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„Wie in einem Mikrokosmos spiegeln sich in der Familie von früher Kindheit an kulturelle, ökonomische und normative Lebensbedingungen, die durch den Umgang von Eltern und Kindern miteinander aufgenommen und verarbeitet werden. Die soziale Lebenslage von Vätern und Müttern und insbesondere ihr Bildungsgrad entscheiden über die Vielfalt und Angemessenheit der Entwicklungsimpulse und der Erziehungsstile, die Eltern auf ihre Kinder ausüben.“  (Hurrelmann, 2002, S. 31)

 

Fragt man die Suchmaschine „Google“ nach einer Definition des Wortes Familie, so definiert er diese in zweierlei Hinsicht. Zum einen als eine „aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und mindestens einem Kind bestehende Lebensgemeinschaft“, zum anderen als „Gruppe aller miteinander blutsverwandten Personen; Sippe“.

Dies trifft sich mit den Vorstellungen der meisten Menschen. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat die Mehrheit der Leute beim Schlagwort „Familie“ ein wohl ein ziemlich klares Bild vor Augen: Vater, Mutter, Kind(er). Tatsächlich allerdings, stellt dieses Familienbild heutzutage nichtmehr unbedingt die Norm dar. Mit der Abkehr vom „Großfamiliendarsein“, Ehe und Tradition ergibt sich oft ein ganz anderes Bild von Familie, das nach einer neuen Definition verlangt.

Im „Wörterbuch der Pädagogik“ von 1977 wird die Familie noch „als dauerhafte Organisierung blutsverwandtschaftlicher beziehungsweise Eltern-Kind-Beziehungen zum Zwecke gemeinschaftlicher Lebens- und Arterhaltung“.

Im „Wörterbuch Erziehungswissenschaft“ von 2006 wird mit Familie jedoch bereits als „das nicht berufsförmige Zusammenleben von über Ehe beziehungsweise Partnerschaft und Verwandtschaft beziehungsweise Nachkommenschaft verbundenen Personen, also eine private Lebensform von Eltern und ihren Kindern“ bezeichnet.

Ein Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung Nordrhein-Westfahlen definiert Familien als „Personengemeinschaften innerhalb von Privathaushalten, die im Wesentlichen durch Ehe oder Abstammung beziehungsweise das Sorgerecht miteinander verbunden sind.“

Darunter fallen alle Ehepaare, egal ob mit oder ohne ledige Kinder in einem Haushalt lebend, alleinstehende, ergo alleinerziehende Mütter und Väter, die mit ihren ledigen Kindern im gleichen Haushalt leben, alle nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kind(ern) sowie geschiedene oder verwitwete Alleinlebende (sogenannte Restfamilien).

Letztere Definition wird dem Faktum Familie im Angesicht der Zeit wohl am ehesten gerecht.

Die Familie hat eine Schlüsselfunktion im Prozess der Sozialisation , vor allem in den ersten Lebensjahren. Einfluss auf die familiale Sozialisation haben dabei die verwendbaren Ressourcen der Erziehungsberechtigten, die Struktur der Familie, die Eltern-Kind-Beziehung, sowie die dadurch in Verknüpfung stehende, gemeinsame Zeit und auch die elterlichen Beispiele und Ansichten. All diese Faktoren beeinflussen den Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Persönlichkeit eines Kindes, aber auch der Erziehungsstil von den Eltern.

Eltern können als direkte Lehrer den Kindern Fähigkeiten, Regeln und Strategien direkt beibringen, indem sie diese direkt informieren und beraten.

Sie können als indirekte Sozialisationsinstanzen Informationen und Regeln an die Kinder vermitteln, Verhaltensweisen fördern oder unterbinden, durch ihr eigenes Verhalten als Vorbilder wirken. So zum Beispiel durch Hilfsbereitschaft, Verständnis, Intoleranz oder Aggression

Außerdem können sie als Führungskräfte für Soziales dafür sorgen, dass ihre Kinder mit anderen „nicht familiären“ Menschen in Kontakt kommen. So beispielsweise durch diverse Freizeitgestaltungen wie Feriencamps, etc. Aber sie können die Konfrontation mit Außenstehenden auch vermeiden.

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Inklusion im Klassenzimmer bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Behinderungen, ihrem sozialen Status oder ihren gesundheitlichen Bedürfnissen, das Recht haben, als wertvolle Mitglieder ihrer Gemeinschaft respektiert und geschätzt zu werden. Inklusion in einer Schule bedeutet, dass jeder Schüler die Möglichkeit hat, in der gleichen Umgebung zu lernen und zu wachsen, zusammen mit anderen Schülern, die vielleicht nicht die gleichen körperlichen oder entwicklungsbedingten Behinderungen haben wie sie.

Im Jahr 1975 wurde ein Gesetz vom Kongress verabschiedet, das „Individuals with Disabilities Education Act“ oder auch IDEA genannt. Dieses Gesetz gab Schülern mit Lernbehinderungen die Möglichkeit, die gleiche öffentliche Bildung zu erhalten wie die allgemeine Bevölkerung. Obwohl alle Schüler die gleiche Chance auf die gleiche Lernumgebung haben, war dies nicht für alle Schüler möglich, und die gleiche Umgebung würde immer noch je nach Schüler unterschiedlich aussehen. Während einige Schüler mit körperlichen/entwicklungsbedingten Behinderungen in traditionelle Klassenzimmer integriert werden können, würden andere einen individuellen Erziehungslehrer haben, der neben dem typischen Lehrer unterrichtet. Wenn ein Schüler mit einer körperlichen oder entwicklungsbedingten Behinderung einen Sonderpädagogen braucht, wenn er in eine normale Klasse integriert wird, werden die Lehrer gemeinsam unterrichten, was auf verschiedene Weise geschehen kann. Entweder assistiert der Regel- oder der Sonderpädagoge dem anderen, oder sie arbeiten zusammen und unterrichten Seite an Seite, was als Parallelunterricht bezeichnet wird. Die Lehrer können sich auch für den Stationsunterricht entscheiden. Bei dieser Art des Unterrichts teilen sich die Lehrer in verschiedene Stationen auf und unterrichten verschiedene Themen an verschiedenen Stationen, während die Schüler hin- und herwechseln. Unabhängig von der Art des Unterrichts, für die sich die Lehrer entscheiden, gibt es positive Effekte, wenn eine gute Zusammenarbeit im Klassenzimmer implementiert wird. Durch die Zusammenarbeit erhalten die Lehrer die Möglichkeit, den Unterricht und die Aktivitäten mit einem Kollegen kreativ zu planen, haben Zugang zu mehr Ressourcen und können mehr Verantwortung übernehmen, als wenn sie nicht gemeinsam unterrichten würden.

Nicht nur die Lehrer profitieren von der Inklusion im Klassenzimmer, sondern auch der Schüler mit der Behinderung. Es gibt Forschungen, die den akademischen Erfolg von Kindern durch Inklusion im Klassenzimmer untersuchen, und sie zeigen eine erfolgreiche Verbesserung. Eine Studie, die im „International Journal of Special Education“ veröffentlicht wurde, fand heraus, dass Kinder mit Autismus in Inklusionsklassen bessere Leistungen erbringen als in ihren typischen Sonderschulklassen. Kinder mit Autismus sind durch signifikante Kommunikations- und soziale Interaktionsprobleme charakterisiert; daher würde die Inklusion im Klassenzimmer ihre Möglichkeiten für soziales Spiel und Interaktion mit Gleichaltrigen erhöhen. Wenn ein autistisches Kind in die sozialen Netzwerke des Klassenzimmers eingebunden ist, ist es in der Lage, ein besseres Verständnis für die sozialen Erwartungen und die Kultur des Klassenzimmers aufzubauen. Dadurch sind sie in der Lage, das gleiche Wissen über die Erwartungen und die Kultur auf den Spielplatz zu übertragen; dies ermöglicht dem Kind, erfolgreicher an der gemeinsamen Beschäftigung teilzunehmen. Typische Gleichaltrige können Kindern mit Autismus auch helfen, sich auf dem Spielplatz zurechtzufinden und sie in mehr Erkundungsspiele einzubeziehen. Die Forschung besagt auch, dass Kinder, die mehr in ihr soziales Netzwerk im Klassenzimmer eingebunden sind, mehr Selbstvertrauen haben und sich wohler fühlen, zur Schule zu gehen, zu lernen und teilzunehmen.

Die Bedeutung der Inklusion im Klassenzimmer scheint allen in der Klasse zu nutzen, auch den anderen Schülern. Es gibt sogar akademische Verbesserungen für beide Gruppen von Schülern, wenn die Inklusion in den Klassenzimmern umgesetzt wird. Traditionelle Schüler sind auch in der Lage zu lernen, wie man mit anderen zusammenarbeitet, die anders sind als sie, sei es körperlich oder entwicklungsmäßig, so dass sie lernen können, andere besser zu akzeptieren und zu verstehen.

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Finanzielle Sicherheit = Sprungbrett in eine bessere Zukunft

Verfasserin: Gerzer Laura

Geld regiert die Welt. Sind Eltern für den schulischen Erfolg ihrer Kinder zuständig? Diskriminierung der Eltern, durch Einstufung in „bildungsferne Schichten“ oder „Eltern mit Migrationshintergrund“. Wie beeinflusst das Einkommen und die Ausbildung der Eltern die Schüler und Schülerinnen?

In die Bildung der Kinder zu investieren ist nicht billig. Die Kosten steigen mit dem Alter. Wir alle kennen feierlustige Studenten und Studentinnen? StudentInnen leben zum Großteil auf den Nacken ihrer Eltern, da nur der alleinige Verdienst durch einen Nebenjob nicht ausreicht für ein erfülltes Studentenleben.

 

Wie reflektiert sich der Werdegang der Bildung der Eltern auf die Zukunft der Schüler und Schülerinnen? Laut Studie absolvieren Schüler und Schülerinnen aus Akademikerhaushalten 10-mal öfters eine Universität als diejenigen mit Eltern ohne Matura. Laut EU-SILC-Sondermoduls 2019 absolvieren 30% der Jugendlichen in Österreich mit Eltern mit höchstens Pflichtschulabschluss dieselbe Schulform. Die Gefahr ist um das 1,4-fache erhöht für Jugendliche aus bildungsfernen Familien, Armut oder soziale Ausgrenzung zu erfahren. 17% der österreichischen Bevölkerung ist von der Armut betroffen. Es darf nicht passieren, dass SchülerInnen welche das potenzial für eine weiterführende Schule hätten, aufgrund der finanziellen Lage der Eltern, keine absolvieren.

 

Soziale Auslese bereits bei der Entscheidung AHS oder Hauptschule. Wo bleibt die Chancengleichheit? Jeder Mensch hat dieselben Möglichkeiten für ein erfolgreiches Leben. Kein Platz für Privilegien! Die Kluft der Chancengleichheit ist beim Vermögen geringer als beim Einkommen. Traurig, aber wahr, Erbschafften bringt mehr Vermögen als ein hohes Einkommen. Schockierend ist, dass es bis zu 5 Generationen benötigt, dass man von einer schlecht verdienenden Familie zur Mittelschicht gelangt.

 

Wie können Kinder aus sozial benachteiligten Familien bei der schulischen Leistung gezielt unterstütz werden? Viele Schüler und Schülerinnen benötigen Nachhilfe. Wer schonmal Nachhilfe gegeben hat bzw. in Anspruch genommen hat, weiß wie teuer eine Einheit sein kann! Wie sollen sich, dies Kinder aus sozial niedrigeren Familien Nachhilfe leisten.  Kostenlose Förderunterricht von Lehrpersonen für Schüler und Schülerinnen? Wichtig wäre außerdem eine gute pädagogische Betreuung, Bildung und Erziehung. Vor allem Kinder im jungem Alter (unter 6 Jahren) sind auf professionelle pädagogische Personen, wie uns werdenden Lehrer und Lehrerinnen angewiesen, um sprachliche oder andere Defizite früh zu erkennen und auszugleichen. Die Investitionen in die Kinderbetreuung aus der Sicht Österreichs muss ausgebaut werden! Die Betreuung ist wesentlich, um Kinder ohne Privilegien die Chance auf eine gute Schullaufbahn zu geben.

 

Weg von der alteingesessenen Sicht: „Wer arme Eltern hat, hat schlechtere Chancen in der Schule“. Jetzt sind die LehrerInnen gefragt, um die Schüler und Schülerinnen bildungsfernen Elternhäusern eine gute Unterstützung zu liefern.  Wo ein Wille, dort auch ein Weg!

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Eine Reaktion auf den Text von Stojanov K.

Das Thema Leistungsbeurteilung und die damit eingeschlossene Leistungsfeststellung sind immer wieder Grundlage für hitzige Diskussionen. Das aktuellste Beispiel dafür ist die durch wiederkehrende Aufschreie vor allem durch die vorherrschenden Corona-Bedingungen geänderte zentrale Reifeprüfung. Damit wurde die Matura von einer Leistungsfeststellung zu einer Leistungsbeurteilung umgewandelt, weil nun auch die Noten der letzten Schulstufe zur Bestimmung der Reife hinzugezogen werden. Es stellt sich aber sowohl bei der Leistungsbeurteilung jeder Schulstufe also auch bei der zentralen Reifeprüfung die Frage, ist das alles fair?

Die Leistungsfeststellung hält den aktuellen Leistungsstand fest, während in die Leistungsbeurteilung die Leistungen eines bestimmten Zeitraums einfließen. Laut Jürgens und Lissmann (2015) erfüllt die Leistungsbeurteilung fünf Funktion: die Selektionsfunktion, die Qualifikationsfunktion, die Informationsfunktion, die Anreiz- und Sanktionsfunktion und die Entwicklungsfunktion. Alleine diese recht verschiedenen Bereiche zeigen bereits, was die Leistungsbeurteilung im Grunde mit einer Note am Semesterende oder am Jahresende aussagen sollte. Dabei könnten gewisse Funktionen ohne Probleme gemeinsam in der Leistungsbeurteilung berücksichtig werden – die Selektionsfunktion und die Qualifikationsfunktion oder die Anreiz- und Sanktionsfunktion und die Entwicklungsfunktion – aber es gibt auch sich gegenseitig ausschließende Funktionen. Wenn eine Schülerin oder ein Schüler durch das Abschneiden in standardisierten Schularbeiten die Note „Befriedigend“ verdient hätte, aber für die persönliche Entwicklung die Note „Gut“ besser wäre, würden somit die Selektionsfunktion und die Entwicklungsfunktion im Gegensatz zueinanderstehen. Wenn man nun im Sinne einer fairen Leistungsbeurteilung handeln würde, würde man eine schlechtere Note hergeben, aber womöglich gleichzeitig die persönliche Entwicklung und Motivation der Schülerin oder des Schülers nicht fördern. Sollte die Selektion aufgrund von objektiven Kriterien erfolgen, kann laut Fendt von einer fairen Leistungsbeurteilung gesprochen werden.

Ein weiterer Aspekt der Leistungsbeurteilung ist die Leistungsbewertung, die auf einer von drei verschiedenen Bezugsnormen erfolgen kann. Die sachliche Bezugsnorm bezieht sich auf das Erreichen oder Nicht Erreichen von im Vorhinein festgelegten Zielen. Somit erhalten die Schülerinnen und Schüler bei der Beurteilung Aufschluss über den Leistungstand ihres Fachwissens. Die soziale Bezugsnorm bezieht sich auf einen Vergleich innerhalb einer bestimmten Gruppe – zum Beispiel eine Schule oder eine Klasse – und somit wird eine Reihenfolge innerhalb dieser Gruppe vollzogen. Da sich aber die Bewertung eines Individuums bei der Veränderung der Gruppe ebenfalls ändert, kann nur von einer relativen Sicht auf den Leistungsstand gesprochen werden. Die individuelle Bezugsnorm orientiert sich hingegen an vorhergegangenen Leistungen eines Individuums. Für die Bewertung und Beurteilung ist die Leistungssteigerung von zentraler Bedeutung, wobei kein Schluss auf die Leistungen anderer Schülerinnen und Schüler gezogen wird. Der individuellen Bezugsnorm wird auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Leistungsmotivation zugeschrieben, da sie die Lernfortschritte eines Individuums aufzeigen kann und nicht die Leistung an sich bewertet. Beim Betrachten der Bezugsnormen wird das Dilemma der Funktionen der Leistungsbeurteilung erneut sichtbar. Bei der sachlichen Bezugsnorm kann von Objektivität gesprochen werden und damit wäre diese laut Fendt für eine faire Leistungsbeurteilung vonnöten aber geht nicht auf die Entwicklung der Individuen ein.

Zusätzlich zu den Bezugsnormen muss bei der Leistungsbewertung noch entschieden werden, ob eine summative oder eine formative Leistungsbewertung stattfindet. Bei einer summativen Leistungsbewertung wird erst zum Schluss eines Lernprozesses über den Lernfortschritt Resümee gezogen, während bei einer formativen Leistungsbewertung bereits im Lernprozess der Lernfortschritt beobachtet wird und auch angepasst werden kann. Somit wäre eine summative Leistungsbeurteilung fair, aber der Lernprozess, der eine wichtige Rolle für die Entwicklung spielt, wird vernachlässigt.

Wenn man nun die Zusammenfassung wagt und nun versucht eine faire Leistungsbeurteilung zu beschreiben, kommt man auf die Begriffe Objektivität und Fachwissen, was in der Selektionsfunktion, der sachliche Bezugsnorm und der summative Leistungsbewertung zu finden ist. Damit hätte man es auch geschafft, wenn die Schule nicht für etwas anderes stehen würde. Diese Begriffe stehen dem entgegen, was die Leistungsbeurteilung eigentlich darstellen sollte, nämlich Rückmeldung über den Lernfortschritt zu geben und das auf einer individuellen Ebene. Dadurch würden die Schülerinnen und Schüler ihre Stärken und Schwächen erkennen und können daraufhin ausreichend individuell gefördert werden. Das würde auch dazu beitragen, dass man junge Menschen bildet und ausbildet, die wissen, was sie kennen und können, und somit leichter ihren Platz in der Gesellschaft finden. Natürlich hat auch die sogenannte faire Leistungsbeurteilung ihren Stellenwert – zum Beispiel in diversen Studien – aber für die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler wäre eine nicht faire Leistungsbeurteilung meiner Meinung nach besser. Aber es sollte sich jede Lehrperson selbst die Frage stellen, ob man die Schülerinnen und Schüler aufgrund von Objektivität und Wissen beurteilen möchte, womit man die Leistungen vergleichbar machen würde, oder eher den Lernprozess für die Leistungsbeurteilung heranzieht, damit man die persönliche Entwicklung fördern kann.

 

Jürgens, E., & Lissmann, U. (2015). Pädagogische Diagnostik. Grundlagen und Methoden zur Leistungsbeurteilung in der Schule. Weinheim: Beltz.

Nerdel, C. (2017). Grundlagen der Naturwissenschaftsdidaktik. Kompetenzorientiert und aufgabenbasiert für die Schule und Hochschule. Berlin: Springer.

Saalfrank, W., & Kollmannsberger, M. (2017). Praxisleitfaden Lehrerhandeln. Unterrichten, Erziehen, Beraten, Leistungen beurteilen. Weinheim: Beltz.

Schlag, B. (2013). Lern- und Leistungsmotivation (4. Auflage). Wiesbaden: Springer.

Stern, T. (Hrsg.). (2010). Förderliche Leistungsbewertung (2. Auflage). Wien: Amedia.

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Umgang mit Diversität im Unterricht
Umgang mit Schüler/innen mit Deutsch als Zweitsprache

Aus dem Nationalen Bildungsbericht (2018) ging hervor, dass 62 % der SchülerInnen die Bildungsstandards im Leseverständnis nicht erreichen, ebenso wiesen mehr als die Hälfte bei der Textproduktion mangelhafte Fähigkeiten auf. Im Vergleich kommen deutlich mehr SchülerInnen, die in Schulen mit sehr hoher sozialer Benachteiligung zur Schule gehen, nicht oder nur teilweise an die Bildungsstandards heran (zusammen 64 %) als jene in Schulen mit geringer (32 %) oder mittlerer sozialer Benachteiligung (41 %) (vgl. Nationaler Bildungsbericht, 2018, S. 224). Oftmals werden diese alarmierenden Zahlen mit dem Vorhandensein eines Migrationshintergrundes in Verbindung gebracht, zudem wird die sozioökonomische Herkunft immer öfter als ausschlaggebender Faktor für niedrige Bildungsstandards genannt.

So beschreiben Salchegger und Herzog-Punzenberger (2016) anhand ihrer Vergleichsstudie im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich), dass sich die Lesekompetenz besonders dort für SchülerInnen mit Migrationshintergrund gesteigert haben, bei denen sich auch der Sozialstatus verbessert hat. Konkrete Zahlen dazu ermittelten Angelone und Keller (2014) in der Schweiz durch eine Zusatzstichprobe von PISA, wobei 30% der Leistungsverbesserungen von SchülerInnen mit einem anderen Geburtsland als der Schweiz, auf die Aufwertung ihres Sozialstatus zurückzuführen waren (vgl. zitiert nach Salchegger & Herzog-Punzenberger, 2016, S.82). Trotzdem schneiden Kinder ohne Migrationshintergrund im Durchschnitt deutlich besser ab als Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. „Laut PISA 2018 lag der Nachteil im Leseverständnis von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Österreich im unteren Drittel der analysierten 26 Vergleichsländer (EU-/OECD-Staaten).“ (Rechnungshof, 2020, S. 25). Außerdem sind die Kontextfaktoren Geschlecht, sozialer Status und Migrationshintergrund genannt, anhand derer sichtbar wird, dass Jungen deutlich schlechter abschneiden als Mädchen und die Bildungsstandards der Eltern ebenso entscheidend sind für die Lesekompetenz (siehe Abbildung 3, RH, 2020, S. 26).

Obwohl es belegt ist, dass man eine Sprache besser lernt, wenn man sie ständig hört oder spricht, wurde in Österreich ein Messinstrument zur Kompetenzanalyse in Deutsch, kurz MIKA- D- Test, eingeführt. Wissen Sie was das ist? Wohl kaum, wenn sie nicht Deutsch als Zweitsprache haben. Laut der Österreichischen Lehrer/innen Initiative “[…] ist es der Regierung gelungen, dieses gelöste Problem in eine unlösbare Situation zu verwandeln” (oeliug.at)  Bei diesem Test geht es um jene SchülerInnen, die Deutsch nicht als Muttersprache haben. Anhand des Tests soll ermittelt werden, “ob Schüler/innen ausreichende Kenntnisse in der Unterrichtssprache Deutsch erworben haben, um dem Unterricht folgen zu können” (Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen). Vor allem wird dieser Test in der Primarstufe verwendet. Stellen Sie sich also diese Situation vor: Ein fünfjähriges Kind, welches sehr zurückhaltend, introvertiert und schüchtern ist,  muss sich ohne Elternteil unter fremden Personen diesem MIKA-D Test unterziehen. Wie könnte dieser Test ausfallen? Vermutlich negativ. So bleibt man außerordentliche(r) Schüler oder Schülerin und kann nicht in die nächste Schulstufe vorrücken, solange bis er positiv ausfällt. Die erste Klasse kann man dreimal als außerordentliche(r) besuchen. Außerdem kommen sie dann in sogenannte Deutschförderklasse. Diese Klassen bestehen also nur aus Schüler und Schülerinnen die kein oder kaum Deutsch können.  Wie sollen diese Kinder Deutsch richtig erlernen, wenn sie nicht mal untereinander dieselbe Sprache sprechen können? 

In Österreich haben ein Viertel der Schüler und Schülerinnen Deutsch nicht als Muttersprache und diese Zahl wächst stetig (Statistisches Taschenbuch – Schule und Erwachsenenbildung 2018). Viele Familien verlassen ihre Heimat aufgrund mangelnder Sicherheit in ihrem Heimatland, wirtschaftlichen Problemen oder sonstigem, um in Österreich ein friedliches Leben zu führen. Nun können viele Schüler und Schülerinnen ihre Schullaufbahn in Österreich aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht erfolgreich fortführen. Da die Lehrkräfte im Regelunterricht nicht gleichzeitig Deutsch und andere Inhalte lehren konnten, hat man eine Lösung dafür gefunden. Ab dem Schuljahr 2017/2018 hat die Regierung beschlossen Schüler und Schülerinnen mit mangelnden Deutschkenntnissen in eine Deutschförderklasse zu geben, um ihnen die Möglichkeit zu geben die Deutsche Sprache zu erlernen (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2021)

Die Lehrkräfte beschweren sich oftmals, dass es viel bessere Chance gäbe, den Spracherwerb zu unterstützen und zu beschleunigen. Oftmals ist das Problem, dass in Deutschförderklassen der Fokus nur auf den Spracherwerb gelegt ist und nicht auf die Vermittlung von Inhalten. Einerseits gibt man Lernenden die Möglichkeit das benötigte Sprachniveau zu erreichen und andererseits sind sie wieder im Nachteil, weil gewisse Inhalte nicht gelehrt werden. Die fehlende Ausbildung der Lehrpersonen, die unterschiedlichen Altersgruppen und die verschiedenen Sprachniveaus erschweren den Spracherwerb in Deutschförderklasse. Für das erfolgreiche und spielerische Lernen fehlen gleichaltrige Mitschüler mit Deutsch als Muttersprache. 80 Prozent der Lehrkräfte sind für einen gemeinsamen Unterricht, weil sie diesen für sinnvoller und effizienter halten. (Kontrast Redaktion, 2020)

Das Ziel eines jeden Unterrichtes soll es sein, es den SchülerInnen zu ermöglichen, sich aktiv am Unterricht beteiligen zu können. Hierfür ist es teils notwendig, dass Kinder mit Migrationshintergrund insbesondere dann, wenn ihre sprachlichen Kompetenzen in der Zielsprache Deutsch nicht ausreichend sind, gezielte Förderungen und oder auch von der Lehrperson Unterstützung bekommen. Das primäre Ziel dieser zuvor genannten Hilfestellung soll eine schnelle Integration der Kinder ohne bzw. der Kinder mit geringen deutschen Sprachkenntnissen in den Unterricht und das Schulleben darstellen. Bereits Ergebnisse aus der Zweitsprachenerwerbsforschung und aus der Unterrichtsforschung legen nahe, dass ein flexibles, an den Lernenden orientiertes Konzept des Fremd-/Zweitsprachenunterrichts am ehesten zu einem Lernerfolg führt” und somit unabdingbar ist (Kniffka&Siebert-Ott, 2012, S.98).

Insbesondere spricht man in diesem Kontext von der Flexibilität hinsichtlich der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, denn Lernende bringen unterschiedliche Voraussetzungen hinsichtlich des Alters, der Muttersprache, der Bildungshintergründe und der Lernstile, mit in den Unterricht und hier ist es ganz klar die Aufgabe der Lehrperson auf die Bedürfnisse jedes Individuums einzugehen. So gehören zu den Herausforderungen der Lehrperson beispielsweise, dass unterschiedliche Schwierigkeiten beim Erwerb der deutschen Sprache unter Umständen zu einem breiteren Spektrum an individuellen Lernständen führen können. Daher kann es auch der Fall sein, dass manche SchülerInnen möglicherweise mehr Ausspracheschulung, andere SchülerInnen hingegen eher eine Rechtschreibschulung benötigen (2012, S.100)

Um Schülerinnen und Schüler im mündlichen Unterrichtsgeschehen zu unterstützen, eignet sich beispielsweise die Methode des “Scaffoldings”. Diese Methode zeichnet sich dadurch aus, dass die Unterstützung in Form eines sprachlichen Gerüsts lediglich temporär angelegt ist und der Lernende entsprechende Unterstützung bekommt, die ihn dazu befähigt, ähnliche Aufgaben auch ohne Unterstützung lösen zu können (Guadatiello&Schuler, 2018, S.26)

Wie bereits eingangs erwähnt soll ein moderner Zweitsprachenunterricht laut Guadatiello und Schuler flexibel sein und nicht in einem starren Methodenkonzept verhaftet sein (2012, S. 99). Dies setzt allerdings zum einen voraus, dass Lehrende in der Lage sind, die Bedürfnisse der einzelnen Lerner und der Lerngruppe insgesamt zu erkennen und zum anderen bedarf es des Wissens um L2-Aneignungsprozesse in einem zweitsprachlichen Erwerbskontext. Des weiteren ist auch die Verfügbarkeit eines Methodenrepertoires, aus dem die jeweils angemessenen Vermittlungsmethoden ausgewählt werden können sehr wichtig. Hier gilt es den SchülerInnen viel Abwechslung beim Lernen zu bieten, da es sich ansonsten negativ auf die Motivation der SchülerInnen auswirkt. Selbst wenn man für sich selbst und die SchülerInnen ein gutes Konzept gefunden hat, ist es unabdingbar den Unterricht kontinuierlich kritisch zu überprüfen und ihn der sich ständig ändernden Bedürfnislage der SchülerInnen anzupassen. In ein paar Worten zusammengefasst verlangt ein Deutsch-als-Zweitsprache-Unterricht von den Lehrenden nicht nur ein hohes Maß an professionellem Wissen und sondern auch Können (2012, S. 102).

 Christina Anna-Maria Grill, Anica Keskic, Lea Sali, Begüm Sanli 

Literaturverzeichnis

  • Guadatiello, Angela, und Schuler, Rebecca. Anregungen zu Deutsch als Zweitsprache im Unterricht: Begrifflichkeiten, Zielsetzung, didaktische und methodische Grundüberlegungen (2018). München: Landeshauptstadt München.
  • Kniffka, Siebert-Ott, und Siebert-Ott, Gesa. Deutsch Als Zweitsprache : Lehren Und Lernen (2012). Web.
  • Oberwimmer, K., Vogtenhuber, S., Lassnigg, L. & Schreiner, C. (Hrsg.). (2018). Nationaler Bildungsbericht Österreich: Das Schulsystem im Spiegel von Daten und Indikatoren. BMBWF.
  • Rechnungshof Österreich (Hrsg.). (2020). Leseförderung an Schulen: Bericht des Rechnungshofes. online unter: https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/004.714_Lesefoerderung.pdf.
  • Salchegger, S. & Herzog-Punzenberger, B. (2017). Lesekompetenz und sozioökonomischer Status von Jugendlichen mit Migrationshintergrund: Entwicklungen seit dem Jahr 2000 in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Zeitschrift für Bildungsforschung, 7(1), 79–100. 
  • (https://www.iqs.gv.at/themen/nationales-monitoring/mika-d) (22.06.2021, 20:00)
  • https://kontrast.at/deutschfoerderklassen-kritik/ (22.06.2021, 18:00)
  • https://www.oesterreich.gv.at/themen/bildung_und_neue_medien/schule/Seite.110005.html (22.06.2021, 17:00)
  • https://www.oeliug.at/kontakt-antwort/ (22.06.2021, 20:00)
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Von klein auf lernt man, dass es in der Welt Unterschiede auf verschiedenen Ebenen gibt. Wir wissen, dass es Unterscheide zwischen Mann und Frau, Alt und Jung und wir lernen, dass es andere Menschen gibt, die eine andere Religion oder Hautfarbe haben, als unsere. Wir sind „gewöhnt“ Menschen in Schubladen zu stecken, damit wir einen besseren Überblick schaffen, um die Situationen besser einzuschätzen.

Vorurteile können aber gefährlich werden, wenn sie stark verbreitet werden auch über Medien wie Zeitungen oder Internet oder Fernsehen. Das führt, das bestimmte Gruppe sich angegriffen fühlen und es können sich Spannungen zwischen den Gruppen innerhalb einer Gesellschaft bilden. Bestimmten Gruppe werden dann aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion benachteiligt behandelt werden. Dieses Phänomen kann auch als Diskriminierung bezeichnet werden.

 Durch den Zeitungsartikel von Heike vom Orde versuchen wir bestimmten Fragen näher eingehen zu können, um uns einige Einflussfaktoren zu verstehen, aus denen sich Vorurteile gegen das Fremde entwickeln können und wie diese Problematik zu kämpfen und zu verbessern ist.

Was versteckt man als hinter das Wort Vorurteile?

Der Pionier der sozialpsychologischen Vorurteilsforschung bezeichnet Vorurteile als eine Antipathie, die sich auf einer falschen Verallgemeinerung gründet. Diese Generalisation kann entweder geäußert oder nur gefühlt werden. Sie kann sich dann entweder an eine Gruppe oder nur ein eine einzelne Person richten, die wieder Mitglied dieser Gruppe ist.

Vorurteile können sich emotional manifestieren, z. B. durch negative Emotionen, und auch kognitiv, z. B. durch stereotype Einstellungen, und auf eine bestimmte Art und Weise, z. B. durch benachteiligendes Verhalten gegenüber einer Gruppe.

Vorurteile werden also nicht nur als individuelle, persönliche Meinungen oder Gedanken, sondern es handelt sich um starre Verallgemeinerungen, die negativen Folgen für die Personen einer bestimmten Gruppe und auch für die Gesellschaft haben können.

Wie bilden sich Vorurteile bei den Kindern und welche Rolle spielen sie im Laufe ihrer Kindheit?

Vorurteilen treten erst nicht bei den Erwachsenen auf, sondern bei den Kindern in Vorschulalter. Die unterschiedliche Theorie, die die Wissenschaft erschaffen hat, helfen uns, die Einflussfaktoren festzustellen.

Kognitiven Faktoren stellen im Mittelpunkt die Aussage, dass Kinder Kategorien bilden, um ihre Umwelt besser zu verstehen. Da Kinder noch nicht die eigenen ihre kognitiven Fähigkeiten komplett entwickelt haben, konzentrieren sich vor allem an einzelnen erkennbaren Merkmalen, wie zum Beispiel das Geschlecht oder die Hautfarbe. Aus diesem Grund entwickeln sich eine vertraute Beziehung zu den Mitgliedern ähnlicher oder derselben Gruppe, statt mit denjenigen, die dem Kind fremd vorkommen.

In Bereich der soziale- kognitive Einflussfaktoren spielen vorurteilsrelevanten Kompetenzen wie Mitgefühl oder moralisches Denken eine wichtige Rolle.

Killen und Stangor konnten Altersunterschiede im Bereich des Zusammenspiels von Vorurteilen und moralischer Entfaltung bei Kindern im Alter zwischen 7 und 13 Jahren feststellen. Bei der Entscheidung von älteren Kinder, ob ein afroamerikanisches Kind in die angloamerikanische Peergroup aufgenommen werden soll, kommen eher sozial konventionellere Gesichtspunkte. Es scheint Ihnen das „Funktionieren“ der Gruppe wichtiger als die gerechte und vorurteilslose Verhaltensweise eines einzelnen Kindes. Bei jüngeren Kindern spielen hingegen moralische Erwägungen wie Fairness oder Gerechtigkeit eine größere Rolle, was die Entstehung von Vorurteilen und Ausgrenzung hindert.

Motivationale Einflussfaktoren berücksichtigen soziale Identitätsprozesse in Bezug auf Kinder der jeweils dominanten ethnischen Gruppe. Es wurde ein Experiment mit australischen Kindern im Alter von 6 bis 9 Jahren gemacht und das Ergebnis zeigte, dass eine hohe Kennzeichnung mit der eigenen Gruppe einen stärkeren Effekt auf die Vorurteilsbildung hat

Im Bereich des Familieneinflusses argumentieren Bigler und Liben, dass Kinder sich an ihren Eltern orientieren, wenn und wie sie eine bestimmte Kategorie bewerten. Wenn Erwachsene also viel über „Fremde“ sprechen, wissen Kinder, dass diese Gruppe in irgendeiner Weise bedeutsam ist.  Eine weitere experimentelle Studie zeigte, dass Kinder im Alter von 4 bis 5 Jahren bereits nonverbale Signale von Erwachsenen bezüglich Vorurteile in sozialen Bereichen schon verstehen können.

Raabe und Beelmann kommen zum Ergebnis, dass Kinder Vorurteile gegenüber anderen ethnischen Gruppen zwischen dem 2. bis 4. Lebensjahr mit einem Höhepunkt bis zum 7. Lebensjahr entwickeln. Dabei folgt es eine Abnahme bis zum 8. bis 10. Lebensjahr. Die mittlere Kindheit ist also die entscheidende Zeitphase, was die Bildung an Vorurteile gegen das Fremde betrifft. Diese Phase nimmt dann ab, wenn sozio-kognitiven Fähigkeiten sich langsam entwickeln. Diese Annahme bezieht sich aber nur auf Kinder der Mehrheitsgesellschaft und nicht auf Kinder, die einer sozialen Minderheit gehören. Diese werden nämlich eher eine positive Stellung haben.

Somit ist die mittlere Kindheit die entscheidende Phase, was die Ausbildung von Vorurteilen angeht: Um das 7. Lebensjahr wird ein Höhepunkt in der Ausbildung von Vorurteilen erreicht, anschließend nehmen diese aufgrund der bis dahin entwickelten sozio-kognitiven Fähigkeiten, wie die Fähigkeit, sich in andere Menschen einfühlen zu können, wieder ab. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass dieser Befund nur auf Kinder der Mehrheitsgesellschaft zutrifft. Kinder, die einer sozialen Minderheit angehören, haben gegenüber der sozialen Majorität zunächst keine Vorurteile, sondern oft sogar eine positive Einstellung.

Je mehr Vorurteile Kinder im Laufe ihrer Kindheit erlebt haben, desto schwieriger wird es, dass die Kontakt mit anderen fremden Gruppen zu haben und der Abbau von Vorurteile gegen das Fremde immer schwieriger ist.

 

Wie die Entstehung von Vorurteile zu kämpfen ist

Um das Entstehen von Vorurteilen gegenüber unbekannten Menschen zu verhindern, ist es wichtig, Kontaktprogramme zu schaffen. Das bedeutet, dass Maßnahmen ergriffen werden, damit Menschen aus verschiedenen sozialen Gruppen in Kontakt kommen, um eine Beziehung der gegenseitigen Akzeptanz und Empathie zu schaffen.

Es ist wichtig, sich mit anderen Menschen zu konfrontieren. In den unterschiedlichsten Kontaktsituationen  sollten sich zwischen den Gruppe eine positive Auswirkung auslösen. Das passiert, wenn vier Bedingungen vorhanden sind und zwar ein gleicher Status, Kooperation zwischen den Gruppen, gemeinsame Ziele und die Hilfe durch gesellschaftliche Gerichtsstellen.

 

 

 

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In der heutigen Gesellschaft spielen Vorurteile gegen das Fremde eine sehr große Rolle, vor allem gegenüber Menschen, die aus einem anderen Land kommen. Viele Personen reisen nach Österreich und anderen europäischen Länder wie auch Deutschland, um ein normales bzw. ein besseres Leben führen zu können. Aber die einheimischen Personen tendieren dazu negative Kommentare und Gedanken zu äußern. Warum ist es für uns alle so schwierig, neue Menschen mit positiven Augen anzuschauen?

Durch die Erzählung von Melisa erfahren wir eine persönliche und biographische Erfahrung als Migrantin, die nach Österreich gereist ist. Durch diese selbstbiographische Erzählung versucht man sich in die Rolle einer Migrantin hineinzuversetzen, um zu verstehen, wie eine Person sich fühlt und welche Emotionen und Gedanken durch deren Kopf gehen. 

Die Erzählung beginnt mit der Erzählung einer sensiblen Phase, die der Kindheit. Die ersten Schritte und Worte machte sie noch in ihrer Heimat, Sarajevo. Das Bild einer glücklichen Familie an ihrem ersten Geburtsjahr verschwindet von einem Tag auf dem anderen. Es war Krieg. Das Bild zerriss in kleine Stücke. Das Leben verändert sich und man befindet sich plötzlich in einer schwierig zu ertragenden Situation. Melisa stellte sich die Frage, wie das Leben weiter gegangen wäre, wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre und sie stellte sich diese Frage ihre gesamte Jugend lang. Wenn man nicht mehr in der eigenen Heimat lebt und wohnen darf, weil es dir das Leben selbst kosten kann, ist man mitten in einer Identitätskrise. Man fühlt sich verloren und orientierungslos. Das neue Land, in dem man ankommt, erleichtert die Situation wiederum nicht. Ausländer werden immer als „anders“ bezeichnet. Aber was ist in der Wirklichkeit anders? Und warum werden andere Menschen, so wie wir alle sind, anders bezeichnet? Durch diese Kennzeichnung tauchen die Nachteile einiger Personen auf. Die Mutter hatte eine goldene Kette an und sie war das einzige Geschenk, das die Mutter noch vom Vater hatte, wobei sie zu der Zeit nicht wusste, ob er noch am Leben war. Aber die erste Frage, die sich die Leute gestellt haben, ist es, ob sie richtige Flüchtlinge sind oder nicht. Das passiert, wenn Menschen schlecht über andere Menschen reden, ohne mit ihnen ein Wort ausgetauscht zu haben.

Warum haben wir immer einen schlechten Eindruck statt einen positiven? Warum ist das erste Gefühl des Menschen schlecht?

Sie hatte gar keine Erinnerung von zu Hause mit und man denkt gleich an das Betrachten der Zukunft. Was hätte sie ihren Kindern von der eigenen Kindheit erzählt? Was hätte sie ihnen geben können? Die Antwort war leider Nichts. Sie hatte keine normale Kindheit. Sie sollte zu Hause mit der Familie sein und in dem großen Garten spielen. Aber es war alles weg. In Österreich konnten sie in Unterkünften leben und das sollte für sie als Ausländer genug sein. Sie waren keine Menschen mit normalen Ansprüchen mehr. Ihre Mutter machte alles Mögliche, wie heute noch, damit sie das Gefühl des Wenig haben, nicht kriegen sollte. Sie dachte, dass sie eine normale Kindheit hatte, aber es war nicht der Fall. Die Frage, warum sie keinen Vater hatte und warum kein Kind mit ihr reden wollte, stand immer in ihrem Kopf. Ihr war nicht vom Bedeutung, dass ihre Kleidungen nicht neu waren oder dass ihre Spielzeuge gespendet waren. Im Vordergrund stand immer das Etikett des Anders sein. „Aber trotzt allem war ich anders als die anderen Kinder, meine Vergangenheit war anders, mein Zuhause war anders, ich hatte einen Vater, der im Krieg war, während ich normal in den Kindergarten gehen und spielen sollte, so als wäre nichts“, sagte sie. 

Kinder werden nicht nur von den Elternteilen geprägt, sondern auch viel von der Schule. Die Atmosphäre, die es in der Klasse gibt und wie die Mitschüler*innen sich gegenseitig beobachten und zuhören.

 

Es ist schwierig, neue Freundschaften zu knüpfen, wenn die anderen Menschen nur Vorurteile haben. In der Schule wurde sie wieder als besonderes Kind bezeichnet und aus diesem Grund hat man damit nicht die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bildungsweg. Wenn man an Flüchtlinge denkt, dann denkt man, dass sie nicht bestimmten Kompetenzen oder Vorstellungen der heutigen Gesellschaft erfüllen, damit sie in alle unterschiedlichen Arbeitsbereiche in der Gesellschaft tätig sein können. Die Schwierigkeiten mit der Sprache erleichtert die Situation auch nicht. Aber, obwohl man die Sprache nicht in der Praxis anwenden kann, war die Zeit im Kindergarten sehr kostbar für den Spracherwerb und für das Kennenlernen dieses Landes und seiner Leute. Wenn man nicht spricht, dann hat man viel Zeit, um zuzuhören und das Verhalten der Menschen zu beobachten. So konnte sie schon in diesem Alter daraus schließen, dass das Leben für Buben leichter als das von den Mädchen ist. In der dritten Klasse lernte sie ihre ersten Freundinnen kennen und sie waren aus Bosnien. Aber je weiter das Leben geht, desto weniger trifft man solche Leute. Viele Ausländer wie die Cousine werden in die Hauptschule für Sonderkinder geschickt, obwohl sie keine speziellen sonderpädagogischen Bedürfnisse hatte. „Doch in Österreich wird Mehrsprachigkeit, sofern sie nicht gerade Prestigesprachen wie Englisch oder Französisch umfasst, als Handicap gesehen“, sagt Melisa. Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, tun sich mit dem Lernen von weiteren Fremdsprachen leichter. Das ist in der Wirklichkeit ein sehr großer Vorteil, der aber als Nachteil betrachtet wird. Man sollte sich also für die eigene Muttersprache schämen, statt stolz zu sein. Die bosnische Sprache entwickelte sich nicht weiter, die deutsche Sprache schon. Manches Gewisse Ausdrücke blieben fremd und in manchen Fällen fühlt man sich sprachlos. Sie bezeichnet sich selbst als Schuldige, wenn sie merkt, dass ihr Bosnisch nicht so gut wie ihr Deutsch ist. Zur Folge kam es auch zu einer Distanzierung der Familie, weil die Eltern zum Beispiel nicht richtig verstehen können. 

Das Leben spielte sich dann für das ganze Leben in Deutsch ab und es blieb kein Raum für ihre eigene Muttersprache. Dann wird sie als Journalistin tätig. Viele Kollegen*innen von ihr verstehen nicht, warum eine Frau noch nicht gut Deutsch konnte, obwohl sie so lange in diesem Land lebte. Viele Österreicher betrachten eine Person mit Migrationshintergrund mit einem einzigen Blickwinkel. Aber man kann sich in diese Situation hineinversetzen, wenn man  selbst diesen Weg gegangen ist und Erlebnisse damit erlebt hat. 

Personen, die von einem anderen Land fliehen müssen, wachsen und gehen mit einer sehr schwierige Situation um. Es ist schwierig, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen, wenn man selbst diese Erfahrung nicht erlebt hat. Es ist eine fast unvorstellbare Situation. Man sollte versuchen, Personen mit Migrationshintergrund besser in die Gesellschaft zu integrieren, damit sie selbst Teil einer Gemeinschaft werden können. Wenn das ermöglich wird, dann erleichtern wir ihnen das Leben. Dabei können sie auch besser die Kultur kennenlernen und die Sprache lernen. Manchmal denkt man auch nicht daran, dass die Unterschiede nicht nur in der Sprache, sondern auch im kulturellen Bereichen präsent sind. Deutsch ist einer sehr komplexe und schwierige Sprache und es ist wichtig sich mit der Kultur auskennen, damit keine Verständnisprobleme auftauchen. 

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Get Up Stand Up

Frauenpower

Verfasserin: Laura Gerzer

Die Frau, das erotische und sexuelle Wesen.

Kennt Ihr den Begriff der Misogynie? Nein? Der altgriechische Begriff aus dem 70 Jahrhundert meint die Geringschätzung der Frau.

Bereits in der Schöpfungsgeschichte kam es zu Misogyne, als Gott Eva erschuf. Gott nahm eine Rippe des Mannes, füllte diese mit Fleisch und erschuf „die Männin“, da Eva aus einem Manne genommen war. Aristoteles bezeichnete das weibliche Wesen als „Krüppel“, da bei seinen Forschungen die männlichen Charaktere bei der Fortpflanzung träger gewesen waren.

Misogynie passiert oftmals auf pathologische Hintergründe, ist aber nicht zwingend erforderlich. Die Begrifflichkeit hat eine wesentliche politische Bedeutung sowie gesellschaftliche Funktion.

Das Reich der Frau ist das Haus und den Männern werden Politik, Beruf anvertraut.

Immer wiederkehrende Mythen, die heute noch unser Weltbild prägen. Die Diskriminierung der Frau widerspiegelt sich in den verschiedensten Lebensbereichen, sei es in der Arbeitswelt, in der Bildung, usw.

Im Berufsleben erleben Frauen immer wieder Abweichungen im Gehalt, im Gegensatz zu ihren männlichen Arbeitskollegen. In unserer patriarchalen Kultur zählen die Tätigkeiten unter gleichen Bedingungen der Frau weniger als die der Männer. Hierbei spricht man von einer Erniedrigung des Frauenbildes. Stehen wir auf und kämpfen wir gemeinsam für eine faire Entlohnung für Frauen.

Im Laufe meiner Schulkarriere fand jährlich ein Vernetzungstreffen der Erstklässlerinnen statt. Die Mädchen hatten so die Möglichkeiten sich untereinander besser kennen zu lernen und rascher klassenübergreifende Freundschaften zu schließen. Es gab eine eigne Lehrperson als Mädchenbeauftragte, die als wichtiger Ansprechpartnerinnen für Mädchen ist. Ein extra Mentoring-Projekt nur für Schülerinnen der Schule.  Die Schülerinnen erhalten Mentorinnen und Mentoren zur Seite gestellt, manchen Schulungen und lernen die Rolle der Frau in technischen Berufen ganz neu kennen. Ist dies eine indirekte Form der Abwertung der Frau?

Gleichberechtigung ist, dass um und auf für eine glückliche Welt. Um dies zu erreichen, müssen die „alteingesessenen“ Einstellungen beiseitegeschafft werden und eine neue, offene Anschauung zugelassen werden. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter, wo die Frauen zuhause für das alleinige Wohl der Kinder zuständig sind und der Mann für das Einkommen. Emanzipation! Nicht nur jeder einzelne Bürger dieser Welt kann hierzu etwas beitragen, auch der Staat ist gefordert mitzuwirken. 

„Es ist ein Geben und ein Nehmen“, diese Weisheit kennt jeder, jedoch lässt sich dies nicht auf die Geschlechterrolle übertragen.

Die Furch vor dem Verlust von Privilegien bestimmter Gruppen, die durch die Emanzipation auftreten können, sind für die Gegner der Bewegung ein Dorn im Auge. „Antifeminismus“ und „Frauenfeindlichkeit“ Begriffe die aus Angst entstanden sind. Frauenfeindlichkeit existierte bereits vor der Frauenbewegung.

Misogynie kann zu Gewalt gegen Frauen führen.

Gräueltaten unter dem eigenen Dach, erfahren immer mehr Frauen. Oft werden Frauen von ihren Ehemännern oder Freunden misshandelt und unterdrückt. Diese Männer schlagen und quälen ihre Partnerinnen unter anderem, um sich selbst stärker zu fühlen. Die Kinder der betroffenen Frauen leiden auch sehr stark unter der Situation. Sie können davon für das spätere Leben traumatische Störungen davontragen. Zum Schutz von Opfern vor Gewalt gibt es Frauenhäuser, die die betroffenen Frauen und Kinder beherbergen und ein sicheres Zuhause bieten. Zudem unterstützt das Haus die Betroffenen bei Scheidungsverfahren, psychologischen Problemen und bei gerichtlichen Verfahren.

Die Einführung des Wahlrechts für Frauen, die Möglichkeit rechtliche Schritte bei sexuellen Belästigungen mit körperlichen Berührungen einzuleiten ist schon der richtige Schritt in die richtige Richtung und dieser Kampf für Gleichberechtigung ist noch lange nicht vollendet.

An alle Frauen: “Habt den Mut euch zu wehren und euch Hilfe zu suchen!“

Wir Frauen müssen zusammenhalten und uns stark machen!

 

Broadcast zum Thema: Die Abwertung des Weiblichen

https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/misogynie-die-abwertung-des-weiblichen/1801285

 

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Soziale Konflikte entstehen durch eine Unwissenheit über die Absichten des Gegenübers in Konfliktsituationen. Es kann sogar eine überdauernde Perspektivendivergenz geben. Es gibt weiteres unterschiedliche Faktoren die Konflikte begünstigen können, vor allem in der Schule könnte der Vergleich mit anderen bezüglich des Status und der Privilegien eine Rolle spielen. Der Leistungsdruck ist in vergangen Jahren definitiv stark angestiegen und auch haben Statussymbole wie Markenkleidung bei Jugendlichen eine zentralere Rolle beim sich miteinander vergleichen eingenommen und dies könnte der Grund für das Aufkommen eines Ungerechtigkeitsgefühls sein, welches die Entstehung von Konflikten begünstigt. Heute kommen auch noch die sozialen Medien ins Spiel die dazu beitragen können, dass sich Gewalt nicht nur in der Schule, sondern auch außerhalb der Schule ereignen kann, was zu einer größeren Belastung für die Opfer von Gewalt führt.

Konflikte haben meist einen destruktiven Charakter und werden deshalb oft vermieden. Jedoch stellt dieses Ignorieren von Konflikten ein Problem dar, denn so kann die konstruktive Seite von Konflikten nicht positiv genutzt werden. Im Falle des Impulstextes kommt aber nur der destruktive Charakter von Konflikten vor, und zwar handelt es sich hierbei schon um gewaltvolle Konflikte.

Bei der Bearbeitung von Konflikten sind Patentlösungen nicht angemessen. Welche Intervention sinnvoll ist sollte aufgrund der Phase entschieden werden, in welcher sich der Konflikt befindet, dies lässt einen breiteren Handlungsspielraum für die Person, die die Intervention durchführt.

Ein zentrales Ziel ist es außerdem, die Aggression, welche beide Parteien immer weiter steigern, zu stoppen, um die Möglichkeit für eine konstruktive Bearbeitung des Konflikts herzustellen. Dies kann durch eine positive Veränderung von Wahrnehmung, Einstellungen und Verhalten der Personen, die sich in einem Konflikt befinden, versucht zu erreicht werden.

Man kann davon ausgehen, dass der Schule und damit dem/der Lehrer/in ein bedeutender, wenn ihm/ihr auch oft unbewusster Anteil am Sozialisationsprozess des Jugendlichen zukommt. Wie eine Lehrperson einen Konflikt löst oder auf eine Konfrontation reagiert, kann zum Vorbild für den/die Schüler/in werden. Eine Möglichkeit die Gewalt und Konflikte in Schulen einzudämmen wären Gewaltpräventionskurse. Hier sollten die Schüler/Schülerinnen Informationen darüber bekommen, wie Gewalt entsteht und welche Folgen Gewalt haben kann. Es sollte sich aber nicht nur auf die rein kognitive Wissensvermittlung konzentriert werden, sondern auch affektive Aspekte von Konflikten und Gewalt sollten aufgezeigt werden. Um Konflikte und vor allem die Eskalation in Konflikten vorzubeugen sollte man durch Rollenspiele, im Praxisteil des Kurses, die Kommunikation trainieren und den Schülern/Schülerinnen auch Möglichkeiten aufzeigen, wie sie Konflikte deeskalieren können.

Literatur:

Baros, W.  Konfliktbegriff, Konfliktkomponenten und Konfliktstrategien. & Baros, W. & Jäger, S. (2004). Eskalationsdynamik und Konfliktbearbeitung.

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Unter abweichendem Verhalten, auch Devianz genannt, versteht man das Verstoßen gegen soziale Normen. Dabei müssen diese Normen konsistent sein und darüber hinaus muss ein gewisser Konsens über die tatsächlichen Erwartungen in einem sozialen Bezugssystem vorhanden sein. Howard Becker beschreibt abweichendes Verhalten, als jenes Verhalten, welches gesellschaftlich als solches definiert wird. Besonders Werte sowie Normen von Jugendlichen werden manchmal als abweichend angesehen. Es gibt auch positives abweichendes Verhalten, zum Beispiel wenn sich eine Person überkonform verhält und das Verhalten bezüglich der erwarteten Normen nicht gefordert ist.

Abweichendes Verhalten entsteht dann, wenn die zwei Ebenen der sozialen Kontrolle nur mehr beschränkt funktionieren. Die erste Ebene stellt die interne Kontrolle dar, hier ist eine gewisse Selbstkontrolle einer Person möglich mithilfe von internalisierten Wertvorstellungen. Die zweite Ebene bezeichnet man als externe Kontrolle und darunter versteht man Reaktionen von anderen Menschen oder auch Gesetze.

Was negativ am abweichenden Verhalten ist, ist das ein soziales Handlungssystem nur dann unbeeinträchtigt funktionieren kann, wenn die Normen beachtet werden. Positive Aspekte sind, dass dadurch die Sichtbarkeit von Verhalten was sich stark an den Normen orientiert erhöht und dadurch auch erstrebenswerter wird, dies bezeichnet man dann als Kontrasteffekt. Des Weiteren können Mitglieder eines Systems, welche normenkonform sind Verstöße dieser Normen besser eindämmen, hierbei spricht man vom Solidaritätseffekt. Folglich kann eine Festigung der Norm stattfinden. Ein weiterer positiver Effekt ist der Ventileffekt, von welchem man spricht, wenn das abweichende Verhalten Ventil für angesammelte Frustration fungiert. Zuletzt kann abweichendes Verhalten präventiv auf ein starres System von Normen wirken.

Bezüglich abweichendem Verhalten in der Schule kann man sagen, dass hier ein gewisses Maß an Abweichung als normal gilt. Verhalten wird im schulischen Kontext dann als abweichend angesehen, wenn ein Schüler gegen die Regeln verstößt.

Man kann es bei der persönlichen Auseinandersetzung mit abweichendem Verhalten im Unterricht versuchen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie eine Lehrperson in bestimmten Lagen individueller Konfrontation mit dem Fehlverhalten eines Jugendlichen sich zu verhalten hat, um eine Verschlimmerung der Situation und der Lage des Betroffenen zu vermeiden. Darüber hinaus sollen vorbeugend weitere Konfrontationen mit Normen, vor allem Rechtsnormen, vermieden werden. Die Lehrperson sollte diese Probleme aufgreifen und nicht auf die familiäre Situation abschieben, sondern selber darauf reagieren. Abweichendes Verhalten im Unterricht beinhaltet verbale/nonverbale Störungen, Verweigerung der Erledigung von Aufgaben, das nicht- erscheinen im Unterricht etc. Was den Unterricht schlussendlich stört und somit als abweichendes Verhalten gilt wird natürlich von den Lehrpersonen definiert. Besonders bei SchülerInnen, die weniger gute Leistungen zeigen, wird dies durch deviantes Verhalten verstärkt und kann in weiterer Folge zu einer Aussonderung führen.