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Den Begriff „Geschlecht“ gilt es vorab in zwei Dimensionen zu gliedern –  sex und gender, die sich allerdings nicht eindeutig von einander trennen lassen. Zum einen meint sex das biologische Geschlecht, das bereits bei der Geburt, also zu Beginn eines jeden Lebens, festgestellt und als Faktum angesehen wird, zum anderen gender, das das soziale Geschlecht zu spezifizieren versucht. Das soziale Geschlecht meint in diesem Zusammenhang die Eigenschaften, die eine Person in der Gesellschaft und Kultur beschreiben. Money John formulierte es 1955 wie folgt: „Der Begriff Geschlechtsrolle (gender role) wird benutzt, um all jene Dinge zu beschreiben, die eine Person sagt oder tut, um sich selbst auszuweisen als jemand, der oder die den Status als Mann oder Junge, als Frau oder Mädchen hat.“

Durch den historischen und gesellschaftlichen Wandel in den letzten Jahrhunderten (Globalisierung, Elektrifizierung, Kriege, …) mussten sowohl Frauen für sie untypische Berufe, aber auch Männer Aufgaben der Frauen übernehmen, um sich im eigenen Leben behaupten zu können, die Familie ernähren zu können und den Zusammenbruch einer ganzen Gesellschaft zu verhindern. Heutzutage gibt es kaum noch geschlechterdominerte Aufgabenbereiche, auch wenn die angepassten Berufsbilder und die geschlechtergerechte Sprache sich noch nicht in der Gesellschaft gefestigt haben. Dies wird besonders an den folgenden Berufsbildern deutlich:

Weibliche Bezeichnung Männliche Bezeichnung
Hebamme Entbindungshelfer
Zimmerin Zimmerer
Kindermädchen Manny / Babysitter

 

Derartige Rollenbilder werden zumeist vom Elternhaus und der Gesellschaft selbst vorgelebt und (leider) zum Teil auch vorgegeben. In den Schulbüchern, vor allem in mathematischen Aufgabenstellungen, lassen sich solche Stereotypen und Rollenbilder finden. Dabei tritt auch gerne eine Generalisierung von geschlechterspezifischen Eigenschaften ans Tageslicht, die so nicht der Wahrheit entsprechen. Um diesem Denken entgegenzuwirken und um den Vätern die Möglichkeit zu geben, an der Erziehung ihrer neugeborenen Kinder teilzuhaben, räumt die österreichische Bundesregierung seit 2017 die Möglichkeit einer Väterkarenz – Papamonat – als Pendant zum Mutterschutz ein.

Als angehende oder bereits tätige Lehrperson soll man Stereotypen und Rollenbildern gemäß dem Bildungsauftrag/-ziel weder vorleben noch vorgeben:

„Schulen sind im Zuge von “Gender Mainstreaming” und Gleichstellung der Geschlechter angehalten, sich mit der Relevanz der Kategorie Geschlecht auf allen Ebenen des Lehrens und Lernens auseinanderzusetzen.

Die Schülerinnen und Schüler sind zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit sich selbst und mit anderen anzuleiten, insbesondere in den Bereichen Geschlecht, Sexualität und Partnerschaft. Sie sollen lernen, Ursachen und Auswirkungen von Rollenbildern, die den Geschlechtern zugeordnet werden, zu erkennen und kritisch zu prüfen.

Koedukation beschränkt sich nicht auf gleichzeitiges Unterrichten von Schülerinnen und Schülern. Vielmehr ist eine bewusste Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischen Bildern und Vorurteilen zu führen. Es ist wesentlich, die Lerninhalte und Unterrichtsmethoden so auszuwählen, dass sie beide Geschlechter gleichermaßen ansprechen und den Unterricht so zu gestalten, dass er sozialisationsbedingt unterschiedlichen Vorerfahrungen entgegenzusteuern in der Lage ist. Lehrerinnen und Lehrer sind angehalten, ein (Lern-)Klima der gegenseitigen Achtung zu schaffen, eigene Erwartungshaltungen und Umgangsformen gegenüber Mädchen und Burschen zu reflektieren, sowie sich ein Grundwissen über geschlechtsspezifische Sozialisationsprozesse im Jugendalter anzueignen.“                                                   – https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/uek/gender_lp_25744.pdf?61ecjg

Mathilde Vaerting, eine deutsche Pädagogin und Soziologin aus dem 20. Jahrhundert, hatte ab 1923 eine Professur für Pädagogik in Jena inne und sprach bereits 1929 über die Differenzen der Geschlechter:

„Die Eigenart der Begabung ist an kein Geschlecht gebunden, sondern nur an das Individuum. Deshalb hat man allen Kindern gleiche Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer Individualisierung zu geben, ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht.“

Eine umfassende Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades verfasste Isabella Fritz 2014 zum Thema „Heterogenitätsdimensionen Geschlecht und Migrationshintergrund im Kontext des mathematischen Lernens im Pflichtschulbereich der Sekundarstufe“. In dieser Arbeit wird auch der Zusammenhang von Geschlecht und Mathematik behandelt. Es werden 3 Erklärungsansätze für geschlechterspezifische Unterschiede in der Kompetenz- und Motivationsentwicklung genannt:

Biologischer Ansatz: Geschlechtschromosomen erzeugen spezifische Muster in den für kognitive Aktivitäten zuständigen Gehirnarealen. Frauen hätten demzufolge eine bessere Sprachentwicklung, da sie beide Gehirnhälften nutzen, Männer eine bessere Raumvorstellung, weil diese mehr die rechte Gehirnhälfte nützen.

Psychosozialer Ansatz: Geschlechtsstereotypische Sozialisationserfahrungen beeinflussen die Identitätsentwicklung von Mädchen und Jungen. Für die Schule bedeutet dies: Jugendliche haben eine klare Vorstellung von geschlechtstypischen Protofächern: Naturwissenschaften gelten demnach als Jungenfächer und Sprachen für Mädchenfächer.

Fokussierung von Merkmalen: Das Fehlen von männlichen Role models, also männlichen Lehrern, wird immer wieder im Zusammenhang mit dem Bildungserfolg der Jungen diskutiert. Von großer Bedeutung ist hier der heimliche Lehrplan, der von Schulbuchanalysen, geschlechtsspezifischen Attribuierungen etc. ausgehend auch die 2/3 – Aufmerksamkeit der Lehrenden gegenüber Jungen festhält, das bedeutet von der gesamtem Aufmerksamkeit einer Lehrperson während des Unterrichts fällt 1/3 auf  Mädchen und 2/3 auf Jungen. Des Weiteren spielen geschlechtsspezifische Rollenbilder und Haltungen der Lehrenden eine wesentliche Rolle im Hinblick darauf, wie SchülerInnen geschlechtsspezifische Interessen und Motivationen entwickeln können.

Jahnke-Klein fordert in diesem Zusammenhang einen sinnstiftenden Mathematikunterricht, indem die Komponente der Mädchenwirkung und auch die soziale Jungenförderung berücksichtigt wird. Ein solcher Unterricht bezieht die drei Ebenen Inhalte, Methoden und Unterrichtskultur mit ein:

http://www.sinus-transfer.de/module/modul_7foerderung_von_maedchen_und_jungen/maedchen_und_jungen_foerdern.html

Um den SchülerInnen ein derart breit gefächertes Spektrum der Differenzierung nach dem Geschlecht zukommen lassen zu können, müssen von LehrerInnen gewisse Kompetenzen erworben haben und Schlussfolgerungen gezogen werden:

Es muss ein Bewusstsein für die geschlechterspezifischen Unterschiede und Geschlechterrollen geschaffen werden, geschlechterbezogene Zuordnungen aufgezeigt werden und deren Deutungen und Wertungen in der Gesellschaft aufgedeckt und kontrovers diskutiert werden. Bei Aufgabenformulierungen sollen feste Stereotypen vermieden und ein Aufbruch von gefestigten Zuschreibungen ermöglicht werden. Dies geht sehr stark in Richtung gendersensible Didaktik.

 

Quellenangaben:

Wedl, J. (2015). Teaching Gender? : Zum reflektierten Umgang mit Geschlecht im Schulunterricht und in der Lehramtsausbildung (Pädagogik). Transcript.

Fritz, I. (2014). Heterogenitätsdimensionen Geschlecht Und Migrationshintergrund Im Kontext Des Mathematischen Lernens Im Pflichtschulbereich Der Sekundarstufe.

Buchmayr, M. (2008). Geschlecht lernen : Gendersensible Didaktik und Pädagogik (Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung). Studien-Verl.

Faulstich-Wieland, H. (1995). Geschlecht und Erziehung : Grundlagen des pädagogischen Umgangs mit Mädchen und Jungen (Die Erziehungswissenschaft). Wiss. Buchges.

Rendtorff, B. (2006). Erziehung und Geschlecht : Eine Einführung (Kohlhammer-Urban-Taschenbücher 690). Kohlhammer.

 

PowerPoint:

Differenzierung nach Geschlecht

Vielfalt in Klassen als Chance zu nutzen kann sehr unterschiedlich aussehen, zum Beispiel kann man in einer Klasse mit vielen unterschiedlichen Herkunftsländern, deren unterschiedlichen Kulturen als Chance nutzen. Kulturelle Heterogenität in Klassen kann des Weiteren dafür verwenden, um einen respektvollen Umgang innerhalb der Klassen bzw. der Schüler/innen zu schaffen. Kulturelle Unterschiede lassen sich in fast jedem Fach in gewisser Weise einbinden, schafft man dies, kann eine Aufklärung der Schüler/innen stattfinden, wodurch sie lernen, dass es bei den vermeintlich extremen Kulturellen Unterschieden auch oft sehr viele Ähnlichkeiten gibt. In einem solche Unterricht soll klargemacht werden, dass die anderen Ansichten und Standpunkte der Schüler/innen respektiert, gleichwertig behandelt und geachtet werden sollen. Wichtig ist hier, dass nicht nur positive Affekte dargestellt werden, sondern auch Platz ist um negative Erfahrungen mit den Mitschüler/innen teilen zu können, welche jede/r von uns in irgendeiner Situation bereits erlebt hat. (SALNER-GRIDLING, 2009)

Ein weiteres Beispiel um Vielfalt in Klassen als Chance zu nutzen, wäre eine Heterogenität hinsichtlich des Alters der Schüler/innen. Besteht in (zusammengelegten) Klassen ein großer Unterschied hinsichtlich des Alters der Schüler/innen kann man dies als Chance nutzen, da die jüngeren von den älteren und die älteren von den jüngeren Schülern lernen und deren soziale Kompetenz dadurch gefördert werden kann.

Als ein drittes Beispiel kann man Sprache als Chance für guten, abwechslungsreichen Unterricht nutzen, so kann man wichtige bzw. aussagekräftige Begriffe in die unterschiedlichsten Sprachen übersetzen und so die Aufmerksamkeit der Schüler/innen lenken und anregen. Durch ein solches Verhalten, die Schüler/innen aktiv in den Unterricht miteinzubeziehen und ein Übersetzen der Begriffe in deren jeweilige Muttersprache, kann man als Lehrperson dazu verwenden, den Schüler/innen gegenüber Respekt und Anerkennung zu zeigen. Hierdurch kann auch das sprachliche Verständnis der Schüler/innen gefördert werden, da (sprachlich) schwächere Schüler/innen durch die Übersetzung in deren Sprache im Lernprozess unterstützt werden können. (SALNER-GRIDLING, 2009)

Ich versuche, so oft es geht die Kulturellen und auch Sprachlichen Unterschiede in den Klassen (aber auch im Privatleben) als Chance zu nutzen, da ich persönlich sehr an unterschiedlichen Kulturen und Sprachen interessiert bin, und auch jede Gelegenheit nutze um diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten erfahren zu können. Für meinen späteren Weg als Lehrperson möchte ich dies auch in meinem Unterricht stark mit einbringen, denn eine solche Aufklärung über unterschiedliche Kulturen und Sprachen kann ein friedliches und respektvolles Zusammenleben schaffen.

 

Methoden um Vorwissen zu ermitteln

Es gib mehrere verschiedene Methoden um das Vorwissen der Schüler/innen zu ermitteln. Ich persönlich verwende sehr häufig den Stillen Dialog oder die ABC-Methode. Eine weitere Möglichkeit um das Vorwissen zu ermitteln ist, ein Cluster, eine MindMap oder Mentimeter zu erstellen. Des Weiteren kann man auch mit einem Kahoot zum jeweiligen Thema starten, wobei man hier darauf achten muss, dass die Fragen nicht zu spezifisch gestellt werden, sondern eher einen Überblick darüber geben, was die Schüler/innen bereits wissen und was nicht.

Link zu einer Methodensammlung der Uni-Köln: http://methodenpool.uni-koeln.de/frameset_uebersicht.htm

 

 

Salner-Gridling, Ingrid; Salner-Gridling; Ingrid (Hg.) (2009): Querfeldein: individuell lernen – differenziert lehren. Wien: ÖZEPS, < http://www.goldmaedchen.at/Onlineversion_Querfeldein.pdf> (Zugriff: 2018-06-13)

Natürlich ist nicht alles automatisch schlecht, was standardisiert wird, es zeigen sich auch Vorteile. Zum Beispiel kann durch Standardisierung kann eine Entlastung geschaffen werden, Konflikte können reduziert werden, ein einheitlicher Vergleich kann stattfinden, ob dieser Vergleich sinnvoll ist oder nicht, darüber lässt sich jedoch streiten und ob diese Vorteile auch wirklich Vorteile sind, liegt meiner Meinung nach im Auge des Betrachters und der jeweiligen Situation.

Meines Erachtens nach bringt die Standardisierung in Schuler und im Unterricht mehr Nachteile mit sich als Vorteile. Standardisierung führt zu einer Einschränkung der Entfaltungsmöglichkeit der Schüler/innen, die Kreativität wird gehemmt und deren Individualisierung geht dadurch verloren. Schüler/innen werden in eine Richtung geleitet, wodurch deren eigenen Interessen in den Hintergrund rücken bzw. gerückt werden, leider bleibt hier kein Platz mehr um sich auf die Dinge zu spezialisieren, die einem wirklich interessieren und Spaß machen.

Ich bin auch der Meinung, dass die Schüler/innen durch den Standardisierungsprozess zu einer gewissen Unselbstständigkeit erzogen werden, da die Schüler/innen nicht mehr durch kreative Ideen deren Probleme lösen müssen, sondern stur dem Weg folgen (müssen), den alle anderen bereits zuvor gegangen sind. Die Werte und Normen der Gesellschaft sind bereits so eng gesteckt, dass man bereits bei der kleinsten Abweichung als „eigen“, „eigenartig“, „komisch“ oder „seltsam“ bezeichnet wird, sodass sich manch ein Schüler/in seine/ihre Träume nicht aussprechen traut, da diese von der „Norm“ abweichen. Durch die Standardisierung geht ein Teil der Vielfalt in den Klassen verloren, ich bin jedoch der Meinung, dass die Individualisierung und die Entfaltung der Schüler/innen der Grundbaustein für ein glückliches, erfülltes Leben sind.

Der klassische Frontalunterricht, der von der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, sucht mit der zunehmenden heterogenen Schülerschaft alternative Handlungsdimensionen.

Im Frontalunterricht steht die Lehrperson im Mittelpunkt. Der Lehrstoff wird den Schülern und Schülerinnen in der Form eines Vortrags vermittelt, wodurch gewährleistet werden soll, dass alle S/S in der gleichen Zeit das Gleiche hören und aufnehmen können. Das Lernen und Verstehen ist dabei aber dennoch von SchülerIn zu SchülerIn unterschiedlich. SchülerInnen werden hierbei maximal in kurzen SchülerInnenvorträgen aktiv in den Unterricht eingebunden. Das Unterrichtsgespräch und der Einsatz neuer Medien soll das Unterrichtsgeschehen auflockern und neue Interessen wecken.

Handlungsalternativen wären:

Gruppen- und Partnerarbeiten

Bei dieser Form müssen von der Lehrperson Arbeitsaufträge erstellt werden, die während des Unterrichts von den SchülerInnen bearbeitet werden. Während der Bearbeitung dieser Aufträge übernimmt die Lehrkraft die Rolle des Beobachters und Beraters ein, kann aber auch in das Gruppengeschehen helfend eingreifen und eine Sicherung der Arbeitsergebnisse veranlassen. Diese Art der Unterrichtsgestaltung dient auch zur Förderung des so genannten Sozialen Lernens. Es kommt auf Integration, Kooperation und gegenseitiges Verständnis füreinander an.

Projektarbeiten

Sind die gemeinsam gesteckten Projektziele allen klar, kann die Projektarbeit beginnen. Die SchülerInnen bestimmen dabei selbst, wie ein Problem/eine Aufgabe angegangen, dieses/diese gelöst und die Ergebnisse dargestellt werden. In diesem Kontext kann auch fachübergreifend und -verbindend agiert werden. Die Lehrperson übernimmt abermals die Rolle eines Begleiters und Beraters. Sind die Rahmenbedingungen für die Projektarbeit vereinbart, ist die Selbstständigkeit der Gruppe gefragt, die aber zu jeder Zeit auf die fachliche Kompetenz der Lehrperson bei Fragen zurückgreifen kann.

Ganz im Zeichen der zwei genannten alternativen Möglichkeiten steht der Daltonplan von Helen Parkhurst. Der Daltonplan ist eine Methode differenzierter Pädagogik, bei der SchülerInnen in ihrem eignen Tempo autonom arbeiten und ihre Aufgaben eigenständig einteilten. Die Lehrperson unterstützt die SchülerInnen dabei und kontrolliert die Arbeiten. Helen Parkhurst baute den Plan auf den Grundsätzen – Verzicht auf Frontalunterricht und eigenständige Aneignung von Lehrstoff bei S/S – bereits zu Beginn des 20. Jhdt. auf und leitete davon 3 Prinzipien ab:

freedom   –   cooperation   –   budgeting time

Eine aktive Umsetzung findet dieser reformpädagogische Ansatz in den sogenannten COOL-Schulen, einem Projekt des BMBWF. COOL – Cooperatives Offenes Lernen – ist ein pädagogisches Schul- und Unterrichtsentwicklungskonzept für Sekundarstufe 1 und 2. Dies ist kein fertiges Modell, sondern wird von jeder Schule eigens adaptiert und weiterentwickelt.

Weiterführende Literatur / Verweise:

Aschersleben, K. (1985). Moderner Frontalunterricht : Neubegründung einer umstrittenen Unterrichtsmethode (Allgemeine und spezielle Didaktik). Lang.

Baumann, M., & Gordalla, C. (2014). Gruppenarbeit : Methoden – Techniken – Anwendungen (UTB 4223 : Schlüsselkompetenzen). UVK-Verl.-Ges. UVK / Lucius.

Eichelberger, H. (2002). Eine Einführung in die Daltonplan-Pädagogik. Studienverl.

Neuhauser, G., & Wittwer, H. (2002). In: Eine Einführung in die Daltonplan-Pädagogik ; Harald Eichelberger (Hrsg.), Innsbruck ; Wien [u.a.], 2002 . – S. 161.

https://www.cooltrainers.at/index.php?id=314&L=12Fcontact.php%22

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article150030033/Warum-Ihr-Kind-bald-wieder-Frontalunterricht-hat.html

Passend zu den hier im Blog diskutierten Themen ein Beitrag von FR.de: Anders lernen: Die „Pädagogik der Vielfalt“

Auch wenn der Beitrag bereits fast ein Jahr alt und Deutschland ist, beinhaltet er dennoch auch für uns (als angehende Lehrpersonen)relevante Themen und zeigt neue Blickwinkel auf.

Heutzutage gibt es immer mehr Vielfalt unter den Menschen. In einer Klasse treffen die verschiedensten Persönlichkeiten aufeinander und momentan ist es beinahe unmöglich eine Klasse zu unterrichten, die homogen ist. Diese Unterschiede lassen sich in vielen Bereichen feststellen. Erwähnenswert wären zum Beispiel …

  • Kognitive Voraussetzungen
  • Sexuelle Orientierung
  • Körperliche Voraussetzungen
  • Kulturelle Unterschiede
  • Hautfarbe
  • Persönliche Einstellungen und Werte
  • usw.

In einer Klasse treffen unterschiedliche Welten aufeinander, wobei dies auch zu Konflikten führen kann. Nun stellt sich die Frage: Wie geht man als Lehrer mit Diversität (Heterogenität) im Unterricht um? Als angehende Lehrerin ist mir dieses Thema ein besonderes Anliegen, da, wie bereits oben erwähnt, es gegenwärtig eine große Vielfalt in Schulen gibt. Man sollte die Schüler auf die Andersartigkeiten aufmerksam machen und versuchen ihre stereotypischen Ansichten, Klischees und Vorurteile abzubauen. Ein jeder Schüler bringt verschiedenste Voraussetzungen (familiärer Hintergrund, Wortschatz, Sprache…)  in den Unterricht mit.

Eine weitere Möglichkeit den Schüler die Heterogenität zu vermitteln, ist es verschiedene Bereiche anzusprechen und diese im Anschluss auch mit den Schülern zu thematisieren und eventuell diskutieren. Sollte es der Fall sein, dass man feststellt, dass Bemerkungen gegenüber den Einstellungen oder Werten anderer Schülergruppen fallen, muss man schleunigst eingreifen und darauf reagieren.

Um eine bessere Atmosphäre innerhalb der Klasse zu schaffen, kann man Schüler untereinander mischen, bei der Erstellung eines Sitzplans oder Gruppenarbeiten. Somit ist ein Schüler oder eine Gruppe nie ausgeschlossen, sondern kommt mit allen Schülern in Kontakt. Die Schüler sollen auch mit anderen zusammenarbeiten können. Dadurch werden ihnen zum Beispiel andere Sprache, anderes Wissen oder gewisse Einstellungen oder Werte näher gebracht.

https://www.schule.at/portale/deutsch-als-zweitsprache-und-ikl/news/detail/ich-du-wir-eine-unterrichtsbroschuere-zum-thema-diversitaet-und-vielfalt.html

Dipl. Soz. wiss. Kenan Güngör referierte im Dezember 2012 über das Thema „Zur Normalität der Diversität“. In diesem Video wird speziell auf die migrationsbedingte Heterogenität an Schulen und in Klassenzimmern eingegangen und LehrerInnen wird ein Einblick in die komplexe Vielfalt und den Umgang damit geboten.

Wie bereits in anderen Blogbeiträgen angesprochen, soll auch von Lehrern und Lehrerinnen diese Vielfalt – die Diversität – gelebt werden, da die migrationsbedingte Heterogenität und Multikulturalität Einzug in die Schule hält und die Lehrpersonen als erste mit diesem Thema umgehen lernen müssen. Doch welche Möglichkeiten der Umsetzung wird zum einen den LehrerInnen, zum andern den SchülerInnen in einem Jahre zuvor eingeführten Schulsystem geboten? Ist es nicht an der Zeit, diese Strukturen und Systeme fit für die Zukunft zu machen (am Beispiel: NMS) und die Schule auf die zunehmende Pluralisierung vorzubereiten?

In welcher Phase des Umgangs mit Vielfalt befinden wir uns heutzutage? Darüber besteht auch im Publikum kein Konsens. Meiner Meinung nach befinden wir uns bereits in Phase 6 der einbindenden Stadien – Integrieren – da machen Punkte, wie Einfluss in die Ausbildung – LehrerInnenbildung Neu, Fortbildung und Umgang in der Lehrerschaft bereits aktiv gelebt werden.

Doch welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden vom Lehrpersonal erwartet oder sind hilfreich bei migrationsbedingter Heterogenität? Hr. Güngör nennt folgende drei grundlegende Kompetenzen:

Individueller Zugang -> Beziehungskompetenz -> Sozio-kulturelles Kontextwissen

Im Beitrag werden aber auch die Gleichbehandlung und die ungleichen Voraussetzungen bei SchülerInnen angesprochen. Dabei tritt ein ethisches Paradigma auf, das weg von der Gleichbehandlung hin zur gleichwertigen Behandlung führen soll.  Doch um eine gleichwertige Behandlung erst möglich zu machen und um wieder auf die gelebte Diversität bei LehrerInnen zu sprechen zu kommen, gibt es nach Lee Gardenswartz und Anita Rowe (1995) „Four Layers of Diversity“.

https://erwachsenenbildung.at/themen/diversitymanagement/grundlagen/dimensionen.php

Diese vier Ebenen von Unterschiedsdimensionen sind nicht immer alle für Lehrpersonen ersichtlich. Manche werden auch, nach dem Eisbergmodell, niemals ans Tageslicht kommen, sind aber dennoch von Bedeutung und müssen respektiert und beachtet werden.

Als angehende und im Beruf stehende Lehrperson soll man nie vergessen:

Jedes Kind ist anders anders!

Diversität im Unterricht bzw. in der Schule äußert sich auf vielen unterschiedlichen Ebenen wie Sprache, Geschlecht, Religion, kognitive Grundvoraussetzungen, ökonomische Lebenslage, ethnische sowie kulturelle Herkunft und vielen mehr. Dabei stellt eine diverse Schülerschaft besondere Ansprüche an die Lehrperson – es gilt, die Verschiedenheit der Individuen trotz systembedingter Restriktion zu bewahren, sie zu stärken und dennoch einem gemeinsamen Konsens zuzuführen. Dass dies eine idealistische Vorstellung ist, zeigt der durchschnittliche Schulalltag – der Graben zwischen Idealismus und Realismus ist ein breiter.

Die große Vielfalt an unterschiedlichen SchülerInnen erfordert eine ebenso reichhaltige Vielfalt an Unterrichtsmethoden, Themenbereichen und nicht zuletzt Bewertungssystemen. Letztere sind dabei entscheidend dafür, ob es gelingt, dieser Vielfalt trotz der Transformation der Schülerleistung in abstrakte Noten angemessen zu begegnen. Diversität in der Schule bedeutet, die Schülerin/den Schüler als Mensch mit jeweils eigener Geschichte, Voraussetzungen und Vorlieben zu erkennen. Darum ist Diversität zu allererst eine Offenheit, die bei einem selbst anfängt: Schaffe ich es als Lehrperson, mich fortwährend innerhalb der Antinomie von geforderter Bewertung auf der einen Seite und ganzheitlichem, menschenwürdigem Wahrnehmen der/des Einzelnen auf der anderen Seite zu bewegen, ohne dabei zu ermüden? Und sehe ich in der Lehrerrolle nicht nur einen Wissensvermittler und Datensammler, sondern in erster Linie auch jemanden, der jungen Menschen dabei hilft, genau das in ihnen zu finden, was sie ausmacht – auch abseits des eigenen Unterrichtsfachs?

Diversität in der Schule bedeutet für mich daher letzten Endes auch, ein besonders vielfältiges Bild von der Natur einer Lehrperson im Kopf zu haben. Das wirft die Frage auf, welche Parameter schulischen Lehrens und Lernens innerhalb der rechtlich-politisch vorgegebenen Grenzen verändert werden können, um diesen Spagat mit Erfolg bewerkstelligen zu können. Die LehrerInnenbildung stellt mit Gewissheit einen wesentlichen Ansatzpunkt dar. Doch fasst man das Blickfeld weiter, so rückt letztlich ein alles bedingender Faktor in den Fokus der Betrachtung, mit welchem jegliche Konzeptualisierung institutioneller Wissensvermittlung untrennbar verbunden ist – unsere Gesellschaft, die wir Tag für Tag mit dem Leben unserer Werte und Normen neu schaffen. Aus ihr heraus entstand einst das Konzept Schule und mit ihrer Entwicklung muss man sich in letzter Konsequenz befassen, will man Werte und Grundsätze schulischer Bildung verstehen, erklären oder weiterentwickeln. Genau dieser gesellschaftliche Aspekt von Diversität und Schule wird Inhalt der folgenden Beiträge sein.

Jeder Mensch wird durch seine Verwandten, Freunde etc. auf eine gewisse Weise geprägt. Oft hängt dies mit gewissen Sichtweisen/Vorurteilen zusammen. Doch in der jetzigen Zeit (globalisierte Welt) ist es umso wichtiger, sich seine eigene Sichtweise zu bilden und Vorurteile zu hinterfragen bzw. zu durchschauen.

Jede zwischenmenschliche Begegnung findet in einem Rahmen statt, der durch Ziele, soziale Normen und andere Regeln bestimmt ist, die im entsprechenden System vorgegeben sind. Jedoch besteht in jeder menschlichen Beziehung eine gewisse Interkulturalität (nicht nur wenn Menschen verschiedener Länder/Religionen miteinander agieren). Es variiert nur der Grad der Interkulturalität. Ein geringer Grad besteht zum Beispiel zwischen Menschen die in der gleichen Stadt geboren wurden und die gleiche Schule besucht haben, jedoch unterscheiden sie sich trotzdem in gewissen Sichtweisen und sozialen Normen.

 

Vor allem in Schulen ist es wichtig, dass eine interkulturelle Bildung vermittelt wird. Darunter versteht man, dass die Schüler und Schülerinnen gewisse Differenzen erkennen und bei Vorhandensein empathisch damit umgehen.
Ob die Umsetzung jedoch erfolgreich ist, hängt nicht nur von den LehrerInnen ab, sondern auch von den SchülerInnen.

 

Denn lassen sich alle darauf ein – oder sind einige Vorurteile gegenüber „Andere“ einfach zu tief verankert?

Klara Bachmair, Lukas Franta, Barbara Panosch, Konstantin Schmidbauer

 

Unter dem Begriff „Diversität“, oder Englisch „Diversity“, versteht man eine kulturelle und soziale Verschiedenheit und Vielfalt einer Gesellschaft.

 

Diversität zeigt sich im Kontext des Unterrichtsraumes zunächst sofort in der heterogenen Zusammensetzung der Klasse selbst. Diese stellt ein Mosaik aus den unterschiedlichsten Individuen dar, die zwar in etwa derselben Altersklasse angehören, jedoch die unterschiedlichsten Voraussetzungen in den Unterricht mitbringen. Verschiedene soziale Umstände, unterschiedliche Ethnizitäten, gesammelte Erfahrungen, verschiedenartige Interessen und allerlei andere Faktoren resultieren in einem polymorphen Pool, in welchem Kinder oder Jugendlich mit völlig unterschiedlichen Lernanforderungen nebeneinander bestmöglich lernen sollen. Somit wird schnell klar, dass Diversität im Klassenzimmer eine große Herausforderung für eine Lehrperson darstellt und sich nicht nur auf Klassenebene zeigt:

Auch Lehrpersonen sind dazu aufgerufen, „divers“ zu unterrichten, indem sie auf die große Varianz der Schüler/innenbedürfnisse eingehen, was sich beispielsweise in einer abwechslungsreichen Methodik zeigt.  Dies setzt jedoch auch eine Selbstreflexion voraus, durch welche Lehrpersonen sich ihrer „eigenen“, inneren Heterogenität bewusst werden.

Im Unterricht sind die verschiedenen Voraussetzungen und Erfahrungen der Schüler und Schülerinnen nicht nur eine große Herausforderung, sondern bieten auch eine Chance für einen gelungenen Unterricht. Es muss aber auf das Individuum individuell eingegangen und personalisiertes Lernen ermöglicht werden, da jedes Kind bei der Wissensaneignung seine eigene Geschwindigkeit, seine eigene Methode und seinen eigenen Weg der Umsetzung besitzt. Darüber hinaus ist für die Wissensaneignung und den Lernprozess bei Schülern und Schülerinnen das Gefühl der Zugehörigkeit, das Erfahren von Kompetenz und das Erleben von Autonomie von sehr großer Bedeutung.

In kleineren Projekten oder Gruppenarbeiten wird neben der Sozialkompetenz auch eine Vermischung der Charaktere angeregt und die gegenseitige Hilfe gefördert. Im Hinblick auf die Notengebung stellt diese Vielfalt unter den Schülern und Schülerinnen die Lehrpersonen erneut vor eine große Herausforderung. Mit dem vorherrschenden System der summativen Beurteilung kann der Lernstand, Wissenslücken o.ä. nicht detailliert festgehalten werden. Daher ist eine formative Beurteilung anzustreben, bei der Schüler/innen nicht untereinander verglichen werden, sondern bei der die individuelle Verbesserung bzw. Leistung vergütet wird. Das ist schlussendlich auch der Zugang, den es braucht, um den Schüler/ die Schülerin ganzheitlich als Mensch mit seiner eigenen Geschichte wahrzunehmen, ohne ihn ausschließlich auf eine abstrakte Note zu reduzieren. Generell stellt sich als Lehrperson die Frage, wie man sich in seiner Profession selbst sieht: Bin ich nur der Vermittler meines Fachs, oder nicht vielleicht mehr, gar ein wichtiger Wegbegleiter in der Entwicklung eines Menschen hin zu seiner Selbstverwirklichung?

Damit Diversität nicht nur in einer oder mehreren Klassen aufleben kann, sondern in der ganzen Schule, benötigt es eine intensive Zusammenarbeit unter den Lehrkräften, die diese Vielfalt in ihrem eigenen Handeln und ihrer eigenen Person auch selbst vorleben. Dies erfordert einen intensiven Diskurs im Lehrerzimmer. Erst dadurch wird ermöglicht, Aspekten wie Religion, Sprache, Kultur, Alter, Geschlecht, Nationalität, aber auch Beeinträchtigungen ihren Platz in der Schule einzuräumen und offenen darüber in einen Diskurs einzutreten.

 

Entsprechende Artikel/Videos:

https://www.youtube.com/watch?v=U_94pi0Zt10

https://www.zeit.de/online/2008/43/schulen-diversitaet/komplettansicht