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Get Up Stand Up

Frauenpower

Verfasserin: Laura Gerzer

Die Frau, das erotische und sexuelle Wesen.

Kennt Ihr den Begriff der Misogynie? Nein? Der altgriechische Begriff aus dem 70 Jahrhundert meint die Geringschätzung der Frau.

Bereits in der Schöpfungsgeschichte kam es zu Misogyne, als Gott Eva erschuf. Gott nahm eine Rippe des Mannes, füllte diese mit Fleisch und erschuf „die Männin“, da Eva aus einem Manne genommen war. Aristoteles bezeichnete das weibliche Wesen als „Krüppel“, da bei seinen Forschungen die männlichen Charaktere bei der Fortpflanzung träger gewesen waren.

Misogynie passiert oftmals auf pathologische Hintergründe, ist aber nicht zwingend erforderlich. Die Begrifflichkeit hat eine wesentliche politische Bedeutung sowie gesellschaftliche Funktion.

Das Reich der Frau ist das Haus und den Männern werden Politik, Beruf anvertraut.

Immer wiederkehrende Mythen, die heute noch unser Weltbild prägen. Die Diskriminierung der Frau widerspiegelt sich in den verschiedensten Lebensbereichen, sei es in der Arbeitswelt, in der Bildung, usw.

Im Berufsleben erleben Frauen immer wieder Abweichungen im Gehalt, im Gegensatz zu ihren männlichen Arbeitskollegen. In unserer patriarchalen Kultur zählen die Tätigkeiten unter gleichen Bedingungen der Frau weniger als die der Männer. Hierbei spricht man von einer Erniedrigung des Frauenbildes. Stehen wir auf und kämpfen wir gemeinsam für eine faire Entlohnung für Frauen.

Im Laufe meiner Schulkarriere fand jährlich ein Vernetzungstreffen der Erstklässlerinnen statt. Die Mädchen hatten so die Möglichkeiten sich untereinander besser kennen zu lernen und rascher klassenübergreifende Freundschaften zu schließen. Es gab eine eigne Lehrperson als Mädchenbeauftragte, die als wichtiger Ansprechpartnerinnen für Mädchen ist. Ein extra Mentoring-Projekt nur für Schülerinnen der Schule.  Die Schülerinnen erhalten Mentorinnen und Mentoren zur Seite gestellt, manchen Schulungen und lernen die Rolle der Frau in technischen Berufen ganz neu kennen. Ist dies eine indirekte Form der Abwertung der Frau?

Gleichberechtigung ist, dass um und auf für eine glückliche Welt. Um dies zu erreichen, müssen die „alteingesessenen“ Einstellungen beiseitegeschafft werden und eine neue, offene Anschauung zugelassen werden. Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter, wo die Frauen zuhause für das alleinige Wohl der Kinder zuständig sind und der Mann für das Einkommen. Emanzipation! Nicht nur jeder einzelne Bürger dieser Welt kann hierzu etwas beitragen, auch der Staat ist gefordert mitzuwirken. 

„Es ist ein Geben und ein Nehmen“, diese Weisheit kennt jeder, jedoch lässt sich dies nicht auf die Geschlechterrolle übertragen.

Die Furch vor dem Verlust von Privilegien bestimmter Gruppen, die durch die Emanzipation auftreten können, sind für die Gegner der Bewegung ein Dorn im Auge. „Antifeminismus“ und „Frauenfeindlichkeit“ Begriffe die aus Angst entstanden sind. Frauenfeindlichkeit existierte bereits vor der Frauenbewegung.

Misogynie kann zu Gewalt gegen Frauen führen.

Gräueltaten unter dem eigenen Dach, erfahren immer mehr Frauen. Oft werden Frauen von ihren Ehemännern oder Freunden misshandelt und unterdrückt. Diese Männer schlagen und quälen ihre Partnerinnen unter anderem, um sich selbst stärker zu fühlen. Die Kinder der betroffenen Frauen leiden auch sehr stark unter der Situation. Sie können davon für das spätere Leben traumatische Störungen davontragen. Zum Schutz von Opfern vor Gewalt gibt es Frauenhäuser, die die betroffenen Frauen und Kinder beherbergen und ein sicheres Zuhause bieten. Zudem unterstützt das Haus die Betroffenen bei Scheidungsverfahren, psychologischen Problemen und bei gerichtlichen Verfahren.

Die Einführung des Wahlrechts für Frauen, die Möglichkeit rechtliche Schritte bei sexuellen Belästigungen mit körperlichen Berührungen einzuleiten ist schon der richtige Schritt in die richtige Richtung und dieser Kampf für Gleichberechtigung ist noch lange nicht vollendet.

An alle Frauen: “Habt den Mut euch zu wehren und euch Hilfe zu suchen!“

Wir Frauen müssen zusammenhalten und uns stark machen!

 

Broadcast zum Thema: Die Abwertung des Weiblichen

https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/misogynie-die-abwertung-des-weiblichen/1801285

 

Soziale Konflikte entstehen durch eine Unwissenheit über die Absichten des Gegenübers in Konfliktsituationen. Es kann sogar eine überdauernde Perspektivendivergenz geben. Es gibt weiteres unterschiedliche Faktoren die Konflikte begünstigen können, vor allem in der Schule könnte der Vergleich mit anderen bezüglich des Status und der Privilegien eine Rolle spielen. Der Leistungsdruck ist in vergangen Jahren definitiv stark angestiegen und auch haben Statussymbole wie Markenkleidung bei Jugendlichen eine zentralere Rolle beim sich miteinander vergleichen eingenommen und dies könnte der Grund für das Aufkommen eines Ungerechtigkeitsgefühls sein, welches die Entstehung von Konflikten begünstigt. Heute kommen auch noch die sozialen Medien ins Spiel die dazu beitragen können, dass sich Gewalt nicht nur in der Schule, sondern auch außerhalb der Schule ereignen kann, was zu einer größeren Belastung für die Opfer von Gewalt führt.

Konflikte haben meist einen destruktiven Charakter und werden deshalb oft vermieden. Jedoch stellt dieses Ignorieren von Konflikten ein Problem dar, denn so kann die konstruktive Seite von Konflikten nicht positiv genutzt werden. Im Falle des Impulstextes kommt aber nur der destruktive Charakter von Konflikten vor, und zwar handelt es sich hierbei schon um gewaltvolle Konflikte.

Bei der Bearbeitung von Konflikten sind Patentlösungen nicht angemessen. Welche Intervention sinnvoll ist sollte aufgrund der Phase entschieden werden, in welcher sich der Konflikt befindet, dies lässt einen breiteren Handlungsspielraum für die Person, die die Intervention durchführt.

Ein zentrales Ziel ist es außerdem, die Aggression, welche beide Parteien immer weiter steigern, zu stoppen, um die Möglichkeit für eine konstruktive Bearbeitung des Konflikts herzustellen. Dies kann durch eine positive Veränderung von Wahrnehmung, Einstellungen und Verhalten der Personen, die sich in einem Konflikt befinden, versucht zu erreicht werden.

Man kann davon ausgehen, dass der Schule und damit dem/der Lehrer/in ein bedeutender, wenn ihm/ihr auch oft unbewusster Anteil am Sozialisationsprozess des Jugendlichen zukommt. Wie eine Lehrperson einen Konflikt löst oder auf eine Konfrontation reagiert, kann zum Vorbild für den/die Schüler/in werden. Eine Möglichkeit die Gewalt und Konflikte in Schulen einzudämmen wären Gewaltpräventionskurse. Hier sollten die Schüler/Schülerinnen Informationen darüber bekommen, wie Gewalt entsteht und welche Folgen Gewalt haben kann. Es sollte sich aber nicht nur auf die rein kognitive Wissensvermittlung konzentriert werden, sondern auch affektive Aspekte von Konflikten und Gewalt sollten aufgezeigt werden. Um Konflikte und vor allem die Eskalation in Konflikten vorzubeugen sollte man durch Rollenspiele, im Praxisteil des Kurses, die Kommunikation trainieren und den Schülern/Schülerinnen auch Möglichkeiten aufzeigen, wie sie Konflikte deeskalieren können.

Literatur:

Baros, W.  Konfliktbegriff, Konfliktkomponenten und Konfliktstrategien. & Baros, W. & Jäger, S. (2004). Eskalationsdynamik und Konfliktbearbeitung.

Unter abweichendem Verhalten, auch Devianz genannt, versteht man das Verstoßen gegen soziale Normen. Dabei müssen diese Normen konsistent sein und darüber hinaus muss ein gewisser Konsens über die tatsächlichen Erwartungen in einem sozialen Bezugssystem vorhanden sein. Howard Becker beschreibt abweichendes Verhalten, als jenes Verhalten, welches gesellschaftlich als solches definiert wird. Besonders Werte sowie Normen von Jugendlichen werden manchmal als abweichend angesehen. Es gibt auch positives abweichendes Verhalten, zum Beispiel wenn sich eine Person überkonform verhält und das Verhalten bezüglich der erwarteten Normen nicht gefordert ist.

Abweichendes Verhalten entsteht dann, wenn die zwei Ebenen der sozialen Kontrolle nur mehr beschränkt funktionieren. Die erste Ebene stellt die interne Kontrolle dar, hier ist eine gewisse Selbstkontrolle einer Person möglich mithilfe von internalisierten Wertvorstellungen. Die zweite Ebene bezeichnet man als externe Kontrolle und darunter versteht man Reaktionen von anderen Menschen oder auch Gesetze.

Was negativ am abweichenden Verhalten ist, ist das ein soziales Handlungssystem nur dann unbeeinträchtigt funktionieren kann, wenn die Normen beachtet werden. Positive Aspekte sind, dass dadurch die Sichtbarkeit von Verhalten was sich stark an den Normen orientiert erhöht und dadurch auch erstrebenswerter wird, dies bezeichnet man dann als Kontrasteffekt. Des Weiteren können Mitglieder eines Systems, welche normenkonform sind Verstöße dieser Normen besser eindämmen, hierbei spricht man vom Solidaritätseffekt. Folglich kann eine Festigung der Norm stattfinden. Ein weiterer positiver Effekt ist der Ventileffekt, von welchem man spricht, wenn das abweichende Verhalten Ventil für angesammelte Frustration fungiert. Zuletzt kann abweichendes Verhalten präventiv auf ein starres System von Normen wirken.

Bezüglich abweichendem Verhalten in der Schule kann man sagen, dass hier ein gewisses Maß an Abweichung als normal gilt. Verhalten wird im schulischen Kontext dann als abweichend angesehen, wenn ein Schüler gegen die Regeln verstößt.

Man kann es bei der persönlichen Auseinandersetzung mit abweichendem Verhalten im Unterricht versuchen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie eine Lehrperson in bestimmten Lagen individueller Konfrontation mit dem Fehlverhalten eines Jugendlichen sich zu verhalten hat, um eine Verschlimmerung der Situation und der Lage des Betroffenen zu vermeiden. Darüber hinaus sollen vorbeugend weitere Konfrontationen mit Normen, vor allem Rechtsnormen, vermieden werden. Die Lehrperson sollte diese Probleme aufgreifen und nicht auf die familiäre Situation abschieben, sondern selber darauf reagieren. Abweichendes Verhalten im Unterricht beinhaltet verbale/nonverbale Störungen, Verweigerung der Erledigung von Aufgaben, das nicht- erscheinen im Unterricht etc. Was den Unterricht schlussendlich stört und somit als abweichendes Verhalten gilt wird natürlich von den Lehrpersonen definiert. Besonders bei SchülerInnen, die weniger gute Leistungen zeigen, wird dies durch deviantes Verhalten verstärkt und kann in weiterer Folge zu einer Aussonderung führen.

Egalitäre Differenzen in der Bildung?

Eine egalitäre Differenz. Was würden Sie mit diesem Begriff assoziieren? Handelt es sich hier nicht eigentlich um eine Antithese in einem Satzgefüge?

Zur Erklärung, der Begriff Egalität wird gemäß dem Duden determiniert als „politische oder soziale Gleichheit, Gleichberechtigung“ (Dudenredaktion, o.D.). Und die Differenz trägt im Wörterbuch die Definition „Verschiedenheit“ (Dudenredaktion, o.D.). Verschiedenheit und Gleichheit gelten somit als gegensätzliche Termini. Das Prinzip der egalitären Differenz besteht allerdings nicht darin diese gegenüber voneinander existieren zu lassen sondern nebeneinander zu stellen und in der Kombination anzuwenden, vor allem im Bildungskontext im Sinne einer „Pädagogik der Vielfalt“ (Prengel, 2001, S.96). Wie genau diese Form der Erziehungslehre aussehen soll, dazu später mehr.

Nun soll nämlich darauf eingegangen werden, dass unser derzeitiges Bildungssystem offensichtlich noch nichts von dieser Initiative oder Idee gehört zu haben scheint, beziehungsweise dürfte man in der Umsetzung größtenteils gescheitert sein. Diese Chancengleichheit beziehungsweise Gleichberechtigung bei Toleranz und Wertschätzung von allen „askriptiven Faktoren“ (Schneickert, 2013, S.1) wie die Herkunft, das Geschlecht, die individuellen Orientierungen, etc., wäre optimal für ein gerechtes, effektives Bildungssystem fern von Exklusion, Diskriminierung, Wertehierarchien. Allerdings, traurig aber wahr, bestehen diese Prinzipien fern von unseren Bildungsinstituten.

Christian Schneickert beschäftigt sich in seinem Werk „Illusion der Chancengleichheit“ (2013, S.1-5) mit der Positionierung und Funktion von Universitäten und vor allem von Schulen in unserer Gesellschaft. Er verweist auf die Soziologen Pierre Bourdieu und Jean-Claude Passeron, die in diesem Sinne um 1960 bereits auf wertvolle aber erschreckende Erkenntnisse bezüglich vieler Bildungsinstitute in Europa (natürlich gibt es immer Ausnahmen!) gestoßen sind.

Diese Erkenntnisse sollen nun kurz skizziert werden. Indem die SchülerInnen nach ihren Leistungen bewertet werden, würde man davon ausgehen, dass sogenannte „Bildungs- und Leistungshierarchien“ (Schneickert, 2013, S.1) gebildet werden, allerdings werden dadurch Wertehierarchien in einem sozialen Gesellschaftssystem rekonstruiert sowie produziert. Vor allem die Abschlüsse an unterschiedlichen Schulen, die wiederum über einen gewerteten Status verfügen, ordnen denjenigen Absolventen oder diejenige Absolventin in eine bestimmte Klasse ein, wodurch je nach den dadurch erworbenen Privilegien verschiedene Berufs- und Ausbildungswege angestrebt werden können, beziehungsweise „müssen“, vorgegeben in einer gesellschaftlichen Wertehierarchie (auch hier gibt es natürlicherweise und glücklicherweise Ausnahmen!). Die Bildungsinstitutionen haben somit den Auftrag der „Legitimierung sozialer Ordnung“ (Schneickert, 2013, S.1).

Und nun fragt man sich, weswegen das Bildungssystem eigentlich so stabil in einer Gesellschaft steht und nie hinterfragt wird. Laut Schneickert (2013), beziehungsweise nach Bourdieu und Passeron, gilt in einer Gesellschaft die Grundannahme sowie Überzeugung, das Bildungswesen besteht vorzüglich aus einer Bildung und Ausbildung, nichts weiter. Diese angeführten Erkenntnisse erklären, weswegen diese „Chancengleichheit“ eine reine Annahme in der Theorie ist, jedoch in der Praxis keineswegs umgesetzt wird. (vgl. Schneickert, 2013, S.1)

Genau dies Chancengleichheit würde nun aber in einem von egalitären Differenzen geprägten Bildungssystem umgesetzt werden. Gleichberechtigung bei Wertschätzung von Vielfalt und Andersartigkeit. Die Konstruktion und Produktion einer sozial strukturierten hierarchisierten Gesellschaft hätte hier keinen Platz. Es wird hier gemäß Prengel (2001) versucht, sich der „Heterogenität“ (Prengel, 2001, S.99) anzupassen und diese zu fördern, „die sich nicht in Hierarchie-, Komparativ-, Symmetrie- oder Analogiebildungen überführen lassen“ (Prengel, 2001, S.99).

Nun stellt sich noch die Frage, wie genau dies in einer pädagogischen Situation umgesetzt werden soll. Zunächst sollte und muss eine Lehrperson im Sinne einer egalitär-differenzierten Bildung eine bestimmte Geisteshaltung einnehmen, in der sie offen für eine Andersartigkeit und die diversen „Lebens- und Lernweisen“ (Prengel, 2011, S.102) aller Individuen einer Gesellschaft ist. Auch sollte diese bestrebt sein, allen Lernenden idente Chancen beim „Zugang zu Bildungseinrichtungen“ zu verschaffen und sich ebenfalls für ihre Befähigung an gesellschaftlicher Partizipation einsetzen. Ein weiterer wichtiger Punkt wäre das Aufbringen einer Klarheit bezüglich dem „Beziehungsangebot der Pädagoginnen und Pädagogen“ (Prengel, 2001, S. 102).

All diese Grundsätze und noch viele weitere Punkte wären essentiell, um eine egalitäre Differenz in der Bildung zu erschaffen. Leider sind wir vor allem in unseren Bildungsschichten noch größtenteils weit davon entfernt, wie es uns diverse Artikel und Forschungsergebnisse beweisen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Literatur:

Dudenredaktion (Hrsg.). (o.D.) Egalität. Differenz. Zugriff unter: https://www.duden.de/rechtschreibung/Egalitaet. https://www.duden.de/rechtschreibung/Differenz.

Prengel, Annedore (1993): Pädagogik der Vielfalt. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik. Opladen: Leske + Budrich (2. Auflage 1995 )

Schneickert, Christian (2013): Illusion der Chancengleichheit. Zugriff unter: http://www.gloeb.de/index.php?title=Illusion_der_Chancengleichheit/.

 

 

Homosexualität, Transgender – was ist das?

Verfasserin: Hannah Staudinger

Wissen wir nicht alle, dass es Menschen gibt, die auf das gleiche Geschlecht stehen, solche die jedes Geschlecht anziehend finden, diejenigen, die mit der Sexualität so gar nichts am Hut haben, oder diejenigen, die im falschen Körper geboren wurden?

In der Theorie ja. Doch wie viele von uns wurden tatsächlich schon mit solchen Situationen konfrontiert? Ich würde sagen, nicht unbedingt ganz so viele.

Mittlerweile sollte es  selbstverständlich sein z.B. das gleiche Geschlecht zu lieben oder beschließen zu können, das Geschlecht wechseln zu wollen, da man sich im falschen Körper geboren fühlt. Doch wie viele Eltern haben immer noch Angst, dass sich ihr Kind als schwul oder lesbisch outet und dann jemanden vom gleichen Geschlecht mit nach Hause bringt? Nur woran liegt das? Wieder mal an den klischeehaften Rollenbildern unserer Gesellschaft. Familie = Mutter, Vater und am besten noch zwei Kinder. Im Grunde haben die meisten wohl nur Angst, da sie nicht wissen, wie sie reagieren sollen bzw. sich verhalten sollen, da es, wenn man sich nicht eingehend damit beschäftigt, wohl wirklich komisch sein kann, seinen Sohn/ seine Tochter mit seinem Freund/ ihrer Freundin am Tisch sitzen zu sehen. Doch Gott sei Dank wird unsere Gesellschaft mit jeder Generation ein wenig offener bzw. sollte es werden und man muss nicht mehr Angst haben, ins Irrenhaus abgeschoben oder gleich erschossen zu werden. So hart es klingt, aber es gibt immer noch Länder, in denen Homosexualität ein Verbrechen und somit strafbar ist. Und ich möchte mir gar nicht ausmalen, was mit den Leuten geschieht, die sich im falschen Körper geboren fühlen und gerne das Geschlecht wechseln möchten.

Dies ist ja bei uns mittlerweile mehr oder minder problemlos möglich. Doch auch hier stellt sich die Frage, wie reagiere ich, wenn mein Kind mir mitteilt, dass es im falschen Körper geboren wurde, das Geschlecht wechseln möchte und wie werden alle anderen damit umgehen? Meine Mutter z.B. ist Logopädin und hatte eine Patientin, die gerne ein Junge werden wollte. Sie wollte dann als Junge angesprochen werden und obwohl meine Mutter eine sehr offene und tolerante Person ist, meinte sie, dass sich das komisch angefühlt hat. Warum? Weil sie das Kind davor schon kannte. Und zwar als Mädchen. Ich selbst kenne auch jemanden, der als Mädchen geboren wurde und mittlerweile als Junge lebt. Fand ich zu Beginn auch etwas komisch, einfach weil ich die Person zuvor schon kannte.

Doch was tut man, wenn einem das als Lehrperson in einer Klasse unterkommt? Dass ein Schüler/ eine Schülerin sein/ihr Geschlecht gewechselt hat oder gerade am Wechseln ist?

Sollte man darauf intensiv eingehen, es am Rande streifen oder gar nicht anmerken und es dem Schüler/ der Schülerin überlassen seine/ ihre Geschichte selbst zu erzählen?

Ich würde sagen, eine gesunde Mischung zwischen Erst- und Letztgenanntem. Man sollte dieses Thema, gerade wenn man Klassenlehrperson ist, definitiv ansprechen, aber auch den betroffenen Schüler/ die betroffene Schülerin seinen/ ihren Teil zu diesem Thema beitragen lassen. Man sollte auf jeden Fall auch versuchen, der Situation gegenüber offen zu sein und sich kein Unwohlsein anmerken zu lassen, da dies ohne Zweifel auf die Schüler und Schülerinnen der Klasse übergeht. Menschen, die ihr Geschlecht wechseln, haben auch ohne Mobbing schon eine schwere Zeit. Man sollte sie ihnen nicht schwerer machen als sie ist.

Klärt man die Schüler und Schülerinnen früh genug auf, kann sich unsere Gesellschaft in eine freiere, ungezwungenere Richtung entwickeln, wo man sich nicht für seine sexuelle Orientierung oder sein Geschlecht rechtfertigen oder erklären muss.    

Jeder soll leben, wie er oder sie dies möchte. Geben wir ihnen doch die Chance dazu.  

 

 

 

 

Einführung in die Wertevermittlung im Unterricht

Verfasst von Lena Lesslhumer & Sarah Hammelmüller

In unserem letzten Artikel ging es um die Probleme die Stereotypen und subjektive Vorurteile mit sich bringen. Gerade deshalb muss diese hohe zwischenmenschliche Mauer bestmöglich überwunden werden. Aber wo fängt man an? Welche Maßnahmen können gesetzt werden und ist es überhaupt möglich einen menschlichen Grundwert zu erlernen?

Zu Beginn muss erwähnt werden, dass es in diesem Artikel um Werte geht, die eine allgemeingültige, also kulturunabhängige und oftmals zeitlose Beständigkeit aufweisen. So beschäftigen wir uns in diesem Artikel als Erstes näher mit dem Begriff der Toleranz (vgl. Steinherr 2017:56).

Toleranz bedeutet, „aus Menschenliebe bewusst ein Fehlverhalten, das einem selbst nachteilig werden kann, [zu dulden]“. Es bedeutet aber auch, Merkmale der Mitmenschen, die man selbst als negativ betrachtet, zu akzeptieren. Denn nur weil diese nicht dem eigenen Ideal entsprechen, gelten sie nicht als allgemein schlecht oder falsch.

Dennoch verurteilen gerade jüngere Personen andere vorschnell, da sie selbst noch auf der Suche nach ihrer eigenen Identität sind und dazu neigen, das von der Norm abweichende abzustempeln, da sie die Vorgänge innerhalb der Gesellschaft noch nicht hinterfragt haben. (vgl. Steinherr 2017:184f)

Die Ursache dafür, dass Menschen eine geringe Toleranz anderen gegenüber aufweisen kann also zu einem großen Teil darin gesehen werden, dass sie quasi zu beschäftigt mit sich selbst sind und so die Andersartigkeit an Plausibilität verliert.

Wird also im Unterricht konkret gefordert, sich mit den Ansichten der anderen auseinanderzusetzen, können die Gründe, warum sich beispielsweise jemand in dieser Art und Weise verhält, sichtbar gemacht werden.

Sobald man versucht, diese vorher unerklärlichen Dinge nachzuvollziehen, entsteht Toleranz und aus ihr kann Akzeptanz entstehen. Egal ob man das Verhalten des anderen für gutheißt oder nicht, toleriert man es, schützt man den Willen des Gegenübers und hierin liegt die Essenz dieses Wertes. (vgl. Steinherr 2017:187) Wie Sie vielleicht schon vermutet haben, kann Toleranz also grundsätzlich mit den richtigen „Werkzeugen“ aufgebaut werden.

Konkrete Anregungen für das Erlernen von Toleranz im Unterricht bietet das Buch von Eva Steinherr, das Grundlage für diesen Artikel war, nämlich Werte im Unterricht: Empathie, Gerechtigkeit und Toleranz leben. Beispielsweise kann eine Geschichte zu einem bestimmten Thema (über Rassismus, Mobbing, Gender, Ausgrenzung, …) mit den Schüler*innen gelesen werden. Andere Quellen wie Bilder, Filme oder Zitate können auch herangezogen werden. Danach folgt ein offenes Gespräch in Kleingruppen oder im Plenum, die Lehrperson kann dazu Leitfragen für Anregungen auf die Tafel schreiben. Wichtig dabei ist die freie Meinungsäußerung sowie das Akzeptieren und Zuhören der Anderen.

Ein weiterer wichtiger Begriff, der oftmals aufgrund der Vielschichtigkeit des Wortes und der subjektiven Auffassung einer selbst falsch interpretiert wird, ist der Ausdruck Empathie. Laut dem Duden wird Empathie als Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen (Dudenredaktion (o. J.): „Empathie“ auf Duden online. Online unter: https://www.duden.de/rechtschreibung/Empathie (26.05.2021). Gerade im Schulalltag ist es wichtig den Schüler*innen ein klares Bild von Empathie zu vermitteln, um die Inklusion im Klassenzimmer zu stärken. Denn genau hier entstehen die ersten Konflikte und emotionalen Erfahrungen mit Personen außerhalb der Familie. Somit ist es unabdingbar genannte Werte den Schüler*innen näherzubringen.

Es ist von Bedeutung, dass Schüler*innen lernen sich in andere Personen hineinversetzen zu können und ein offenes Ohr oder Hilfe anbieten zu können. Die Herausforderung, gerade bei jungen Menschen, besteht darin sich selbst zuerst wertschätzen zu lernen, um später jemand anderen besser beiseite zu stehen. (vgl. Steinherr 2017:134)

Auch für diesen Begriff bietet die Autorin Eva Steinherr gute Vorschläge, um den Umgang mit Empathie zu erleichtern. Angefangen von Rollenspielen mit Themen bezogen auf den Alltag der Schüler*innen sowie gemeinsamer Nachbesprechung im Plenum, bis zum Analysieren von Texten, Zitaten, Bildern und Filme. Mit gezielter Fragestellung, welche zum Nachdenken anregen soll, werden diese dann gemeinsam in der Klasse besprochen. (vgl. Steinherr 2017:139)

Das Schulsystem hat sehr wichtige Aufgaben, dazu zählt nicht nur die Bildung von Wissen und Fähigkeiten, sondern auch die Werteerziehung. Dabei soll eine gemeinsame Basis im Zusammenleben erlernt werden, welche besonders die Inklusion aller Menschen anzielt. Werte wie Toleranz und Empathie spielen dabei eine ganz große Rolle. Um den Schüler*innen die Bedeutung erklärter Begriffe näherzubringen ist es wichtig als Lehrkraft davor über die Brisanz nachzudenken, zu reflektieren und vor allem dann auch wie ein Vorbild zu agieren.

 

Quellenverzeichnis:

Dudenredaktion (o. J.): „Toleranz“ auf Duden online. Online unter: https://www.duden.de/rechtschreibung/Toleranz (26.05.2021).

Dudenredaktion (o. J.): „Empathie“ auf Duden online. Online unter: https://www.duden.de/rechtschreibung/Empathie (26.05.2021).

Steinherr, E. (2017). Werte im Unterricht. Empathie, Gerechtigkeit und Toleranz leben. Kohlhammer Verlag: Stuttgart S. 122–146 & S. 184–197.

Nicht zuletzt aktuellen Entwicklungen zufolge lässt sich im Bildungs- und insbesondere im Schulkontext die Tendenz ablesen, dass die Geringschätzung kreativer und musikalischer Fächer nicht abgebaut wird, sondern im Gegenteil, mehr und mehr ins Abseits rückt. Abgesehen von der Handhabung einiger weniger Schwerpunktschulen werden die künstlerisch-kreativen Fächer spätestens ab der Oberstufe höchstens als Wahlfach (entweder Musik oder Bildnerische Erziehung) angeboten. Der Faktor für die Werteinheit einer Stunde ist unvergleichlich niedrig gegenüber anderen und steht das Ausmalen der Klasse am Plan oder muss eine versäumte Deutschstunde nachgeholt werden, soll der BE-Unterricht herhalten. „Das ist eh wie Freistunde“ — die das entbehrliche Pufferfach, so muss leidlicher Weise wohl zusammengefasst werden, was die breite Mehrheit von diesen Fächern hält. Hier muss dringend ein Umdenken passieren. Seit den 1990er Jahren werden in den Bildungswisssenschaften die 21st century skills propagiert. Bei Beschau der Liste zeigt sich, wie wichtig es besonders in der pandemischen und postpandemischen Ära wäre, dem System und den darin aktiv gestaltenden Akteur*innen von der unsäglichen Relevanz der künstlerischen Unterrichtsfächer begreiflich zu machen.

Um nur einige wichtige Schlagworte aus der Liste zu nennen seien Kreativität, kritisches Denken, kollaboratives Arbeiten, Kommunikation, Flexibilität, visual und information literacy oder Medienkompetenz erwähnt.1 Wo wenn nicht in den Künsten ist es möglich, derartige Fähigkeiten zu vermitteln?

Abgesehen von der Tatsache, ist es dringend an der Zeit, grundsätzlich die allgegenwärtigen Vermittlungsmethoden in der Vermittlung im universitären Lehramtstudium und in weiterer Folge in der schulischen Unterrichtspraxis disruptiv an die Gegenwart anzupassen. Das beginnt bei der Klassenraumstruktur. Späht man an einem üblichen Montag morgen durch das Fenster in einen „Durchschnitts-Klassenraum“ der heutigen Zeit und stellt diesem Eindruck ein Bild einer Klasse von vor 200 Jahren gegenüber, muss man erschrocken feststellen, dass sich der Modus, in dem Unterricht hauptsächlich stattfindet, im Vergleich zu jenem von damals nicht entschieden unterscheidet. Das ist eine Tatsache, die jedem und jeder, die einen Gedanken daran verliert, zu denken geben sollte, besonders uns angehenden Lehrenden. Tische, die in Reih und Glied nebeneinanderstehen, vorne das Lehrerpult – eine Gemeinschaft, deren Mitglieder zu demokratisch denkenden, selbstbestimmten Menschen erzogen werden wollen, sollte anders aussehen. Um die reaktionären Situation zu verdeutlichen sei hier mit einem Zitat Erich Kästners die Entwicklung der Telefonie in den letzten 100 Jahren erwähnt. „„Ein Herr, der vor ihnen auf dem Trottoir langfuhr, trat plötzlich aufs Pflaster, zog einen Telefonhörer aus der Manteltasche, sprach eine Nummer hinein und rief: ‚Gertrud, hör mal, ich komme heute eine Stunde später zum Mittagessen. Ich will vorher noch ins Laboratorium. Wiedersehen, Schatz!‘ Dann steckte er sein Taschentelefon wieder weg, trat aufs laufende Band, las in einem Buch und fuhr seiner Wege.“ — was heute klingt wie eine Erzählung in der man auf die Pointe vergeblich wartet, war 1931 eine unvorstellbare literarische Utopie. Heute schicken wir unseren Corona-Selbsttest in der App zum Verifizieren und überweisen noch schnell das Geld für die letzte Amazon-Bestellung — das geht jetzt noch einfacher, wegen der Face-Recognition—, bevor wir der besten Freundin snappen, dass wir uns mal wieder 10 Minuten verspäten, aber sie solle doch in dem einen neuen Café, indem wir uns treffen, weil das eine Influencerin über Insta zuletzt promotet hat, schonmal einen pink Latte mitbestellen.

Long story short: Das Ökosystem Schule ist in seinen Grundzügen immer noch im Schneckentempo unterwegs und strukturell veraltert, besonders was zeitgerechte Wissens- und Kompetenzvermittlung angeht. Um unseren Schüler*innen jenes Rüstzeug zu vermitteln, das nicht nur in der bildungswissenschaftlichen Kompetenzdebatte gefordert wird, sondern auch vor dem Hintergrund emergierender Datenmassen, Technologien und Künstlichen Intelligenzen virulent für die Herausbildung fähiger Generationen ist, müssen die musischen Fächer mehr Beachtung und Wertschätzung erfahren. In der Aneignung künstlerischer und kreativer Strategien lassen sich genau jene Qualifikationen erproben und aneignen, die zusätzlich zum allgemeinbildenden Wissenskanon wichtig für eine verantwortungsvolle, selbstbestimmte Teilhabe am Leben der Gegenwart sind.

 

 

1 https://www.aeseducation.com/blog/what-are-21st-century-skills, abgerufen am 05.06.2021

Eine Schule ohne Regeln, Vorschriften, Verboten,… klingt im ersten Moment nach einem paradiesischen Ort.

Doch würden wir unseren Kindern auch tatsächlich etwas Gutes damit tun?

Wichtig ist hier eine Klarstellung: Regeln sind nicht (ausschließlich) mit Vorschriften oder Verboten gleichzusetzen.

Regeln sind Richtlinien, Regeln sind geübte Gewohnheiten und sie sind vor allem Teil der Gesellschaft.

Für mich steht fest, dass Regeln Halt geben. Sie sind eine Art Wegweiser in meinem Leben, die mir einen sicheren Weg zeigen.

Auch in der Entwicklung spielen Grenzen und Regeln eine essentielle Rolle. Das „testen“ der Grenzen ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Kinder lernen hier wie weit kann ich gehen, wo ist meine persönliche Grenze und die des Gegenübers. Persönliche Grenzen sagen etwas darüber aus wer wir sind und welche Werte wir vertreten.

Wir lernen unsere eigenen Grenzen zu bestimmen, uns an Regeln zu halten und was es bedeutet sie zu brechen.

In Bezug auf die Schule, wurde ich, vor nicht allzu langer Zeit, in einem Gespräch mit folgender Aussage konfrontiert: „Aber bei Montessori, da dürfen die Kinder tun und lassen was sie wollen. Da gibt’s dann eine Kiste mit Spielzeug und jeder macht was er will.“

Auch in der Montessori-Pädagogik gibt es Regeln – klare, eindeutige Richtlinien. Es gibt aber weniger bzw. keine Regeln, wie die Kinder zB: die Spielzeuge in der Kiste zu verwenden haben. Die Montessori-Pädagogik bezieht sich viel mehr darauf, die Kinder ihrem Entdecker- und Forschergeist zu unterstützen und die eigene Motivation lernen zu wollen zu fördern.

Egal ob im schulischen Kontext, oder bei der Erziehung durch die Eltern, Regeln sind ein großer Bestandteil. Sie ermöglichen und sind sogar unumgänglich für ein harmonisches Zusammensein.

Sie erfordern einen überlegten Umgang. Wenn Regeln aufgestellt werden ist es wichtig zu beachten, dass sich vor allem Kinder überhaupt nur eine geringe Anzahl an Regeln merken können. Wenn wir sie mit einer Flut an Regeln überschütten gestaltet sich dies meist wenig zielführend. Somit ist es notwendig zu überdenken, welche Regeln unbedingt notwendig sind und auf welche ggf. verzichtet werden kann. Alles in allem muss immer das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen.

Während ich hier alles überdenke, stellt sich für mich die Frage: Wären wir in der Lage, ein geregeltes Leben zu führen, wenn wir selbst nie erfahren hätten, wie es ist Regeln einzuhalten?

 

Quellen:

duden.de

Rogge, J. (1999). Kinder brauchen Grenzen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag.

Baldini, L. (2020): Lehrerin einer neuen Zeit. Maria Montessori – Die schwerste Entscheidung ihres Lebens traf sie für das Wohl der Kinder, 4. Auflage, München: Piper Verlag. (leichte, aber interessante Kost J)

Im Zuge einer Diskussion über die Bedeutung von Bildung und Ausbildung sind wir zu der Frage gekommen, ob jede Lehrperson fehlerfrei rechtschreiben können muss.

Bei Lehrpersonen, die Deutsch unterrichten, wird es ohnehin als selbstverständlich angesehen, dass diese die Orthographie (Rechtschreibung) beherrschen. Doch gilt dies auch für Lehrpersonen, deren Unterrichtsfach nicht Deutsch ist?

Der Klassenvorstand der 3A mit den Fächern Geographie und Sport verschickt einen Elternbrief über die geplante Wintersportwoche. In den Text haben sich einzelne Rechtschreibfehler eingeschlichen.

Für mich ist ein Text mit, wohlgemerkt, vielen Rechtschreibfehlern ein Zeugnis von schlechter Qualität. Legt man mir ein Angebot mit zahlreichen Rechtschreibfehlern vor, so beginne ich an der Qualität der zu erbringenden Leistung zu zweifeln. Dies ist mein persönliches Empfinden und mir ist bewusst, dass das Eine nicht mit dem Anderen in Zusammenhang stehen muss.

Ich bin aber grundsätzlich der Meinung, dass jede/r und jede/r der/die eine Schule besucht hat über ein Grundwissen über die Rechtschreibung verfügen sollte. Außerdem gibt es heutzutage einige Hilfsmittel (oder andere Personen), die dabei unterstützen können. Dies wäre auch mein Vorschlag für den Klassenvorstand.

Diese Anforderungen an eine Lehrperson zeigen, dass sie einem hohen gesellschaftlichen Druck Stand halten und gerecht werden müssen. Es werden Fähigkeiten und Kenntnisse vorausgesetzt, die weit über das Fachwissen hinausgehen. Es darf dabei aber nicht unbemerkt bleiben, dass Lehrpersonen als Vorbilder für SchülerInnen fungieren.

Artikel:

Auf Kriegsfuß mit der Rechtschreibung: https://www.focus.de/familie/schule/paedagogik/auf-kriegsfuss-mit-der-rechtschreibung-lehrer_id_2109955.html

So wenig achten Deutschlands Lehrer auf Rechtschreibung: https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/grundschulen-so-wenig-achten-lehrer-auf-rechtschreibung-a-1167080.html

Wie Lehrer ihren Schülern besser Rechtschreibung vermitteln: https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrerin-wir-duerfen-rechtschreibung-nicht-mehr-als-notwendiges-uebel-sehen-a-1268706.html

Großer Kritik ist unser Bildungssystem ausgesetzt, sei es durch Reformen, die sich als überflüssig herausgestellt haben, bis hin zu lebensfernem Theoriewissen.

Die Herausforderung für ein Bildungssystem stellt sich insofern, als dass jeder Mensch, jede Schülerin und jeder Schüler, ein eigenes Individuum darstellt, mit je eigenen Begabungen, Stärken und Schwächen, Charismen und Fähigkeiten. Zusätzlich bleiben der familiäre Hintergrund, die möglichen außerschulischen Belastungen, etc. zu beachten, da jede Schülerin und jeder Schüler unterschiedliches mitbringt. Es ist daher nicht möglich jede Schülerin und jeden Schüler über einen Kamm zu scheren. Nicht nur systemisch muss ein Raum geschaffen sein, in welchem die Lehrperson auf die Schwächen und Stärken eingehen kann, um einer ganzheitlichen Bildung förderlich zu sein. Weiters soll die Schule relevante inhaltliche Basiskenntnisse in den Fokus nehmen und durch einen Modullehrplan mehr Raum für Entdeckungen und Entwicklungen individueller Talente bieten. Das Hauptaugenmerk derzeit liegt auf einer Ausbildung mit dem Ausblick auf Berufsleben oder weiterführende universitäre Bildung, jedoch nicht auf ein Leben im Allgemeinen. Themenfelder wie die Suche nach einem Arbeitsplatz oder einer Wohnung, sowie der Erhalt physischer und psychischer Gesundheit bleiben auf der Strecke. Hier stellt sich die Frage, welche Inhalte und in welchem Ausmaß diese in der Schule vermittelt werden sollten.

Wie soll man nun die Stärken von Schülerinnen und Schülern gezielt fördern?
Ihre Selbstverwirklichung unterstützend begleiten? Wie kann dies im Rahmen schulischer Ausbildung und Bildung geschehen?

 „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann, ne Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen“

Diesen Tweet verfasste 2015 eine Schülerin und macht damit besonders anschaulich deutlich, wo sich die Baustellen befinden. Priv.Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAusria, schreibt in einem Artikel sehr treffend: „Wer nicht verstanden hat, wie Wirtschaft funktioniert, der wird sich „dem System“ immer nur ausgeliefert fühlen.“[1] und plädiert damit für eine Wirtschaftsbildung im Rahmen der Pflichtschulzeit. Die Ambivalenz eines solchen Faches wird bereits durch den Titel klar, so lässt sich „Wirtschaft“ leicht als Neoliberalisierung der SchülerInnen auslegen.

Welche Fächer sind es, die überhaupt nicht gelehrt werden? Was fehlt für die ganzheitliche Bildung, die zu mündigen eigenständigen Menschen führt?

Ein Blick in die eigene Schulzeit wird uns unweigerlich an Momente des Schönen und auch an die des Schlechten führen. Das Gefühl von Versagen, wenn man sein erstes „nicht genügend“ unter einer Schularbeit liest, die mögliche Resignation, bis hin zu wütenden Tränen. Aber auch die Freude, wenn man ein Fach für sich entdeckt hat, und Fragen der Lehrperson bereits beantworten kann, noch bevor diese gestellt worden sind. Zweifelsfrei wird man auch Momente ganzheitlicher Bildung entdecken können, wenn man beispielsweise im Deutschunterricht einen Kartoffelacker anlegt und über das Wachstum, bis hin zum Verzehr, einen Dokumentarfilm dreht und schneidet. Es zeigt sich für mich hier die Möglichkeit den Unterricht zu nutzen, um mehr zu vermitteln als „Bildungsstandards“. Das banale Beispiel eines Kartoffelackers, die Arbeit mit Erde, das Filmen und Schneiden, das Besprechen des Filmes, sowie letztendlich das Kochen, haben einen neuen Horizont eingeführt und eine „1. Leistungsgruppe“ vom Höhenflug der Ausgezeichneten auf den Boden der Realität – zumindest ein Stück weit – heruntergebracht.

Was fördert uns zu einer Entwicklung, die einer ganzheitlichen Bildung gerecht wird? Haben wir unsere Stärken, die wir vielleicht in der Zeit der Pflichtschule schon entdeckt haben, heute auch verwirklicht oder über die Jahre vergessen?

[1] Köppl-Turyna; Monika; Wirtschaftsbildung ist kein Luxus; in: Couleur, Ausgabe 1, Frühling 2021, S. 12f.