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Seitdem Maria Theresia im Jahr 1770 das Schulwesen per Dekret zum dauerhaften Bestand in der Politik gemacht hatte, hat sich im Bildungssystem Österreichs bei oberflächlicher Betrachtung einiges getan. Wirft man aber einen Blick auf die Grundfesten des österreichischen Schulsystems, können noch heute die Ideen, die Organisation und der Einfluss von Maria Theresia und Johann Ignaz Felbiger – ihrem „Bildungsminister“ – betrachtet werden.

Was natürlich sofort ins Auge spring, ist die Schulpflicht ab dem sechsten Lebensjahr. Über die Länge könnte man natürlich diskutieren, da die neunjährige Schulpflicht erst mit der Einführung des Schulorganisationsgesetzes 1962 Einzug hielt, aber schon zur Zeit der Erzherzogin mussten die Kinder in den Trivialschulen sechs Jahre lang einen traditionellen Unterricht besuchen. Diese Trivialschulen lassen sich auch heute noch in Österreich finden, nur unter dem Namen Volks- und Hauptschule oder eher seit den neuesten Umstrukturierungen auch Mittelschulen genannt. Zu den Trivialschulen gab es in den Städten noch die Hauptschulen, welche nicht mit gleichnamigen eben genannten Schulen gleichzusetzen sind. Am ehesten wären diese Einrichtungen für die weitere Bildung mit berufsbildenden höheren Schulen gleichzusetzen, wo die Schülerinnen und Schüler damals wie heute auf gewisse Berufe vorbereitet werden mit einem gewissen Anteil an praxisorientieren Unterricht.

Man möchte aber nicht meinen, dass bei dieser Menge an öffentlichem Schulangebot die privaten von Orden geleiteten Schulen auf der Strecke geblieben sind. Bis heute gibt es eine Vielzahl an kirchlichen Privatschulen, wobei die Kosten für das Lehrpersonal in den Einrichtungen vom Staat getragen werden.

Aber nicht nur die Schulen der Reform von 1774 lassen sich bei näherer Betrachtung im derzeitigem Bildungssystem wiederfinden. Seit damals werden die unzähligen Schulbücher vom Staat zur Verfügung gestellt, damit der Zukunft des Landes auch ja das Richtige beigebracht wird.

Bei all diesen Konstanten im österreichischen Bildungssystem stellt sich aber nun auch die Frage, was sich denn nun groß geändert habe. Eines wird sich jedenfalls seit dem Jahr 1770 nicht ändern: die ständige Frage jeder neuen Regierung, wie man denn das System Schule „besser machen“ könnte. An dieser Frage hat sich aber schon so manche Partei und auch so manche Bildungsministerin und so mancher Bildungsminister die Zähne ausgebissen. Das war aber vielleicht schon Maria Theresia klar.

2 thoughts on “Auf den Spuren Maria Theresias – Was ist denn im Schulwesen gleichgeblieben?

  1. Seit damals werden die unzähligen Schulbücher vom Staat zur Verfügung gestellt, damit der Zukunft des Landes auch ja das Richtige beigebracht wird. … Wie ist dieser „Spitze“ zu verstehen?

    An dieser Frage hat sich aber schon so manche Partei und auch so manche Bildungsministerin und so mancher Bildungsminister die Zähne ausgebissen. Das war aber vielleicht schon Maria Theresia klar. – Wie argumentieren Sie diesen Zusammenhang?

    1. Diese „Spitze“ war eigentlich nicht als solche gedacht. Aber wenn man sich Aufgaben und Bücher aus Zeiten des 2. Weltkriegs anschaut, so könnte man durchaus meinen, dass diese Beispiele mit einer gewissen Intention gestellt wurden.
      Zusätzlich ist anzumerken, dass nur Kosten der Bücher vom Staat getragen werden, die auch in den Schulbuchlisten der Schulbuchaktion aufgeführt werden. Da ich leider nichts zu den Auswahlkriterien der Schulbücher herausfinden konnte, kann ich auch nicht sagen, ob diese Auswahl auch objektiv und im Sinne der Schülerinnen und Schüler erfolgt.

      Mit dem Dekret 1770 hat Maria Theresia das Thema Bildung zum Dauerpolitikum gemacht. Meine Annahme nimmt genau darauf Bezug. Natürlich kann man nicht sagen, dass Maria Theresia die heutigen Schwierigkeiten in der österreichischen Bildungspolitik bewusst waren, aber mit diesem Dekret legte die Kaiserin den Grundstein für jede neue Regierung das System Schule verbessern zu wollen, was meiner Meinung nach aber nicht immer gelingt.

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