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Sport ist Männersache – oder etwa nicht? Die Sportarten, die jährlich Milliardenumsätze verbuchen, welche die Öffentlichkeit mit täglichen Sportereignissen an die Bildschirme oder in Stadien, Turnhallen etc. fesselt, sind schlicht und ergreifend Männer-dominiert. Dazu gehören neben dem Fußball auch Basketball, Baseball oder American Football. Aber wieso ist das so und warum wird sich die Problematik, dass Frauen in den meisten Sportarten gegenüber den Männern benachteiligt werden, so schnell nicht ändern?

Fangen wir mit dem Fußball an, denn im Fußball ist der enorme Unterschied zwischen Frauen- und Männerfußball sehr deutlich zu sehen. Zunächst ein paar Zahlen: Lionel Messi, einer der weltbesten Fußballer, bekommt beim FC Barcelona ein Jahresgehalt von 35 Millionen Euro netto. Diese Zahl berücksichtigt weder Sponsorenverträge oder Boni etc. Im Vergleich dazu verdient die bestbezahlte Fußballerin der Welt 480.000 Euro im Jahr. Nun könnte man meinen, Lionel Messi wäre der einzige Spieler mit einem solch utopischen Gehalt. Aber schauen wir uns dazu das Gehalt eines Spielers an, der bei weitem nicht zur Weltspitze gehört: der 16-jährige Fußballer Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund bekommt ein Jahresgehalt von 350.000 Euro. Angesichts seiner bisher erbrachten Leistung von gerade einmal 802 Spielminuten in der aktuellen Saison ein wirklich fürstliches Gehalt.

Aber nun sind es nicht nur die Gehälter, die den Unterschied deutlich machen. In dem Buch von Gabriele Sobiech „Spielen Frauen ein anderes Spiel?“ von 2012 geht die Autorin genau dieser Frage aus dem Titel des Buches nach. Denn beim Fußball, der von Frauen gespielt wird, ist stets auch die Rede von „Frauenfußball“. Unterhält man (!) sich jedoch über den Fußball der Männer, bleibt es bei der Bezeichnung Fußball. Sobiech zeigt schon zu Beginn ihres Buches die Probleme auf, die wohl den stärksten Einfluss auf die großen Unterschiede haben. Zum einen die „finanzielle Abhängigkeit in einem Männer-dominierten Fußballverein“ (S.23ff.), aber auch die öffentliche Berichterstattung sowie das Desinteresse von Sponsoren in Frauenfußball zu investieren.

Leider ist es aber nicht nur der Sport selbst, bei dem Frauen benachteiligt werden. Weitere Negativbeispiele rund um den Fußball findet man auch in der Berichterstattung. Erwähnen möchte ich dazu die Reaktionen auf Claudia Neumann, die als erste Frau ein Fußballspiel kommentieren durfte. Vor allem in Sozialen Medien wurde sie größtenteils negativ bewertet. Der Grund könnte zusätzlich hier auch die gefühlte Anonymität in diesen Foren sein. Die Kommentare jedenfalls, die 2018 auf den Einsatz Neumanns bei dem Spiel Argentinien gegen Island bei „sportbuzzer.de“ nachzulesen sind, zeigen ganz deutlich die Missbilligung von Frauen im Fußball, sei es auf dem Platz oder im Umfeld. „Hysterische Frau“ oder „Eine Schande, dass eine Frau kommentieren darf“ möchte ich dazu beispielhaft erwähnen.

Diese Phänomene sind aber kein Problem, mit dem Mädchen und Jungen irgendwann quasi aus dem Nichts konfrontiert werden. Es ist vielmehr so, dass der Weg zur Diskriminierung von Frauen im Sport bereits mit den ersten sportlichen Aktivitäten in der Jugend anfängt. Nach meiner eigenen Erinnerung wird im Sportunterricht schon durch die Unterteilung von Jungen, die Fußball spielen sollen, und Mädchen die turnen dürfen, eine Erfahrungswelt aufgebaut, die eine spätere Diskriminierung für die Jugendlichen plausibel werden lässt.

Und auch die „übliche Berichterstattung“ lässt Kinder und Jugendliche leicht zu dem Schluss kommen, dass Fußball eher etwas für Männer ist. Ich erinnere mich nicht an ein Fußballspiel von Frauen, das mir durch eine mit dem Männerfußball vergleichbare Werbung und attraktive Vorberichte als besonders interessant und Besuchens wert aufgefallen ist. Die Existenz des Frauenfußballs scheint lediglich eine Fußnote im großen Geschäft des Sports zu sein.

Für uns als zukünftige Lehrer sollte es somit eine Aufgabe sein, Stereotype und Vorurteile durch Aufklärung zu vermeiden. Denn die Generationen, die wir unterrichten, können den Wandel herbeiführen, der dringend für die Gleichberechtigung benötigt wird.

Wir sollten sie daher in diesem Sinne sensibilisieren.

 

Autor: Hr. Eghbali

Quellenverzeichnis

 

 

 

 

Gendern im Alltag

Verfasserin: Hannah Staudinger

„Gendern“ ist ja ein Begriff, der uns schon über Jahre hinweg begleitet. Man unterhält sich über gendergerechte Sprache, die Gender-Pay-Gap oder warum es in bestimmten Berufssparten weniger Frauen und mehr Männer gibt und dass man Frauenquoten einführen und erfüllen muss. Doch was merken wir davon im Alltag?

Es heißt ja immer Gleichberechtigung der Geschlechter, Gleichberechtigung von Mann und Frau, und zwar in allen Lebenslagen. Nun gut… über das Thema alle Lebenslagen kann man noch einmal diskutieren, wenn man zum Thema Grundwehrdient/ Zivildienst kommt, der ja für die Männer immer noch verpflichtend, für uns Frauen allerdings nur eine freiwillige Station unseres Lebenslaufs darstellt.

Doch von dem mal abgesehen, ich will damit nicht sagen, dass es kein valider Diskussionspunkt sei, aber ich möchte mich auf andere Dinge fokussieren. Und zwar Dinge aus dem Alltag. Wie gesagt, begleitet uns Gendern ja tagein tagaus. Beginnen wir mit der Sprache. Ich finde es gut, dass in der Sprache gegendert wird, um wirklich alle Leute anzusprechen, egal welches Geschlecht sie haben, obwohl die Änderung der Bundeshymne aus meiner Sicht nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Gendern in der Sprache hat sich gerade in den letzten Jahren und Monaten extrem weiterentwickelt. Es gibt viele kritische Stimmen, die sich dann bei Fernsehmoderatoren und -moderatorinnen aufregen, weil das ja für so viel Chaos sorgt, wenn man die männliche und die weibliche Form spricht. Spricht man nämlich nur die weibliche Form, sei dies für Männer übertrieben diskriminierend. Dass man jahrhundertelang nur die männliche Form für beide Geschlechter verwendete, ist hier natürlich nebensächlich.

Grundsätzlich tut sich in der Sprache schon mal viel, was uns einen großen Schritt hin zu gendergerechtem Miteinander bringt. Doch es gibt noch so viele andere Punkte, die im Zuge dessen angesprochen werden müssen.

Von Dingen wie Gender-Pay-Gap und Frauenquoten mal ganz abgesehen. Haben Sie Werbungen im TV schon mal mit einem kritischen Auge begutachtet? Wenn ja, dann wird Ihnen wohl aufgefallen sein, dass immer noch geschlechterspezifische Klischees bzw. Rollen in Werbungen thematisiert werden. Nehmen wir z.B. Autowerbungen. In wie vielen Autowerbungen sitzen Frauen am Steuer und in wie vielen Männern? Ich würde mal sagen 10 zu 90… Anderes Beispiel wäre, um keine Markennamen zu nennen, die Werbung eines bestimmten Ladens, dessen Slogan „weil ich ein Mädchen bin“ lautet. Wäre doch ok, wenn man auch Männer in der Werbung sehen würde. Tut man das? Eher selten. Und wenn doch, dann weil der Mann irgendwas für die Frau besorgt, z.B. für den Valentinstag, Muttertag oder was auch immer so ansteht. Uns wird das „typische“ Bild von Frau und Mann schon im Kindesalter vermittelt. Natürlich bekommen wir auch die Verhaltensweisen unserer Mitmenschen mit und beginnen diese zu kopieren, doch spätestens, wenn wir als Kinder zu fernsehen beginnen und mit Werbungen konfrontiert werden, dann entwickeln sich diese Rollenbilder. Doch mal abseits von Werbung, die uns vielleicht verärgert, warum muss ich als Frau immer noch Angst haben, wenn ich im Dunkeln alleine nach Hause laufe? Warum muss ich mich als Frau immer noch unwohl fühlen, wenn ich in der Stadt an einer Gruppe Jungs vorbeigehe? Warum wird einem als Frau immer noch hinterhergepfiffen? Warum werde ich als Frau für das verurteilt, was ich anziehe und vielleicht auch noch beschimpft?

Warum sind Frauen so oft Opfer von häuslicher Gewalt? Warum werden Frauen bis heute missbraucht und das in unserem Land, in Österreich? Warum ist die Menstruation immer noch ein Tabuthema, obwohl sie uns Frauen seit Anbeginn der Zeit begleitet und in manchen Kulturen sogar als etwas Heiliges gesehen wird?

Wie man sieht: Baustellen über Baustellen, egal wo man hinsieht… Und unsere geringste Sorge ist wirklich, dass in der Bundeshymne Söhne und Töchter erwähnt werden?

Michael Kimmel versucht in seinem Vortrag die Problematik vom nicht vorhandenen Bewusstsein für Gender Equality humorvoll zu thematisieren und gibt uns einen interessanten Einblick in die Materie. Er bringt zum Ausdruck, dass es, wie es schon der Name des Vortrags vorweg nimmt, auch für Männer gut ist, wenn Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau herrscht. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die von ihm erwähnte Studie wonach die Bevölkerung in den Ländern mit der höchsten Gender Equality auch die Länder mit der glücklichsten Bevölkerung sind. Und wer könnte das nicht wollen? Scheinbar viele, da ein Großteil der Bevölkerung die Problematik von nicht vorhandener Gender Equality entweder verleugnet oder es ihnen schlicht weg egal ist, dass dieses Thema noch immer ein Problem darstellt . Keineswegs haben wir die Missstände beseitigt die die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft. Kimmel erzählt in dem Video von einer Situation die ziemlich gut unsere Gesellschaft widerspiegelt. Er erzählt von 4 weißen Männern, die sich darüber aufregten, dass eine schwarze Frau ihren Job gestohlen habe. Kimmel hob besonders eines hervor, nämlich dass die Männer davon sprachen, dass die Frauen ihnen „Ihren“ Job weggenommen haben, was impliziert, dass die Jobs ohnehin ihnen gehören müssten. Genau dieses Denken prangert Kimmel an und regt zum Nachdenken an. Wie kann es sein, dass man als Mann davon ausgeht für den Job sowieso besser geeignet oder qualifizierter zu sein? Meiner Ansicht nach ist dies das Ergebnis der Jahrhunderte langen Unterdrückung der Frau in unserer Gesellschaft. Viele Männer können oder wollen es nicht verstehen, dass ihre Besitzansprüche, ob bewusst oder unbewusst daher rühren, dass Frauen nie die Chance hatten sich endlich zu beweisen. Über Generationen hinweg  wurde so das Bild der Frau geprägt, die den Haushalt macht, sich um den Nachwuchs kümmert und keine Karriere macht. Da nun auch Frauen endlich immer mehr eingegliedert sind, fühlen sich manche Männer dadurch wahrscheinlich in ihrer Männlichkeit bedroht. Daher rührt die Ablehnung der Gleichberechtigung und die äußerst fragwürdige Haltung der Thematik gegenüber. Die Meinung, aufgrund seines Y-Chromosoms besser für einen Job geeignet zu sein, hat in unserer modernen Gesellschaft keinen Platz mehr. Ich bin zuversichtlich, dass dieses Denken nach und nach ausstirbt und es binnen weniger Generationen kein solches Denken mehr geben wird. Dies würde uns allen gut tun.

Falls ich euer Interesse für dieses Thema geweckt haben sollte, klickt auf den Link zu Michael Kimmels Vortrag. Seine humorvolle Herangehensweise habe ich besonders toll gefunden, die auch in dem hauptsächlich weiblichen Publikum gut ankam. Die Mischung aus ernster Thematik und humorvoller Umgang damit ist meiner Meinung nach auch ein guter Weg um Leute anzusprechen die sich zu diesem Thema vielleicht keinen Vortrag anhören würden. Ich freue mich über Kommentare und weiterführende Gedanken zu diesem Thema.

Anbei der Link zu besagtem Vortrag:

https://www.ted.com/talks/michael_kimmel_why_gender_equality_is_good_for_everyone_men_included

 

Gender – Diversität & Inklusion – Denise Zacherl

Homosexualität
Was haben meine Gefühle verbrochen?

Die größte Freude des 21 Jahrhunderts – die Gleichberechtigung. Solidarität im Sinne der Geschlechter, Chancengleichheit auf allen Ebenen und keine Vorurteile. Was zunächst nach einem tollen Konzept der Gemeinschaft aussieht, entpuppt sich allerdings als „zu perfekte Welt“, die es in Realität leider nie geben wird, ganz egal wie sehr man sich heutzutage dafür einsetzt. Auch wenn es schon große Fortschritte in Hinblick auf dieses Thema gab, ist die Gleichberechtigung für jeden noch weit entfernt. Doch warum ist das so? Wer ist sonst noch davon betroffen?

Während es bei der Gleichberechtigung der beiden Geschlechter Mann und Frau bisher schon große Fortschritte sowie Erfolge gegeben hat, müssen andere Menschen leider auch noch tagtäglich mit Vorurteilen, Beschimpfungen, massiven Einschränkungen oder gar Verboten leben.

Das Thema „Homosexualität“ oder „LGBTQ+“ ist für viele Menschen ein schwieriges Thema. Oftmals wird dies auch mit großen Gruppen, Demonstrationen oder Protesten in Verbindung gebracht oder schlicht und einfach nicht ernst genommen. „Das ist doch bloß eine Phase“ – argumentieren viele, die sich diese Art des Lebens nicht vorstellen oder gar akzeptieren wollen. Es sei gegen den christlichen Willen – genau genommen eine Sünde.

Doch Homosexualität ist keineswegs eine Phase, ein Verbrechen oder eine Sünde, es ist vielmehr eine Empfindung,- ein Gefühl, welches die betroffene Person nicht steuern kann. Das Gefühl der Liebe kann doch niemand kontrollieren, oder? Keiner kann sich aussuchen, in wen er sich verliebt. Ob groß oder klein, dick oder dünn oder Frau oder Mann. Die Liebe sollte ein wunderschönes Gefühl sein, das schönste der ganzen Welt. Wieso will man nun manchen dieses einzigartige Gefühl nehmen und es verbieten? Hat denn nicht jeder Glück verdient?

Auch wenn diese Fragen mit „ja“ beantwortet werden sollte, verstehen es viele schlicht und einfach nicht. Wie kann es sein, dass man das gleiche Geschlecht liebt? Dies fragen sich nicht nur Skeptiker, sondern auch Homosexuelle selbst. Bisher wurden bereits etliche Studien und Forschungen hinsichtlich der Ursachen und Gründe für die Homosexualität durchgeführt. Was zuerst genetischer Vererbung zugeschrieben wurde, ist schon längst widersagt – jedoch ohne wirkliches Ergebnis. Es kann sich auch der beste Wissenschaftler nicht erklären, was die Sache meiner Meinung nach sogar noch einmal ein Stück besonderer macht.

Doch meine Meinung teilen leider nicht alle. Homosexuelle Paare haben es auch heutzutage in vielen Lebensbereichen nicht leicht. Angefangen bei der Ehe, dem Kinder bekommen oder selbst bei dem Einreisen in bestimmte Staaten. In vielen Ländern ist die Homosexualität verboten, man kann aufgrund dessen bestraft oder gar getötet werden. „Aber das ist doch eh nicht bei uns, dagegen können wir doch gar nichts machen?“ Doch das stimmt bei weitem nicht. Auch bei uns in Österreich gibt es noch viele Einschränkungen sowie Vorurteile. Sei es das Bild der „perfekten Familie“, die traditionell aus einem Vater, einer Mutter sowie zwei Kinder bestehen, wichtigen Gesprächen, bei welchen immer Frau und Mann erwartet werden oder bei der Vergabe von Krediten. Oftmals werden nämlich „schwule“ oder „lesbische“ Beziehungen nicht als ernsthafte Partnerschaften angesehen, weshalb heterosexuelle Beziehungen immer den Vortritt erhalten. Selbst im Hinblick auf den Kinderwunsch ist es ähnlich. Obwohl sich eine Familie zu gründen bei homosexuellen Paaren als überaus schwierig erweist, werden auch bei der Adoption oder Pflegekindern heterosexuelle Paare bevorzugt.

Wenn ihr mich fragt, ist dies genauso eine Diskriminierung wie jede andere. Solch ein Kind im System wartet auf eine Familie, die sich kümmert, liebevoll mit ihm umgeht und ihm Sicherheit gibt. Meiner Meinung nach ist hierbei nicht das Geschlecht das Ausschlaggebende, sondern die Liebe, die das Kind erhält. Dies ist alles was zählt. Doch die Meisten sind hierbei leider nicht meiner Meinung. „Um ein Kind großzuziehen benötigt es eine Mutter und einen Vater.“ Doch was machen jene alleinerziehenden Elternteile, die sich allein um das Kind kümmern? Würde dies dann nicht genauso verboten gehören, da hier auch ein Elternteil fehlt?

Speziell aufgrund dieser Thematik des Kinderwunsches müssen sich homosexuelle Paare oft mit unmenschlichen Kommentaren auseinandersetzte. Alleine auf den sozialen Medien werden diese Paare oftmals mit Hasskommentaren und Beleidigungen überflutet, obwohl diese nichts Negatives verbreiten wollen. Ganz im Gegenteil, sie geben denjenigen Mut und Stärke, die ähnlich fühlen und sich in ihrem Umfeld nicht trauen, die Wahrheit zu sagen.

Doch dass viele ihre Gefühle unterdrücken und verheimlichen müssen, ist einzig und allein das Ergebnis der Handlungen unserer Gesellschaft. Diese gibt uns vor, dass ein Beziehungspaar stets aus Mann und Frau besteht. Aber wieso muss man immer Frau und Mann zusammen verbinden? Es wäre doch so viel einfacher, die einzelnen Personen in einer Beziehung „Partner“ zu nennen? Diese Bezeichnung wäre nahezu gleichmäßig und würde keine unabsichtliche Ausgrenzung zur Folge haben.

Dass dies viele als Schwachsinn abstempeln, versuche ich erst gar nicht zu leugnen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde ich sogar Zeugin eines Gespräches über genau dieses Thema. Eine Frau äußerte sich zuerst lautstark, dass sie ja grundsätzlich nichts gegen Homosexuelle hätte. In den eigenen vier Wänden stehe ihnen ja alles frei, tun und lassen zu können was sie wollen. ABER es sei ja nicht nötig, dies an die Öffentlichkeit zu tragen und es anderen zuzumuten. Sie sollten sich auf der Straße nicht küssen oder Händchen halten, schon gar nicht wenn Kinder zusehen. Diese könnten dies ja sehen und dann genauso werden. Ich finde, dass die Aussage dieser Frau jedoch klar und deutlich den Anschein gemacht, sie habe sehr wohl etwas „gegen“ jene Menschen, obwohl ihr Kommentar noch halbwegs freundlich ausgedruckt wurde im Vergleich zu vielen anderen.

Wieso aber sollten diese nicht das Recht haben, in der Öffentlichkeit „Ich liebe dich“ zu sagen, nur weil es das Gleiche Geschlecht ist? Frau und Frau oder Mann und Mann haben doch genauso einen Anspruch, sich in der Gesellschaft zu küssen wie jedes andere Paar, ohne böse Blicke zu ernten. Denn man kann das Gefühl der Liebe nicht steuern, Eltern brauchen also keine Angst zu haben, dass ihre Kinder schwul oder lesbisch werden, nur wenn sie homosexuelle Paare sehen. Kinder sollten so erzogen werden, dass dies völlig normal ist und jeder die Möglichkeit besitzt, er selbst zu sein und sich nicht dafür schämen zu müssen. Man sollte stolz auf sich selbst sein können.

Als angehende Biologielehrerin habe ich mir also zur Aufgabe genommen, genau darauf einzugehen und jedem klarzumachen, dass er etwas Besonderes ist. Und das ist speziell in der individuellen Entwicklung eines Kindes ausschlaggebend. Auch wenn ich es womöglich nicht durch persönliche Gespräche erreichen kann, werde ich es zumindest in meinen Biologiestunden versuchen. Wenn ich nun an meine eigene Schulzeit zurückdenke, habe ich etliche Stunden der Aufklärung in meinen Gedanken. Sogar Besuche im Haus der Natur sowie einige Gespräche im Rahmen eines Aufklärungsworkshops waren im Unterricht vertreten. Doch nie hat wer über ein anderes Thema gesprochen wie die Liebe zwischen Mann und Frau. Das Thema Homosexualität ist nicht einmal im Entferntesten angesprochen worden. Warum haben Jugendliche Aufklärung in hetero-, aber nicht in homosexueller Partnerschaft? Die meisten Lehrpersonen wollen dieses Thema schlicht und einfach verschweigen, so tun als ob es im Unterricht nichts verloren hätte. Fast so, als ob es dies gar nicht geben würde.

Ich möchte das zukünftig anders machen. Ich möchte dieses wichtige Thema auf keinen Fall verschweigen, sondern jedem einzelnen Kind in meiner Klasse gerecht werden und beide Arten der Aufklärung anbieten. Auch wenn Kinde in diesem Alter gerade in der Phase sind, die eigene Sexualität zu erforschen oder sich noch nicht im Klaren darüber sind, sollte zumindest jeder über Homosexualität aufgeklärt werden. Auf diese Weise möchte ich auf jeden Fall die Normalität damit verbinden und dass jede Partnerschaft anerkennt werden soll. Damit möchte ich auch mögliche in Zukunft auftretende Vorurteile so früh wie möglich abweisen und somit einen kleinen Teil dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft irgendwann Homosexualität sowie andere Mitglieder der LGBTQ+ Gemeinschaft als völlig normal ansieht und diese dieselben Chancen und Möglichkeiten haben wie auch jeder andere Mensch.

Gender Pay Gap – Wird es je minimiert werden können?

Ein Artikel des Standard „Geschlechtergerechte Verteilung von Filmfördermitteln beschlossen“, datiert mit dem 21.April 2021, verfasst von Dominik Kamalzadeh, lässt wissen, dass der Aufsichtsrat des österreichischen Filminstituts (ÖFI) eine Richtlinie mit dem 1.Juli in Kraft setzen möchte, wodurch die Frauenquote, die zurzeit bei ca. 30% im beruflichen Filmsektor liegt, deutlich angehoben werden sollte. Bis 2024 sollte hier eine Gleichstellung von Männern und Frauen erreicht sein. Und wie soll dies umgesetzt werden?
Mithilfe von Fördermitteln im Zuge des „Gender-Budgetings“. Vor allem wird hier aber noch ein konkreter Plan gefordert, da nun das Modell so ausgelegt ist, dass keine Sanktionen verhängt werden, sofern das Ziel bis 2024 nicht erfüllt ist. 

Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft, drückt nach der Bekanntgabe dieses Vorhabens aus, wie essentiell für ihn Gleichstellung sowie Diversität sind. Auch im Zuge des Festsetzens von „Gender-Budgeting“ in den beschlossenen Förderrichtlinien des ÖFI sieht er einen entscheidenden Schritt in Richtung „Gleichstellung, Chancengleichheit und Vielfalt in der Filmbranche“.

Nun, alles gut und schön. Diese Neuigkeiten lassen einen Schimmer Hoffnung für die Umsetzung der Werte Gleichstellung und Chancengleichheit durchdringen. Irgendwo muss man Initiativen setzen, um zu einem großen Ziel zu gelangen, in diesem Fall in der Filmbranche, wobei es hier auch noch an Konkretisierung fehlt. Hier sollte also nochmals betont werden, dass es nur „ein Schritt“ in Richtung Gender-Gleichheit ist, denn grundsätzlich haben wir hier noch einen langen Weg vor uns.

Wenn man nun auf der offiziellen Internet-Seite des Bundeskanzleramts den Terminus „Gender Pay-Gap“ eintippt, erfährt man unmittelbar in den ersten Sätzen: „Obwohl in den letzten Jahren Verbesserungen umgesetzt und dadurch die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede verringert werden konnten, zählt Österreich nach wie vor zu den EU-Ländern mit dem größten Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. Diese Differenz wird meist mit dem EU-Indikator Gender Pay Gap veranschaulicht. In Österreich lag der Gender Pay Gap laut Eurostat 2019 bei 19,9 Prozent, und damit deutlich über dem EU Schnitt (EU-27) von 14,1 Prozent.“

Wie wirkt das auf Sie? Was könnte diese ungerechte Verteilung von Einkommen für einen Grund haben? Wieso beziehen Männer in Österreich grundsätzlich einen höheren Lohn als Frauen?

Der besagten Internetquelle zufolge, ist ein Drittel des Gender Pay Gaps erklärbar durch Qualitäten wie „Branche, Beruf, Alter, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit und Arbeitszeitausmaß.“ Des Weiteren steht geschrieben, dass die restlichen zwei Drittel nicht statistisch auf diese Merkmale zurückzuführen sind. Ebenfalls findet sich in diesem Dokument eine Auflistung von Maßnahmen um das Gender Pay Gap deutlich zu minimieren.

Lange Rede, kurzer Sinn. Dieses Gender Pay Gap, nun vor allem in Bezug auf Österreich, ist ein Symbolstatus für unsere ungerechte, geschlechterspezifische Einkommensverteilung. Die Gründe dafür sind schwer auswertbar und können oft nicht anschaulich erklärt oder belegt werden. Ein häufig genannter Faktor wäre beispielsweise die Begründung der männlichen Überbesetzung der Führungspositionen. Frauen wären diejenigen, die grundsätzlich in Karenz gehen und aufgrund einer unterbrochenen Zugehörigkeit am Unternehmen diese Positionen nicht mehr wahrnehmen können, besser gesagt dürfen. Hier wird nämlich längerfristige Berufserfahrung und kontinuierliche Anwesenheit im Unternehmen vorausgesetzt. Das Arbeitszeitausmaß ist ebenfalls ein häufig genannter Faktor, denn Frauen könnten keine langen Arbeitszeiten realisieren, arbeiten meist in Teilzeit, da sie eine Familie haben, um die es sich „zu kümmern gilt“. Begründungen und Ausreden für diese geschlechterspezifische Einkommensverteilung scheinen kein Ende zu nehmen. Fakt ist, Frauen werden in unserer Gesellschaft immer noch aufgrund ihres Geschlechts stigmatisiert und diskriminiert, wodurch auch in vielerlei Hinsicht weniger Chancen offen stehen.

Doch vielleicht sollten wir auch die positiven Initiativen für Gendergleichheit hervorheben, die auf der Internetseite des Bundeskanzleramts angeführt sind. Zunächst steht eine Online-Plattform namens „Meine Technik“ zur Verfügung. Diese soll als „Informationsmaßnahme“ dienen, zur Erweiterung der Karriereperspektiven für Mädchen und Frauen, vor allem im „technischen und naturwissenschaftlichen“ Bereich, so steht es geschrieben. Ein weiterer angeführter Punkt: Die Realisierung von Vollzeitstellen für Frauen soll vermehrt ermöglicht werden durch den Aufbau „ausreichender und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuungs- und Pflegeplätzen“. Außerdem soll es hier noch ein kollektives EU-Projekt geben, in dem die Väter in der Erziehung ihre Rolle stärker realisieren sollten, um die Frau zu unterstützen und ihr ebenfalls mehr Chancen zu ermöglichen. Zudem gibt es Projekte wie „Frauen in Führungspositionen. Women are top!“, die gezielt versuchen, Frauen in „wirtschaftlichen Führungs- und Entscheidungspositionen“ zu sehen.

All dies klingt, wieder mal, sehr toll und hoffnungsvoll. In der Umsetzung dieser dürfte es allerdings noch Mangel geben, wie es uns die Entwicklung des Gender-Pay Gaps darstellt. Die Zukunft hält viele Möglichkeiten bereit, Schritte in Richtung Chancengleichheit und Gleichstellung von Geschlechtern zu gehen. Wir werden sehen, was passiert.

 

Erwähnte Artikel:

https://www.derstandard.at/story/2000126025858/geschlechtergerechte-verteilung-von-filmfoerdermitteln-beschlossen

https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/frauen-und-gleichstellung/gleichstellung-am-arbeitsmarkt/einkommen-und-der-gender-pay-gap.html

 

 

Verfasst von Diana Marie Thunhart und Julia Hirner

Im Vergleich zum letzten Jahrtausend gibt es heutzutage viele verschiedene Ansätze, wie an das Thema Inklusion im Bereich der Schulen herangegangen wird und werden kann. Vor allem in den letzten Jahren gab es auch immer wieder Innovativen und Schulversuche. Themen wie etwa das „Team Teaching“ waren dabei Zentrum vieler Debatten. In diesem Artikel möchten wir uns jedoch weniger auf allgemeine Schulkonzepte fokussieren, sondern vielmehr auf die Möglichkeiten der Lehrpersonen eingehen, Kindern und Jugendliche Inklusion näherzubringen. Aber auch Herausforderungen, die das Thema mit sich bringt, sowie bedenkliche Outputs von Statistiken haben wir in unsere Überlegungen mit einbezogen. 

Doch was ist mit dem Fachterminus Inklusion überhaupt gemeint? Inklusion bedeutet, dass niemand, aus welchen Gründen auch immer (oftmals Hautfarbe, Herkunft, Glaubensbekenntnis, Beeinträchtigung etc.) ausgeschlossen werden darf. Jeder Mensch ist einzigartig und das ist gut so! Wie langweilig wäre das Leben denn, wenn wir alle gleich wären? Alle haben von Geburt an verschiedene Rechte, die in der allgemeinen Erklärung für Menschenrecht festgeschrieben sind. Beispiele dafür sind: Freiheit, Gleichheit, Verbot der Diskriminierung, Recht auf Bildung usw. Jeder muss gleichermaßen an Ausflügen und Veranstaltungen teilnehmen können und es müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden wie z.B. die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer*innen und gehbehinderte Kinder und Jugendliche. Inklusion ist im gesamten Leben wichtig, nicht nur in der Schule. Doch leider sieht die Realität ganz anders aus – es gibt Hass gegen bestimmte Personengruppen oder Glaubensgemeinschaften, Dunkelhäutige Menschen werden immer noch diskriminiert und als kriminell abgestempelt, Mädchen/Frauen werden unterdrückt usw. Es muss also noch viel getan werden – doch gemeinsam können wir das schaffen und die Welt zu einem Ort machen, an dem jeder und jede gerne wohnt und so sein kann, wie er/sie ist!

Kinder sind von Natur aus neugierig und unvoreingenommen, sie urteilen nicht, sondern betrachten alles und jede/n ganz genau und stellen viele Fragen. Leider werden sie durch ihre Eltern, das Umfeld generell sowie das System Schule und auch diverse Medien beeinflusst und ihnen wird suggeriert, wer oder was richtig bzw. falsch ist. Nach und nach „erlernen“ sie so die negativen Glaubenssätze und Vorstellungen, die in unserer Welt herrschen und sie passen sich an, um dazuzugehören und gemocht zu werden. So werden sie nach und nach zu den Erwachsenen, die wir uns nicht wünschen sollten. Sie verlieren im Laufe der Zeit ihre kindliche Neugier und die Fähigkeit, keinen zu verurteilen, obwohl dies für eine Änderung der vorherrschenden Gegebenheiten so wichtig wäre. Doch ohne es wirklich zu merken, sind sie bereits im Kreislauf gefangen, der keine Sicht nach rechts oder links zulässt, wenn man nicht selber in den Mittelpunkt geraten möchte. Umso wichtiger ist es, als Elternteile bzw. als Lehrperson darauf zu achten, Vorurteile, Mobbing und Ausgrenzung immer wieder zu thematisieren und sie dadurch zu entstigmatisieren. 

Eine gute Basis dabei liefern beispielsweise Bücher und Gedichte, die genau solche Themen aufgreifen, wie z.B. „Der Rabe, der anders war“. In diesem Buch geht es um eine Gruppe von schwarzen Raben, die sich durch ihren enormen Zusammenhalt auszeichnen, bis sie eines Tages einen Raben entdecken, der so gar nicht zu ihnen passt – denn er ist ganz bunt. Auch von anderen Vögeln wie den Tauben, den Möwen, den Spatzen und der Eule wird er beäugt und als nicht erwünscht abgestempelt. Einzig der Nebel ist ihm wohlgestimmt und plötzlich ändert sich alles. Genau mit solchen Texten kann bereits jungen Kindern bewusst gemacht und aufgezeigt werden, dass niemand besser oder schlechter ist, wir sind alles Menschen, die es wert sind, auf dieser Erde zu sein und gut behandelt werden wollen und sollen.

Der Einsatz von Kinderbüchern, die Inklusion in eine kindgerechte Geschichte einbetten, ist also auch im Unterricht eine kluge Wahl, um Schüler*innen an das Thema heranzuführen. Dabei ist es jedoch wichtig, dass sich alle Kinder beziehungsweise Jugendlichen einer Schulklasse gemeinsam mit dem Thema beschäftigen sollten, nicht nur jene mit Sonderpädagogischem Förderbedarf. Ansonsten ist der unerwünschte Fall nämlich nicht auszuschließen, dass aus falsch praktizierter Inklusion plötzlich Exklusion wird. Geschieht dies, werden Schüler*innen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf wieder extra herausgehoben und mit einem Sonderstatus behaftet, welche sie wiederum vom Rest der Klasse abspaltet. Experten raten außerdem, dass inklusiver Unterricht so bald wie möglich stattfindet. Denn je jünger die Kinder sind, desto eher nehmen sie auch solch komplexeren Inhalte leicht auf und halten die Inklusions-Thematik für „selbstverständlich“. Je älter die Kinder sind, desto vorgefertigter sind ihre Meinungen und desto mehr sind sie bereits von ihrem Umfeld beeinflusst worden – was hinsichtlich der Thematik positiv oder aber auch negativ sein kann. (Werning, 2014, S.616)

Zu bedenken gibt jedoch, dass, statistisch gesehen, in der Grundstufe viel mehr Fokus auf Inklusion liegt als in höheren Bildungsstufen. Dies liegt beispielsweise daran, dass die Homogenität (welche durch Alter, Interessen, usw. erreicht wird) viel mehr gegeben ist als in höheren Bildungseinrichtungen. Dabei reicht allein der Schritt von der vierten Klasse Volksschule auf die erste Klasse Sekundarstufe I aus, um enorme Heterogenität zu erzeugen. Dies ist zwar einerseits wünschenswert, da sich die Persönlichkeit und somit auch die Interessen und Denkweisen der Kinder und Jugendlichen herauskristallisieren – in unserem reglementierten Schulsystem lässt solch eine heterogene Zusammenstellung jedoch kaum Spielraum für das Eingehen auf Einzelne, sprich auch nicht für eingehende, inklusive Pädagogik. Weitere Ursachen dafür sind beispielsweise auch der „verstärkte Fokus am Unterrichtsstoff“, die „vorgegebene Leistungsmessung“, die „fehlende Kooperationszeit“ und noch einige weitere, wie Werning (2014, S.614) schreibt. Als Grund dafür äußert der Autor: „Inklusiver Unterricht stößt da an Grenzen, wo die Aspekte der Individualisierung und Differenzierung, der integrierten Förderung und der individualisierten Bewertung nicht umgesetzt werden (können).“ (Werning, 2014, S.614) Daher ist vor allem die Einstellung der Lehrperson, welche den Unterricht gestaltet, essenziell, um so auch ‘älteren’ Lerner*innen den Sinn für inklusives Denken mitzugeben.

Alles in allem ist Inklusion also ein Thema, welches uns im Alltag sowie im Schulalltag stets begleitet und deshalb auch Kindern von klein auf mitgegeben werden sollte. Dabei gibt es viele „vorgefertigte“ Systeme, die im Unterricht angewandt werden können, aber wie sich zeigt, sind auch diese fehlerhaft. Wie so oft liegt es also an den Pädagog*innen, Kindern und Jugendlichen Inklusion (beispielsweise anhand von Literatur) zu vermitteln. Wir als Lehrperson können also auch, oder eher vor allem, in diesem Bereich eine Menge bewirken und selbst wenn es uns nicht immer möglich sein wird, sollten wir es zumindest versuchen.

 

Bibliographie:

Werning, R. (2014). Stichwort: Schulische Inklusion. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17 (4), 601-623. Wiesbaden: Springer. doi 10.1007/s11618-014-0581-7.

– basierend auf dem Text „Mensch und Verhalten“, verknüpft mit eigenen Erfahrungen

Als ich in der Schule das erste Mal mit dem Machiavellismus konfrontiert wurde, war ich geplättet. Wie konnte sich jemand trauen, ein System, das in seinen Grundzügen egoistischer und narzisstischer nicht sein könnte, stolz zu präsentieren und dann auch nach sich selbst zu benennen? Hatte Machiavelli sich als Kind nicht das Sprichwort „Was du nicht willst, dass man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu“ anhören müssen? Mit 15 Jahren zog ich den Schluss, dass es nicht an Machiavelli liegen würde, sondern an mir. Ich musste zu naiv gewesen sein, dachte ich mir. Schließlich war Machiavelli nicht nur ein erfolgreicher Wirtschaftler, sondern auch ein Pionier in seinem Feld, ich hingegen war ein unwissendes Kind, das von den echten Spielregeln der Welt nichts wusste.

Dem Bild des egoistisch handelnden Menschen – des Homo oeconomicus – begegnete ich im Laufe meiner Schulbahn noch einige Male, vor allem in Bezug auf den „allgemeinen Menschen“ in Wirtschaftstheorien. Jedes Mal aufs Neue ärgerte ich mich über meine eigene Naivität und nahm die Theorie hin, ohne sie zu kritisieren. Dies veränderte mein Weltbild nachhaltig. Im Hinterkopf hatte ich stets: Jede und jeder ist auf ihren/seinen eigenen Vorteil bedacht. Während es unbestreitbar ist, dass es Menschen mit solchen Intentionen gibt, kann man nicht von ihnen als Norm ausgehen. Auch der Text „Mensch und Verhalten“ geht auf dieses Phänomen genauer ein und belegt anhand diverser Studien die Probleme mit dem Homo oeconomicus. Er zeigt auf, dass Menschen durchschnittlich mehr als angenommen von „selbstlosen“ Motiven geleitet werden als in den gängigen Wirtschaftstheorien der vergangenen Jahrhunderte angenommen. Sie zeigen in der Regel Rücksicht auf andere und auf die Umwelt, die nicht ihrem eigenen Nutzen dienen.

Im Text wird auch erwähnt, dass Theorien das Potenzial haben, die Denkweisen der Gesellschaft zu verändern. Meine oben geschilderte eigene Meinung bestätigt diese Annahme. Wenn man diesen Ansatz auf die Schulrealität umlegt, gibt es einiges, das man als Lehrperson beachten sollte. Zum einen kann man nicht von der Schülerin oder vom Schüler als Homo-oeconomicus-ähnliches Wesen ausgehen, der/die nach dem Motto möglichst wenig Aufwand für einen größtmöglichen Nutzen agiert. Es ist anzunehmen, dass es solche Schüler und Schülerinnen gibt, aber es ist wichtig zu betonen, dass sie nicht die Norm darstellen. Auch als Lehrperson soll man daher von einer Kosten-Nutzen-Rechnung bei der Stoffvermittlung absehen und den jungen Menschen stattdessen Denkanstöße geben, die zum Reflektieren anregen. Eine weitere Erkenntnis aus dem Text beschreibt die Schwierigkeit, „den Menschen“ zu definieren und ihm gewisse Charakteristika zuzuschreiben. Vielmehr sollte man sich als Lehrperson auf die Individualität der Schüler und Schülerinnen achten.

Alle dieser genannten Maßnahmen verfolgen die Intention, eine Verallgemeinerung der Schüler und Schülerinnen zu verhindern, und somit vorzubeugen, dass sich eine generalisierte Sichtweise der Lehrperson auf die Lernenden auswirkt und deren Denk- und Verhaltensweise nachhaltig verändert.

Verfasst von Lena Frahndl

Einleitung

Das österreichische Schulsystem kann grob in drei Abschnitte unterteilt werden. Die Pflichtschule setzt sich in der Regel zusammen aus vier Jahren Volksschule, vier Jahren Sekundarstufe I und einem Pflichtschuljahr in der Berufsschule, einer höheren Schule oder einer Fachschule. Die Schule kann nach der Sekundarstufe I um die Sekundarstufe II ergänzt werden. Diese kann man wiederum kategorisieren in BHS (HAK, HWLA, BAfEP, HTL), dabei handelt es sich um berufsbildende höhere Schulen, und AHS, kurz für allgemeinbildende höhere Schulen. Diese Schulen dauern 4-6 Jahre und schließen mit der Matura ab. Im Folgenden werden drei Frauen ihre Erfahrungen im österreichischen Schulsystem beschreiben und diese kritisch beleuchten. Auch eine Kollegin aus Deutschland schildert ihre Erfahrungen im deutschen Schulsystem. Dadurch kann der Kontrast zwischen den Schulsystemen der unterschiedlichen Länder aufgezeigt werden.

 

Über die Selektivität des österreichischen Schulsystems – Erfahrungen Lena Frahndl:

Die ersten Jahre meiner Laufbahn im österreichischen Schulsystem verliefen ziemlich reibungslos. Im Rückblick lässt sich sagen, dass die Klassen durchwegs homogen waren. In der Volksschule wurden einige Kinder, die im Kindergarten noch zusammen mit uns in einer Klasse waren, in eine sonderpädagogische Einrichtung geschickt, andere kamen in die Vorschule. Das war das erste Mal, dass mir bewusstwurde: In die Schule darf nicht jede*r. Mit dem Eintritt in die Sekundarstufe I verstärkte sich diese Auffassung. Einige meiner Freunde wollten ins Gymnasium gehen, andere in eine Schule mit musischem/sportlichem Schwerpunkt. Nicht alle schafften es in ihre Wunschschule. Noch verstärkter fand dies bei der Aufnahme in die höhere Schule statt. Die Aufnahmeprüfung für die BAfEP (damals BAKIP) zog sich über Tage hinweg und nicht wenige vergossen aufgrund des hohen Drucks ein paar Tränchen. Eine Freundin von mir wusste bereits in der Volksschule, dass sie an dieser Schule maturieren wollte. Sie hatte ein Händchen für Kinder, hatte gute Noten, war sportlich, und kreativ. Sie wurde nicht an der Schule aufgenommen, da ihre musikalischen Fähigkeiten als nicht ausreichend eingestuft wurden. Ihr wurde gesagt, sie hätte in allen anderen Bereichen eine Schulnote 1 oder 2 erhalten, lediglich in Musik eine 5. Ich schaffte es an die Schule, obwohl ich mich insgeheim als viel weniger geeignet hielt. Zu diesem Zeitpunkt hinterfragte ich das österreichische Schulsystem zum ersten Mal aktiv. Wie konnte es sein, dass Leistungen so weit über Interessen gestellt wurden? Wie konnte es sein, dass alle Leistungen durch eine augenscheinlich nicht ausreichende Leistung in einem Teilbereich ungültig wurden? Wie konnte man zulassen, dass eine Momentaufnahme über die restliche Karriere entschied? Auf diese Fragen konnte ich bis heute keine zufriedenstellende Antwort finden, doch sie regen nach wie vor zum Denken an. Es ist berechtigt, diese Fragen über das gegenwärtige Schulsystem zu stellen und in weiterer Frage zu reflektieren, ob dieses leistungsorientierte Schulsystem auch in Zukunft bestehen soll. Ich persönlich hatte immer Glück, die Schule war für mich ein Durchmarsch, aber auf meinem Weg sah ich andere, die Interessen aufgaben, weil ihnen in der Schule suggeriert wurde, sie seien nicht gut genug. Wie und ob eine Reform, die weg von einem rein leistungsorientierten Schulsystem geht, möglich ist, ist unklar. Die aktuell vorherrschende, starke Selektion herunterzuschrauben wäre jedenfalls ein erster Schritt.

 

Bildung und Ausbildung im österreichischen Schulsystem – Erfahrungen Rabia Duru

Allgemein kann man sagen, dass in der Schule der Fokus auf die Bildung in einer Lehre auf die Ausbildung gelegt wird. Nach einer Ausbildung besitzt man die Fähigkeit das Erlernte auszuüben und praktisch anzuwenden. Doch die Bildung ist zweckfrei, der Wert liegt auf der geistigen Formung. Ein Gemisch aus Bildung und Ausbildung stellt die Berufsbildende höhere Schule dar, die einen theoretischen und praktischen Schwerpunkt besitzt. Ich habe acht Jahre lang ein Gymnasium, mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt, besucht. Fächer wie Biologie, Chemie, Physik, Psychologie und darstellende Geometrie und Labor zierten meinen Unterrichtsalltag. Diese Fächer wurden in der Unterstufe, wie in vielen anderen Schulen, nur theoretisch erlernt. In der Oberstufe habe ich viele praktische Erfahrungen in diesen Fächern sammeln können. In meiner Schule war daher meiner Meinung nach in der Unterstufe die Bildung im Vordergrund und in der Oberstufe eine Mischung aus Bildung und Ausbildung, obwohl es ein Gymnasium war. Es stand natürlich nicht eine Ausbildung im Vordergrund, da es keine Berufsbildende höhere Schule war. Trotzdem denke ich, dass vor allem in den Laborfächern und in der Darstellenden-Geometrie, viel Wert auf die Ausbildung gelegt wurde, damit man das Gelernte später wieder praktisch anwenden kann.

 

Bildung oder Ausbildung – Ein Gymnasium in Bayern – Erfahrungen Eva Mistur

Bildung und Ausbildung sind zwei Begriffe, die eng zusammenhängen aber keinesfalls zu verwechseln sind. Während man bei einer Ausbildung vor allem Fertigkeiten für eine spätere berufliche Laufbahn (weiter-)entwickelt, so dient die Bildung einem viel freieren Zweck. Gut trainierte Fertigkeiten in eine Gesellschaft zu bringen reicht nicht, um ein glückliches Leben zu führen. Besonders Bildung ist es, die zu eigenständigem Denken führt, die hilft Zusammenhänge zu erkennen und zu einem umfassenden Weltbild zu gelangen. In der Schule sollte daher im Idealfall die Bildung an erster Stelle stehen. Obwohl es vielerorts scheint, als würde die heutige Gesellschaft von unseren Schulen erwarten wirtschaftlich bestens ausgebildete Menschen in die Arbeitswelt hinauszulassen, kann ich mit Glück sagen, dass meine Schule den größten Wert auf Bildung legte. Ich besuchte in Bayern neun jahrelang ein naturwissenschaftliches Gymnasium mit neusprachlichem Zweig. Obwohl es auch an meiner Schule Projekttage gab, die zum Zweck hatten, einen Einblick in unterschiedlichste Berufe zu gewähren, genoss ich am meisten die Astronomie-Stunden, Kunstgeschichte in der Oberstufe, Musik, Mathematik, Fremdsprachen und vieles mehr. Ein Gedicht oder ein Gemälde interpretieren zu können, mag, je nach Berufswahl, nicht essenziell für den späteren Arbeitsweg erscheinen. Dennoch war es stets spannend sich in den unterschiedlichsten Gebieten weiterbilden zu können, ohne sich die Frage stellen zu müssen, ob dies auch nützlich sei. Ähnlich war es mit Latein, eine eigentlich tote Sprache, die mir aber spannende Einblicke in die Entstehung anderer Sprachen verschaffte. Das Stigma, dass AbiturientInnen, nicht so gut geeignet für den direkten Berufseinstieg seien, wie zum Beispiel Real- oder HauptschülerInnen, war mir bekannt. Dennoch empfand ich es als Privileg, die Schule mit großem Allgemeinwissen zu verlassen und hatte dadurch viel mehr das Gefühl, dass mir alle Möglichkeiten offenstehen. Im Unterricht erlebte ich häufig, wie meine LehrerInnen mich dazu bewegen wollten selbst nachzudenken. Besonders im Fach Religion rissen wir etliche ethische und moralisch wichtige Themen an, die meiner Ansicht nach, viel dazu beigetragen haben, dass ich heute großes Verständnis für unterschiedlichste Religionen und Kulturen aufbringen kann, weil ich viel über ihre Traditionen und Gepflogenheiten weiß. Da ich Religionspädagogik studiere, ist es mein Anliegen diesen Weg fortzuführen. Als angehende Lehrerin möchte ich meinen SchülerInnen daher ebenfalls mit auf den Weg geben, dass Lernen etwas Erfüllendes ist und dass Bildung ein Prozess ist, der in der Schule

Denise Zacherl – Blogbeitrag 2 – Schule & Gesellschaft

Wer vermittelt Bildung überhaupt?

Ununterbrochen wird darüber gesprochen, wie wichtig Bildung in unserem Leben ist. Ohne Bildung hätte man keine Chance auf einen guten Job, auf ein hohes Einkommen oder überhaupt ein zufriedenes Leben. Doch wer macht Bildung überhaupt? Wer ist dafür verantwortlich?

Das Aneignen von Bildung hat kein spezifisches Alter oder gar eine dafür verantwortliche Person. Im Großen und Ganzen ist jeder Mensch selbst dafür verantwortlich, wie er Bildung erlangt. Ob Bildung im Alltag, Bildung im sozialen Sinne oder klassischerweise die schulische Bildung. Eltern schicken ihre Kinder in eine Schule, damit sie Bildung auf verschiedensten Ebenen erhalten. Nach dem Schulabschluss sollten diese also im Stande sein, sich in vielen Gebieten und Wissensbereichen auszukennen, angefangen bei Naturwissenschaften, Mathematik oder Informatik, bis hin zur Aneignung verschiedenster Fremdsprachen.

Aufgrund der 9- jährigen Schulpflicht in Österreich kann man folglich davon ausgehen, dass jedes Kind, wenn auch in verschiedenen Ausmaßen, Wissen sowie Bildung erfährt. Aus diesem Grund passiert es in unserer Gesellschaft häufig, dass Lehrer und Lehrerinnen automatisch für den Wissenserwerb der Kinder verantwortlich gemacht werden. Wenn ein Kind gute Noten nach Hause bringt, lobt man den Schüler oder die Schülerin aufgrund der guten Leistung. Zeigt ein Kind aus derselben Klasse mit der gleichen Lehrperson jedoch ihren Eltern eine schlechte Note, wird häufig die Lehrperson dafür verantwortlich gemacht. Denn diese hat ja die Aufgabe, den Schüler und Schülerinnen etwas beizubringen und dies auch verständlich zu erklären. Eine schlechte Note ist für viele Menschen ein Zeichen, dass eine Lehrperson versagt hat – nicht aber das Kind selbst.

Doch so sollte das nicht sein. Der Beruf als Lehrperson hat in den letzten Jahren sehr an gesellschaftlichen Wert verloren. Vor allem Volksschul- oder Unterstufenlehrpersonen ist es zugeschrieben worden, dass ihre Aufgabe ja gar nicht so schwer sei. Ein bisschen singen, spielen und nebenbei ganz einfache Rechnungen durchzuführen, Buchstaben zu lernen oder über ein beliebiges Thema aufzuklären, kann gar nicht so schwer sein. Das kann doch jeder gebildete Erwachsene, oder? Früher haben dies die meisten Personen durchaus gedacht. Doch was hat die Meinung dieser Menschen geändert? Was war der auslösende Faktor? Wie so gut wie jede Antwort in der aktuellen Zeit lautet sie auch hier: Corona.

Erst durch die Corona bedingte Schließung der Schulen und anderen Bildungseinrichtungen ist es vielen erst bewusst geworden, was Lehrpersonen in ihrem Beruf überhaupt leisten. Denn von dem einen auf den anderen Tag waren diese nicht mehr verfügbar, die Eltern waren mit der Weiterbildung ihrer eigenen Kinder auf sich allein gestellt. Plötzlich hieß es nicht mehr „einfache Rechnungen oder Buchstaben zu lernen kann doch nicht so schwer sein“. Viele Erwachsenen standen nun vor einer herausfordernden neuen Aufgabe, welche sie nicht oder nur schwer zu meistern wussten. Selbst mit all den vorgegeben Aufgaben sowie Lernunterlagen der Lehrer/innen, die sie online zugeschickt bekommen haben, wussten sie nicht, wie sie ihrem Kind das nun vermitteln sollen. Wie erklärt man einem Kind, dessen Aufmerksamkeit sich nur kurz aufrechterhalten kann, und welches sich durch jede Kleinigkeit ablenken lässt, wie es 3 mal 6 rechnen soll?

Aufgrund der Corona Pandemie hat man erst bemerkt, was Lehrkräfte wirklich leisten. Sie besitzen nicht nur Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen in Form von Bildung an andere weiterzugeben. Eine Lehrperson, egal ob für die Primar- oder Sekundarstufe, muss eine vielumfassende Ausbildung absolvieren, die viel mehr Bereiche thematisiert als lediglich das jeweilige Fach oder gar Lesen und Schreibe zu können. Obwohl eine Lehrkraft laut Helmke natürlich auch wesentlich für den Aspekt der Lehrerprofessionalität, wie etwa das dementsprechende Fachwissen und die Kompetenzen, zuständig ist, erfordert das Lehren vor allem didaktische Kenntnis und das Einsetzten verschiedenster Modelle. Nur in dieser Kombination kann es demnach gelingen, einem Kind etwas beizubringen, ohne es gleichzeitig zu überfordern.

Auch die Unterrichtsplanung ist ein wesentlicher Faktor des Lehrens. Um sich für eine einzige Unterrichtsstunde vorzubereiten, arbeiten Lehrer oder Lehrerinnen oft Stunden, wenn nicht sogar Tage, denn diese muss bis ins kleinste Detail geplant werden. Bereits Bloom hat die verschiedenen Ebenen des Denkens und somit die wesentlichen Faktoren einer qualitativen und lehrreichen Unterrichtsstunde anhand eines sechs Stufen Modells in seinen bekannten Taxonomien beschrieben. Somit gliedern sich die Grundlagen des kognitiven Lernprozesses eines Kindes aufsteigend in Wissen, Verständnis, Anwendung, Analyse, Synthese sowie Beurteilung. Für eine Lehrperson heißt dies nun, eine Unterrichtsstunde so zu planen, dass jede der sechs Teile darin enthalten und somit jede Ebene gefördert wird.

Aus diesen Taxonomien sowie den davor beschriebenen Anhaltspunkten wird also deutlich, dass erklären oder vorzeigen nicht alles ist, was eine Lehrperson ausmacht. Sich Wissen über ein bestimmtes Thema anzueignen ist nicht schwer, dieses jedoch an ein Kind weiterzugeben eine herausfordernde Aufgabe. Damit möchte ich abschließend hervorheben, dass der Lehrberuf einen der wichtigsten Berufe in unserer Gesellschaft ausmacht und uns dies dank der Corona Pandemie, die ansonsten ganz und gar nicht viel Positives mit sich gebracht hat, erst wirklich bewusst geworden ist.

Literatur:
Bloom, B. (1976). Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich (5. Aufl.). Weinheim: Beltz Verlag.
Helmke, A. (2003). Unterrichtsqualität erfassen, bewerten, verbessern. Seelze: Kallmeyer.

Gerechtigkeit: Was ist das? – Teil 2

Verfasserin: Hannah Staudinger

Wer diesen Eintrag liest und den Ersten noch nicht gelesen hat, sei auf einen meiner vorherigen Blogeinträge „Gerechtigkeit: Was ist das?“ verwiesen, den ich im März gepostet habe und auf welchen ich mich im Folgenden auch beziehen werde.

Unter gerade eben erwähntem Post ließ mir Herr Eisner folgendes Kommentar: „Was bedeutet das für die Schule und für die Arbeit als Lehrer oder Lehrerin? Tangieren diese Argumente das Schulleben und die Tätigkeit als LehrerIn uns auch hier und heute in Österreich? Wie und mit welchen Konsequenzen?“.

Um noch einmal in Erinnerung zu rufen, in dem Text ging es um Vorurteile. Also: „Was bedeutet das für die Schule und für die Arbeit als Lehrer oder Lehrerin?“ Jeder Mensch hat Vorurteile, ob er will oder nicht. Vorurteile werden uns von der Gesellschaft von klein auf in den Kopf gepflanzt und auch wenn wir bewusst versuchen dagegen vorzugehen, werden wir sie wohl nie ganz los. Also wenn ich als Lehrer oder Lehrerin in eine Klasse gehe, muss ich versuchen, so neutral wie möglich zu sein und mir die Vorurteile bewusst zu machen, die ich habe. Ansonsten endet man wie die vielgehassten Lehrer, die ihre Lieblingsschüler und -schülerinnen haben, die jemanden benachteiligen, weil er Mohammed heißt oder jemand anderen bevorzugen, weil sie ein hübsches weißes Mädchen mit blonden Haaren und blauen Augen ist. Vorurteile begleiten uns tagtäglich; das ist kein Geheimnis. Die Kunst dahinter liegt darin, sie abzustellen und neutral in eine Klasse und auf die Schüler und Schülerinnen zuzugehen und sich ein Bild von ihnen zu machen, denn tun wir das nicht, werden uns unsere Vorurteile, ob bewusst oder unbewusst immer wieder „dreinpfuschen“ und dies bekommt natürlich auch die Öffentlichkeit mit, vor der wir uns dann verantworten müssen.  Um dies zu verhindern, sollten wir uns mit unseren Vorurteilen ständig konfrontieren, sie hinterfragen und wenn möglich schließlich aufgeben. Nur so schaffen wir es, neutral auf andere Menschen zuzugehen, uns ein Bild von ihnen zu machen und unser Verhalten an ihres anzupassen. Nur so kann ich als Lehrer oder Lehrerin objektiv und fair sein.

Im Folgenden bekam ich die Frage gestellt, ob uns diese Argumente im Schulleben oder in der Tätigkeit als Lehrer oder Lehrerin noch heute tangieren und wenn ja, wie und mit welchen Konsequenzen?

Ich habe in meinem vorherigen Blogeintrag ja auch über Gerechtigkeit und Chancengleichheit gesprochen, dies auch in Bezug auf Vorurteile. Ich denke schon, dass unser Schubladendenken uns auch weiterhin beeinflusst und noch lange Zeit beeinflussen wird. Nur wir alleine bestimmen, wie viel. Hören wir als Lehrperson, dass wir ein Kind zweier Langzeitarbeitslosen in der Klasse sitzen haben, dann geht man schon fast unweigerlich davon aus, dass das Kind wohl eher minderbemittelt ist und man es wohl 10 Jahre später beim Regale auffüllen im Supermarkt wiedersehen wird.

Auf den zweiten Blick allerdings, ist dieses Kind „mordsgescheit“. Haben wir das als Lehrperson erkannt, haben wir vielleicht einen zukünftigen Arzt oder Forscher gefördert, der uns das Wundermittel für Krebs bringt.

Wie viele intelligente und begabte Kinder sind schon unentdeckt geblieben und das nur aufgrund der Engstirnigkeit mancher Lehrpersonen? Wie viele zukünftige Ärzte und Ärztinnen, Forscher und Forscherinnen, Politiker und Politikerinnen oder Lehrer und Lehrerinnen haben sich nicht entwickeln dürfen, weil keiner ihr Potenzial gesehen hat?

Dies sollte als Denkanstoß an alle angehenden oder auch bereits im Dienst stehenden Lehrpersonen gehen, aber auch an alle anderen, die sich angesprochen fühlen, ihre Denkweise zu verändern. Es ist definitiv einen Versuch wert.