Die Institution Schule gilt in der Geschlechterforschung als wichtige Dimension. Faulstich-Wieland (2012) zeigen durch Langzeitstudien und Unterrichtsbeobachtungen deutlich auf, dass Schule auch heute noch zur hierarchischen Geschlechterdifferenzierung beiträgt. Denn sowohl die Lehrpersonen als auch die Schüler und Schülerinnen sind in sogenannte alltägliche doing-gender-Prozesse, also die gesellschaftliche, soziale und kulturelle Konstruktion von Geschlecht und Geschlechterrollen im Alltag, involviert, auch ohne sich dessen aktiv bewusst zu sein.
Somit ist es von Bedeutung, die Dimension Geschlecht im schulischen Kontext keinesfalls auszublenden und Konstruktionsprozesse von Geschlecht, in welche auch die Schule maßgeblich eingebunden ist, aufzudecken, um eine unreflektierte Reproduktion zu verhindern. Hierfür wird der Auf- und Ausbau von Genderkompetenz als wichtiger Schritt für die Professionalisierung des Lehrberufs genannt. Es geht unter anderem um ein Verständnis für Geschlechterverhältnisse und –rollen und die Veränderbarkeit dieser sowie gezielt darauf zu achten, Geschlechterdifferenzen nicht zu reproduzieren und gleichzeitig eine Sensibilität bei den Schülern und Schülerinnen zu schaffen. Genderkompetenz stellt in diesem Sinne gerade für Lehrpersonen eine wichtige Schlüsselqualifikation dar und trägt somit auch maßgeblich zum Gender-Mainstreaming bei (Faulstich-Wieland/Horstkemper 2012: 25-38). Wichter Ansatzpunkt in diesem Zusammenhang für die Umsetzung bzw. das Leben von Geschlechtergerechtigkeit ist in meinen Augen das Verwenden einer geschlechtergerechten Sprache. Darauf werde ich in meiner künftigen Tätigkeit als Lehrerin auch besonderen Wert legen.
Auch Geschlechtergerechtigkeit in und durch Bildung stellt ein zentrales Konzept in der Geschlechterforschung dar. Geschlechtergerechtigkeit in und durch Bildung soll sowohl Frauen als auch Männern sozialen Anschluss und gesellschaftliche Integration ermöglichen. Zur Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit im Unterricht wird ein Dreischritt, der aus den Teilen der Dramatisierung, Reflexion und Entdramatisierung besteht, vorgeschlagen. Über die Entwicklung von Sensibilität für Geschlechterdifferenzen und eine reflektierte Ergründung dieser Differenzen soll als Ziel die Entdramatisierung bzw. Relativierung von Geschlechterdifferenzen erreicht werden (Kampshoff/Wiepecke 2012: 1-8).
Auch wenn gerade erst vor Kurzem mit der Streichung des fächerübergreifenden Unterrichtsprinzips Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern von Seiten der österreichischen Regierung ein Zeichen in die entgegengesetzte Richtung gesetzt wurde, (Vgl. https://www.profil.at/meinung/ elfriede-hammerl-sexismus-10155214)lassen sich auf den Seiten des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung zahlreiche Verweise auf die Wichtigkeit dieses Unterrichtsprinzips sowie ausgearbeitete Unterrichtsbeispiele und Materialen zu dieser Thematik finden https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/uek/gender_pb_25743.pdf?61ecjh . Im Mittelpunkt stehen die Geschlechterverhältnisse und deren Bedingungsfaktoren und Veränderbarkeiten sowie das Entwickeln von Haltungen, die der Geschlechtergerechtigkeit und dem Abbau von geschlechtshierarchischer Rollennormen dienlich sind. So wird beispielsweise eine „Gendersafari“ vorgestellt, bei der die Schüler und Schülerinnen genderstereotype Produkte sowie die Rollenbilder in der Werbung unter die Lupe nehmen. In meinen Augen bieten diese Beispiele interessante Anknüpfungspunkte für alle Fächer. Ich kann mir gut vorstellen, das ein oder andere Beispiel in meinem künftigen Unterricht einzusetzen.
Literatur:
Faulstich-Wieland, H. / Horstkemper, M. (2012): Schule und Genderforschung. In: M. Kampshoff / C. Wiepcke (Hrsg.): Handbuch Geschlechterforschung und Fachdidaktik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 25-38.
Hammerl, Elfriede (2018): Brauch ma net. <https://www.profil.at/meinung/ elfriede-hammerl-sexismus-10155214> (30.06.2018).
Kampshoff, M. / Wiepcke, C. (2012): Einleitung: Zur Bedeutung der Geschlechterforschung in der Fachdidaktik. In M. Kampshoff / C. Wiepcke (Hrsg.): Handbuch Geschlechterforschung und Fachdidaktik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 1-8.
<https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/uek/gender_pb_25743.pdf?61ecjh> (30.06.2018)