Zu oft heißt es: „Das solltest du in deinem Alter schon können!“, oder „Eh klar, du schon wieder. Sei bitte endlich still.“ Was Pädagoginnen und Pädagogen jedoch bei solchen und ähnlichen Aussagen nicht in Betracht ziehen ist, dass manche Kinder, einfach gesagt, nicht anders können. „Manche Kinder“ meint in diesem fall traumatisierte Kinder, welche im früheren Leben Erfahrungen wie Gewalt, wiederkehrende Trennungen oder Flucht erlebt haben. Die Vorgeschichte dieser Schülerinnen und Schüler wird jedoch nicht zu selten beim Umgang mit diesen vernachlässigt, sodass sie schlussendlich als „auffällig“, oder „langsam“ abgestempelt werden, wo doch gerade der inklusive Umgang, sowie besondere Rücksicht und Maßnahmen gebraucht werden würden.
Die Debatte um Inklusion dreht sich häufig um andere Fälle, wie beispielsweise Gender. Jedoch ist (auch) der Umgang mit verhaltensauffälligen Jugendlichen für die Pädagoginnen und Pädagogen herausfordernder Alltag. Die Schülerinnen und Schüler haben oft persönliche Erfahrungen gemacht, welche zu Traumatisierungen, Bindungsstörungen und anderen psychischen Problemen führten und sich im schlimmsten Fall in, beispielsweise, ADHS, Regellosigkeit, aggressivem Verhalten oder Angststörungen äußern. Besonders traumatisierte Schülerinnen und Schüler kommen oft im Unterricht nicht richtig mit, was für die Lehrpersonen vor zusätzliche Herausforderungen stellt. Sie müssen Unruhe und Provokationen aushalten, wozu ein hohes Maß an Zuwendung und Geduld erforderlich ist. Zusätzlich ist das Verhalten der betroffenen Jugendlichen oft schwer zu deuten, wodurch der pädagogische Zugang erschwert wird.
Meiner persönlichen Meinung nach, die sich größtenteils mit der Literatur deckt, ist es jedoch wichtig, dass die betroffenen Schülerinnen und Schüler Regelschulen besuchen, sofern der Grad der notwendigen zusätzlichen Betreuung nicht überschritten wird. Die Jugendlichen, welche häufig durch Selbstzweifel geprägt sind, sollten nicht ohne genaue vorherige Überlegungen, in Sonderschulen untergebracht werden, sondern in Regelschulen, da die Eingliederung in einen Umgang mit nicht traumatisierten Jugendlichen ihr Selbstwertgefühl und im weiteren Verlauf ihr Selbstvertrauen sowie ihre Selbstwerterwartung um ein vielfaches steigern würden. Dazu benötigen die Schülerinnen und Schüler geschultes Lehrpersonal, soziale Akzeptanz und eine stärkere Toleranz gegenüber „anderem“. In schwierigeren Fällen würden für inklusive Klassen sonderpädagogische Unterstützung für die Lehrpersonen notwendig sein.
Theresa Standhartinger