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COVID-19 stellt in vielen Lebenslagen eine Herausforderung für die österreichische Bevölkerung da. Neben Kleinunternehmern und Gastronomen werden auch Schüler und Schülerinnen auf die Probe gestellt. Nach langer Unsicherheit ist seit dieser Woche klar: Die Schulen werden wieder geöffnet. Ab dem kommenden Montag soll der Unterricht für die Maturanten und Maturantinnen wieder starten und somit ein erfolgreicher Abschluss der Schulzeit ermöglicht werden (Zeit im Bild, 24.04.2020).

Zurückdenkend an meine eigene Schulzeit ist mir bewusst, dass alle Maturanten und Maturantinnen nun vermutlich wieder durchatmen können. Zusätzlich zum normalen „Matura-Stress“ waren die letzten Wochen von Unsicherheit geprägt. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung veröffentlichte in diesem Rahmen eine Verordnung die Unklarheiten zum neuen „Matura-Fahrplan“ beseitigen sollen.

Am 4. Mai beginnt der Ergänzungsunterricht an höheren Schulen und gleichzeitig endet die Auswahlfrist der Prüfungsgebiete. Im Rahmen dieses Ergänzungsunterrichts werden Schüler und Schülerinnen in den gewählten Prüfungsfächern oder Fächern, die zum positiven Abschluss der letzten Schulstufe benötigt werden, unterrichtet. Schüler und Schülerinnen, die die letzte Schulstufe nicht positiv abschließen können, dürfen etwaige Wiederholungsprüfungen erst im September dieses Jahres antreten und somit auch erst die Abschlussprüfung zum Herbsttermin bestreiten. Der Ergänzungsunterricht endet am 22. Mai damit drei Tage später die Klausurarbeiten beginnen können (Bundesministerium, 2020).

Am letzten Tag des Ergänzungsunterricht ist den Schülern und Schülerinnen das Abschlusszeugnis auszuhändigen, dessen Noten in die Abschlussnote miteinbezogen werden. „Dabei wird grundsätzlich von der Gleichwertigkeit der Leistungen im Rahmen der abschließenden Prüfung und jenen der letzten Schulstufe ausgegangen“ und beide Noten zur Berechnung der Abschlussnote zusammengeführt, eine Rundung erfolgt dabei immer zugunsten des Prüflings (Bundesministerium, 2020).

Beispiel 1: Jahresnote = 1, Note abschließende Prüfung = 4. Daher endgültige Note = 3

Beispiel 2: Jahresnote = 4, Note abschließende Prüfung = 1. Daher endgültige Note = 2

Die schriftliche Matura findet ab dem 25. Mai wie gewohnt standardisiert statt, wobei die Hygieneregelungen des Ministeriums strengstens einzuhalten sind. Ein Mindestabstand von einem Meter sollte beibehalten sowie Desinfektionsmittel allzeit bereitgestellt werden. Mit 26.Juni sollten alle mündlichen Teilprüfungen bzw. Präsentationen durgeführt worden sein, wobei die Prüfungskommissions-Regelungen angepasst werden. Schulleiter und Schulleiterinnen bekommen als Vorsitzende nun ein Stimmrecht. Neben dem Prüfungsvorsitz beinhaltet die Prüfungskommission den Klassenvorstand bzw. die Klassenvorständin des Prüflings, der Prüfer bzw. die Prüferin sowie ein Beisitz (Bundesministerium, 2020).

Nach Betrachten der neuen Maturaregelungen stellte sich mir folgende Frage: Ist es sinnvoll die Einbeziehung der Abschlussnote auch nach COVID-19 beizubehalten?

Ich selbst war immer der Meinung, dass die Matura eine Momentaufnahme ist. Meine im Maturazeugnis wiedergespiegelten Leistungen, entsprechen keineswegs der erbrachten Jahresleistung. Auch wenn sich dies zu meinen Gunsten entwickelte, finde ich eine Einberechnung der Jahresleistung als durchaus sinnvoll. Eine Stresssituation wie es die Matura darstellt, führt bei vielen Schülern und Schülerinnen zu Prüfungsängsten und verhindert so, dass diese ihre Bestleistung erbringen können. Auch wenn dem Zeugnisbogen der Matura das Abschlusszeugnis der letzten Schulstufe beigelegt ist, wird doch vielmals nur das Maturazeugnis als Leistungsnachweis hinzugezogen. Denn: Die Matura ist das was zählt“.

 

Quellen:

https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-2/1211/ZIB-2/14049705 Sendung vom 27.04.2020; Zugegriffen am 29.004.2020

Bundesministerium Bildung, Wissenschaft und Forschung, 2020, Informationsschreiben zur Verordnung über die Vorbereitung und Durchführung abschließender Prüfungen für das Schuljahr 2019/20, Zugegriffen am: 29.04.2020

In ganz Europa stellt sich zur Zeit aufgrund der hohen Migrationszahlen dieselbe Frage: Wie unterrichten wir Schülerinen und Schüler, die unsere Sprache nicht verstehen? Im Englischunterricht findet man zwar des Öfteren einen gemeinsamen Konsens, jedoch stellt sich die Situation in der jeweiligen Landessprache durchaus schwieriger dar. Auch Österreich bleibt von dieser Thematik nicht verschont. Aber was tut man nun um die Schülerinnen und Schüler, welche unserer Sprache nicht mächtig sind zu integrieren?

Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort: man bringt ihnen deutsch bei. Auch Bundesminister Heinz Faßmann sieht das ebenso. Um Integration voranzutreiben muss eine gemeinsame Basis her und diese Basis wird durch die Sprache gebildet. Hierbei ist es erst einmal wichtig zu verstehen was Integration überhaupt ist. Eine passende Definition hierfür findet sich in einem Werk von Christine Fichtinger und Renate Rabl (2014):

„Integration bedeutet die Ausbildung einer Wertgemeinsamkeit mit einem Einbezug von Gruppierungen, die zunächst oder neuerdings andere Werthaltungen vertreten, oder einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit einem Einbezug von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen von dieser ausgeschlossen (exkludiert) und teilweise in Sondergemeinschaften zusammengefasst waren.“

Also geht es bei Integration um Zusammenführung. Allerdings scheint dies nicht jedem klar zu sein, da in unseren Schulen der Förderunterricht (sofern die betroffenen Kinder überhaupt in deutsch unterrichtet werden) getrennt von den anderen Schülerinnen und Schülern abgehalten wird und das 22 Stunden pro Woche. Dieses Modell scheint also auf Integration durch Separation zu setzen. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine Theorie in der Pädagogik, welche in Klassen mit starkem Leistungsgefälle durchaus sinnvoll ist, um differenzierter unterrichten zu können und um langfristig das Niveau anzugleichen, jedoch ist dies hier absolut nicht der Fall. In diesem Fall handelt es sich nämlich schlicht und einfach sowohl um soziale, als auch räumliche Trennung und das ist ganz und gar nicht zweckfördernd. Im Gegenteil, die Schülerinnen und Schüler, die eigentlich deutsch lernen sollten mühen sich mit deutscher Grammatik ab und haben dabei nicht einmal eine Handvoll Sprachmodelle. Die einzige halbwegs authentische Sprache wird im Unterricht vermittelt, aber die Möglichkeit zur Interaktion mit ihren deutschen Mitschülerinnen und Mitschülern wurde ihnen genommen. Irgendetwas stimmt hier also nicht.

Integration funktioniert nur durch ein soziales Miteinander. Das heißt, dass die Kinder Kontakte knüpfen und somit nach und nach Sprachbarrieren überwinden und schlussendlich hinter sich lassen können. Dies funktioniert allerdings nur, wenn ihnen durch den abgegrenzten Förderunterricht nicht die Möglichkeit dazu genommen wird. Selbstverständlich würde ein solcher Ansatz mehr Zeit, Personal und Geld beanspruchen, aber vielleicht sollte man sich einmal Gedanken machen, ob sich die Knauserigkeit lohnt, wenn man dadurch letztendlich keine Integration, sondern die Bildung einer immer weiter auseinander klaffenden Gesellschaft fördert.

Abschließend möchte ich noch folgendes festhalten: Wenn man von Integration im Umfeld der Schule spricht, dann geht es neben dem fachdidaktischen und pädagogischen Aspekt vor allem um den sozialen Aspekt. Damit ist vor allem das menschliche Miteinander gemeint. Beispielsweise könnten Förderprogramme durch „Buddysysteme“ oder „Schüler-helfen-Schülern“- Programme unterstützt werden. Auch das Zitat zu Beginn des Artikels stammt aus dem Umfeld der Krankenpflege. In diesem Bereich hat man offensichtlich schon verstanden, dass Menschlichkeit und sozialer Zusammenhalt die Grundlage zu Integration bilden. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass das Bildungssystem auch bald nachzieht.

 

Autor: Florian Altmann

 

Quellen:

Der große Graben (Deutschförderklassen-Evaluirung). Falter Artikel vom 13.05.2019. Abrufbar im blackboard, oder unter: https://epaper.falter.at/issue.act?issueMutation=falter&issueDate=20190612&token=4qCkd1w5lZjdo4WMb6TQcZITTdOQZ/6BKkwYYcJ1TNwvGOJ4ZG8jYH2LVpoQ1MV2mVO1UgfZLe44eHl9z0UY0fERWohlQ2HZ1LF8hdZg/F6s0qRlTlGyg7IGJ0qlI90J

Fichtinger, Christine, Rabl, Renate (2014). Arbeitsumfeld Hauskrankenpflege – Herausforderungen in der ambulanten Pflege erkennen und meistern. Springer Verlag. Wien. 2014. Print.

Heterogenität und Inklusion im Unterricht 

Jedes Kind steht im Mittelpunkt

  • Mehr Heterogenität, weniger Homogenität
  • Mehr Kooperation, weniger Selektion
  • Mehr innere Differenzierung, weniger Stofforientiertheit
  • Mehr Projektunterricht, weniger parzellierter Fächerunterricht

Diese schlagwortartigen Organisationsprinzipien in integrativen Klassen haben meine Aufmerksamkeit zu dem Thema erweckt.

Schüler/innen bringen unterschiedliche Lernvoraussetzungen in die Schule mit. Sie unterscheiden sich im Alter, im Geschlecht, in der Motivation und den Interessen und der Leistungsfähigkeit. Zusätzlich unterscheiden sich Schüler/innen auch hinsichtlich ihrer ethnischen, sozialen und kulturellen Herkunft.

Wir als zukünftige Lehrpersonen haben den pädagogischen Auftrag, alle Schüler/innen in ihrer Persönlichkeit- und Kompetenzentwicklung bestmöglich zu unterstützen und zu fördern. Für uns wird es sicherlich eine Herausforderung so unterschiedlichen Begabungen, Interessen und Potentialen in einem Klassenraum zusammenzufügen und dennoch jedes Individuum einzeln zu fördern. Trotz dieser Herausforderung kann Heterogenität auch eine Bereicherung für den Unterricht bedeuten. Schüler/innen können von und mit anderen gemeinsam lernen. 

Guter Unterricht für diverse Schüler/innen bedeutet, die Schüler/innen weder zu unter- noch zu überfordern. Die gestellten Anforderungen einer Lehrperson an die Schüler/innen sollten sich leicht über den aktuellen Wissensstandards befinden.

Je heterogener die Lernanforderungen, desto komplexer ist es jede/n Schüler/in zu fördern, unterstützen bzw. herauszufordern. Ein Unterricht der auf Geschwindigkeit, Niveau, notwendige Unterstützung und Hilfestellungen eingeht, nennt man adaptiv (LP passt stetig ihren Unterricht an die erbrachten Leistungen und den Hilfeanspruch an). Dabei können Schüler/innen notwendige Lernziele (Mindeststandards), höher gesteckte Lernziele (Regelstandards) oder deutlich darüber befindende Lernziele (Optimalstandards) erreichen.

Leider sieht die Realität momentan in vielen Schulen noch anders aus. Es benötigt eine neue Sichtweise bei einigen Lehrpersonen und ein hohes Maß an didaktischer und diagnostischer Expertise.

Schule ist ein elementarer und beeinflussender Sozialisations- und Entwicklungsort, es sind also nicht nur die Lernverbesserungen essenziell für guten Unterricht, sondern auch ein gutes Lernklima ist wichtig. Lehrpersonen sind ein wichtiges Rollenmodell und sollten selbstverständlich jede/n Schüler/in akzeptieren und wertschätzen. Eine elementare Verpflichtung der Lehrperson ist es, durch kohärentes Agieren, soziale Desintegration und Zurückweisung in Form von Mobbing und psychischer oder physischer Gewalt einzuschränken. 

Beeinträchtigte Kinder zusammen mit nicht beeinträchtigten Kindern zu unterstützen, beaufsichtigen und unterrichten, daraus ergibt sich eine integrative schulische Ausbildung. Am besten fängt eine integrative Edukation schon im Kindergarten an.

Warum brauchen wir eine Schule für alle?

Sonderschulen fördern lediglich einen lebenslangen Sonderweg am Rande der Gesellschaft, was die Menschenrechte verletzt. Beeinträchtigte Menschen haben, wie alle anderen, ein Recht auf Inklusion, ein Recht eine Schule für alle zu besuchen und dort zu lernen.

Modelle und Organisationsformen des inklusiven Unterrichts

Kooperative Klasse:

Gemeinsame Schule unter einem Dach. Dieses Modell bezieht sich auf die räumliche Integration. Da Kinder mit Behinderung, wie Kinder ohne Behinderung unter einem Dach, aber dennoch in getrennten Klassen lernen, sollen somit zumindest lockere Sozialkontakte entstehen können. Bei Schulveranstaltungen und bei weniger leistungsorientierten Unterrichtsfächern werden die Kinder gemeinsam unterrichtet. Wesentliche Merkmale sind:

  • Zwei eigenständige Klassen
  • Gemeinsames und getrenntes Lernen wird stundenplanmäßig festgelegt
  • Wenig Anreiz zu fächerübergreifendem, binnendifferenziertem Unterricht
  • Leistungsbeurteilung und Zeugnis entsprechend den herkömmlichen Regelungen der jeweiligen Schulart

Klein- oder Förderklassen:

Ziel ist es, für Kinder besondere Rahmenbedingungen zu schaffen, um Lern- Verhaltensschwierigkeiten zu bewältigen, um im besten Fall wieder in die Regelkasse rückgeführt werden zu können bzw. wenigstens in der Kleinklasse einen Hauptschulabschluss erlangen. Wesentliche Merkmale sind:

  • Ausschluss von schwerbehinderten Kindern
  • An Hauptschule angegliedert und gilt auch formal als Hauptschulklasse
  • Zwischen 6-11 Kinder
  • Sonderpädagog/in unterrichtet nach Hauptschullehrplan
  • Gemeinsamer Unterricht findet wie bei Kooperationsklassen in unterschiedlichem Ausmaß statt.

Stützlehrer:

Der Stützlehrer ist ein/e Sonderpädagog/in, die in unterschiedlichem Stundenausmaß für einzelne Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf zusätzlich eingesetzt wird. Damit eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht einer allgemeinen Schule ermöglicht wird, sollen Stützlehrer flexibel und bedarfsorientiert Kinder mit Beeinträchtigung unterstützen und mit dem Klassenlehrer/innen kooperieren.

Es kommen Methoden wie Kleingruppen-Arbeiten, Stationsbetrieb, Peer-Teaching, Multilevel-Teaching und individuelle Lehrpläne zum Einsatz.

Hier stellt sich allerding die Frage nach dem optimalen Modell.

Was sind die Vorteile einer inklusiven Schule?

Egal ob für Kinder mit Beeinträchtigung oder ohne eine inklusive Schule ist ein Gewinn für alle. Es fördert die intellektuelle, sowie die soziale Entwicklung jedes Individuums. In integrativen Unterricht, wo vor allem Begabungen und keine Schwächen zählen, spielt Ausgrenzung und Gewalt kaum eine Rolle. Optimal ist es, wenn inklusive Bildung den Unterricht für alle Schüler/innen verbessert und jeder davon profitieren kann.

Kann Inklusion in Österreich gelingen?

Das österreichische Schulsystem ist leider immer noch strukturell bestimmt von Selektion und Ausgrenzung (verschiedene Schulformen ab der ersten Schulstufe, Jahrgangsstufenlehrpläne, Sitzenbleiben, Rücküberweisungen, Ausschulungen). Die Antwort auf die Frage, ob unter solchen Bedingungen Inklusion in österreichischen Schulen gelingen kann, hängt davon ab, was man unter Inklusion versteht und an welchen Kriterien man den Erfolg misst.

Inklusion ist auch unter den segregativen Bedingungen des österreichischen Schulsystems möglich, wenn man darunter vor allem die gemeinsame Beschulung behinderter und nichtbehinderter Schüler/innen versteht. Im Schuljahr 2013/14 wurden in Österreich durchschnittlich nur mehr 1,6% aller Pflichtschüler/innen in Sonderschulen oder angeschlossenen Sonderschulklassen eingeschult. Im Vergleich zu Deutschland, wo durchschnittlich 4,3% (also fast dreimal so viele wie in Österreich) der Schüler/innen segregativ beschult wurden. Dabei ist auch zu beachten, dass kein Schulsystem es schaffen wird Sonderbeschulung ganz zu vermeiden.

Aber Inklusion ist mehr als nur De-Segregation und Integration. Für eine gelungene Inklusion reicht nicht nur der gemeinsame Schulort, es bedarf auch die soziale und unterrichtliche Integration das heißt, gemeinsamer Unterricht auf Basis der Individualisierung und Differenzierung. Also um Inklusion erfolgreich umzusetzen reicht es nicht einfach aus, den Anteil der Schüler/innen, die in Sonderschulen bzw. Sonderschulklassen beschult werden, auf z.B. 0,6 zu senken. Es müssen vor allem parallel dazu auch strukturelle Änderungen initiiert werden.

 

Autorin: Ines Berenz

Quellen:

  • Vock, M. Gronostaj, A. (2017). Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht. Bonn: Friedrich Ebert Stiftung.
  • https://www.oesterreich.gv.at/themen/bildung_und_neue_medien/schule/5/Seite.2410200.html
  • https://lebenshilfe.at/inklusion/themen/inklusive-bildung-schule-fuer-alle/
  • http://www.ph-ooe.at/iip/FeyererE/Auszug_Behindern_Behinderte.pdf
  • Donlic, J., Jaksche-Hoffman, E.; & Peterlini, H. K. (2019). Ist inklusive Schule möglich?: Nationale und internationale Perspektiven.

Autoritarismus. Die Kindheit als Wiege der politischen Einstellung?

Mit Autoritarismus meint man eine Neigung, sich Normen und Konventionen zu unterwerfen und dementsprechend jene abzuwerten, die nicht in das gewünschte Schema passen. Als politisches System ist der Autoritarismus antiliberal, antidemokratisch, antipluralistisch und auch antiindividualistisch. Eine grundlegende Einstellung ist dabei, auf Gehorsam gegenüber Autoritäten zu achten. 

In einem Interview mit Herbert Reinz-Polster, einem Kinderarzt und Wissenschaftler, meint dieser, dass politische Einstellungen stark von der Erziehung abhängen. Bei Rechtspopulisten stehen stets die Themen Sicherheit, Heimat und Anerkennung im Mittelpunkt. Sicherheit bedeutet dabei sich vor etwas Fremden und Unbekannten zu schützen, wie etwa vor Flüchtlingen. Bei Heimat geht es darum, wo man dazugehört und dementsprechend auch um Anerkennung und Akzeptanz. Diese Motive spielen auch in der Kindheit eine zentrale Rolle, nämlich Anerkennung, Sicherheit und Zugehörigkeit. Wenn diese in der Kindheit nicht vermittelt werden, werden sie später selbst durch äußere Angebote kompensiert. Dazu zählen beispielsweise Hautfarben, Nationalitäten oder Ethnien. Laut Herbert Reinz-Polster decken sich jene Regionen und Länder, in welchen ein autoritäres Regime herrscht mit jenen, wo ein ebenso autoritärer Erziehungsstil angewandt wird und Kinder gewaltvoll unterdrückt werden. Als Beispiel wird hier die USA genannt. Jene 22 Bundesstaaten, in denen sich eine Mehrheit für die Züchtigung von Kindern ausspricht sind auch jeweils Bundesstaaten, wo Donald Trump bei der letzten Wahl eine Mehrheit erhielt. Demzufolge sind Regionen mit harter Erziehungshaltung auch anfälliger für eher autoritäre politische Einstellungen und Entscheidungen.  

Es ist daher wichtig, dass Kinder in Bildungseinrichtungen neben der formalen Bildung auch auf einer Emotionalen- und Beziehungsebene gefördert werden und Grundlagen von Sicherheit, Anerkennung und Zugehörigkeit erfahren. Kinder sollen mit sich selbst und mit anderen klarkommen, kreativ sein können und schließlich so mündig sein, sich selbst eine Meinung bilden zu können. Durch eine solche Mündigkeit ist man besser vor autoritären Haltungen und Einflüssen geschützt. Als zukünftige Lehrperson sehe ich mich nicht nur als Vermittler von Inhalten, sondern eben auch als Pädagoge, um auch in diesen Bereichen für Schülerinnen und Schüler da zu sein. 

 

Autor: Mario Amstätter-Zöchbauer

 

 

Quelle: Harte Erziehung folgt härtere Politik. Falter Artikel vom 29.05.2019. Abrufbar im blackboard, oder unter: https://www.falter.at/zeitung/20190529/harter-erziehung-folgt-haertere-politik/725129e59d

Úsalas! Verwendet sie! Use them! Menschen in der ganzen Welt werden aufgefordert Masken zu benützen. Masken dominieren unser Leben, jeden Tag machen wir Gebrauch von ihnen. Sie sind ein unverzichtbarer Alltagsbegleiter für uns geworden. Masken erfüllen jeden Tag ihren Zweck; oder auch nicht.

Selbstschutz. Helfen Masken uns selbst zu schützen? Die Masken, die wir tagtäglich in den Supermärkten verwenden müssen, nicht. Sie dienen ausschließlich zum Schutz unserer Mitmenschen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verringern. Doch wozu dienen Masken dann?

1 Maske = 1 neues Leben. Es scheint viel einfacher als gedacht zu sein, in ein komplett neues Leben einzutauchen. Setzen Sie sich eine Maske auf und Sie werden sich selbst nicht mehr wiedererkennen. Es werden unzählige Fragen auftauchen, wie zum Beispiel: Wer bin ich denn wirklich? Trage ich mein ganzes Leben lang schon eine Maske, und habe es noch nicht bemerkt? Trage ich vielleicht eine ähnliche Maske, wie meine Mitmenschen? Welche Maske ist die Beste, um in der Gesellschaft erfolgreich zu sein und anerkannt zu werden?

Jeder Mensch möchte von seinen Mitmenschen verstanden und akzeptiert werden. Doch dies erweist sich oft schwieriger als gedacht. Teilt man nicht die gleiche Meinung wie Freunde oder Kolleg/innen wird man sehr schnell zur Zielscheibe. Um sich nun vor einem Pfeilschuss und somit vor einer möglichen Verletzung zu schützen, scheint es am einfachsten zu sein eine Maske aufzusetzen.

Masken verändern unsere Identität. Masken erweitern unsere Identität. Der wichtigste Punkt hierbei ist, dass sich etwaige Schwächen und negative Eigenschaften wunderbar verbergen lassen. Man wird plötzlich akzeptiert, man schließt neue Freundschaften, man glaubt den richtigen Weg gefunden zu haben, um endlich glücklich zu sein. Klar, dass jeder Mensch genau das anstrebt, denn schon Aristoteles hat gesagt: „Alle Menschen wollen glücklich sein“. Ob hier jedoch von richtigem Glück gesprochen werden kann, bleibt offen. 

Schlussendlich entscheidet jeder für sich selbst, wie er/sie sein Leben führen möchte. Doch sollte man sich zumindest folgende Fragen stellen:

Möchte ich für immer mit einer Maske herumlaufen? Wann ist der richtige Moment seine Masken fallen zu lassen?

 

Autorin: Sonja Harrer

 

 

In den sozialen Netzwerken und in den Medien ist immer mehr von Inklusion zu hören bzw. zu lesen, doch wie sieht Inklusion in den Schulen aus? Das österreichische Bundesministerium  für Bildung, Wissenschaft und Forschung schreibt, dass auf Wunsch der Eltern oder Erziehungsberechtigten die schulische Betreuung der Kinder mit sonderpaedagogischem Förderbedarf auch in Regelschulen stattfinden kann. Weiters ist im Rundschreiben Nr.7/2019 des Ministeriums zu finden, dass Schüler und Schülerinnen, welche einen sonderpaedagogischem Förderbedarf aufweise, individuelle Fördermaßnahmen erhalten sollen, beziehungsweise ein teilweise anderer Lehrplan Anwendung finden soll, sowie speziell auf die Behinderungsart abgestellte Fördermaßnahmen zu benutzen sind. Dies wirft nun die Frage auf, sind die Lehrer und Lehrerinnen dazu bereit dies auch umzusetzen?

Dyson (2010) führt an das es zwei Modelle gibt um Schulen inklusiv zu gestalten:

  1. Es benötigt außergewöhnliche Schulleiter/innen und Lehrer/innen, welche in der Lage sind die Schule ganz nach Inklusion auszurichten und dies auch zu erhalten.
  2. Das Umstellen auf Inklusion in den Schulen, da sich Schulen die inklusiv sind/ werden, nicht wirklich von anderen Schulen unterscheiden.

Klemm und Preuss-Lausitz (2011) führen an, dass es bei der Ausbildung der Lehrkräfte Nachholbedarf gibt: „Tatsächlich wird in der allgemeinen Lehrerbildung nur an wenigen Universitäten ein Grundlagen-Pflichtmodul „Heterogenität/Inklusion/ Teamarbeit“ angeboten.“

Wie wir Studenten und Studentinnen wissen ist das Problem, welches von Klemm und Preuss-Lausitz angegeben wird, nicht mehr existent und daher obsolet, was dazu führt, das von Seiten der Schulen der Inklusion nichts im Weg stehen sollte.

 

Literatur:

https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulsystem/sa/sp.html (Stand 26.04.2020)

Dyson, Alan (2010): Die Entwicklung inklusiver Schulen: drei Perspektiven aus England. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft Bildungspolitik und pädagogische Praxis. 2010, Heft Nr.2, 115-139.

Klemm, Klaus; Preuss-Lausitz, Ulf (2011): Auf dem Weg zur schulischen Inklusion in Nordrhein-Westfalen. Empfehlungen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bereich der allgemeinen Schulen. Essen/Berlin

Unterrichtsroutinen strukturieren und gliedern zum einen den Unterricht, zum anderen geben sie den Schülerinnen und Schüler Sicherheit, Orientierung und Halt.

Dennoch sollten diese „Rituale“ ab und zu hinterfragt und neue Möglichkeiten entdeckt und ausprobiert werden.

Dies bedarf einer kritischen Reflexion folgender Fragen:

  • Wie klar ist meinen Schülerinnen und Schülern, welche Ziele sie im Unterricht erreichen sollen?
  • Wie gut gelingt es mir als Lehrperson, einzelnen Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, dass sie bestimmte Lernziele erreichen können?
  • Welche Schülerinnen und Schüler fühlen sich durch meine Unterrichtsroutinen gut gefördert und bei welchen Lernenden wird eine zusätzliche Unterstützung benötigt?
  • Wie sensibel bin ich auf Fragen, Wünsche und Rückmeldungen der Lernenden eingegangen?
  • Welche Hinweise wurden mir dadurch geliefert und in welcher Art konnte ich damit die Lernenden in ihrem individuellen Fortschritt unterstützen?

Die Gemeinsamkeit dieser Fragen besteht darin, dass Unterrichtsroutinen – aus der Perspektive der Lernenden – dann als qualitativ hoch angesehen werden, wenn sie jeder Schülerin und jedem Schüler ein erfolgszuversichtliches Lernen in einer angenehmen Klassenatmosphäre ermöglichen.

Nun stellt sich folgende Frage: Wie kann ich als Lehrperson das für alle Kinder gleichermaßen bewerkstelligen?

Im Folgenden werden Vorschläge und Anregungen für einen individualisierten Unterricht erläutert – ohne dass sich die Lehrperson dazu „vierteilen“ muss.

Maßnahme 1: Vereinbarungen treffen anstatt für andere entscheiden

  • Gute Lernbedingungen für Schülerinnen und Schüler sollten schon zu Beginn des gemeinsamen Unterrichtsjahres festgelegt werden.
  • Themen und Ziele für einen bestimmten Zeitraum sollten gemeinsam vereinbart werden.
  • Vereinbarungen bezüglich Hausaufgaben sollten gemeinsam getroffen werden.
  • Folgende Fragen können in diesen Situationen Klarheit schaffen:
    • Wie können wir als Klasse die verschiedenen Interessen der Lernenden und Forderungen gemeinsam umsetzen?
    • Was erwarten die Lehrpersonen von den Lernenden im Unterricht und umgekehrt? Welche Erwartungen sind miteinander kombinierbar, welche müssen diskutiert werden?
    • Wie wird das Gelernte im Unterricht überprüft und sichergestellt? Gibt es neben herkömmlichen Prüfungsformaten auch andere Formen von Leistungsüberprüfungen?
  • In dieser Maßnahme werden also die Grundsteine für die Individualisierung gelegt, obwohl hier eher gemeinsame Vereinbarungen getroffen werden. Die Maßnahmen stärken das positive Miteinander und die Zuversicht der Lernenden, von Lehrpersonen individuell ernst genommen zu werden.

Maßnahme 2: kurze Inputs – lange Übungszeiten – Selbstkontrolle fördern

  • Die Input-Phase sollte möglichst kurzgehalten werden. Die Schülerinnen und Schüler werden seitens der Lehrperson informiert, welche Lernziele verfolgt werden und welches Wissen sie benötigen, um lernzielrelevante Aufgaben bearbeiten und meistern zu können.
  • Der Großteil der Unterrichtszeit wird für die Bearbeitung der Aufgaben eingeplant. Die Arbeitsmotivation der Schülerinnen und Schüler soll durch eigenes Auswählen aus einem Pool von Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad gestärkt werden. Weiters soll es möglichst keinen Zeitdruck geben und die Sozialform kann ebenfalls von den Lernenden selbst bestimmt werden. Feedback nach jedem Lernschritt ist hierbei von Bedeutung.
  • Lehrkräfte regen die Schülerinnen und Schüler an, ihre Aufgaben selbst zu kontrollieren. Hier muss erwähnt werden, dass die meisten Lernenden diese Form der Überprüfung noch nicht kennen und sich erst daran gewöhnen müssen.

Maßnahme 3: Vereinbarungen zur Lernkultur auf Schulebene

  • Die vorher genannten Maßnahmen können noch dadurch unterstützt werden, dass der gesamte Lehrkörper bzw. einige Lehrkräfte sich ein gemeinsames Vorgehen überlegen.
  • Schülerinnen und Schüler profitieren in dem Sinne, dass sie sich über mehrere Fächer an eine gemeinsame Lernkultur gewöhnen können.

Was heißt nun Individualisierung konkret für Lehrerinnen und Lehrer?

Man soll Schülerinnen und Schülern zutrauen, selbstgesteuert zu lernen. Dazu müssen passende Lerngelegenheiten mit qualitativen Aufgaben zu bestimmten Themen und Zielen geschaffen werden.

Individualisierung bietet die Möglichkeit, Lernende zu unterstützen, die Hilfe wünschen und so ihre Lernziele besser erreichen können. Dabei darf den Schülerinnen und Schülern aber nichts abgenommen werden, was sie eigenständig erledigen können.  

 

Für mich stellen diese Maßnahmen vernünftige praktische Tipps dar, wie Individualisierung gelingen kann. Individualisierung wird oft als didaktische Herausforderung angesehen, die für Lehrpersonen kaum oder nur schwer zu bewältigen ist. Als besonders schwierig gilt die individuelle Betreuung jedes einzelnen Lernenden. Ich sehe diese Schwierigkeit nur bedingt und stelle im Umkehrschluss die Frage: Ist es möglich, alle Kinder gleichzeitig zu betreuen? Definitiv nicht, deshalb kann der Weg nur in Richtung Individualisierung gehen!

 

Autorin: Sophie Ottino

Quelle:
Hofmann, F. (2008). „Ich kann mich als Lehrer/in nicht vierteilen“ – aber das ist auch nicht nötig. Maßnahmen zur Individualisierung im Unterricht. Erziehung & Unterricht.  österreichische pädagogische Zeitung, 158, 723-729.

„Der Unterricht in einer Klasse, in der alle Kinder – blinde, hochbegabte, hyperaktive, ängstliche, aggressive und behinderte – gemeinsam lernen sollen, muss so gestaltet sein, dass die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes berücksichtigt und gefördert werden!“

 

Das Konzept der Inklusion geht im Allgemeinen davon aus, dass alle Menschen unterschiedlich sind, ihnen aber die gleichen Möglichkeiten für Teilhabe und Mitbestimmung zustehen. Damit sollen Diskriminierungen von Menschen jeder Art und auf allen Ebenen abgebaut und eine chancengerechte Entwicklung aller Menschen erreicht werden.

Im Schulbereich wird Inklusion oft als Strategie zur Erreichung einer „Bildung für alle“ verstanden. Bildung wird als grundlegendes Menschenrecht angesehen – nicht nur der Zugang zu Bildung, sondern auch die aktive Teilnahme daran und das Erzielen von entsprechenden Lernerfolgen.

Inklusive Pädagogik verfolgt ein Prinzip der Wertschätzung von Diversität und Vielfalt in Bildung und Erziehung. Im Inklusionskonzept werden Schülerinnen und Schüler nicht in bestimmte Gruppen eingeteilt – und somit getrennt – nein, vielmehr geht es um die Gesamtheit der Schülerinnen und Schüler, die aus Mitgliedern mit unterschiedlichen bzw. individuellen Bedürfnissen besteht.

Das Konzept der inklusiven Bildung stellt einen großen Teil dessen in Frage, wie Unterricht heute traditionellerweise in Schulen organisiert und koordiniert ist. Es bedeutet und fordert Veränderung auf vielen Ebenen.

Im Folgenden gehe ich genauer auf die Ebene der Lehrpersonen ein:

  • Inklusion fordert einen handlungsorientierten, interaktiven und offenen Unterricht.
  • Lehrpersonen müssen in ihrer Arbeit eine inklusive Haltung einnehmen und vertreten.
  • Sie müssen Ressourcen bieten, Beteiligung der Lernenden ermöglichen und Förderungen anbieten.
  • Sie leisten Schülerinnen und Schüler Hilfestellung, welche an deren individuelle Bedürfnisse angepasst ist.
  • Lehrkräfte müssen Diskriminierung erkennen und vermeiden und dafür Regeln erstellen und vereinbaren.
  • Sie sichern Heterogenität und reflektieren die eigenen Werte und Haltungen.
  • Sie sorgen für eine Unterrichtsgestaltung, welche eine aktive Teilnahme der Lernenden anregt.
  • Die Leistungsbeurteilung erfolgt als kompetenzorientierte Bewertung in Verbindung mit Aussagen zur individuellen Lernentwicklung.
  • Lehrpersonen suchen und fördern Kooperation mit Eltern, Öffentlichkeit, Expertinnen/Experten und Institutionen.

Nachfolgend nun weitere wichtige Kriterien für eine erfolgreiche Umsetzung inklusiver Pädagogik:

  • Im Lehrerkollegium werden gemeinsame Ziele formuliert.
  • Die Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses von Inklusion wird umgesetzt.
  • In der Lehrerschaft ist das Bewusstsein einer gemeinsamen Aufgabe vorhanden.
  • Die Schaffung von sich gegenseitig unterstützenden Strukturen wird umgesetzt.
  • Lehrkräfte stellen sich der Reflexion über ihre eigenen Haltungen, Lebenszusammenhänge und Vorurteile.
  • Die Schulverantwortlichen schaffen eine Atmosphäre, in der sich alle Schülerinnen und Schüler wohl und willkommen fühlen.
  • Eine besondere und individuelle Förderung wird als etwas grundsätzlich „Normales“ im Unterricht gesehen.
  • Ein besonderes Augenmerk wird auf das soziale Miteinander in- und außerhalb der Unterrichtsgruppen gelegt.

 

Meiner Meinung nach muss sich „Schule“ genau in diese Richtung bewegen – Inklusion muss gelebt und umgesetzt werden. Aber genau diese Umsetzung fordert Veränderung und ein Verlassen so mancher „Komfortzone“. Daher kann eine inklusive Pädagogik nur im Zusammenwirken aller Lehrpersonen verwirklicht und umgesetzt werden. Wesentlich dabei ist, nicht nach Gründen zu suchen, warum etwas nicht möglich ist, sondern realistische Veränderungen umzusetzen und voranzutreiben. Mit der Umsetzung des Konzepts der Inklusion erfahren Lernende und Lehrpersonen neue soziale Erfahrungen in einem lebendigen und vielfältigen Unterricht. Der Horizont des Einzelnen wird erweitert und Empathiefähigkeit entwickelt. Im Lernen durch Handeln wird zum einen Teamarbeit und zum anderen aber die eigene Individualität gefördert.

 

Autorin: Sophie Ottino

Quelle:
IMST – Gender Netzwerk (2012.) Inklusion. Eine gemeinsame Schule. Verfügbar unter https://www.imst.ac.at/app/webroot/files/GD-Handreichungen/handreichung_inklusion_11-2012.pdf.

 

Hello, Buongiorno oder Zdravo?

Mama kommt aus Italien, Papa stammt aus Moskau. Wir wohnen in Österreich. Welche Sprache spreche ich nun?

Als wir uns in unserer letzten Plenumsdiskussion über das Thema Mehrsprachigkeit unterhalten haben und ich im Artikel gelesen habe, dass Mehrsprachigkeit nicht sehr fördernd für Kinder sei, habe ich mir einige Gedanken gemacht und auch einige interessante Anmerkungen gefunden:
Unser Gehirn ist für Mehrsprachigkeit ausgelegt. Zwei- und Dreisprachigkeit von Geburt an ist gut erforscht und kann gut funktionieren. Wissenschaftler gehen davon aus, dass alle Sprachen, die ein Mensch beherrscht, in einem gemeinsamen Speicher hinterlegt und alle miteinander verknüpft sind. Das menschliche Gehirn ist dafür ausgerichtet, dass man ein Sprachvermögen anlegt, aber nicht, dass man nur eine bestimmte Sprache lernt. Wer zweisprachig aufwächst, trainiert ständig seine kognitiven Fähigkeiten und profitiert davon sein Leben lang. Im Gehirn einer mehrsprachigen Person stehen die Sprachen miteinander im Verbindung: Wenn es zu einem Sprachimpuls kommt, werden die neuronalen Netze aktiviert – von allen hinterlegten Sprachen.

Hier ein Beispiel: Wenn eine Person gerade ein Gespräch auf Deutsch führt, werden die Sätze trotzdem auf allen anderen gespeicherten Sprachen im Hintergrund abgerufen. Diese werden allerdings unbewusst wieder unterdrückt und die Person spricht nur die deutsche Variante aus. Schon im Alter von drei Jahren entwickeln mehrsprachige Kinder das metasprachliche Bewusstsein und wissen genau, wann sie es mit welcher Sprache zu tun haben. Der Vorwurf, dass bilinguale Kinder also Sprachen mischen und keine Sprache richtig lernen, ist falsch.

Autor M. Siebenhofer

Familie als wichtigster Faktor?

Familie: natürlich, selbstverständlich, vertraut und unentrinnbar. Kinder werden in die Abhängigkeit von ihren Eltern hineingeboren. Sie können zu Beginn ihres Lebens nicht ohne die intensive Pflege und Erziehung leben. Sie erlernen in der Familie Sprache, grundlegende Fertigkeiten, gesellschaftliche Normen und soziale Kompetenzen, entwickeln in ihr Persönlichkeitsstrukturen, Charaktereigenschaften, Denkstile, Erlebensweisen, Rollenerwartungen und Einstellungen. Und genau um diese Einstellungen und Denkweisen geht es. Jedes Kleinkind erlebt seine Familie anders, interpretiert das Verhalten seiner Eltern, Geschwister und Verwandten unterschiedlich. Es wächst in einem sozialen Milieu auf, in dem seine Bezugspersonen ganz individuell auf seine eigenen Eigenschaften, Bedürfnisse, Emotionen, Aktivitäten sowie verbalen und nonverbalen Botschaften eingehen. Einerseits wird es durch die Familie in seinem Verhalten und Erleben geprägt, andererseits gestaltet es sein soziales Umfeld durch seine Reaktionen mit. Vor allem in den ersten drei Lebensjahren verankert das Kind viele Verhaltensweisen und Erfahrungen, die es erlebt.

Eltern haben für ihre Kinder eine gewisse Vorbildfunktion. Man hält das richtig, was auch Mama und Papa für richtig halten. Zumindest bis man sich selber mit einigen Themen auseinandersetzt. Früher wurde den Kindern z.B. gesagt, welche Partei man zu wählen hat. Heute sieht das natürlich ganz anders aus. Auch eigene Denkweisen von den Eltern färben auf ihre Sprösslinge ab. Geht man mit dem Kind z.B. auf einen Spielplatz, werden dort viele andere Kinder auch sein – und hier beginnt meistens das große Differenzieren: sieht man das eigene Kind z.B. mit einem anderen Kind – mit anderer Hautfarbe – spielen, beginnt die Mutter schon skeptisch zu schauen, ob vielleicht nicht ein anderes Plätzchen frei ist, um diesen einem – trotzdem gleichen – Kind aus dem Weg zu gehen. Die Mutter geht weiter und findet einen neuen Ort. Hier spielt z.B. ein Kind mit Autismus. Natürlich ist das der Mutter auch nicht geheuer und sie packt ihre Sachen und geht mit ihrem Kind nach Hause. Doch was sagt die Mutter dann, wenn das Kind sie fragt, warum es nicht mit den anderen Kindern weiterspielen durfte? Etwa: „Nein, das Kind hatte eine andere Hautfarbe als du?“ Natürlich merkt sich das Kind dieses Verhalten und wird beim nächsten Mal vielleicht gar nicht mehr in die Nähe eines „anderen“ Kindes gehen. Doch woher will die Mutter wissen, dass dieses eine Kind so anders war als ihres, dass sie nicht mal miteinander spielen durften?

Autor: M. Siebenhofer