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In ganz Europa stellt sich zur Zeit aufgrund der hohen Migrationszahlen dieselbe Frage: Wie unterrichten wir Schülerinen und Schüler, die unsere Sprache nicht verstehen? Im Englischunterricht findet man zwar des Öfteren einen gemeinsamen Konsens, jedoch stellt sich die Situation in der jeweiligen Landessprache durchaus schwieriger dar. Auch Österreich bleibt von dieser Thematik nicht verschont. Aber was tut man nun um die Schülerinnen und Schüler, welche unserer Sprache nicht mächtig sind zu integrieren?

Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort: man bringt ihnen deutsch bei. Auch Bundesminister Heinz Faßmann sieht das ebenso. Um Integration voranzutreiben muss eine gemeinsame Basis her und diese Basis wird durch die Sprache gebildet. Hierbei ist es erst einmal wichtig zu verstehen was Integration überhaupt ist. Eine passende Definition hierfür findet sich in einem Werk von Christine Fichtinger und Renate Rabl (2014):

„Integration bedeutet die Ausbildung einer Wertgemeinsamkeit mit einem Einbezug von Gruppierungen, die zunächst oder neuerdings andere Werthaltungen vertreten, oder einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit einem Einbezug von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen von dieser ausgeschlossen (exkludiert) und teilweise in Sondergemeinschaften zusammengefasst waren.“

Also geht es bei Integration um Zusammenführung. Allerdings scheint dies nicht jedem klar zu sein, da in unseren Schulen der Förderunterricht (sofern die betroffenen Kinder überhaupt in deutsch unterrichtet werden) getrennt von den anderen Schülerinnen und Schülern abgehalten wird und das 22 Stunden pro Woche. Dieses Modell scheint also auf Integration durch Separation zu setzen. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine Theorie in der Pädagogik, welche in Klassen mit starkem Leistungsgefälle durchaus sinnvoll ist, um differenzierter unterrichten zu können und um langfristig das Niveau anzugleichen, jedoch ist dies hier absolut nicht der Fall. In diesem Fall handelt es sich nämlich schlicht und einfach sowohl um soziale, als auch räumliche Trennung und das ist ganz und gar nicht zweckfördernd. Im Gegenteil, die Schülerinnen und Schüler, die eigentlich deutsch lernen sollten mühen sich mit deutscher Grammatik ab und haben dabei nicht einmal eine Handvoll Sprachmodelle. Die einzige halbwegs authentische Sprache wird im Unterricht vermittelt, aber die Möglichkeit zur Interaktion mit ihren deutschen Mitschülerinnen und Mitschülern wurde ihnen genommen. Irgendetwas stimmt hier also nicht.

Integration funktioniert nur durch ein soziales Miteinander. Das heißt, dass die Kinder Kontakte knüpfen und somit nach und nach Sprachbarrieren überwinden und schlussendlich hinter sich lassen können. Dies funktioniert allerdings nur, wenn ihnen durch den abgegrenzten Förderunterricht nicht die Möglichkeit dazu genommen wird. Selbstverständlich würde ein solcher Ansatz mehr Zeit, Personal und Geld beanspruchen, aber vielleicht sollte man sich einmal Gedanken machen, ob sich die Knauserigkeit lohnt, wenn man dadurch letztendlich keine Integration, sondern die Bildung einer immer weiter auseinander klaffenden Gesellschaft fördert.

Abschließend möchte ich noch folgendes festhalten: Wenn man von Integration im Umfeld der Schule spricht, dann geht es neben dem fachdidaktischen und pädagogischen Aspekt vor allem um den sozialen Aspekt. Damit ist vor allem das menschliche Miteinander gemeint. Beispielsweise könnten Förderprogramme durch „Buddysysteme“ oder „Schüler-helfen-Schülern“- Programme unterstützt werden. Auch das Zitat zu Beginn des Artikels stammt aus dem Umfeld der Krankenpflege. In diesem Bereich hat man offensichtlich schon verstanden, dass Menschlichkeit und sozialer Zusammenhalt die Grundlage zu Integration bilden. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass das Bildungssystem auch bald nachzieht.

 

Autor: Florian Altmann

 

Quellen:

Der große Graben (Deutschförderklassen-Evaluirung). Falter Artikel vom 13.05.2019. Abrufbar im blackboard, oder unter: https://epaper.falter.at/issue.act?issueMutation=falter&issueDate=20190612&token=4qCkd1w5lZjdo4WMb6TQcZITTdOQZ/6BKkwYYcJ1TNwvGOJ4ZG8jYH2LVpoQ1MV2mVO1UgfZLe44eHl9z0UY0fERWohlQ2HZ1LF8hdZg/F6s0qRlTlGyg7IGJ0qlI90J

Fichtinger, Christine, Rabl, Renate (2014). Arbeitsumfeld Hauskrankenpflege – Herausforderungen in der ambulanten Pflege erkennen und meistern. Springer Verlag. Wien. 2014. Print.

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