Noch immer ist in vielen Köpfen verfestigt, dass es die wichtigste Aufgabe von Lehrkräften sei, vor SuS über verschiedenste Themen des eigenen Faches zu referieren und so fachspezifisches Wissen weiterzugeben. Doch es ist höchste Zeit, dass sich Lehrende ihrer Aufgaben abseits der Fachdidaktik bewusstwerden und diese ernst nehmen. Denn es obliegt ihnen ebenfalls ein Erziehungsauftrag, der unteranderem die Wertebildung von den SuS beeinhaltet. Dabei handelt sich nicht um ein freiwilliges Extra, dass Lehrpersonen nach Lust und Laune erfüllen können, sondern um eine gesetzliche Anforderung, die im allgemeinen Teil des Lehrplans verfestigt ist. Die betreffende Stelle lautet folgendermaßen:
„Die allgemein bildende höhere Schule hat im Sinne des §2 des Schulorganisationsgesetztes an der Heranbildung der jungen Menschen Mitzuwirken, nämlich beim Erwerb von Wissen, bei der Entwicklung von Kompetenzen und bei der Vermittlung von Werten.“(Lehrplan AHS URL:https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/uek/medien_lp_ahs_25725.pdf?61ebv5. [Zugriff 26.07.2018])
Diese Aufgabe ist zudem nicht bestimmten Fächern wie Religion, Ethik oder Philosophie zu geordnet wie man meinen möchte, sondern richtet sich an alle Lehrenden gleichermaßen. Ihre erfolgreiche Umsetzung erfordert außerdem eine fächerübergreifende Auseinandersetzung damit. Im darauf folgenden Abschnitt des Lehrplans werden zahlreiche Werte angeführt, die vorgelebt und vermittelt werden sollen, beispielsweise Weltoffenheit, Akzeptanz, Menschenwürde und Chancengleichheit für alle Geschlechter, wobei fraglich ist, inwieweit letzteres unter der aktuellen Regierung weiterhin Bestand hat (Hammerl, Elfriede 2018).
Aber was sollte den SuS hinsichtlich „Wertebildung“ eigentlich vermittelt werden? Zunächst sollten SuS für die Wertvielfalt in ihrem Umfeld z.B. in der Klasse sensibilisiert werden. Außerdem sollten Moralkonflikte von Schülern als Wertkonflikte anstelle von Normen- oder Regelkonflikten wahrgenommen werden, das heißt, dass es weniger um das Einhalten bzw. Nicht-Einhalten von Gesetzen geht sondern um die Wertsysteme, die hinter Handlungen stehen. SuS sollten ihre eigenen Wertkonflikte erkennen, den Konflikt zwischen Selbst- und Fremdbestimmtheit. Generell sollte den SuS das Werkzeug in die Hände gelegt werden, mit (Wert-)Konflikten positiv umzugehen und Handlungen und Situtaionen demokratisch und kritisch evaluieren zu können (Mokrosch & Regenbogen 2009). Nun sind dies große Ziele, die man sich hinsichtlich Wertvermittlung vorstellt. Das Gute daran ist, dass Wertebildung nicht unbedingt vordergründig, sondern vielmehr subtil erfolgt.
Dass der Balanceakt zwischen Fachwissenschaft und Pädagogik nicht einfach zu bewältigen ist, steht außer Frage. Trotzdem ist er essentiell und mit den richtigen Methoden zu schaffen. Welche Methoden es zur Wertebildung in der Schule gibt, soll im nächsten Beitrag thematisiert werden.
Literatur:
Hammerl, Elfriede (2018): Brauch ma net. URL: https://www.profil.at/meinung/ elfriede-hammerl-sexismus-10155214. [Zugriff 3.7.2018]
Lehrplan AHS allgemeiner Teil Ober- und Unterstufe. URL: https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/uek/medien_lp_ahs_25725.pdf?61ebv5. [Zugriff 26.07.2018]
Mokrosch, R., & Regenbogen, A. (2009). Werte-Erziehung und Schule. Ein Handbuch für Unterrichende.(R. Mokrosch, Hrsg.) Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht.