voraus, die so genannte “Ausbildung”. Um beispielsweise eine Zeitung lesen zu können, muss man, wie es der Ausdruck “Zeitung lesen” schon sagt, im Stande sein, etwas zu lesen. Die Fertigkeit des Lesens wird uns in aller Regel in der Grundschule von Lehrer*innen beigebracht und wird als “Ausbildung” betrachtet, welche uns erlaubt, uns zu bilden.

Gesellschaftlich ist es zwar hoch angesehen gebildet zu sein, aber man hat kaum Chancen am Arbeitsmarkt zu bestehen ohne eine abgeschlossene Ausbildung. Wenn man beispielsweise die Schulausbildung am Gymnasium abbricht, hat man weder einen Hauptschulabschluss noch eine Berufsausbildung. In diesem Fall wird man am Arbeitsmarkt schwer Fuß fassen können und stark eingeschränkte Wahlmöglichkeiten bei der Berufswahl haben. Wenn man sich nun die Frage stellt, welchen gesellschaftlichen Wert die Bildung gegenüber der Ausbildung erfährt, muss man die allgemein akzeptablen Lebensläufe betrachten. Jeder kennt den Ausdruck “Dauerstudent”, ein Begriff der negativ konnotiert ist und unabhängig vom Bildungsgrad generell dazu dient, jemanden zu verhöhnen. Das ist natürlich damit verbunden, dass Schulen und Ausbildungsstätten das höhere Ziel der Erziehung gesellschaftsfähiger Mitglieder übertragen bekommen. Was soviel heißt,  dass nach vollendeter Ausbildung ein arbeitsfähiger Mensch die Gesellschaft mit seinen/ihren erworbenen Qualifikationen bereichern soll. Kritisch ist dabei zu betrachten, dass man individuell für die eigenen Bildungserfolge zuständig ist und die Diskrepanz zwischen den Bildungschancen stark von der Umwelt beeinflusst ist. Nichtsdestotrotz ist es besonders wichtig Bildungsprozesse zu fördern, um die persönlichen Interessenfelder und den Forschungsdrang im Individuum weiter zu entwickeln. Dafür muss man die persönlichen Stärken und Schwächen der Schüler*innen und Auszubildenden kennenlernen und in Folge dementsprechend durch Fördermaßnahmen intervenieren. Außerdem muss sowohl im schulischen als auch im gesellschaftlichen Rahmen die Chancengleichheit sichergestellt werden, jedoch besteht dahingehend noch Luft nach oben. Da Bildungssysteme sich stets am Gesellschaftsmodell orientieren, ist es von umso größerer Bedeutung, die Bildungs- sowieso Ausbildungsmöglichkeiten zukünftig barrierefrei zu gestalten. 

Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken. Sie hat die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen.” (§ 2 SchOG)

Die Schule hat zur Aufgabe Menschen zu bilden aber auch auszubilden. Diese zwei Begrifflichkeiten hängen eng miteinander zusammen. Die Schule bildet den Menschen auf unterschiedlichen Ebenen und trägt einen wichtigen Teil zur Bildung und Erziehung bei. Die Aufgabe der Schule ist nicht nur den Schüler und Schülerinnen wichtige fächerspezifische Inhalte beizubringen, sondern auch übergreifende Kompetenzen. Die Erarbeitung und Aneignung der wichtigen Inhalten müssen immer auch mit fächerübergreifenden Kompetenzen kombiniert werden. Diese sind zum Beispiel das kritische Denken und Hinterfragen, Selbstorganisation und das selbstständige Lernen und Entscheiden. Die Matura wird oftmals auch Reife- und Diplomprüfung genannt. Das heißt, dass am Ende der Schullaufbahn die Schüler und Schülerinnen den Reifezustand erreicht haben und nun Erwachsene sind, die die Probleme und Handlungsspielräume der Gesellschaft erkennen und handeln.

Da Schule eine Vielzahl von Aufgaben und Funktionen hat, ist es sehr schwer diese alle aufzuzählen. Der Fokus liegt auf der Erziehung der Schüler und Schülerinnen zu kritischen und selbstständigen Menschen.

Zunächst muss uns klar werden, dass Bildung und Ausbildung nicht dasselbe ist. Wenn wir in den Zeitungen “Bildungswesen, Bildungspolitik, Weiterbildung” lesen, assoziieren wir damit Bildung, aber nicht die Ausbildung, obwohl diese damit gemeint ist. Das Ziel der Weiterbildung ist zum Beispiel, sich beruflich weiterzubilden. “Bildungspolitik” meint die Ausbildung in der Schule. Bildung an sich führt dazu, dass man Zusammenhänge versteht und sich ein eigenes Weltbild verschafft. Wie oben schon beschrieben, kann man sein Horizont durch Zeitungen oder Bücher lesen erweitern und dazu kann man sich seine eigene Meinung bilden, was jedoch in einem totalitären System unerwünscht ist. Man kann so viele Bücher lesen, zich Vorlesungen besuchen, wenn es nicht im Lebenslauf steht, hat diese Bildung in der Arbeitswelt wenig Wert, denn dort hat die Ausbildung einen höheren Stellenwert. 

Vera F. Birkenbihl war eine Managamenttrainerin und präsentierte ein anschauliches Beispiel für eine “educated person”. Sie teilte diesen Vorgang in drei Hauptpunkte: 

  1. Den jungen Menschen mit den Gepflogenheiten und Umgangsformen innerhalb der Gemeinschaft vertraut zu machen.
  2. Ihn für eine bestimmte Funktion innerhalb dieser Gemeinschaft auszubilden.
  3. Ihm Wissenswertes nahezubringen, um dadurch seine eigenen Interessen und seinen Forschungsdrang zu wecken.

Diese drei Hauptpunkte zeigen deutlich, dass man mit Bildung den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen muss- oder so wie sie es sagte: “Doch zwischen Potential und Endresultat liegt etwas, das von außen gesteuert wird und ein bestimmtes Ziel verfolgt, nämlich jenes, diesen Menschen zu dem werden zu lassen, was die nähere Umgebung von ihm erwartet. Dieser Prozess heißt „Erziehung“”. Mittlerweile zollt man nicht denjenigen Respekt der allgemein gebildet ist, sondern jenem, der in seinem Beruf erfolgreich ist und ein ansehnliches Einkommen verfügt. 

Abschließend kann man sagen, dass nicht jeder Mensch allwissend sein muss. Man ist auch nicht gebildet, wenn man sich auf ein Thema spezialisiert. Man ist aber auch nicht gebildet, wenn man jeden Tag Zeitung liest. Um Bildung zu erlangen, muss das Interesse an etwas Neuem da sein. Aber was bringt dem Staat ein gebildeter Mensch, wenn es kein begeisterter Konsument, fleißiger Arbeiter und gehorsamer Steuerzahler ist?

Beitrag von Christina Grill, Anica Keskic, Lea Sali, Begüm Sanli