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„Der Unterricht in einer Klasse, in der alle Kinder – blinde, hochbegabte, hyperaktive, ängstliche, aggressive und behinderte – gemeinsam lernen sollen, muss so gestaltet sein, dass die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes berücksichtigt und gefördert werden!“

 

Das Konzept der Inklusion geht im Allgemeinen davon aus, dass alle Menschen unterschiedlich sind, ihnen aber die gleichen Möglichkeiten für Teilhabe und Mitbestimmung zustehen. Damit sollen Diskriminierungen von Menschen jeder Art und auf allen Ebenen abgebaut und eine chancengerechte Entwicklung aller Menschen erreicht werden.

Im Schulbereich wird Inklusion oft als Strategie zur Erreichung einer „Bildung für alle“ verstanden. Bildung wird als grundlegendes Menschenrecht angesehen – nicht nur der Zugang zu Bildung, sondern auch die aktive Teilnahme daran und das Erzielen von entsprechenden Lernerfolgen.

Inklusive Pädagogik verfolgt ein Prinzip der Wertschätzung von Diversität und Vielfalt in Bildung und Erziehung. Im Inklusionskonzept werden Schülerinnen und Schüler nicht in bestimmte Gruppen eingeteilt – und somit getrennt – nein, vielmehr geht es um die Gesamtheit der Schülerinnen und Schüler, die aus Mitgliedern mit unterschiedlichen bzw. individuellen Bedürfnissen besteht.

Das Konzept der inklusiven Bildung stellt einen großen Teil dessen in Frage, wie Unterricht heute traditionellerweise in Schulen organisiert und koordiniert ist. Es bedeutet und fordert Veränderung auf vielen Ebenen.

Im Folgenden gehe ich genauer auf die Ebene der Lehrpersonen ein:

  • Inklusion fordert einen handlungsorientierten, interaktiven und offenen Unterricht.
  • Lehrpersonen müssen in ihrer Arbeit eine inklusive Haltung einnehmen und vertreten.
  • Sie müssen Ressourcen bieten, Beteiligung der Lernenden ermöglichen und Förderungen anbieten.
  • Sie leisten Schülerinnen und Schüler Hilfestellung, welche an deren individuelle Bedürfnisse angepasst ist.
  • Lehrkräfte müssen Diskriminierung erkennen und vermeiden und dafür Regeln erstellen und vereinbaren.
  • Sie sichern Heterogenität und reflektieren die eigenen Werte und Haltungen.
  • Sie sorgen für eine Unterrichtsgestaltung, welche eine aktive Teilnahme der Lernenden anregt.
  • Die Leistungsbeurteilung erfolgt als kompetenzorientierte Bewertung in Verbindung mit Aussagen zur individuellen Lernentwicklung.
  • Lehrpersonen suchen und fördern Kooperation mit Eltern, Öffentlichkeit, Expertinnen/Experten und Institutionen.

Nachfolgend nun weitere wichtige Kriterien für eine erfolgreiche Umsetzung inklusiver Pädagogik:

  • Im Lehrerkollegium werden gemeinsame Ziele formuliert.
  • Die Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses von Inklusion wird umgesetzt.
  • In der Lehrerschaft ist das Bewusstsein einer gemeinsamen Aufgabe vorhanden.
  • Die Schaffung von sich gegenseitig unterstützenden Strukturen wird umgesetzt.
  • Lehrkräfte stellen sich der Reflexion über ihre eigenen Haltungen, Lebenszusammenhänge und Vorurteile.
  • Die Schulverantwortlichen schaffen eine Atmosphäre, in der sich alle Schülerinnen und Schüler wohl und willkommen fühlen.
  • Eine besondere und individuelle Förderung wird als etwas grundsätzlich „Normales“ im Unterricht gesehen.
  • Ein besonderes Augenmerk wird auf das soziale Miteinander in- und außerhalb der Unterrichtsgruppen gelegt.

 

Meiner Meinung nach muss sich „Schule“ genau in diese Richtung bewegen – Inklusion muss gelebt und umgesetzt werden. Aber genau diese Umsetzung fordert Veränderung und ein Verlassen so mancher „Komfortzone“. Daher kann eine inklusive Pädagogik nur im Zusammenwirken aller Lehrpersonen verwirklicht und umgesetzt werden. Wesentlich dabei ist, nicht nach Gründen zu suchen, warum etwas nicht möglich ist, sondern realistische Veränderungen umzusetzen und voranzutreiben. Mit der Umsetzung des Konzepts der Inklusion erfahren Lernende und Lehrpersonen neue soziale Erfahrungen in einem lebendigen und vielfältigen Unterricht. Der Horizont des Einzelnen wird erweitert und Empathiefähigkeit entwickelt. Im Lernen durch Handeln wird zum einen Teamarbeit und zum anderen aber die eigene Individualität gefördert.

 

Autorin: Sophie Ottino

Quelle:
IMST – Gender Netzwerk (2012.) Inklusion. Eine gemeinsame Schule. Verfügbar unter https://www.imst.ac.at/app/webroot/files/GD-Handreichungen/handreichung_inklusion_11-2012.pdf.

 

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