image_pdfimage_print

Autoritarismus. Die Kindheit als Wiege der politischen Einstellung?

Mit Autoritarismus meint man eine Neigung, sich Normen und Konventionen zu unterwerfen und dementsprechend jene abzuwerten, die nicht in das gewünschte Schema passen. Als politisches System ist der Autoritarismus antiliberal, antidemokratisch, antipluralistisch und auch antiindividualistisch. Eine grundlegende Einstellung ist dabei, auf Gehorsam gegenüber Autoritäten zu achten. 

In einem Interview mit Herbert Reinz-Polster, einem Kinderarzt und Wissenschaftler, meint dieser, dass politische Einstellungen stark von der Erziehung abhängen. Bei Rechtspopulisten stehen stets die Themen Sicherheit, Heimat und Anerkennung im Mittelpunkt. Sicherheit bedeutet dabei sich vor etwas Fremden und Unbekannten zu schützen, wie etwa vor Flüchtlingen. Bei Heimat geht es darum, wo man dazugehört und dementsprechend auch um Anerkennung und Akzeptanz. Diese Motive spielen auch in der Kindheit eine zentrale Rolle, nämlich Anerkennung, Sicherheit und Zugehörigkeit. Wenn diese in der Kindheit nicht vermittelt werden, werden sie später selbst durch äußere Angebote kompensiert. Dazu zählen beispielsweise Hautfarben, Nationalitäten oder Ethnien. Laut Herbert Reinz-Polster decken sich jene Regionen und Länder, in welchen ein autoritäres Regime herrscht mit jenen, wo ein ebenso autoritärer Erziehungsstil angewandt wird und Kinder gewaltvoll unterdrückt werden. Als Beispiel wird hier die USA genannt. Jene 22 Bundesstaaten, in denen sich eine Mehrheit für die Züchtigung von Kindern ausspricht sind auch jeweils Bundesstaaten, wo Donald Trump bei der letzten Wahl eine Mehrheit erhielt. Demzufolge sind Regionen mit harter Erziehungshaltung auch anfälliger für eher autoritäre politische Einstellungen und Entscheidungen.  

Es ist daher wichtig, dass Kinder in Bildungseinrichtungen neben der formalen Bildung auch auf einer Emotionalen- und Beziehungsebene gefördert werden und Grundlagen von Sicherheit, Anerkennung und Zugehörigkeit erfahren. Kinder sollen mit sich selbst und mit anderen klarkommen, kreativ sein können und schließlich so mündig sein, sich selbst eine Meinung bilden zu können. Durch eine solche Mündigkeit ist man besser vor autoritären Haltungen und Einflüssen geschützt. Als zukünftige Lehrperson sehe ich mich nicht nur als Vermittler von Inhalten, sondern eben auch als Pädagoge, um auch in diesen Bereichen für Schülerinnen und Schüler da zu sein. 

 

Autor: Mario Amstätter-Zöchbauer

 

 

Quelle: Harte Erziehung folgt härtere Politik. Falter Artikel vom 29.05.2019. Abrufbar im blackboard, oder unter: https://www.falter.at/zeitung/20190529/harter-erziehung-folgt-haertere-politik/725129e59d

Úsalas! Verwendet sie! Use them! Menschen in der ganzen Welt werden aufgefordert Masken zu benützen. Masken dominieren unser Leben, jeden Tag machen wir Gebrauch von ihnen. Sie sind ein unverzichtbarer Alltagsbegleiter für uns geworden. Masken erfüllen jeden Tag ihren Zweck; oder auch nicht.

Selbstschutz. Helfen Masken uns selbst zu schützen? Die Masken, die wir tagtäglich in den Supermärkten verwenden müssen, nicht. Sie dienen ausschließlich zum Schutz unserer Mitmenschen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verringern. Doch wozu dienen Masken dann?

1 Maske = 1 neues Leben. Es scheint viel einfacher als gedacht zu sein, in ein komplett neues Leben einzutauchen. Setzen Sie sich eine Maske auf und Sie werden sich selbst nicht mehr wiedererkennen. Es werden unzählige Fragen auftauchen, wie zum Beispiel: Wer bin ich denn wirklich? Trage ich mein ganzes Leben lang schon eine Maske, und habe es noch nicht bemerkt? Trage ich vielleicht eine ähnliche Maske, wie meine Mitmenschen? Welche Maske ist die Beste, um in der Gesellschaft erfolgreich zu sein und anerkannt zu werden?

Jeder Mensch möchte von seinen Mitmenschen verstanden und akzeptiert werden. Doch dies erweist sich oft schwieriger als gedacht. Teilt man nicht die gleiche Meinung wie Freunde oder Kolleg/innen wird man sehr schnell zur Zielscheibe. Um sich nun vor einem Pfeilschuss und somit vor einer möglichen Verletzung zu schützen, scheint es am einfachsten zu sein eine Maske aufzusetzen.

Masken verändern unsere Identität. Masken erweitern unsere Identität. Der wichtigste Punkt hierbei ist, dass sich etwaige Schwächen und negative Eigenschaften wunderbar verbergen lassen. Man wird plötzlich akzeptiert, man schließt neue Freundschaften, man glaubt den richtigen Weg gefunden zu haben, um endlich glücklich zu sein. Klar, dass jeder Mensch genau das anstrebt, denn schon Aristoteles hat gesagt: „Alle Menschen wollen glücklich sein“. Ob hier jedoch von richtigem Glück gesprochen werden kann, bleibt offen. 

Schlussendlich entscheidet jeder für sich selbst, wie er/sie sein Leben führen möchte. Doch sollte man sich zumindest folgende Fragen stellen:

Möchte ich für immer mit einer Maske herumlaufen? Wann ist der richtige Moment seine Masken fallen zu lassen?

 

Autorin: Sonja Harrer

 

 

In den sozialen Netzwerken und in den Medien ist immer mehr von Inklusion zu hören bzw. zu lesen, doch wie sieht Inklusion in den Schulen aus? Das österreichische Bundesministerium  für Bildung, Wissenschaft und Forschung schreibt, dass auf Wunsch der Eltern oder Erziehungsberechtigten die schulische Betreuung der Kinder mit sonderpaedagogischem Förderbedarf auch in Regelschulen stattfinden kann. Weiters ist im Rundschreiben Nr.7/2019 des Ministeriums zu finden, dass Schüler und Schülerinnen, welche einen sonderpaedagogischem Förderbedarf aufweise, individuelle Fördermaßnahmen erhalten sollen, beziehungsweise ein teilweise anderer Lehrplan Anwendung finden soll, sowie speziell auf die Behinderungsart abgestellte Fördermaßnahmen zu benutzen sind. Dies wirft nun die Frage auf, sind die Lehrer und Lehrerinnen dazu bereit dies auch umzusetzen?

Dyson (2010) führt an das es zwei Modelle gibt um Schulen inklusiv zu gestalten:

  1. Es benötigt außergewöhnliche Schulleiter/innen und Lehrer/innen, welche in der Lage sind die Schule ganz nach Inklusion auszurichten und dies auch zu erhalten.
  2. Das Umstellen auf Inklusion in den Schulen, da sich Schulen die inklusiv sind/ werden, nicht wirklich von anderen Schulen unterscheiden.

Klemm und Preuss-Lausitz (2011) führen an, dass es bei der Ausbildung der Lehrkräfte Nachholbedarf gibt: „Tatsächlich wird in der allgemeinen Lehrerbildung nur an wenigen Universitäten ein Grundlagen-Pflichtmodul „Heterogenität/Inklusion/ Teamarbeit“ angeboten.“

Wie wir Studenten und Studentinnen wissen ist das Problem, welches von Klemm und Preuss-Lausitz angegeben wird, nicht mehr existent und daher obsolet, was dazu führt, das von Seiten der Schulen der Inklusion nichts im Weg stehen sollte.

 

Literatur:

https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/sa/sp.html (Stand 26.04.2020)

Dyson, Alan (2010): Die Entwicklung inklusiver Schulen: drei Perspektiven aus England. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft Bildungspolitik und pädagogische Praxis. 2010, Heft Nr.2, 115-139.

Klemm, Klaus; Preuss-Lausitz, Ulf (2011): Auf dem Weg zur schulischen Inklusion in Nordrhein-Westfalen. Empfehlungen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bereich der allgemeinen Schulen. Essen/Berlin

Unterrichtsroutinen strukturieren und gliedern zum einen den Unterricht, zum anderen geben sie den Schülerinnen und Schüler Sicherheit, Orientierung und Halt.

Dennoch sollten diese „Rituale“ ab und zu hinterfragt und neue Möglichkeiten entdeckt und ausprobiert werden.

Dies bedarf einer kritischen Reflexion folgender Fragen:

  • Wie klar ist meinen Schülerinnen und Schülern, welche Ziele sie im Unterricht erreichen sollen?
  • Wie gut gelingt es mir als Lehrperson, einzelnen Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, dass sie bestimmte Lernziele erreichen können?
  • Welche Schülerinnen und Schüler fühlen sich durch meine Unterrichtsroutinen gut gefördert und bei welchen Lernenden wird eine zusätzliche Unterstützung benötigt?
  • Wie sensibel bin ich auf Fragen, Wünsche und Rückmeldungen der Lernenden eingegangen?
  • Welche Hinweise wurden mir dadurch geliefert und in welcher Art konnte ich damit die Lernenden in ihrem individuellen Fortschritt unterstützen?

Die Gemeinsamkeit dieser Fragen besteht darin, dass Unterrichtsroutinen – aus der Perspektive der Lernenden – dann als qualitativ hoch angesehen werden, wenn sie jeder Schülerin und jedem Schüler ein erfolgszuversichtliches Lernen in einer angenehmen Klassenatmosphäre ermöglichen.

Nun stellt sich folgende Frage: Wie kann ich als Lehrperson das für alle Kinder gleichermaßen bewerkstelligen?

Im Folgenden werden Vorschläge und Anregungen für einen individualisierten Unterricht erläutert – ohne dass sich die Lehrperson dazu „vierteilen“ muss.

Maßnahme 1: Vereinbarungen treffen anstatt für andere entscheiden

  • Gute Lernbedingungen für Schülerinnen und Schüler sollten schon zu Beginn des gemeinsamen Unterrichtsjahres festgelegt werden.
  • Themen und Ziele für einen bestimmten Zeitraum sollten gemeinsam vereinbart werden.
  • Vereinbarungen bezüglich Hausaufgaben sollten gemeinsam getroffen werden.
  • Folgende Fragen können in diesen Situationen Klarheit schaffen:
    • Wie können wir als Klasse die verschiedenen Interessen der Lernenden und Forderungen gemeinsam umsetzen?
    • Was erwarten die Lehrpersonen von den Lernenden im Unterricht und umgekehrt? Welche Erwartungen sind miteinander kombinierbar, welche müssen diskutiert werden?
    • Wie wird das Gelernte im Unterricht überprüft und sichergestellt? Gibt es neben herkömmlichen Prüfungsformaten auch andere Formen von Leistungsüberprüfungen?
  • In dieser Maßnahme werden also die Grundsteine für die Individualisierung gelegt, obwohl hier eher gemeinsame Vereinbarungen getroffen werden. Die Maßnahmen stärken das positive Miteinander und die Zuversicht der Lernenden, von Lehrpersonen individuell ernst genommen zu werden.

Maßnahme 2: kurze Inputs – lange Übungszeiten – Selbstkontrolle fördern

  • Die Input-Phase sollte möglichst kurzgehalten werden. Die Schülerinnen und Schüler werden seitens der Lehrperson informiert, welche Lernziele verfolgt werden und welches Wissen sie benötigen, um lernzielrelevante Aufgaben bearbeiten und meistern zu können.
  • Der Großteil der Unterrichtszeit wird für die Bearbeitung der Aufgaben eingeplant. Die Arbeitsmotivation der Schülerinnen und Schüler soll durch eigenes Auswählen aus einem Pool von Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad gestärkt werden. Weiters soll es möglichst keinen Zeitdruck geben und die Sozialform kann ebenfalls von den Lernenden selbst bestimmt werden. Feedback nach jedem Lernschritt ist hierbei von Bedeutung.
  • Lehrkräfte regen die Schülerinnen und Schüler an, ihre Aufgaben selbst zu kontrollieren. Hier muss erwähnt werden, dass die meisten Lernenden diese Form der Überprüfung noch nicht kennen und sich erst daran gewöhnen müssen.

Maßnahme 3: Vereinbarungen zur Lernkultur auf Schulebene

  • Die vorher genannten Maßnahmen können noch dadurch unterstützt werden, dass der gesamte Lehrkörper bzw. einige Lehrkräfte sich ein gemeinsames Vorgehen überlegen.
  • Schülerinnen und Schüler profitieren in dem Sinne, dass sie sich über mehrere Fächer an eine gemeinsame Lernkultur gewöhnen können.

Was heißt nun Individualisierung konkret für Lehrerinnen und Lehrer?

Man soll Schülerinnen und Schülern zutrauen, selbstgesteuert zu lernen. Dazu müssen passende Lerngelegenheiten mit qualitativen Aufgaben zu bestimmten Themen und Zielen geschaffen werden.

Individualisierung bietet die Möglichkeit, Lernende zu unterstützen, die Hilfe wünschen und so ihre Lernziele besser erreichen können. Dabei darf den Schülerinnen und Schülern aber nichts abgenommen werden, was sie eigenständig erledigen können.  

 

Für mich stellen diese Maßnahmen vernünftige praktische Tipps dar, wie Individualisierung gelingen kann. Individualisierung wird oft als didaktische Herausforderung angesehen, die für Lehrpersonen kaum oder nur schwer zu bewältigen ist. Als besonders schwierig gilt die individuelle Betreuung jedes einzelnen Lernenden. Ich sehe diese Schwierigkeit nur bedingt und stelle im Umkehrschluss die Frage: Ist es möglich, alle Kinder gleichzeitig zu betreuen? Definitiv nicht, deshalb kann der Weg nur in Richtung Individualisierung gehen!

 

Autorin: Sophie Ottino

Quelle:
Hofmann, F. (2008). „Ich kann mich als Lehrer/in nicht vierteilen“ – aber das ist auch nicht nötig. Maßnahmen zur Individualisierung im Unterricht. Erziehung & Unterricht.  österreichische pädagogische Zeitung, 158, 723-729.

„Der Unterricht in einer Klasse, in der alle Kinder – blinde, hochbegabte, hyperaktive, ängstliche, aggressive und behinderte – gemeinsam lernen sollen, muss so gestaltet sein, dass die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes berücksichtigt und gefördert werden!“

 

Das Konzept der Inklusion geht im Allgemeinen davon aus, dass alle Menschen unterschiedlich sind, ihnen aber die gleichen Möglichkeiten für Teilhabe und Mitbestimmung zustehen. Damit sollen Diskriminierungen von Menschen jeder Art und auf allen Ebenen abgebaut und eine chancengerechte Entwicklung aller Menschen erreicht werden.

Im Schulbereich wird Inklusion oft als Strategie zur Erreichung einer „Bildung für alle“ verstanden. Bildung wird als grundlegendes Menschenrecht angesehen – nicht nur der Zugang zu Bildung, sondern auch die aktive Teilnahme daran und das Erzielen von entsprechenden Lernerfolgen.

Inklusive Pädagogik verfolgt ein Prinzip der Wertschätzung von Diversität und Vielfalt in Bildung und Erziehung. Im Inklusionskonzept werden Schülerinnen und Schüler nicht in bestimmte Gruppen eingeteilt – und somit getrennt – nein, vielmehr geht es um die Gesamtheit der Schülerinnen und Schüler, die aus Mitgliedern mit unterschiedlichen bzw. individuellen Bedürfnissen besteht.

Das Konzept der inklusiven Bildung stellt einen großen Teil dessen in Frage, wie Unterricht heute traditionellerweise in Schulen organisiert und koordiniert ist. Es bedeutet und fordert Veränderung auf vielen Ebenen.

Im Folgenden gehe ich genauer auf die Ebene der Lehrpersonen ein:

  • Inklusion fordert einen handlungsorientierten, interaktiven und offenen Unterricht.
  • Lehrpersonen müssen in ihrer Arbeit eine inklusive Haltung einnehmen und vertreten.
  • Sie müssen Ressourcen bieten, Beteiligung der Lernenden ermöglichen und Förderungen anbieten.
  • Sie leisten Schülerinnen und Schüler Hilfestellung, welche an deren individuelle Bedürfnisse angepasst ist.
  • Lehrkräfte müssen Diskriminierung erkennen und vermeiden und dafür Regeln erstellen und vereinbaren.
  • Sie sichern Heterogenität und reflektieren die eigenen Werte und Haltungen.
  • Sie sorgen für eine Unterrichtsgestaltung, welche eine aktive Teilnahme der Lernenden anregt.
  • Die Leistungsbeurteilung erfolgt als kompetenzorientierte Bewertung in Verbindung mit Aussagen zur individuellen Lernentwicklung.
  • Lehrpersonen suchen und fördern Kooperation mit Eltern, Öffentlichkeit, Expertinnen/Experten und Institutionen.

Nachfolgend nun weitere wichtige Kriterien für eine erfolgreiche Umsetzung inklusiver Pädagogik:

  • Im Lehrerkollegium werden gemeinsame Ziele formuliert.
  • Die Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses von Inklusion wird umgesetzt.
  • In der Lehrerschaft ist das Bewusstsein einer gemeinsamen Aufgabe vorhanden.
  • Die Schaffung von sich gegenseitig unterstützenden Strukturen wird umgesetzt.
  • Lehrkräfte stellen sich der Reflexion über ihre eigenen Haltungen, Lebenszusammenhänge und Vorurteile.
  • Die Schulverantwortlichen schaffen eine Atmosphäre, in der sich alle Schülerinnen und Schüler wohl und willkommen fühlen.
  • Eine besondere und individuelle Förderung wird als etwas grundsätzlich „Normales“ im Unterricht gesehen.
  • Ein besonderes Augenmerk wird auf das soziale Miteinander in- und außerhalb der Unterrichtsgruppen gelegt.

 

Meiner Meinung nach muss sich „Schule“ genau in diese Richtung bewegen – Inklusion muss gelebt und umgesetzt werden. Aber genau diese Umsetzung fordert Veränderung und ein Verlassen so mancher „Komfortzone“. Daher kann eine inklusive Pädagogik nur im Zusammenwirken aller Lehrpersonen verwirklicht und umgesetzt werden. Wesentlich dabei ist, nicht nach Gründen zu suchen, warum etwas nicht möglich ist, sondern realistische Veränderungen umzusetzen und voranzutreiben. Mit der Umsetzung des Konzepts der Inklusion erfahren Lernende und Lehrpersonen neue soziale Erfahrungen in einem lebendigen und vielfältigen Unterricht. Der Horizont des Einzelnen wird erweitert und Empathiefähigkeit entwickelt. Im Lernen durch Handeln wird zum einen Teamarbeit und zum anderen aber die eigene Individualität gefördert.

 

Autorin: Sophie Ottino

Quelle:
IMST – Gender Netzwerk (2012.) Inklusion. Eine gemeinsame Schule. Verfügbar unter https://www.imst.ac.at/app/webroot/files/GD-Handreichungen/handreichung_inklusion_11-2012.pdf.

 

Hello, Buongiorno oder Zdravo?

Mama kommt aus Italien, Papa stammt aus Moskau. Wir wohnen in Österreich. Welche Sprache spreche ich nun?

Als wir uns in unserer letzten Plenumsdiskussion über das Thema Mehrsprachigkeit unterhalten haben und ich im Artikel gelesen habe, dass Mehrsprachigkeit nicht sehr fördernd für Kinder sei, habe ich mir einige Gedanken gemacht und auch einige interessante Anmerkungen gefunden:
Unser Gehirn ist für Mehrsprachigkeit ausgelegt. Zwei- und Dreisprachigkeit von Geburt an ist gut erforscht und kann gut funktionieren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass alle Sprachen, die ein Mensch beherrscht, in einem gemeinsamen Speicher hinterlegt und alle miteinander verknüpft sind. Das menschliche Gehirn ist dafür ausgerichtet, dass man ein Sprachvermögen anlegt, aber nicht, dass man nur eine bestimmte Sprache lernt. Wer zweisprachig aufwächst, trainiert ständig seine kognitiven Fähigkeiten und profitiert davon sein Leben lang. Im Gehirn einer mehrsprachigen Person stehen die Sprachen miteinander im Verbindung: Wenn es zu einem Sprachimpuls kommt, werden die neuronalen Netze aktiviert – von allen hinterlegten Sprachen.

Hier ein Beispiel: Wenn eine Person gerade ein Gespräch auf Deutsch führt, werden die Sätze trotzdem auf allen anderen gespeicherten Sprachen im Hintergrund abgerufen. Diese werden allerdings unbewusst wieder unterdrückt und die Person spricht nur die deutsche Variante aus. Schon im Alter von drei Jahren entwickeln mehrsprachige Kinder das metasprachliche Bewusstsein und wissen genau, wann sie es mit welcher Sprache zu tun haben. Der Vorwurf, dass bilinguale Kinder also Sprachen mischen und keine Sprache richtig lernen, ist falsch.

Autor M. Siebenhofer

Familie als wichtigster Faktor?

Familie: natürlich, selbstverständlich, vertraut und unentrinnbar. Kinder werden in die Abhängigkeit von ihren Eltern hineingeboren. Sie können zu Beginn ihres Lebens nicht ohne die intensive Pflege und Erziehung leben. Sie erlernen in der Familie Sprache, grundlegende Fertigkeiten, gesellschaftliche Normen und soziale Kompetenzen, entwickeln in ihr Persönlichkeitsstrukturen, Charaktereigenschaften, Denkstile, Erlebensweisen, Rollenerwartungen und Einstellungen. Und genau um diese Einstellungen und Denkweisen geht es. Jedes Kleinkind erlebt seine Familie anders, interpretiert das Verhalten seiner Eltern, Geschwister und Verwandten unterschiedlich. Es wächst in einem sozialen Milieu auf, in dem seine Bezugspersonen ganz individuell auf seine eigenen Eigenschaften, Bedürfnisse, Emotionen, Aktivitäten sowie verbalen und nonverbalen Botschaften eingehen. Einerseits wird es durch die Familie in seinem Verhalten und Erleben geprägt, andererseits gestaltet es sein soziales Umfeld durch seine Reaktionen mit. Vor allem in den ersten drei Lebensjahren verankert das Kind viele Verhaltensweisen und Erfahrungen, die es erlebt.

Eltern haben für ihre Kinder eine gewisse Vorbildfunktion. Man hält das richtig, was auch Mama und Papa für richtig halten. Zumindest bis man sich selber mit einigen Themen auseinandersetzt. Früher wurde den Kindern z.B. gesagt, welche Partei man zu wählen hat. Heute sieht das natürlich ganz anders aus. Auch eigene Denkweisen von den Eltern färben auf ihre Sprösslinge ab. Geht man mit dem Kind z.B. auf einen Spielplatz, werden dort viele andere Kinder auch sein – und hier beginnt meistens das große Differenzieren: sieht man das eigene Kind z.B. mit einem anderen Kind – mit anderer Hautfarbe – spielen, beginnt die Mutter schon skeptisch zu schauen, ob vielleicht nicht ein anderes Plätzchen frei ist, um diesen einem – trotzdem gleichen – Kind aus dem Weg zu gehen. Die Mutter geht weiter und findet einen neuen Ort. Hier spielt z.B. ein Kind mit Autismus. Natürlich ist das der Mutter auch nicht geheuer und sie packt ihre Sachen und geht mit ihrem Kind nach Hause. Doch was sagt die Mutter dann, wenn das Kind sie fragt, warum es nicht mit den anderen Kindern weiterspielen durfte? Etwa: „Nein, das Kind hatte eine andere Hautfarbe als du?“ Natürlich merkt sich das Kind dieses Verhalten und wird beim nächsten Mal vielleicht gar nicht mehr in die Nähe eines „anderen“ Kindes gehen. Doch woher will die Mutter wissen, dass dieses eine Kind so anders war als ihres, dass sie nicht mal miteinander spielen durften?

Autor: M. Siebenhofer

„No child left behind“ heißt das US-amerikanische Bildungsgesetz, welches im Jahr 2002 verabschiedet wurde. Dieser Titel soll verinnerlichen, was die Rolle einer Lehrperson beinhaltet. Ziel einer Lehrperson sollte, unter anderem, die optimale Förderung der Schüler_innen sein. Dies bedeutet, dass jede_r einzelne Schüler_in die Chance auf eine bestmögliche Förderung und Bildung erhält. Hierbei ist zu beachten, dass dabei die Individualität der Schüler_innen berücksichtigt werden sollte. (Trautmann & Wischer, 2011)

Ein Kind kann nur dann eine optimale Förderung erfahren, wenn es als individuelle Person gesehen wird; ein Individuum mit eigenen Interessen, Fähigkeiten und Persönlichkeit. Kein Erwachsener möchte generalisiert werden sondern als eigenständige Person anerkannt werden. Doch täglich werden Kinder und Jugendliche von Erwachsenen in eine Schublade gesteckt und gleich behandelt.

Eine „normale“ Unterrichtseinheit beinhaltet meist eine Lehrperson, welche einem Plenum den theoretischen Input als Vortrag wiedergibt. Die Klasse hört zu und schreibt das Vorgetragene in ihren Unterlagen mit. Meist folgt auf den gegebenen Input ein oder mehrere Arbeitsaufträge, die dann, nach einem vorgegebenen Zeitfenster, im Plenum verglichen werden.

Bei dieser Art Unterricht wird keine Rücksicht auf die individuelle Förderung genommen. Individualisierung bedeutet, die verschiedenen Lernprozesse der Schüler_innen zu berücksichtigen und die Weitergabe des fachlichen Inhaltes an diese Unterschiede anzupassen. (Trautmann & Wischer, 2011)

Trautmann und Wischer beschreiben Kinder und Jugendliche als „einzigartig und unbestimmbar“ (S. 22) und wollen so auf die Vielfältigkeit Einzelner hinweisen. Dies muss im pädagogischen Denken verankert werden, denn es führt zu einer „Pädagogik vom Kinde aus“ (Trautmann & Wischer, S. 23). Dabei sollen die verschiedenen Bedürfnisse der Lernenden im Mittelpunkt des Handelns des Lehrenden stehen. Eine Lehrperson sollte sich als Unterstützer der Schüler_innen sehen und seinen Unterricht bestmöglich an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Schüler_innen können sich in den verschiedensten Bereichen unterscheiden: in ihrem Vorwissen, Migration, sozioökonomischer Hintergrund, Interessen sowie Lerntempo. All dies gibt es zu beachten, wenn man als Lehrperson vor der Klasse steht und den bestmöglichen Unterricht halten möchte. Weiters ist es wichtig zu bedenken, dass sich Schüler_innen auch als Individuen selbst unterscheiden. So kann eine Person sprachlich sehr begabt sein und in naturwissenschaftlichen Fächern überfordert sein. Zusätzlich kann es individuelle Lernanforderungen in einem Fach geben. So kann eine Person im Biologie Unterricht bei der Arbeit am Mikroskop glänzen aber Überprüfungen schlecht abschließen, wenn sie beispielsweise Probleme mit dem Verstehen von theoretischem Input hat. (Trautmann & Wischer, 2011)

Damit Schüler_innen eine bestmögliche Ausbildung erhalten, ist es also nötig den Unterricht individuell zu gestalten. Als Lehrperson muss auf die Einzigartigkeit der Schüler_innen eingegangen werden. Somit muss in der Stundenplanung den unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten der Schüler_innen angedacht werden. Nur so ist es möglich, dass alle Kinder und Jugendliche zu individuellen, starken Persönlichkeiten heranwachsen können.

Autorin: Laura Garnitschnig

Quelle:
Trautmann, M., Wischer, B. (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften

SchülerInnen bringen unterschiedliche Lernvoraussetzungen in die Schule mit. Sie unterscheiden sich im Alter, im Geschlecht, in der Motivation und den Interessen und der Leistungsfähigkeit. Zusätzlich unterscheiden sich SchülerInnen auch hinsichtlich ihrer ethnischen, sozialen und kulturellen Herkunft.

Wir als zukünftige Lehrpersonen haben den pädagogischen Auftrag, alle SchülerInnen in ihrer Persönlichkeit- und Kompetenzentwicklung bestmöglich zu unterstützen und zu fördern. Für uns wird es sicherlich eine Herausforderung so unterschiedlichen Begabungen, Interessen und Potentialen in einem Klassenraum zusammenzufügen und dennoch jedes Individuum einzeln zu fördern. Trotz dieser Herausforderung kann Heterogenität auch eine Bereicherung für den Unterricht bedeuten. SchülerInnen können von und mit anderen gemeinsam lernen. 

Guter Unterricht für diverse SchülerInnen bedeutet, die SchülerInnen weder zu unter- noch zu überfordern. Die gestellten Anforderungen einer Lehrperson an die SchülerInnen sollten sich leicht über den aktuellen Wissensstandards befinden.

Je heterogener die Lernanforderungen, desto komplexer ist es jede/n Schüler/in zu fördern, unterstützen bzw. herauszufordern. Ein Unterricht der auf Geschwindigkeit, Niveau, notwendige Unterstützung und Hilfestellungen eingeht, nennt man adaptiv (LP passt stetig ihren Unterricht an die erbrachten Leistungen und den Hilfeanspruch an). Dabei können SchülerInnen notwendige Lernziele (Mindeststandards), höher gesteckte Lernziele (Regelstandards) oder deutlich darüber befindende Lernziele (Optimalstandards) erreichen.

Leider sieht die Realität momentan in vielen Schulen noch anders aus. Es benötigt eine neue Sichtweise bei einigen Lehrpersonen und ein hohes Maß an didaktischer und diagnostischer Expertise.

Schule ist ein elementarer und beeinflussender Sozialisations- und Entwicklungsort, es sind also nicht nur die Lernverbesserungen essenziell für guten Unterricht, sondern auch ein gutes Lernklima ist wichtig. Lehrpersonen sind ein wichtiges Rollenmodell und sollten selbstverständlich jede/n Schüler/in akzeptieren und wertschätzen. Eine elementare Verpflichtung der Lehrperson ist es, durch kohärentes Agieren, soziale Desintegration und Zurückweisung in Form von Mobbing und psychischer oder physischer Gewalt einzuschränken. 

 

Autor: Ines Berenz 

Quelle: Vock, M. Gronostaj, A. (2017). Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht. Bonn: Friedrich Ebert Stiftung.

Nach unserer letzten Einheit stellte sich für mich die Frage, wie im Unterricht auf bestehende Rollenbilder und Stereotype reagiert werden kann. Ansätze und Lösungsmöglichkeiten dazu finden sich im Konzept „Geschlechtersensible Pädagogik“.

Hierbei wird der Begriff „Geschlecht“ folgendermaßen definiert: Geschlecht ist nicht nur biologisch zu sehen (sex), sondern auch sozial (Gender). Geschlecht sind somit alle sozialen Normen, Vorstellungen, Erwartung und Konstruktionen von „weiblich“ und „männlich“. Es umfasst auch die Erziehung sowie die Sozialisation eines Menschen.
In diesem Konzept ist auch die Sensibilität für Faktoren, die die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in eine geschlechtsstereotype Richtung leiten und damit das Wachstum aller angelegten Fähigkeiten erschwert, sehr wichtig.

Ziele dieser geschlechtersensiblen Pädagogik: Die Lernenden sollen unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht alle Fähigkeiten und Interessen entwickeln können. Rollenstereotype werden in Frage gestellt und untypische Verhaltensweisen akzeptiert und gefördert. Kinder werden in ihrem gesamten Spektrum wahrgenommen und deren Entwicklung wird ganzheitlich gefördert.

Geschlechtersensibles pädagogisches Handeln hängt stark von der jeweiligen persönlichen Einstellung ab. Ein wichtiger Eckpfeiler ist die Entwicklung von Sensibilität und die Schulung bzw. Nutzung der „eigenen Antennen“. Geschlechterstereotype und Rollenbilder muss ich als Lehrperson bei mir selbst, in meinem beruflichen und privaten Umfeld und in der gesamten Gesellschaft zuerst wahrnehmen, um dann diesen entgegenwirken zu können.

Als wesentlicher Leitsatz wird die Gleichbehandlung von Mädchen und Jungen festgelegt. Das bedeutet konkret die gleiche Unterstützung und Förderung aller Fähigkeiten und Interessen.

Die Umsetzung dieses Leitsatzes erfordert eine Reflexion und Intervention auf verschiedenen Ebenen (Lehrperson, Berufsumfeld, Arbeit mit Kindern, Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit)

Die Reflexion der Lehrperson über ihre/seine eigenen Erfahrungen könnte folgende Fragen enthalten:

  • Welche Erfahrungen habe ich als Mädchen/Junge gemacht?
  • Welche Erwartungen habe ich als Mädchen/Junge von meiner Umgebung wahrgenommen?
  • Welche Werte und Vorstellungen habe ich übernommen?
  • Wie haben diese Erfahrungen meine Berufswahl beeinflusst?
  • Wie steuern diese Erfahrungen mein Verhalten Mädchen und Jungen gegenüber?
  • Arbeite ich lieber mit Mädchen oder Jungen? Warum?
  • Was möchte/sollte ich ändern, um (verstärkt) geschlechtersensibel agieren zu können?

Für mich liefert dieses Konzept gute Ansätze für eine geschlechtersensibler Pädagogik im Sinne von praktischen Anwendungen und dem Aufbrechen bzw. Verändern von existierenden Rollenbildern.

Abschließen möchte ich mit einem sehr gelungenen Zitat zum Thema: „Geschlecht ist nicht etwas, was wir haben, schon gar nicht etwas, was wir sind. Geschlecht ist etwas, was wir tun.“

Autorin: Sophie Ottino

Quelle: Arbeitsmarktförderung Tirol (2015). Geschlechtersensible Pädagogik in elementaren Bildungseinrichtungen. Ein Leitfaden für die praktische Arbeit, Innsbruck: Raggl Druck GmbH.